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Enges Finale der Sixdays Bremen: Risi/Marvulli siegen acht Punkte vor Bartko/Keisse
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20.01.2010

Enges Finale der Sixdays Bremen: Risi/Marvulli siegen acht Punkte vor Bartko/Keisse

Info: Sixdays: 6-Tage-Rennen Bremen
Autor: Thorsten Schmidt (www.sixdaysinfo.de)



Bremen, 20.01.2010 - In einem spannenden Finale haben Bruno Risi/Franco Marvulli mit acht Punkten Vorsprung auf Robert Bartko/Iljo Keisse das Sechstagerennen von Bremen gewonnen. Für Risi war es der sechste Sieg in Bremen, Marvulli feierte eine Premiere. Zwei Sprints vor dem Ende hatte es noch Gleichstand gegeben. Den Kampf um Platz drei gewannen Leif Lampater/Christian Grasmann gegen Danny Stam/Léon Van Bon.


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Punktevorbereitung für die finale Jagd
Obwohl sich zum Beginn des Finalabends von Bremen noch vier Teams theoretische Chancen auf den Sieg ausrechnen konnten, konzentrierte sich das Interesse auf den Zweikampf zwischen Schwarz und Weiß, zwischen Robert Bartko / Iljo Keisse (den Siegern von 2008) und Bruno Risi / Franco Marvulli. Die beiden Schweizer lagen nach der fünften Nacht mit sieben Punkten Vorsprung in Führung.

Die taktischen Positionen für das Finale wurden schon in den Einzelwettbewerben festgeklopft. Leon van Bon / Danny Stam lagen zwar als drittes Team ebenfalls noch in der Nullrunde, bei einem Rückstand von mehr als 100 Punkten brauchten sie jedoch einen zusätzlichen Rundengewinn zum Sieg. Über die Punkte war für sie nichts mehr zu gewinnen. Daher hielten sie sich in den ersten Wettbewerben des Abends zurück und sparten ihre Kräfte für die abschließende Jagd.

Ganz anders Leif Lampater / Christian Grasmann: Ihnen fehlten noch 27 Punkte zu ihrer dritten Bonusrunde. Die Mannschaftsverfolgung konnte Lampater gegen Keisse gewinnen und damit hatten die beiden Bayern bereits im zweiten Wettbewerb ihr Ziel erreicht, waren mit der Bonusrunde ebenfalls in der Nullrunde und auf Platz drei vorgerückt, und konnten sich in den weiteren Wettbewerben etwas schonen.

Bartko / Keisse hingegen versuchten, jeden Punkt mitzunehmen, um sich ein möglichst großes Punktepolster zuzulegen. Iljo Keisse überraschte Franco Marvulli mit der schnellsten Zeit aller sechs Tage im 500m-Zeitfahren und gewann zudem noch das Derny-Finale. Bis zum Beginn der Jagd hatten die Schwarzen aus einem Sieben-Punkte-Rückstand einen Acht-Punkte-Vorsprung gemacht.


Thorsten Schmidt berichtet für uns wie schon im letzten Jahr von den Bremer Sixdays.
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Damit ergab sich vor dem Finale folgende Ausgangsposition: Vier Teams lagen in der Nullrunde. Lampater / Grasmann und van Bon / Stam waren auf Platz drei und vier, hätten nur durch eine zusätzliche Runde noch gewinnen können. Im Kampf um Platz drei hatten Lampater / Grasmann nach Punkten die Nase vorn. Die Holländer hätten auch ihnen eine Runde abnehmen müssen, um den Sprung aufs Podium noch zu schaffen.

Aber auch die anderen Positionen waren noch nicht vergeben. Müller / Beikirch lagen auf Platz fünf, durften sich aber keinen Rundenverlust gegenüber Barth / Mohs und Aeschbach / Marguet leisten, sonst hätte ein Durchreichen auf Platz sieben gedroht. Und auch am Tabellenende ab es noch Prestigeduelle. Zwischen Kolesnikov / Shmidt, Donadio / Hacecky und Madsen / Hester waren die Plätze acht bis zehn noch nicht fest vergeben.

Emotionale Verabschiedung von Bruno Risi
Vor der abschließenden Jagd wurde es sehr emotional. Bruno Risi war 19 Mal in der Hansestadt am Start. Nun wurde er verabschiedet. Alle Fahrer hatten sich mit ihren Rädern am Rand der Bahn aufgestellt. Auf dem Videowürfel wurden Bilder von seinen WM-Triumphen gezeigt. Nicht nur Erik Zabel, Andreas Kappes und Gerd Dörich waren gekommen, auch Brunos Vater, sein Bruder und seine Ehefrau Sandra waren da. Schweizer Kuhglocken sorgten für Heimatklänge. Und dann kam auch noch Brunos Motorradclub mit seinen dicken Harleys auf die Bahn gefahren. Über 1000 km waren sie bei diesem miesen Wetter gefahren, um hier heute Abend dabei zu sein. Bruno hatte zuvor versichert: Ich bin nicht der Typ für Tränen. Nun waren die Augen doch sehr feucht.


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Der Ablauf der Finaljagd
Das anschließende Finale über 45 Minuten plus 60 Runden war geprägt von den Duellen der beiden Spitzenteams. Zunächst jedoch fuhren Lampater / Grasmann sehr offensiv und versuchten mehrfach aber vergeblich, den notwendigen Rundengewinn zu realisieren. Auch Müller / Beikirch marschierten, hielten das Tempo im Feld hoch und zwangen dadurch ihre Konkurrenten in die Defensive. Risi / Marvulli und Bartko / Keisse belauerten sich unablässig. Wenn einer attackierte, ging der Gegner sofort hinterher. Die Kräfte neutralisierten sich gegenseitig. Somit blieb die Doublette von Iljo Keisse nach etwa 20 Minuten die spektakulärste Aktion des Abends.

In den letzten fünf Minuten fielen die ersten Entscheidungen. Donadio / Hacecky hatten die Dänen noch abfangen können und waren auf Platz neun vorgefahren. Müller / Beikirch hatten durch einen zusätzlichen Rundengewinn ihren fünften Platz abgesichert. Tristan Marguet und Marcel Barth waren offensichtlich platt und hatten nichts mehr entgegenzusetzen. Lampater / Grasmann hatten van Bon und Stam in Schach gehalten und dadurch ihren dritten Platz verteidigt. Die Holländer hatten in der Jagd keinerlei Akzente setzen können. Als dann die beiden Spitzenteams kurz vor Ablauf der 45 Minuten gemeinsam einen Rundengewinn schafften, war damit klar, dass für den Sieg nur noch diese beiden Paare in Frage kamen.

Bartko / Keisse gehen mit einem Vorsprung von 8 Punkten in die letzten 60 Runden. Alle zehn Runden, also insgesamt sechs Mal, werden jetzt noch Punkte verteilt.

Beide Teams weichen sich nicht von der Seite. Sie wechseln gleichzeitig, so dass stets Risi gegen Bartko und Marvulli gegen Keisse fährt. Im ersten Sprint gewinnt Risi vor Bartko. Zehn Punkte für die Weißen. Sechs Punkte für die Schwarzen. Nur noch 4 Punkte Vorsprung. Im zweiten Sprint: Marvulli 10 Punkte, Keisse 6 Punkte. Gleichstand. Nach dem dritten Sprint reisst Keisse jubelnd den Arm nach oben. Doch die Jury sieht es anders. Es ist eine Millimeter-Entscheidung. Jetzt sind die Schweizer mit vier Punkten vorn. Noch drei Runden bis zur vierten Wertung. Die letzte Chance für die Schwarzen. Bartko zuckt. Er hat schon mehrfach die Schweizer mit einem langen Spurt überrascht. Doch Risi an der Spitze des Feldes riecht den Braten und forciert. Also kommt es in der letzten Runde zum Duell Keisse gegen Marvulli. Der Belgier hat die günstigere Innenbahn. Doch Marvulli ist stark an diesem Abend. Er drückt. In der Kurve berühren sich die Schultern. Keisse reisst am Lenker. Er will, er muss diesen Sprint gewinnen. Die Beine drohen zu platzen. Er bleibt vorne. Wieder Punktegleichstand. Noch drei Runden bis zur vorletzten Wertung. Bartko führt das Feld an. Risi hat sein Hinterrad verloren. Ist zwischen anderen Fahrern eingeklemmt. Jetzt versucht es
Bartko doch mit einem langen Spurt. Doch das war halbherzig… Er schafft nicht mehr als zehn Meter Vorsprung, dann hat Risi sich befreit und jagt hinterher. Wieder Marvulli gegen Keisse. Diesmal eine klare Sache für den Schweizer. Jetzt sind sie vier Punkte vorn. Keisse scheint am Ende. Im vierten Sprint hat er sich leergefahren. Wahrscheinlich sind die Muskeln total übersäuert. Das tut höllisch weh. Nur noch ein Sprint. Nur noch eine Chance. Die Schweizer liegen vorne. Doch wenn Keisse diesen Sprint gewinnt, dann hätten beide Teams Punktegleichstand. Das ist in der 110-jährigen Geschichte von Sechstagerennen noch nie vorgekommen. Aber zwei Gewinner kann es nicht geben. Wer den letzten Sprint gewinnt, gewinnt das Sechstagerennen. Bartko lässt eine Ablösung aus. Das verschafft Keisse etwas Luft. Jetzt fährt Bartko gegen Marvulli. Dann der Wechsel auf Keisse und Risi. Letzte Runde. Die Schweizer wechseln auf Marvulli. Kein guter Wechsel. Keisse ist vorn und hat anderthalb Radlängen Vorsprung. Zieht er das durch? Nein! Er traut sich das nicht zu! Er wechselt auf der Gegengeraden auf Robert Bartko. Ein Fehler! Marvulli fliegt vorbei. Bartko hat gegen den Klassesprinter keine Chance. Sieg für Risi / Marvulli.


Statistiken: Die LiVE-Radsport Sixdays-Statistiken

Risis sechster, Marvullis erster Sieg in Bremen
Auf dem Podium gratuliert Bartko Bruno Risi sehr herzlich und sagt ins Mikrofon: „Das Adrenalin von der Verabschiedung hat Euch die 5 % mehr an Energie gegeben, die das Rennen entschieden haben. Ihr habt verdient gewonnen. Und es ist das erste Mal in meiner Karriere, dass ich mich über einen zweiten Platz nicht ärgere.“ Für Bruno Risi ist es der sechste Sieg in Bremen, für Franco Marvulli ist es der erste. Über Platz vier, drei und zwei in den letzten drei Jahren hat er sich ganz nach oben aufs Treppchen herangearbeitet. Und er lässt das Publikum an seiner Freude teilhaben: „Als ich 2004 zum ersten Mal in Bremen gefahren bin, habe ich mir gedacht: Es wird keiner ein wirklich großer Fahrer, der hier nicht gewonnen hat. Ich habe sieben Jahre dafür gebraucht. Jetzt habe ich endlich den Sieg in Bremen in meiner Palmares.“ Und in Anspielung auf einen Song von Klaus & Klaus fügt er hinzu: „Ich freue mich schon auf das nächste Jahr. Und dann komme ich mit einem T-Shirt, auf dem steht: Mehr als ein Sieger in Bremen kann ein Sechstagefahrer nicht werden!“

-> Zum Endstand nach der 6. Nacht


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