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Tour de France - Der Mythos Mont Ventoux
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20.07.2009

Tour de France - Der Mythos Mont Ventoux

Info: TOUR DE FRANCE
Autor: Patrick Schröder (PS)




Der Mythos Mont Ventoux ist vielerlei Hinsicht berühmt. Er ist nicht nur der Berg, von dem man Alpen und Pyrenäen sehen kann. Er ist für Radsportfans vielmehr der Berg der Berge. Der kahle Berg, wo Helden geboren werden und alle über ihre Grenzen gehen müssen. Es ist eine der Stätten, wo jeder Radprofi einmal oben auf dem Podest stehen möchte. Hier werden Legenden geboren, aber das nicht nur im positiven Sinne. In diesem Jahr wird mindestens einer hinzukommen, wenn die 20. Etappe der Tour de France 2009 auf dem Gipfel des Giganten der Provence endet.

Mitten aus der Ebene ragt der Ventoux in den Himmel hinauf. Rund herum befindet sich fast nur flache Ebene. Doch dann erhebt sich der Mont Ventoux. An seinem höchsten Punkt sogar auf 1912 m. Inzwischen ist er vor allem wegen seines kahlen Gipfels bekannt. Der ehemalige Baumbestand wurde für den Bau einer Seeflotte verwendet. Für den Radsport ein Segen, denn so kann der Wind erst eine so entscheidende Rolle bei Etappenankünften spielen.

Das erste Mal wurde der Mont Ventoux vor 58 Jahren befahren. Damals überquerte man den Col des Tempêtes auf dem Weg von Monpellier nach Avignon. Der erste auf dem Gipfel war damals ein Franzose mit Lucien Lazarides. Ein Jahr später schon stand der legendäre Anstieg zum zweiten Mal auf dem Programm. Damals ging es von Aix-en-Provence nach Avignon. Ein Tag vorher war der Etappenstart in Monaco. Damals waren es zwei Tage, die die Fahrer von Monaco bis zum Ventoux brauchten. Dieses Jahr werden es fast drei Wochen sein. Gleiches galt für das Jahr 1955, wo es auch zwei Tage waren. Nach 1955 standen Monaco und der Mont Ventoux auch nicht noch einmal gleichzeitig im Programm. Erst 54 Jahre später wieder und diesmal als zwei entscheidende Punkte.

Im Jahre 1958 wurde der Mont Ventoux zum ersten Mal als Bergankunft erklommen. Damals in Form eines Einzelzeitfahrens. Startort Bédoin und wie auch alle anderen Einzelzeitfahren bei der damaligen Austragung gewann der Luxemburger Charly Gaul. Er war der erste Sieger auf dem heiligen Berg. Bisher hat noch kein weiterer Luxemburger den Sieg auf dem Ventoux holen können. In diesem Jahr hat das kleine Land sogar drei Chancen. Andy Schleck, Frank Schleck und Kim Kirchen und vielleicht kann nach Charly Gaul im Jahre 2009 wieder ein Luxemburger die Tour gewinnen.

Die 14. Etappe im Jahre 1965 endete wieder auf dem windigen Berg. Raymond Poulidor ließ die Franzosen damals jubeln, als er seinem Widersacher Felice Gimondi davon fuhr. Er siegte als erster Franzose aber schaffte es am Ende nicht die Tour zu gewinnen, aber fast hätte es hier die Wende gegeben.

Der Mont Ventoux wurde im Jahre 1967 zum tragischen Höhepunkt der Tour de France. Auf der 13. Etappe von Marseille nach Carpentras wurde der Col de Tempêtes überquert. Tom Simpson attackierte damals aus dem Feld heraus und fuhr davon. Im späteren Verlauf wurde er wieder überholt und brach 2 km vor dem Gipfel zusammen. Er wollte aber unbedingt das Rennen fortsetzen und stieg wieder aufs Rad. 500 m später fiel er bewusstlos vom Rad und starb. Der Grund: Er hatte mit Alkohol und Amphetaminen gedopt. Noch heute steht ein Gedenkstein kurz vor dem Gipfel des Mont Ventoux, der an den tragischen Helden erinnert. In diesem Jahr werden die Fahrer diesen Stein rund 170 km vor dem Ende der Tour passieren und das in der entscheidenden Phase. Hier wird wahrscheinlich schon feststehen wer die Tour de France 2009 gewonnen hat.

Auch 1970 wurde der Ventoux einem Fahrer fast zum Verhängnis. Und zwar dem vielleicht komplettesten Fahrer aller Zeiten: Eddy Merckx. Er hatte sich so sehr verausgabt, dass er nach der Zieldurchfahrt einen Schwächeanfall erlitt. Er musste mit Sauerstoff beatmet werden. Selbst einem der größten Rennfahrer hat dieser berg alles abverlangt, aber auch er konnte sich in die Siegerliste eintragen. Er gewann auch später die Tour zum zweiten Mal. Als der kahle Berg 1972 zum nächsten Mal auf dem Programm stand, gewann am Ende auch wieder der Kanibale. Die Etappe konnte aber ein Franzose gewinnen. Bernard Thévenet trug sich als weiterer Franzose in die Siegerliste ein und das am Tag vor dem Nationalfeiertag.

1974, als Merckx zum fünften Mal die Tour de France gewann, wurde der Riese der Provence „nur“ überquert. Damals war ein Spanier mit Gonzalo Aja als erster auf dem Gipfel. Die Etappe, die später in Orange endete gewann Jozef Spruyt. In den folgenden Jahren gab es dann eine längere Pause für den Mont Ventoux. Erst im Jahre 1987, als der Tourstart in West-Berlin war, besuchte man wieder den heiligen Berg in Form eines Einzelzeitfahrens. Die 36,5 km fuhr wieder ein Franzose am schnellsten. Jean-François Bernard übernahm somit auch das gelbe Trikot, welches er aber am darauf folgenden Tage wieder an Pedro Delgado abgeben musste.

1994 war das erste und einzige Jahr als der Mont Ventoux passiert wurde und der Sieger der Etappe auch der erste auf dem Ventoux war. Eros Poli war damals auf der Etappe von Montpellier ach Carpentras erster auf dem windigen Berg und im Ziel. Dies war auch die letzte Überquerung des Mont Ventoux. Seitdem gab es nur zwei Bergankünfte. 2000 war es der Pirat, der 7 km vor dem Gipfel den Anschluss an die Spitzengruppe um Lance Armstrong verlor, sich dann aber wieder heran kämpfte. Er setzte sich mit dem späteren Toursieger ab und bekam den Sieg auf dem Mont Ventoux geschenkt. Bisher konnte sich der 7-malige Toursieger noch nicht in die Siegerliste eintragen. Vielleicht macht er es in diesem Jahr? Wenn er seinen ersten Etappensieg auf dem Mont Ventoux holt und gleichzeitig den achten Toursieg.

2002 war es nämlich wieder ein Franzose. Richard Virenque setzte sich früh im Rennen mit einer Ausreißergruppe ab und fuhr den Mont Ventoux alleine hinauf und fuhr zu einem triumphalen Solosieg. Er wurde an diesem Tag zum Helden der Franzosen mit seinem Solosieg hinauf auf den Riesen der Provence. Seitdem stand der Mont Ventoux nicht wieder im Programm der Tour de France. In diesem Jahr ist es wieder soweit. Die 20. Etappe von Montélimar wird nicht nur auf dem heiligen Berg enden, sondern sie wird auch die Entscheidung bringen über den Gesamtsieg der Tour de France 2009. Wer hier oben das gelbe Trikot sich überstreifen lassen kann, wird höchstwahrscheinlich auch die Tour in Paris gewinnen. 24 Stunden trennen den Sieger von hier aus bis zum Champs-Élysées. Der Mythos Mont Ventoux wird in diesem Jahr um ein weiteres Kapitel erweitert. Das 14. Kapitel erwarten wir mit Spannung wenige Tage vor Tourstart.





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