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Die deutschsprachigen Starter bei der Tour de France 2009 - der Rückblick!
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27.07.2009

Die deutschsprachigen Starter bei der Tour de France 2009 - der Rückblick!

Info: TOUR DE FRANCE
Autor: Jörg Schröder (Links2003)



Paris, 27.07.2009 - An dieser Stelle blickt Live-Radsport auf die gestern zu Ende gegangene Tour de France 2009 zurück und beleuchtet dabei die Leistung der deutschsprachigen Fahrer in den vergangenen drei Wochen. Heraus stachen dabei sicherlich die Etappensieger Heinrich Haussler und Fabian Cancellara, der nebenbei auch noch für eine Woche das Gelbe Trikot tragen durfte. Aber auch Tony Martin sorgte für Furore, nicht nur mit seinem 2. Platz auf dem Mont Ventoux am vorletzten Tag.

Tageswertungen: Die Deutschen | Die Schweizer | Die Österreicher


Die deutschen Starter:

Gerald Ciolek (Milram)
Bei seiner zweiten Tourteilnahme tat sich der Puhlheimer genauso schwer wie in der gesamten bisherigen Saison. Sieben Top-10-Resultate können sich sehen lassen, in den Sprints war er aber gegen seinen letztjährigen Teamkollegen Mark Cavendish wie alle anderen endschnellen Männern machtlos. Auf dem Champs-Élysées zum Abschluss schaffte er einen respektablen 4. Platz, nachdem er zwei Tage zuvor mit Rang 3 sogar einen Podestrang erringen konnte. Sein Milramteam vertraute stets auf seine Stärke und beteiligte sich als eines der wenigen Teams in den Sprintvorbereitungen. Auf der 14. Etappe versuchte er seine Chance als Ausreißer auf dem Weg von Colmar nach Besançon. Nach schweren 199 Kilometer konnte er jedoch nicht mehr um den Sieg mitkämpfen und musste so zur Enttäuschung seines Teamchefs mit Rang 10 vorlieb nehmen.

Markus Fothen (Milram)
Vor ein paar Jahren kämpfte der frühere U23-Zeitfahrweltmeister noch bis zum Schluss um das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers, mittlerweile ist Markus Fothen nur noch ein Schatten seiner selbst. Vom einstigen Hoffnungsträger auf eine vordere Platzierung in der Gesamtwertung bei einer großen Rundfahrt ist ein Teamhelfer geworden, der bei der Frankreichrundfahrt in diesem Jahr nicht groß auffiel und oft seinen Teamkollegen in den Bergen nicht lange beistehen konnte. Seinen großen Auftritt hatte er auf der 12. Etappe mit Ziel in Vittel. Gegen Nicki Sörensen hatte er an diesem Tag wie seine Fluchtkollegen allerdings keine Chance, im Sprint um die weiteren Plätze errang er immerhin Rang 4, nachdem er sich unterwegs bei allen Zwischenwertungen zurückgehalten hatte und so die Chance auf ein paar Euro für die Mannschaftskasse verschenkt hatte.

Johannes Fröhlinger (Milram)
Bei seiner Premiere in Frankreich konnte Johannes Fröhlinger bereits in den Alpen auf sich aufmerksam machen. Auf der ersten Bergetappe der Rundfahrt von Barcelona über 224 Kilometer mit Bergankunft in Andorre Arcalis konnte er mit weiteren Fluchtkollegen die Favoriten auf Abstand halten und um den Tagessieg mitkämpfen. Am Ende reichte es für den ausgezeichneten 3. Tagesrang hinter Sieger Brice Feillu. Danach rückte Fröhlinger wieder in die Helferrolle, fiel nicht weiter großartig auf und schaffte das große Ziel aller Neulinge: Die Ankunft in Paris.

Linus Gerdemann (Milram)
Als große deutsche Hoffnung für die Gesamtwertung ging Linus Gerdemann an den Start. Immerhin hatte er vor zwei Jahren mit einem Etappensieg das Gelbe Trkot erkämpfen können. Wie die gesamte Saison lief es in Frankreich jedoch alles andere als wunschgemäß. Gleich im Teamzeitfahren musste er viel Rückstand hinnehmen, aber auch in den Bergen war er gegen die Besten chancenlos. Rang 24 mit mehr als 38 Minuten Rückstand auf Sieger Alberto Contador entsprechen nicht den eigenen Ansprüchen, zumal er mit Christian Knees noch einen Teamkollegen passieren lassen musste. Immerhin zeigte er sich in den Pyrenäen kämpferisch mit Attacken und Ausreißversuchen, erfolgreich verliefen diese jedoch nicht.

Simon Geschke (Skil-Shimano)
Als Neo-Profi war die Nominierung für die Tour schon eine riesen Sache für den jungen Deutschen. Simon Geschke, aufgrund seiner Bergqualitäten überraschend für das Tourteam nominiert, musste allerdings erkennen, dass die Tour härter ist als andere Rennen. Wie sein ebenfalls das erste Mal eingeladene Team Skil-Shimano musste er viel Lehrgeld zahlen. Zwar versuchte er mehrmals den Sprung in Ausreißergruppen, hatte dabei jedoch keinen Glück. Das Beenden seiner ersten großen Rundfahrt ist jedoch schon ein Erfolg.

Bert Grabsch (Columbia-HTC)
Der Zeitfahrweltmeister wusste, was er in Frankreich zu tun hatte. Zusammen mit Bernhard Eisel war er stets der erste Fahrer von Columbia, der den Ausreißergruppen hinterher fahren musste um einen Sprint für seinen Kapitän Mark Cavendish zu ermöglichen. Mit 6 Siegen hatte er im Team viel zu feiern und wurde so für seine harte Arbeit belohnt, von dem es in diesem Jahr nicht zu wenig gab. Die Zeitfahren waren vom Profil her für den kräftigen Bert Grabsch jedoch etwas zu schwer, so das ein erhoffter Spitzenplatz nicht heraussprang.

Heinrich Haussler (Cervélo TestTeam)
Im Team des Vorjahresgesamtsiegers Carlos Sastre war der Deutsch-Australier der Sprinthelfer von Thor Hushovd, der neben dem Grünen Trikot auch einen Etappensieg erringen konnte. Selbst durfte der endschnelle Haussler nicht in die Sprintentscheidungen eingreifen. Dafür ergriff er auf der verregneten 13. Etappe von Vittel nach Colmar über 200 Kilometer die sich bietende Chance und erkämpfte sich mit einer starken Leistung als Solist mit mehr als 4 Minuten Vorsprung in den Vogesen den einzigen deutschen Etappensieg in diesem Jahr. Damit war die Tourteilnahme ein voller Erfolg und eine Bestätigung der guten Leistungen im Frühjahr.

Andreas Klier (Cervélo TestTeam)
"Unauffällig" beschreibt den Tourauftritt von Andreas Klier am besten. Der Klassikspezialist war Teamhelfer für die Sprinter und Carlos Sastre in den flachen Abschnitten und erreichte am Ende auch Paris. In den Bergen war vom Wahlbelgier erwartungsgemäß nichts zu sehen.

Andreas Klöden (Astana)
In einem starken Astanateam konnte sich der Deutsche erstaunlich gut behaupten. Nachdem Ausscheiden von Levi Leipheimer musste er noch mehr für Lance Armstrong und Alberto Contador arbeiten und erwies sich bei deren internem Zwist als loyaler Helfer für beide Parteien. Am Ende verfehlte er als 6. nur um eine Minute den erneuten Sprung aufs Siegerpodest. Auch durch seine starke Leistung schafften es beide Teamkollegen auf die Plätze 1 und 3 und so erntete er viel Lob, so dass der Wahlschweizer trotz vor allem in Deutschland erhobener Dopinganschuldigungen auch im kommenden Jahr in einem starken Teams unterkommen dürfte.

Christian Knees (Milram)
Als Helfer von Linus Gerdemann und Gerald Ciolek in die Tour gestartet, fand der Kölner in den Bergen einen guten Rhythmus und belegte so letztlich einen hervorragenden 21. Gesamtrang – drei Plätze vor Gerdemann! Er trat kaum in Erscheinung, fuhr stets gewohnt unauffällig, verdiente sich aber ein dickes Lob seiner Teamführung.

Sebastian Lang (Silence-Lotto)
Im nicht erfolgsverwöhnten Silence-Lotto-Team fiel der Deutsche nicht sonderlich auf. Trotz schwerer Verletzung im Vorfeld noch in den Tourkader gerutscht, musste der gute Zeitfahrer gleich zu Beginn eine schwere Niederlage im Mannschaftszeitfahren hinnehmen, die die Stimmung im Team um einen der Tourfavoriten, Cadel Evans, deutlich drückte. Er verrichte seine Aufgaben, ohne dabei zu glänzen.

Tony Martin (Columbia-HTC)
Die Entdeckung der Tour de France aus deutscher Sicht in diesem Jahr war Tony Martin. Mit einem hervorragenden 2. Platz von der Tour de Suisse angereist, verfehlte der junge Deutsche im Auftaktzeitfahren nur knapp das Bergtrikot, auch Gelb lag auf den folgenden Etappen nur Sekunden entfernt. Zudem konnte er fast zwei Wochen das weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers tragen. Vor allem in den Pyrenäen fuhr er sehr stark und stets sehr aufmerksam, dazu war er in den Sprintvorbereitungen für Mark Cavendish einer der wichtigsten Fahrer, insbesondere beim Etappensieg auf der 19. Etappe hatte er einen sehr großen Anteil. Der lange erwartete Einbruch kam dann in den Alpen, wo er alle Hoffnungen in der Gesamtwertung begraben musste. Am Ende seiner ersten Tour konnte er mit einem ausgezeichneten 2. Platz auf dem Mont Ventoux noch mal sein Potential zeigen. Eine rundum gelungene Tour, die Hoffnung auf mehr wecken kann.

Grischa Niermann (Rabobank)
Der Hannoveraner wurde von seiner Teamleitung ausdrücklich für seine Leistung gelobt. Wie immer unauffällig, war der Rabobankfahrer stets dort, wo er gebraucht wurde. Entweder an der Seite vom schwächelnden Giro d’Italia-Sieger Denis Menchov oder auf der 5. Etappe, als er den nach einem Sturz schwer kämpfenden Robert Gesink aufopferungsvoll unterstützte. Grischa Niermann kann, auch wenn die Tour für sein Team erst durch den Etappensieg von Manuel Garate auf dem Mont Ventoux eine positive Wendung bekam, seine persönliche Tour als Erfolg verbuchen.

Jens Voigt (Saxo-Bank)
Der Routinier musste als einziger Deutscher die Rundfahrt vorzeitig beenden. Der „Ausreißer-König“ hatte in diesem Jahr kein Glück mit seinen Attacken, zwar schaffte er mehrmals den Sprung in Gruppen, jedoch konnte er dort entweder nicht bis zum Ende folgen oder sie wurde frühzeitig eingeholt. Überschattet wurde seine Teilnahme von seinem schweren Sturz auf der Abfahrt des Col du Petit-Saint-Bernard auf der 16. Etappe. Aus noch ungeklärter Ursache stürzte der Berliner am Ende der Favoritengruppe schwer. Zum Glück erlitt der mehrfache Familienvater „nur“ einen Jochbeinbruch und eine Gehirnerschütterung neben einigen Schnittverletzungen und Prellungen. Der 37jährige kündigte bereits an, so auf keinen Fall von der Tour scheiden zu wollen und im kommenden Jahr auf jeden Fall noch einmal wieder zu kommen.

Fabian Wegmann (Milram)
Für den zweimaligen deutschen Meister verlief die Tour alles andere als erhofft. Zu Beginn mit den Hoffnungen gestartet, eventuell noch einmal das Bergtrikot überstreifen zu können, hatte der Münsteraner schnell mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Auf der 3. Etappe bewahrte er seinen Kapitän Linus Gerdemann vor der Windkante und schaffte den 7. Platz, danach kämpfte der Münsteraner mehr ums Ankommen als um gute Etappenplatzierungen. Erst auf der Abschlussetappe sah man Wegmann gewohnt angriffslustig, den 6. Etappensieg von Mark Cavendish konnte er aber nicht verhindern.


Die schweizer Starter:

Fabian Cancellara (Saxo-Bank)
Beim schweizer Meister gab es bei der Tour viel zu feiern. Mit seinem erwarteten Sieg im Auftaktzeitfahren eroberte er das Gelbe Trikot, das er erst auf der 7. Etappe in den Pyrenäen wieder abgeben musste. Im Mannschaftszeitfahren war er der Motor für die Klassementfahrer Andy und Fränk Schleck und verteidigte dabei mit lediglich zwei Zehntelsekunden seine Führung vor Lance Armstrong. Im zweiten Einzelzeitfahren musste er sich dem überraschend starken Alberto Contador um drei Sekunden geschlagen geben. Dazwischen sah man den Ex-Zeitfahrweltmeister oft in der Attacke und als starken Helfer für die Schleckbrüder. Insgesamt eine sehr gelungene Tour.

David Loosli (Lampre)
Der Lamprefahrer fiel bei der „Großen Schleife“ überhaupt nicht auf – wie sein gesamtes Team. Bei Lampre heißt es nach dem Ende der Tour de France Wundenlecken und schauen, das bei kommenden Rennen Erfolge eingefahren werden können.

Grégory Rast (Astana)
Der Schweizer musste im Astanateam stets als einer der ersten Fahrer die Arbeit an der Spitze des Feldes übernehmen und die Verpflegung für die Kapitäne organisieren. In den Bergen konnte er erwartungsgemäß nicht bis zum Ende mithalten, dies wurde aber auch nicht erwartet. Die Teamführung dürfte zufrieden mit der Leistung des 29jährigen sein. In Paris konnte er mit seinem Team den Gesamtsieg, den 3. Gesamtplatz sowie den deutlichen Sieg in der Teamwertung feiern.

Die österreichischen Fahrer:

Bernhard Eisel (Columbia-HTC)
Eigentlich ein endschneller Mann, was der Österreicher bei der Tour de Suisse mit einem Etappensieg unterstreichen konnte, war er in der Columbia-Mannschaft zusammen mit Bert Grabsch dafür eingeteilt, schon früh im Feld für die Nachführarbeit zu sorgen. Dies erledigte Bernhard Eisel ausgezeichnet, nicht zuletzt deshalb konnte das Team 6 Etappensiege feiern. In den Bergen kümmerte sich der 28jährige darum, dass Mark Cavendish sicher im Zeitlimit das Ziel erreichte.

Peter Wrolich (Milram)
Der Routinier sollte das junge Milramteam führen. Als letzter Helfer vor Gerald Ciolek in den Sprintfinals klappte die Zusammenarbeit nicht immer optimal, vor der 14. Etappe kam das krankheitsbedingte vorzeitige Aus.





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