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Tour de Berlin - Schiewer Gesamtsieger - Karow gewinnt Schlussetappe am Kudamm
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01.06.2009

Tour de Berlin - Schiewer Gesamtsieger - Karow gewinnt Schlussetappe am Kudamm

Info: Bildergalerie
Info: U23: Tour de Berlin
Autor: Adriano Coco



Steffen Karow (Foto, Stadler) schnappte sich in einem hektischen und gefährlichen Massensprint nach 183,4 km am Kurfürstendamm den Etappensieg auf der Schlussetappe der 57. Tour de Berlin. Fahrzeit: 4:15:40 Stunden (43,04 km/h).

Spitzenreiter Franz Schiewer (LKT, erst 18 Jahre) konnte sein gelbes Trikot ungefährdet von Attacken der Favoriten auf der Etappe Berlin-Premnitz-Berlin sicher über den Zielstrich bringen. Trikotsponsor: Heider Entsorgungstechnik. Schiewer gewann auch die Youngster-Wertung.

Das rote Trikot für den besten Sprinter sicherte sich der Niederländer Johim Ariesen (Cyclingteam Jo Piels) mit seinem zweiten Platz auf der Schlussetappe. Trikotsponsor: Berliner Sixdays GmbH.

Eine Riesen-Überraschung gelang Ismail Aksoy mit seinem dritten Platz in der Tageswertung. Ein Supererfolg beim Premierenstart eines türkischen Teams bei Berlins traditioneller U23-Pfingstsause. Warum aber mit bitterem Beigeschmack? steht weiter unten.

Das grüne Trikot für den aktivsten Fahrer erkämpfte sich der Belgier Björn Meermanns (Rock-Werchters-Chocolade-Jacques). Anders als nach der der 4. Etappe fand Meermanns diesmal den Weg zur Siegerehrung. Tikotsponsor: Thule Dach- und Radgepäckträger.

Bester Berliner Fahrer wurde Christoph Pfingsten (KED-Bianchi).

KED-Bianchi Berlin gewann die Gesamt-Teamwertung. Zweiter wurde Cyclingteam Jo Piels aus den Niederlanden, dritter die Brandenburger Mannschaft LKT (Lausitzer Klärtechnik).

Helden der Schlussetappe waren Chris Pachale (Berliner Landesteam) und der Holländer Tim Nederlof (Asito Craft Cycling Team). Den beiden gelang eine Ausreißjagd von 110 Kilometern. Erst rund 35 Kilometer vor dem Ziel wurden sie wieder vom Feld eingeholt.

Schwer stürzten drei Belgier knapp drei Kilometer vor dem Ziel fast schon auf dem Kurfürstendamm. Simon Verhamme (Rock Werchters-Chocolade-Jacques) musste sogar mit der Feuerwehr ins Krankenhaus gebracht werden.

Unfaire Rempeleien des Holländers Robin Chaigneau und des türkischen Nationalfahrers Ismail Aksoy gefährdeten die Fahrer beim Massenendsprint am Europa Center. Beide wurden dafür jeweils mit 1 Minute Zeitzuschlag und einem Bußgeld von 100 Schweizer Franken bestraft.

Zehn Plätze zurück in der Gesamtwertung fiel damit Chaigneau (Cyclingteam Jo Piels) vom fünften auf den 15. Platz, Aksoy vom 68. auf den 70. Rang.

80 von 114 auf der ersten Etappe gestarteten Fahrern kamen nach 603 Kilometern ins Ziel der U23-Fünf-Etappen-Fahrt durch Berlin und Brandenburg.


ATTACKEN UND HOHES TEMPO VOM START WEG


Erst fing es auf den 12,1 neutralisierten Kilometern über Kurfürstendamm und Heerstraße gaaanz langsam an. Einige Fahrer machten eine Pinkelpause. Ein Fahrer warf seinen Abfall ordentlich in einen Papierkorb am Straßenrand. Dann aber war Schluss mit gemütlich.

Mit einer Schärfe attackierten die Fahrer sofort von den ersten Metern an, dass sie fast auf die Autos der Jury und der Polizei auffuhren, ja beinahe schon von dem langsamen Wagenkonvoi in der Angriffslust behindert wurden.

Attackieren und schnelles Einholen der Ausreißer wechselten sich ständig ab. Das nervöse Feld ließ kaum Vorsprünge von mehr als 12/13 Sekunden zu.

Erfolgreich war dann nach fünf Kilometern der Antritt von acht Fahrern. Schnell auf 30 Sekunden wuchs der Vorsprung an von:
Van Dijk, Julian (Asito, NED)
Lutuschka, Steffen (Stadler)
Reinhardt, Theo (KED-Bianchi Berlin)
Quast, Ole (Rad Team Hamburg)
Meyfarth, Karsten (MLP Radteam)
Hartmann, Peter (Jenatec Cycling)
Sydlik, Ben (Team EGN-Rose)
Tucholl, Julian (Berliner Landesteam)

Bei etwa Kilometer 20 fielen zuerst Lutuschka, Hartmann und Tucholl zurück. Kurz darauf schluckte das heranrasende Feld bei Fahrland die ganze Fluchtgruppe.

Sofort riss eine neue Gruppe aus. Die zwölf Fahrer:
Gründer, Martin (LKT)
Nederlof, Tim (Asito)
Van Dijk, Julian (Asito)
Bodenschatz, Florian (Stadler)
Thömel, Tino (KED-Bianchi Berlin)
Van Blanken, Mart (Jo Piels)
Quast, Ole (Hamburg)
Reinhardt, Theo (KED-Bianchi Berlin)
Matzka, Ralf (Cycling Sports SUI)
Sydlik, Ben (Team EGN-Rose)
Verhamme, Simon (Chocolade-Jacques)

Gestellt
wurde die Gruppe nach rund sieben Kilometern der maximale Vorsprung hatte 26 Sekunden gezählt.

Wieder rissen sofort wieder Renner aus, hatten schnell 20 Sekunden herausgefahren, wurden aber nach vier Kilometern bei Kilometer 32 schon wieder eingeholt. Es waren:
Meermanns, Björn (Chocolade-Jacques, grünes Trikot)
Lütters, Frank (Team EGN-Rose)
Forke, Sebastian (LKT)
Luyt, Dennis (Asito, Zeitfahrsieger)
Albasini, Lucca (Cycling Sports SUI)
De Bekker, Maurice (Jo Piels)
Pachale, Chris (Berliner Landesteam)

Und wieder ging die wilde Jagd nahtlos weiter. Diesmal sprinteten bei Ketzin (etwa Kilometer 30) aus dem Feld:
Pachale, Chris (Berliner Landesteam)
Nederlof, Tim (Asito)

Im Nu wuchs der Vorsprung des 18jährigen Berliners und des 22jährigen Holländers von 18 Sekunden auf mehr als eine Minute an.

Prämie Nr. 1 in Roskow gewann Pachale vor Nederlof. Den Spurt des Feldes gewann Gründer (LKT)

Ein kurzer Verfolgungsversuch Samuel Oberländer (MLP) bei etwa Kilometer 42 blieb erfolglos. Denn die LKT-Mannschaft vom Träger des gelben Trikots, Schiewer, kontrollierte das Feld wie schon auf der vierten Etappe in Birkenwerden und schickte Gründer hinterher.

Während zwischen Gortz und Bagow Pfingst-Ausflügler in die Kirschbäume kletterten und eimerweise die reifen prallroten Früchtete pflückten, stürmten Pachale und Nederlof bei starkem Rückenwind immer weiter vor und bauten den Vorsprung auf mittlerweile 4:40 Minuten aus.

Prämie Nr.2 in Radewege (km 57,6) holte sich wieder Pachale vor Nederlof. Den Sprint des Felde holte sich wieder der schnelle Holländer Ariesen und zog sich somit sein rotes Sprinterrikot immer fester auf die Schultern.

Rund fünf Minuten vor dem Feld erreichten Pachale und Nederlof Premnitz (78,9 km) und wurden von hunderten Fans auf der Steinbogenbrücke an der Stadteinfahrt jubelnd begrüßt.

Prämie Nr. 3 auf den zwei Runden in der ehemaligen DDR-Textilstadt (Wolpryla) sicherte sich wieder Pachale vor Nederlof und Ariesen der 5:30 später wieder den Sprint des geschlossenen Feldes gewann.

Mit sechs Minuten bei Kilometer 87 hatten die beiden flott radelnden Ausreißer ihren größten Vorsprung erreicht. Von da an gings bergab. Bei dem starken Gegenwind auf der Rücktour nach Berlin war das Feld einfach im Vorteil gegenüber den beiden. Aber sie kämpften beherzt weiter.

Prämie Nr. 4 in Radewege (112,3 km) holte sich erstmals Nederlof vor Pachale fünf Minuten später gefolgt von Ariesen (Feld).

Auf einer malerischen günen Weide gesäumt von himmelblauen Kornblumen und knallrotem Klatschmohn mümmelten braungescheckte Kühe gemütlich Gras doch für Pachale und Nederlof wurde es immer ungemütlicher. Jetzt waren sie schon 90 Kilometer alleine unterwegs und der Vorsprung schmolz rapide.

Prämie Nr. 5
(letze) in Roskow (129,3 km) gewann Nederlof vor Pachale. 3.40 Minuten später folgte diesmal der Pole Piotr Polus als erster des Hauptfeldes.

Gelaufen schien die Ausreißaktion als sich Pachale und Nederlof bei Kilometer 142 die Hände reichten und sich zu der gemeinsamen Jagd über 100 km bei Ketzin die Hände schüttelten. Das Feld war schon in Sichtweite.

Aber Nederlof wollte es noch einmal wissen. Trat an und fuhr alleine weiter. Pachale erreichte noch einmal das Hinterrad des Holländers, musste sich dann jedoch geschlagen geben.

Wacker stemmte sich der windgewohnte Holländer noch eingige Zeit in die Pedalen und gegen den Vorderwind. Doch dann schluckte das heranrasende Feld auch ihn.

Und sofort startete Tom Relou (Gesamtzweiter, 19 Sekunden Rückstand, Jo Piels) bei Kilometer 146 den einzigen gefährlichen Angriff der Etappe auf das gelbe Trikot von Schiewer. Der Schweizer Albasini setzte hinterher.

Ein kluger Konter von Schiewers LKT-Team durch Timon Seubert anullierte jedoch Relous beherzten letzten Angriff auf die starken Brandenburger.

Die Angriffslust blieb jedoch ungebremst. Jetzt konnten dem Feld davon fahren:
Dennis Luyt (Zeitfahrsieger, Asito, NED)
Stefan Müller (Berliner Landesauswahl)
Klöpping Marten (MLP)
Tino Meier (als Beobachter von LKT, der keine Führungen übernahm)

37 Sekunden betrug der Vorsprung des Quartetts in Groß Glienicke (162 km) am Eingangsschild von Berlin waren es noch 30 Sekunden. Trotz des sinkenden Sekunden-Vorsprungs von 16, 13, 10 hielten die vier auf der Heerstraße noch den Verfolgern stand. Aber zehn Kilometer vorm Ziel (173 km) wurden sie endgültig vom Feld geschluckt.

So raste mit einzelnen nervösen Attacken und einem Sturz das geschlossene Feld zum Massensprint auf den Kurfürstendamm.

Etappensieger Steffen Karow (Stadler): "Ich hatte viel glück und brauchte gar nicht anzutreten. Ich musste nur einfach die hohe Geschwindigkeit bis zum Zielstrich weiterhalten, auf die mich mein Team um Anfahrer Alexander Sterz gebracht hatte. Taktisch klug klemmte sich Sterzim Finale ansHinterrad von Vortagessieger Marguet aus der Schweiz."


Tagesheld Chris Pachale aus Berlin: "Trotz des guten Zusammerspiels mit Tim Nederlof auf unserer langen Alleinfahrt, bin ich sauer auf den Niederländer. Wie hatten uns die schwere Arbeit und unsere Tagesziel fair geteilt. Ich spezialisierte mich auf die Wertungen, Nederlof auf das grüne Trikot für den aktivsten Fahrers."

Pachale weiter: "Das klappte aber nur bis zur dritten Prämienspurt. Beim vierten und fünften griff mein Ausreißkollege scharf an, das kostete zusätzlich zum Gegenwind viel Kraft.

Als er dann, kurz bevor das Feld gleich ganz dran war, nach unserem Handschlag gegenseitiger Anerkennung für die gemeinsame Leistung plötzlich noch einmal antrat, verstand ich die Welt nicht mehr. Einmal setzte ich noch nach, dann musste ich ihn ziehen lassen."

Unglücklich und geknickt war der jungenhafte 18jährige Pachale nach der Superleistung, weil es auch Kritik an seiner Fahrweise gab.

Glücklich war Pachale (Nr. 165) vor Allem, weil er es schaffte am Ende des Feldes als Letzter (80.) ins Ziel zu kommen, obwohl er einige Male schon den Anschluss verloren hatte. "Nummer 165 ist back again hieß es dann" im Tourfunk des Begleitkonvois.

Der größte
Favorit Berlins auf das gelbe Trikot war Christoph Pfingsten. Der KED-Bianchi war darum auch gar nicht zufrieden mit der Schlussetappe: "Mit 40 Sekunden Rückstand auf den Gesamtspitzenreiter Schiewer hatte ich noch reele Siegchancen am letzten Tag.

Doch die wichtigen Zeitgutschriften für dieses Ziel kassierten die Ausreißer. Trotzdem fuhr unser Team stark. Anfangs waren wir in allen Fluchtgruppen dabei. Den Vorstoß von Relou kurz vor Berlin konterte Seubert bestens. Zu guter Letzt hatte ich im Schlusssprint aber auch noch echtes Pecht, als meinem Anfahrer Tino Thömel drei Kilometer vorm Ziel Speichen rissen."



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Steffen Karow, Sieger, 5. Etappe, 57. Tour de
Steffen Karow (Stadler) reißt am Ziel auf dem Kurfürstendamm die Arme hoch und schreit seine Freude heraus über seinen Sieg auf der Schlussetappe Berlin-Premnitz-Berlin. 57. Tour de Berlin Foto: Adriano Coco

Sieger Karow, Ariesen, Aksoy, 5. Etappe, 57. Tour de
Steffen Karow (Stadler) reißt am Ziel auf dem Kurfürstendamm die Arme hoch und schreit seine Freude heraus über seinen Sieg auf der Schlussetappe Berlin-Premnitz-Berlin. Mit dem zweiten Platz sichert sich der Niederländer Johim Ariesen (Cyclingteam Jo Piels) das rote Trikot für den besten Sprinter. Einen Überraschungscoup landete der Türke Ismail Aksoy mit seinem dritten Platz. 57. Tour de Berlin. Foto: Adriano Coco

Sieger Karow, Ariesen, Aksoy, 5. Etappe, 57. Tour de
Steffen Karow (Stadler) reißt am Ziel auf dem Kurfürstendamm die Arme hoch und schreit seine Freude heraus über seinen Sieg auf der Schlussetappe Berlin-Premnitz-Berlin. Mit dem zweiten Platz sichert sich der Niederländer Johim Ariesen (Cyclingteam Jo Piels) das rote Trikot für den besten Sprinter. Einen Überraschungscoup landete der Türke Ismail Aksoy mit seinem dritten Platz. Im Hintergrund die ruine der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. 57. Tour de Berlin. Foto: Adriano Coco

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Der Brandenburger Franz Schiewer (LKT) genießt die Doppelküsse für seinen Doppelsieg. Gleichzeitig mit der Gesamtwertung gewann der erst 18jährige auch die Youngster-Wertung. 57. Tour de Berlin, 5. Etappe, Berlin-Premnitz-Berlin (183,4 km). Foto: Adriano Coco


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