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Litauerin siegreich in der Toskana: Zusammenfassung des Giro della Toscana Femminile 2009
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21.09.2009

Litauerin siegreich in der Toskana: Zusammenfassung des Giro della Toscana Femminile 2009

Info: Frauen: Giro della Toscana Int. Femminile
Autor: H.O.



Florenz, 21.09.09 - Gestern ging in der toskanischen Hauptstadt Florenz die 14. Austragung des Giro della Toscana Internazionale Femminile zu Ende, die letzte Mehrtages-Rundfahrt der Frauen in dieser Saison. Sechs Etappen mit einer Gesamtdistanz von ca. 464 km standen auf dem Programm, inklusive eines Mannschafts- und eines Einzelzeitfahrens. Am Ende stand eine Altmeisterin ganz oben auf dem Treppchen: die 33-jährige Litauerin Diana Ziliute (Safi Pasta Zara Titanedi). Die Deutsche Charlotte Becker (Equipe Nürnberger Versicherung) wurde mit einem Rückstand von über drei Minuten Gesamt-Dritte. Überschattet wurde das Rennen von der angespannten Lage und den ungewissen Zukunftsaussichten des Frauenradsports.

Streckenführung der sechs Etappen
Die Rundfahrt quer durch die mittelitalienische Region Toskana findet in ihrer heutigen Form seit 1996 statt und trägt den Beinamen „Memorial Michela Fanini“ im Gedenken an eine erfolgreiche italienische Radsportlerin, die ’94 bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam, woraufhin ihr Vater das Mehretappenrennen (und das gleichnamige italienische Frauenteam) begründete. Die diesjährige Austragung war von gemäßigtem Schwierigkeitsgrad. Dem kurzen Mannschaftszeitfahren über einen Stadtparcours folgte eine typische Sprintetappe, bevor am dritten Tag der einzig wirklich schwere Abschnitt mit zwei harten Anstiegen inklusive Bergankunft bevorstand. Das darauffolgende, an einen Prolog erinnernde Einzelzeitfahren war ebenfalls weitgehend flach. Der Rundkurs des fünften Tages lässt sich als wellig und mittelschwer bezeichnen, mit einer größeren Erhebung und einer Abfahrt kurz vor dem Ziel, während der Abschluss wieder eine Angelegenheit für die Sprinter sein sollte.

Entscheidende Weichenstellung für Ziliutes Sieg am vorletzten Tag
„Nun geht es zur Weltmeisterschaft in Mendrisio. Was ich mir von den Wettkämpfen nächstes Wochenende erwarte? Nichts, in dem Sinne dass ein solches Rennen von vielen Faktoren beeinflusst wird. Aber ich fühle mich gut. Ich bin in optimaler Form und denke, ich komme mit allem zurecht. Ich werde mein Bestes geben, sowohl im Zeitfahren am Mittwoch wie im Straßenrennen am Samstag“, sagte die Gesamt-Siegerin Diana Ziliute (Safi Pasta Zara) nach der gestrigen Schlussetappe. In der Toskana gelang ihr schon der zweite Rundfahrtsieg in diesem Jahr, und das innerhalb weniger Wochen. Außer bei der Trophée d'Or Féminin, bei der sie neben der Gesamtwertung drei Etappen hatte holen können, war sie zuvor auch im Prolog der Route de France erfolgreich gewesen.
Die Vorentscheidung für den Triumph der amtierenden litauischen Zeitfahrmeisterin fiel am vorletzten Tag, als Ziliute mit einer fünfköpfigen Spitzengruppe, die sich nach 25 km abgesetzt hatte, sechs Minuten vor dem Hauptfeld ins Ziel kam. Zwar ging die Etappe an die deutsche Meisterin Ina Teutenberg (Columbia), die im letzten Anstieg schon zurückgefallen war, in der Abfahrt aber wieder Anschluss gefunden hatte – doch übernahm die 33-jährige Litauerin als zuvor Bestplatzierte der Gruppe die Gesamtführung. Diese geriet erwartungsgemäß auf der abschließenden Flachetappe – Siegerin hier: die Nr.1 des Weltcups und Weltranglisten-Spitzenreiterin Marianne Vos (DSB Bank) – nicht mehr in Gefahr.

Rosa Trikot zum Auftakt für Bigla, dann Guderzo vorübergehend Führende
Ihre gute Ausgangslage hatte Ziliute sich auf der schweren dritten Etappe geschaffen, als sie beim Sieg der Italienerin Tatiana Guderzo (S.C. Michela Fanini Record Rox), die an diesem Tag in das Rosa Trikot schlüpfte, ihre Zeitverluste in Grenzen halten konnte. Beim darauffolgenden kurzen Einzelzeitfahren, das ebenfalls die Niederländerin Vos für sich entschied, bestätigte sie mit einem dritten Platz ihre Position.
Vor der Inbesitznahme durch Lokalmatadorin Guderzo hatte sich das Rosa Trikot zwei Tage lang in den Reihen des schweizerischen Bigla Cycling Teams befunden, das knapp und völlig überraschend das Mannschaftszeitfahren zum Auftakt für sich entschied, während das favorisierte Team Columbia-HTC, das im letzten Jahr mit fünf Etappensiegen und dem Gesamtsieg durch Judith Arndt die Toskana-Tour dominiert hatte, nur den dritten Platz erreichte. Nicole Brändli war dementsprechend die erste Spitzenreiterin, bevor am zweiten Tag, an dem wenig überraschend eine Sprinterin, nämlich die Italienerin Giorgia Bronzini (Safi Pasta Zara), triumphierte, Teamkameradin Monica Holler aufgrund von Zeitgutschriften das Trikot übernahm.

Podiumsplatz für Charlotte Becker
Neben Zilitute profitierte auch die 26-jährige Deutsche Charlotte Becker (Equipe Nürnberger Versicherung), Siegerin des Albstadt-Rennens im August, von der Abwesenheit aller bis dahin führenden Damen in der Spitzengruppe der fünften Etappe, denn als viertplatzierte Mit-Ausreißerin sicherte sich sich an diesem Tag ihren dritten Platz auf dem Podest der Gesamtwertung (+ 3:08). Gesamt-Zweite mit + 1:31 Rückstand wurde die international relativ unbekannte einheimische Fahrerin Luisa Tamanini (Selle Italia Ghezzi), ebenfalls ein Ergebnis ihrer Beteiligung an der Spitzengruppe des vorletzten Tages. Tamanini ist 29 Jahre alt und war im Juli Siegerin des Straßenrennens der Mittelmeerspiele. Titelverteidigerin Arndt, evtl. noch geschwächt durch wiederholtes Verletzungspech in diesem Jahr, beendete das Rennen als Siebte (+ 5:36).

-> Zu allen Resultaten und dem Endstand

Quo vadis Frauenradsport?
Trotz der durch diese Rundfahrt wieder einmal bestätigten Leistungen auf höchstem Niveau ist die Lage des internationalen Frauenradsports derzeit unverkennbar angespannt, aufgrund des geringeren Aufmerksamkeitsgrades sicherlich noch mehr als die der männlichen Kollegen. Kurz vor Beginn des Toskana-Giro wurde das voraussichtliche Aus für das niederländische Team DSB Bank bekannt, das mit Vos immerhin die Weltcup-Siegerin und eine der erfolgreichsten und vielseitigsten Radsportlerinnen der letzten Jahre stellt. Der Sponsor gibt mangelnde Medienpräsenz als Grund für den Rückzug bekannt. Vor diesem Hintergrund ist die Abwesenheit des Cervélo-Teams, des erfolgreichsten Frauenteams in dieser Saison, bei der Toskana-Rundfahrt kritisch zu sehen, bedenkt man die damit verbundene Schwächung des öffentlichen Interesses. Auch die Zukunft der deutschen Equipe Nürnberger, die mit dem zweiten Platz im Mannschaftszeitfahren und Beckers Podiumsrang bei der letzten Rundfahrt des Jahres recht erfolgreich abschnitt, war lange Zeit ungewiss. Erst vor Kurzem konnte mit der Luxus-Vermietungsfirma Skyter Shipping ein neuer Sponsor an Land gezogen werden (siehe Bericht) – immerhin ein Lichtblick in finanziell und medial schwierigen Zeiten.





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