<< älterer Bericht  | zurück zur News |  neuerer Bericht >>
Start > Bahnradsport
Nach 5. Nacht in Bremen: Risi/Marvulli punktbestes der drei Topteams
Suchen </font size=2>Bahnradsport</font> Forum  </font size=2>Bahnradsport</font> Forum  </font size=2>Bahnradsport</font>
19.01.2010

Nach 5. Nacht in Bremen: Risi/Marvulli punktbestes der drei Topteams

Info: Sixdays: 6-Tage-Rennen Bremen
Autor: Thorsten Schmidt (www.sixdaysinfo.de)



Bremen, 19.01.2010 - Unter drei rundengleichen Teams gehen Bruno Risi/Franco Marvulli als Führende ins Finale des Bremer Sechstagerennens. Die Schweizer führen sieben Punkte vor Robert Bartko/Iljo Keisse und exakt hundert Punkte vor Danny Stam/Léon Van Bon. Außenseiterchancen haben noch die eine Runde zurückliegenden Leif Lampater/Christian Grasmann. Weniger spannend als erwartet verlief die zweigeteilte Handicap-Jagd, die von den Tschechen Martin Blaha/Jiri Hochmann gewonnen wurde.


Übersicht - Berichte: 1. Nacht | 2. Nacht | 3. Nacht | 4. Nacht | 5. Nacht | 6. Nacht


Regelkunde von UCI-Kommissär Donike
Mit den Minustemperaturen in Bremen ist es vorbei. Am Montag hatte es mächtig angefangen zu tauen. Das Planentor über der Zieleinfahrt war wieder verschwunden. Über Nacht hatte die Hallentechnik zur Sicherheit von Fahrern und Zuschauern weitere Planen ins Dach gezogen. Draußen war es matschig. Drinnen blieb es trocken.

Noch vor Beginn des ersten Wettbewerbes lief mir Alexander Donike über den Weg, UCI-Kommissär und hier in Bremen für den korrekten Ablauf der Dopinguntersuchungen zuständig. Donike hat mich schon mehrfach mit seinen Regelkenntnissen verblüfft – ich vermute, er kennt alle UCI-Bestimmungen auswendig und das in mindestens drei Sprachen – und ich nutze das Gespräch für eine Nachhilfe. Wie viele Stunden muss ein Sechstagerennen dauern und was hat es für Konsequenzen, wenn wie am Samstag Wettbewerbe ausfallen? „Ein Sechstagerennen soll mindestens 6 x 6 Stunden an aufeinanderfolgenden Tagen dauern“, erläutert er mir, „zum Glück ist im Regelwerk nicht definiert, was in diesen sechs Stunden zu passieren hat. Bei anderen Rennen sind separate Steher- oder Sprinterwettbewerbe in das Abendprogramm integriert, da sitzen die Sechstagefahrer viel weniger im Sattel als hier in Bremen.“ Deshalb habe auch nie zur Diskussion gestanden, die ausgefallenen Wertungen am nächsten Tag nachzuholen. „Nur die Finaljagd muss in jedem Falle stattfinden und bis zum Ende durchgeführt werden.“ Damit spielt er auf die Ereignisse vom letzten Jahr an, als Olaf Pollack zehn Runden vor Schluss schwer gestürzt war und die Fahrer wieder zurück in den Sattel mussten, um die fehlenden zehn Runden ins Ziel zu rollen.



Thorsten Schmidt berichtet für uns wie schon im letzten Jahr von den Bremer Sixdays.
Wollt auch Ihr Euch bei LiVE-Radsport beteiligen? Jeder kann mitmachen!


Topteams holen im Handicap-Rennen zu langsam auf
Das beherrschende Thema am Montag war die bevorstehende Handicap-Jagd. Seit 1970 ist dieser Wettbewerb in Bremen nicht mehr ausgetragen worden und auch bei anderen Sixdays steht das Handicap-Rennen äußerst selten im Programm. Daher hatten viele Fahrer noch keine Erfahrung damit und wollten keine Prognosen über die Taktik abgeben, die solch ein Vorgabenrennen erfordert. Die Neugier hingegen war nicht nur bei Andreas Müller groß: „Ich find es gut, weil es mal wieder etwas anderes ist und ich freue mich drauf.“

Rennleiter Patrick Sercu hatte je nach dem Stand in der momentanen Gesamtwertung Rundenrückstände festgelegt, die die besser platzierten Teams aufholen sollten. Nur Christian Bach / Sebastian Siedler starteten in der Nullrunde. Risi / Marvulli und Bartko / Keisse hätten sechs Runden aufholen müssen, um die Jagd zu gewinnen.

Gefahren wurde in zwei Halbzeiten á 30 Minuten, unterbrochen von einem Showblock der Coverband ABBA Fever, die – wen überrascht´s – das Publikum mit den großen Hits der Schweden prächtig unterhielt.

Vom Start weg wurde die Jagd in hohem Tempo gefahren. Die Top-Teams spannten sich sogleich vor das Feld. Es war keine Zeit zu vertrödeln. Sechs Runden sind eine Menge Holz. Alle zehn Minuten eine Runde aufholen, das klingt vielleicht machbar. Aber die anderen Teams werden sich wehren und zwischendurch auch die eine oder andere Runde herausfahren.

Schnell zeigte sich, dass bei gleich bleibendem hohem Tempo die Rundengewinne schwerfallen. Immer wieder fuhr eines der Top-Teams aus dem Feld und immer wieder wurden die Fahrer vom Feld gestellt. Nach sechs Minuten schafften Bartko / Keisse und Lampater / Grasmann den ersten Rundengewinn für eines der Top-Teams. Nach zehn Minuten zogen Risi Marvulli und van Bon / Stam nach.

Schon jetzt war klar, dass die Spitzenfahrer die falsche Taktik gewählt hatten, sollten sie ernsthaft am Gewinn der Jagd interessiert gewesen sein. Dann hätten sie miteinander und nicht gegeneinander fahren müssen, um häufigere Rundengewinne zu ermöglichen. Stattdessen waren nach 30 Minuten ganze zwei Runden aufgeholt worden. Und das war eindeutig zu wenig. Denn Bach / Siedler wehrten sich nach Leibeskräften. Blaha / Hochmann, die als Gesamt-Vorletzte mit einer Runde Rückstand in das Rennen gegangen waren, hatten diese eine Runde aufgeholt, so dass zur Halbzeit zwei Teams in der Nullrunde waren.

Die zweite Jagd verlief etwas ruhiger als die erste. Die Top-Teams hatten offenbar die Aussichtslosigkeit ihrer Position erkannt und einen Gang zurückgeschaltet. Auffälligstes Team des Abends waren die Russen Kolesnikov / Shmidt. Sie waren zuvor von Patrick Sercu als „große Enttäuschung“ gerügt und von einigen Fahrern wegen ihrer unorthodoxen – und mitunter auch gefährlichen – Fahrweise belächelt worden. Sie waren mit drei Runden Rückstand ins Rennen gegangen und nutzten ihre Chance. Nach insgesamt sechs Rundengewinnen waren sie im Finale neben den Tschechen Blaha / Hochmann die Einzigen in der Nullrunde. Den Endspurt gewann Jiri Hochmann gegen Sergej Kolesnikov. Risi / Marvulli und Bartko / Keisse hatten in dieser Stunde auch nur sechs Rundengewinne geschafft und blieben damit auf dem letzten Platz.

Die eigentlichen Gewinner waren aber zwei andere Teams. Lampater / Grasmann fuhren sehr offensiv und nahmen ihren drei Konkurrenten ums Podium eine Runde ab. Und auch Andi Beikirch zeigte sich an seinem vorletzten Abend in Bremen immer wieder im Wind. Beikirch / Müller konnten im Duell um Platz fünf Mohs / Barth eine Runde abluchsen und haben jetzt die besseren Aussichten, auch am Ende als „best of the rest“ in den Ergebnislisten zu stehen.

Ehrungen für Andreas Beikirch und Patrick Sercu
Am Nachmittag hatte ich mit Andi Beikirch zusammengesessen und mir seine Erinnerungen an Siege, Niederlagen und Stürze erzählen lassen. In den Anfangsjahren sah es gar nicht nach einer erfolgreichen Karriere aus. Fünf Winter war er nur im Mittelfeld mitgerollt. „Ich brauchte diese lange Zeit, um meinen Körper für diese Belastungen aufzubauen und um vor allem die taktischen Kniffe zu erlernen, die notwendig sind, um nach sechs Tagen ums Podium mitfahren zu können.“ Da habe er das „große Glück“ gehabt, für einige Jahre mit Andreas Kappes ein festes Team bilden zu können: „Wir haben uns auf allen Ebenen gut verstanden, sind auch privat bestens miteinander ausgekommen.“ Dass dabei die Rollenverteilung klar vergeben war, störte Beikirch nie: „Ich bin ein ruhiger Typ und mag es nicht, im Rampenlicht zu stehen. Wenn es hieß „Andy zum Interview“, dann war es mir sehr recht, wenn immer Andy Kappes gemeint war.“ Andreas Beikirch hat 120 Sechstagerennen absolviert, davon vier gewonnen (Noumea, Dortmund, Stuttgart, Bremen), war 10x Zweiter und 20x Dritter. „Ich bin mit meiner Karriere sehr zufrieden und würde fast alles wieder genauso machen.“ Auch wenn er heute wieder 19 wäre? Er zögert: „Nein, dann nicht. Ich habe von guten Jahren profitiert. Heute würde ich meinem Sohn davon abraten, Radprofi zu werden.“
Die unvermeidliche Frage nach der beruflichen Zukunft: „Die hat bei mir schon begonnen. Ich habe im Sommer bei Derby-Cycle in Cloppenburg angefangen und werde für die Focus-Räder tätig sein, die u.a. das Team Milram fährt.“

Zunächst aber musste Andy Beikirch doch noch einmal im Rampenlicht stehen. Die übliche Verabschiedung auf der Bahn hat er schon oft miterlebt und nun stand er selbst im Spot. Andreas Kappes war gekommen und würdigte seinen Freund und Partner. Auch Gerd Dörich war dabei – die drei hatten 2004 zusammen in Stuttgart gewonnen.

Nun muss auch Andy Beikirch ans Mikrophon. Viele Worte sind seine Sache nicht. „Ich bin stolz darauf, 15 Jahre in Folge hier in Bremen dabei gewesen zu sein“, ruft er ins Publikum, „und dass ich einmal hier gewonnen habe!!! Dafür schmeiß ich 60 andere Rennen weg….“ Zu lang anhaltendem Applaus fährt er gleich zwei Ehrenrunden und genießt offensichtlich jeden Augenblick.

Unverhofft wird auch Patrick Sercu geehrt. Er ist zum 25. Male Sportlicher Leiter in Bremen. Veranstalter Frank Minder spricht von einem Freund und Partner. „Wir haben schon vor langen Jahren beschlossen, wir hören mal gemeinsam auf. Ohne Patrick geht es nicht und ohne Patrick will ich nicht.“ Wann das sein wird, blieb offen. Angesichts der an allen Tagen überraschend gut gefüllten Halle hatte Minder schon am Samstag euphorisch angekündigt, er werde auch in hundert Jahren noch Sechstagerennen in Bremen veranstalten.

Risi / Marvulli und Bartko / Keisse die Favoriten auf den Sieg
Schließlich wurde auch noch ein bisschen Rad gefahren. Marvulli verlor das Finale der Einzelausscheidung gegen Keisse, die sechs Punkte für den zweiten Platz reichten aber aus, um die 300-Punkte-Hürde zu überspringen. Der Lohn war eine weitere Bonusrunde und die Führung im Gesamtklassement.

Im darauffolgenden Dernyrennen unterlag Bartko Risi denkbar knapp und haute vor Enttäuschung auf den Lenker. Aber Bartko / Keisse hatten jetzt auch ihre dritte Bonusrunde und waren in die Nullrunde gerutscht, lagen aber immer ein paar Pünktchen hinter ihren Schweizer Rivalen zurück – am Ende des Abends waren es deren sieben.

Erik Mohs hatte zwar die Jagd verpennt, war aber in den Zeitfahren wieder hellwach. Das kurze Zeitfahren über eine Runde gewinnt er sowieso jeden Abend. Im langen Zeitfahren konnte er erstmals Franco Marvulli das Nachsehen geben.

Am Ende des Abends lagen drei Teams in der Nullrunde. Risi / Marvulli führen knapp vor Bartko / Keisse. Beide sind die heißesten Favoriten auf den Sieg. Als Dritte haben van Bon / Stam gute hundert Punkte Rückstand. Nach Punkten können sie nicht mehr gewinnen. Sie müssten eine weitere Runde gutmachen. Auch der Podiumsplatz ist in Gefahr. Lampater / Grasmann sind durch den heutigen Rundengewinn wieder dran. Ihnen fehlen noch 27 Punkte zur dritten Bonusrunde. Damit wären die Bayern auf Platz drei. Für Spannung ist in jedem Fall gesorgt.

-> Zum Stand nach der 5. Nacht

Das Programm der 6. Nacht (Dienstag)
19.50 Uhr 6 Wertungen á 10 Runden
20.10 Uhr Mannschaftsausscheidung
20.30 Uhr 500-Meter-Zeitfahren
20.55 Uhr Derny, Finale um Platz 7 bis 12
21.10 Uhr Einzelausscheidung
21.25 Uhr Derny, Finale um Platz 1 bis 6
21.40 Uhr Rundenrekordfahren
22.35 Uhr Final-Jagd
23.50 Uhr Siegerehrung


LiVE-Wintersport.com
Das Spannendste der kalten Jahreszeit auf LiVE-Wintersport.com erleben!
Alles was das Herz begehrt: LiVE-Ticker, Resultate, Berichte, Tippspiele zu Ski-Alpin, Snowboard, Langlauf, Biathlon, Skispringen, Nordische Kombination, Ski-Freestyle, Bobsport, Skeleton, Rodeln, Eishockey, Eiskunstlauf, Eisschnelllauf, Short-Track, Curling.
=> Ab zu LiVE-Wintersport.com!





Nach 5. Nacht in Bremen: Risi/Marvulli punktbestes der drei Topteams


Zum Seitenanfang von für Nach 5. Nacht in Bremen: Risi/Marvulli punktbestes der drei Topteams



Radsportnews auf Twitter - Radsport, Cycling, Radrennen live