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1970-1979 Der Kannibale ist nicht zu sättigen, verschluckt sich am Ende aber an den Franzosen
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28.06.2006

1970-1979 Der Kannibale ist nicht zu sättigen, verschluckt sich am Ende aber an den Franzosen

Autor: Text: Jannes Wellnitz (Jayjay), Statistiken: Felix Griep (Werfel)

   Anfang der 70er Jahre macht Eddy Merckx da weiter, wo er 1969 angefangen hatte. Er gewann die Tour de France. Das ganze aber nicht nur einmal, sondern insgesamt fünf Mal. 1970/71 war Joop Zoetemelk sein größter Konkurrent, der Holländer belegte zwei Mal den zweiten Platz hinter Merckx. Zoetemelks Zeit sollte aber erst wesentlich später kommen. Er musste sich das gesamte Jahrzehnt mit mehren zweiten Plätzen und einigen Top Ten Platzierungen begnügen.

   Merck gewann auch 1972 und 1974, nur 1973 "schenkte" er dem Spanier Luis Ocaña den Sieg, da er sich entschlossen hatte in diesem Jahr die Vuelta zu fahren und diese zu gewinnen. Merckx stellte in dieser Zeit diverse Rekorde auf, die teilweise bis heute nicht gebrochen sind. Zum Beispiel gewann er insgesamt 34 Touretappen. Nicht umsonst wurde und wird er immer noch der Kannibale genannt.

   Aber auch Merckx’ Zeit ging vorbei und er musste lernen, dass andere schneller waren als er. Schon 1975 verlor er im "Kampf der Giganten" gegen Bernard Thévenet mit 2 Minuten 47 Sekunden Rückstand am Ende der Rundfahrt. Getrübt wurde dieser Sieg aber dadurch, dass ein französischer Zuschauer auf dem Anstieg nach Puy-de-Dôme einen Anschlag auf Merckx verübte, indem er ihm in die Leber schlug. Die Aktion an sich kostete Merckx nur wenig Zeit, aber die Feindlichkeit der Franzosen verpasste ihm einen moralischen Schaden von dem er sich bis zum Ende der Tour nicht mehr erholte. Merckx erreicht zwar 1977 bei Thévenets zweitem Sieg noch einmal einen sechsten Platz im Gesamtklassement, aber für einen Sieg reicht es nach 1975 nie mehr, weder auf einer Etappe, noch im Gesamtklassement.

   1978 gewann dann der erst 24 Jahre alte Bernard Hinault bei seinem Tourdebüt gegen den wieder mal geschlagenen Joop Zoetemelk. Der Beginn einer weiteren unvergleichlichen Karriere. 1979 war das Endergebnis auf dem Treppchen in Paris exakt dasselbe wie 1978: Hinault vor Zoetemelk und Joaquim Agostinho, dem einzigen Portugiesen, der es je aufs Podest schaffte.

Am Rande:
- Der Belgier Lucien van Impe gewinnt das Bergtrikot in den 70ern vier Mal, insgesamt sechs Mal und stellt damit Bahamontes’ Rekord ein
- 1975 wird das weiße Trikot für den besten Jungprofi bis 25 Jahre eingeführt. Der erste Sieger war der Italiener Francesco Moser
- 1976 gewinnt van Impe auch die Gesamtwertung der Tour (natürlich vor Zoetemelk)


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Die Statistiken des Jahrzehnts:

1970
Distanz: 4366 km, Starter: 150, im Ziel: 100
1. Eddy Merckx (Bel) 119h31'49" (35,589 km/h)
2. Joop Zoetemelk (Ned) + 12'41"
3. Gosta Pettersson (Swe) + 15'54"
Punkte: Walter Godefroot (Bel)
Berg: Eddy Merckx (Bel)
Mannschaft: Salvarini

1971
Distanz: 3689 km, Starter: 130, im Ziel: 94
1. Eddy Merckx (Bel) 96h45'14" (36,925 km/h)
2. Joop Zoetemelk (Ned) + 9'51"
3. Lucien Van Impe (Bel) + 11'06"
Punkte: Eddy Merckx (Bel)
Berg: Lucien Van Impe (Bel)
Mannschaft: Bic

1972
Distanz: 3846,6 km, Starter: 132, im Ziel: 88
1. Eddy Merckx (Bel) 108h17'18" (35,371 km/h)
2. Felice Gimondi (Ita) + 10'41"
3. Raymond Poulidor (Fra) + 11'34"
Punkte: Eddy Merckx (Bel)
Berg: Lucien Van Impe (Bel)
Mannschaft: Gan-Mercier

1973
Distanz: 4140,4 km, Starter: 132, im Ziel: 87
1. Luis Ocaña (Esp) 122h25'34" (33,918 km/h)
2. Bernard Thévenet (Fra) + 15'51"
3. José-Manuel Fuente (Esp) + 17'15"
Punkte: Herman Van Springel (Bel)
Berg: Pedro Torres (Esp)
Mannschaft: Bic

1974
Distanz: 4098 km, Starter: 130, im Ziel: 105
1. Eddy Merckx (Bel) 116h16'58" (km/h)
2. Raymond Poulidor (Fra) + 8'04"
3. Vicente Lopez-Carril (Esp) + 8'09"
Punkte: Patrick Sercu (Bel)
Berg: Domingo Perurena (Esp)
Mannschaft: KAS

1975
Distanz: 3999 km, Starter: 140, im Ziel: 86
1. Bernard Thévenet (Fra) 114h35'31" (34,899 km/h)
2. Eddy Merckx (Bel) + 2'47"
3. Lucien Van Impe (Bel) + 5'01"
Punkte: Rik Van Linden (Bel)
Berg: Lucien Van Impe (Bel)
Jungprofi: Francesco Moser (Ita)
Mannschaft: Gan-Mercier

1976
Distanz: 4016 km, Starter: 130, im Ziel: 87
1. Lucien Van Impe (Bel) 116h22'23" (34,514 km/h
2. Joop Zoetemelk (Ned) + 4'14"
3. Raymond Poulidor (Fra) + 12'08"
Punkte: Freddy Maertens (Bel)
Berg: Giancarlo Bellini (Ita)
Jungprofi: Henrique Martinez-Heredia (Esp)
Mannschaft: KAS

1977
Distanz: 4092,9 km, Starter: 100, im Ziel: 53
1. Bernard Thévenet (Fra) 115h38'30" (35,585 km/h)
2. Hennie Kuiper (Ned) + 48"
3. Lucien Van Impe (Bel) + 3'32"
Punkte: Jacques Esclassan (Fra)
Berg: Lucien Van Impe (Bel)
Jungprofi: Dietrich Thurau (Ger)
Mannschaft: Ti-Raleigh

1978
Distanz: 3913,9 km, Starter: 110, im Ziel: 78
1. Bernard Hinault (Fra) 112h03'02" (34,929 km/h)
2. Joop Zoetemelk (Ned) + 3'56"
3. Joaquim Agostinho (Por) + 6'54"
Punkte: Freddy Maertens (Bel)
Berg: Mariano Martinez (Fra)
Jungprofi: Henk Lubberding (Ned)
Mannschaft: Miko-Mercier-Hutchinson

1979
Distanz: 3720,4 km, Starter: 150, im Ziel: 89
1. Bernard Hinault (Fra) 103h06'50" (36,513 km/h)
2. Joop Zoetemelk (Ned) + 13'07"
3. Joaquim Agostinho (Por) + 26'53"
Punkte: Bernard Hinault (Fra)
Berg: Giovanni Battaglin (Ita)
Jungprofi: Jean-René Bernaudeau (Fra)
Mannschaft: Renault-Gitane


Zum Goldenen Buch



Der Kannibale, sein Bezwinger im 'Kampf der Giganten' und der nächste Fünffachsieger: Eddy Merckx, Bernard Thévenet und Bernard Hinault
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Der sechsfache Sieger des Bergtrikots: Lucien Van Impe
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