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Giro d’Italia Nieve gewinnt atemberaubende Königsetappe des Giro d´Italia, Garzelli holt das Bergtrikot |
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22.05.2011 | ||||||
Nieve gewinnt atemberaubende Königsetappe des Giro d´Italia, Garzelli holt das BergtrikotInfo: GIRO D´ITALIA 2011LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text Autor: Felix Griep (Werfel) Gardeccia, 22.05.2011 - Die 15. Etappe war nicht nur als Königsetappe gestaltet, sie wurde auch zum aufregendsten Tag dieses Giro d'Italia. Nach fast siebeneinhalb Stunden Fahrzeit war Mikel Nieve der strahlende Sieger und bescherte dem baskischen Euskaltel-Team den zweiten Sieg in Folge. Ein weiterer Star dieser Etappe war Stefano Garzelli (Acqua & Sapone), der die Cima Coppi auf dem Passo Giau gewann und das Bergtrikot eroberte. Da geriet fast schon zur Nebensache, dass Alberto Contador (Astana) am Schlussanstieg wieder einmal der Stärkste war und seine Gesamtführung noch weiter ausbauen konnte. 229 Kilometer, 5823 Höhenmeter und insgesamt fünf Anstiege - die Fahrer erwartete der schwerste Tag der Italien-Rundfahrt 2011 und sie füllten ihn von Anfang bis Ende mit Spannung, Action und Dramatik. So wurde die Bezeichnung "Königsetappe" diesem Rennen wahrlich gerecht.
Die Etappe begann ganz harmlos mit fast 30 flachen Kilometern, die allerdings vom Kampf der Ausreißer geprägt waren, die eine große Gruppe entstehen ließen, aus welcher der spätere Sieger kam. Emanuele Sella (Androni Giocattoli) und Johnny Hoogerland (Vacansoleil-DCM) waren die ersten Angreifer, bildeten dann mit Kevin Seeldraeyers (Quick Step), Yaroslav Popovych (RadioShack), Aliaksandr Kuchynski (Katusha) und Javier Aramendia (Euskaltel) ein Sextett, das den ersten Anstieg nach Piancavallo erkletterte. Sella erhob dort als Sieger der Bergwertung Ansprüche auf das Grüne Trikot. Elf Verfolger schlossen zu Beginn der Abfahrt auf, darunter mit Danilo Di Luca, Alberto Losada (beide Katusha) und Mikel Nieve (Euskaltel) auch Fahrer, die schon Teamkollegen in der ersten Angriffswelle dabeihatten. Der Schweizer Johann Tschopp (BMC), Carlos Sastre (Geox), Stefano Garzelli (Acqua & Sapone), Pieter Weening (Rabobank), Stefano Pirazzi (Colnago), Evgeny Petrov (Astana), Luis Pasamontes (Movistar) und Philip Deignan (RadioShack) wurden ebenso zu Protagonisten der Etappe. Jan Bakelants (Omega Pharma-Lotto), der Leader der Sprintwertung, hatte sich sehr spät entschieden, dass er auch dazugehören wollte, konnte aber 2:15 Minuten Rückstand an der Bergwertung bergab aufholen und kam als 18. Fahrer an die Spitze.
Zwischen dem Ende der Abfahrt von der ersten zum Beginn des Anstiegs zur zweiten Bergwertung lagen 50 Kilometer, welche die Gruppe zur Vergrößerung des Vorsprungs nutzte. Der stieg über die 9:08 Minuten, die Nieve in der Gesamtwertung von Alberto Contador (Saxo Bank) trennten, womit der Baske virtueller Führender des Giro war. An der Bergwertung auf dem Passo Cibiana kam es zu einem erbitterten Zweikampf zwischen Sella und Garzelli, den der Gewinner der ersten Bergwertung verlor. Auf dem Weg hinunter Richtung Anfahrt zum Passo Giau zerteilte sich die Gruppe, fand auf einer längeren leicht ansteigenden Strecke aber wieder zusammen. Liquigas hatte an diesem zweiten Berg die Arbeit begonnen und den Rückstand auf 8:30 Minuten gesenkt, steckte dann aber wieder auf, so dass die Ausreißer auf ihren höchsten Vorsprung von 10:40 Minuten kamen, bevor der prestigeträchtigste Anstieg des Giro 2011 begann. Die Chancen auf den Etappensieg waren nun sehr hoch.
Der Passo Giau auf 2236 Metern war als höchster Berg der Rundfahrt mit der Cima Coppi ausgezeichnet, die nicht nur eine heiß begehrte Trophäe ist, sondern auch viele Punkte für das Bergklassement garantiert. Als nach Cortina d'Ampezzo die Strecke steiler anstieg, wollte Hoogerland im Alleingang die erste große Geschichte der Königsetappe schreiben. Doch der Niederländer hatte den Riesen unterschätzt und überquerte ihn doch nur als Dritter. Garzelli hatte ihn überflügelt und Nieve Platz zwei geholt. Der 37-jährige Garzelli hatte sich genau diese Etappe ausgesucht und war schon zum zweiten Mal der Gipfelstürmer des Giro, hatte bereits 2009 die Cima Coppi gewonnen. Wie damals war es der Grundstein zur Übernahme des Bergtrikots. Fast eine Minute Vorsprung hatte Garzelli bei der Passüberfahrt gegenüber Nieve, den er vorerst weiter auf Abstand halten konnte. 60 Kilometer vor dem Ziel wurde am Giau auch das Rennen der Favoriten eröffnet mit einem Angriff von Joaquin Rodriguez (Katusha) und David Arroyo (Movistar). Contador setzte ein Zeichen und fuhr locker zu den beiden hin. Um Contador sammelte sich in der Abfahrt wieder eine Gruppe von etwa zehn Fahrern, aber Vincenzo Nibali (Liquigas) ließ es talwärts richtig krachen. An der Sprintwertung hatte er fast eine halbe Minute Vorsprung herausgefahren. Garzelli war an diesem Punkt gut eine Minute vor Bakelants und Nieve durchgekommen.
Erstmals ging es nach einer Abfahrt direkt in den nächsten Anstieg, den keinesfalls leichteren Passo Fedaia. Nibalis Vorstoß endete hier, weil Pablo Lastras (Movistar) Contador bei der Führung in der leicht angewachsenen Gruppe um Rosa half. Der Gesamtführende trat dann selber einmal an und brachte einige Fahrer in Schwierigkeiten, darunter Nibali, der bis zur Bergwertung eine Minute Verlust zu beklagen hatte. Die Bergwertung gewann Garzelli, der das Grüne Trikot jetzt sicher hatte, aber auch noch den Etappensieg wollte. Der einzige der Ausreißer, der darauf ebenfalls noch Chancen hatte, war Nieve, der sich 40 Sekunden hinter dem Italiener in guter Position hielt. Die Contador-Gruppe lag noch sechs Minuten zurück. Mit Beginn der Abfahrt war Nibali wieder in seinem Element und stellte tatsächlich erneut Kontakt zu Contador her. An der Spitze schmolz Garzellis Vorsprung auf nahezu alle nachfolgenden Fahrer und damit auch seine Hoffnung auf den maximalen Erfolg seiner Flucht.
Der 6,2 Kilometer lange Schlussanstieg nach Gardeccia kann mit seinen Steigungswerten locker mit dem Monte Zoncolan mithalten, zumal die zuvor durchgestandenen Qualen seine Schwierigkeit noch erhöhten. Garzelli konnte sich nicht mehr vor Nieve halten und wurde früh im Anstieg von dem Basken überholt, der Igor Anton nacheiferte, der gestern für Euskaltel den Sieg am Zoncolan holte. Im nicht ganz so steilen mittleren Teil konnte Garzelli zwar kurz wieder etwas Boden gutmachen, Nieve zog aber wieder weg und gewann am Ende mit klarem Vorsprung von 1:41 Minute. Garzelli konnte froh sein, noch Zweiter zu werden, denn von hinten kam Contador herangeflogen. Michele Scarponi (Lampre) hatte die Favoritengruppe gesprengt, aber auch er war machtlos gegen den folgenden Antritt des Giro-Dominators, der zehn Sekunden nach Garzelli das Ziel erreichte, aber auch nur sechs Sekunden gegen Scarponi herausholen konnte. John Gadret (Ag2r) und Rujano finishten etwa zweieinhalb Minuten nach Nieve, Nibali und Rodriguez waren eine weitere Minute später die Nächsten. 7:27:14 Stunden brauchte Nieve für die 229 Kilometer, der Letzte Matthew Wilson (Garmin-Cervélo) saß sogar 8:12:09 Stunden im Sattel. Tschopp wurde wie die meisten Ausreißer noch weit abgehängt, belegte mit 13:30 Minuten Rückstand aber den guten 25. Platz. Eine Überraschung war der 36. Rang von Patrick Gretsch (HTC-Highroad), der als bester Deutscher zu überzeugen wusste. Viele Verschiebungen hinter Contador, Garzelli domniert Kampf um Grün In der Gesamtwertung blieb kein Stein auf dem anderen, nur Contador weiter obenauf. Scarponi hat sich auf Platz zwei vorgeschoben und schon einen guten Vorsprung von 51 Sekunden zu dem auf Platz drei abgerutschten Nibali. Dass Contadors Vorsprung 4:20 Minuten beträgt, interessiert nur am Rande, da sowieso niemand damit rechnet, dass er noch zu besiegen ist. Gadret ist nun schon Vierter, einen Platz vor Tagessieger Nieve. Der kaschierte den Fakt, dass sein Teamkollege Anton von Platz drei auf elf fiel. Zwei Siege hat der 26-Jährige jetzt in seinen Palmarès, die Königsetappe des Giro 2011 und eine Etappe der Vuelta a España 2010. Wie vor zwei Jahren fuhr Garzelli mit dem Cima-Coppi-Sieg ins Bergtrikot und erarbeitete sich ein ordentliches Polster. 62 Punkte sammelte er, Nieve kommt auf 39, Contador auf 38. -> Zum Resultat Nach dem Mammutprogramm - nicht nur heute sondern auch dem der letzten Tage - haben sich die Fahrer den zweiten Ruhetag redlich verdient. Am Dienstag wird der Giro mit dem Bergzeitfahren nach Nevegal forgesetzt. |
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