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Adventskalender am 9. Dezember: Zehn erste Male des Radsportjahres 2012
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09.12.2012

Adventskalender am 9. Dezember: Zehn erste Male des Radsportjahres 2012

Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)



  09.12.  
Irgendwie und irgendwo ist oder tut immer irgendjemand zum ersten Mal irgendwas. Im Radsport scheint es heuer aber besonders viele solcher Premieren gegeben zu haben, was wir zum Anlass nehmen, uns im heutigen und in einem weiteren Kalendertürchen mit den ersten Malen des Radsportjahres 2012 zu befassen. Im ersten Teil widmen wir uns den Pionieren beim Giro d’Italia und der Tour de France.



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1. Zum ersten Mal war das Bergtrikot beim Giro blau
Seit 1974 und bis 2011 galt: Das Bergtrikot des Giro d’Italia ist grün, nennt sich „Maglia Verde“ und darf nicht mit dem grünen Trikot der Tour de France verwechselt werden, welches bekanntlich den Punktbesten auszeichnet. Seit diesem Jahr müssen wir umdenken. Auf Wunsch des neuen Bergtrikot-Sponsors Banca Mediolanum, eines Kreditinstituts mit Sitz in Mailand, wurde das Maglia Azzurra eingeführt, wie es uns bisher allenfalls als Leaderjersey von Tirreno-Adriatico bekannt war. Der Spanier Jose Manuel Fuente war der Erste, der nach der Einführung des Bergtrikots vor 38 Jahren das grüne Leibchen überstreifen durfte. Die Premiere des Jahres 2012 im blauen Trikot feierte Matteo Rabottini (Farnese Vini-Selle Italia). Der zu diesem Zeitpunkt erst 24-jährige Italiener eroberte das begehrte Kleidungsstück auf der 15. Etappe mit einer Solofahrt und gab es bis zum Ende des Giro nicht mehr her.

2. Zum ersten Mal fuhr Team NetApp eine große Rundfahrt
Der Jubel war grenzenlos, als dem 2010 gegründeten deutschen Pro-Continental-Team NetApp im Januar 2012 eine Wildcard für den Giro d’Italia verliehen wurde. Viele Beobachter gaben sich überrascht, denn zu diesem Zeitpunkt konnte noch niemand wissen, dass die Mannschaft mit dem Gewinn des Teamzeitfahrens bei der Settimana Internazionale, einer weiteren Etappe und der dortigen Gesamtwertung ihre Einladung durchaus nachträglich würde rechtfertigen können. Bei der großen Italienrundfahrt sprangen sehr wohl Achtungserfolge heraus, es fehlte nur das Quäntchen Glück. Platz fünf durch Cesare Benedetti auf der sechsten Etappe war das erste vordere Resultat, danach wurde Bartosz Huzarski Achter der achten Etappe und Daniel Schorn tags darauf wiederum Fünfter (zusätzlich kam Matthias Brändle auf Rang neun).
Die Stunde des Polen Huzarski schlug endgültig auf der 10. Etappe, als er den Sieg hinter Joaquin Rodriguez nur um zwei Sekunden verpasste. Am nächsten Tag belegte Schorn noch einmal Platz sieben. Der 14. Abschnitt endete erneut mit einer knappen und darum umso schmerzhafteren Niederlage für den löwenhaft kämpfenden Tschechen Jan Barta, welcher Andrey Amador im Sprint unterlag. Nach dem zweiten Ruhetag gab es dann noch einmal Platz sieben durch den Österreicher Brändle auf der 16. Etappe zu verzeichnen. In der Gesamtwertung platzierte sich Barta auf Rang 65 mit 2:34 Stunden Rückstand als NetApp-Bester; zudem wurde er immerhin Sechster der Bergwertung (24 Punkte). In der Mannschaftswertung sprang leider nur der zwanzigste, der vorvorletzte, Platz heraus. Für 2013 fusioniert NetApp mit Endura Racing. Ob man dann wieder zum Giro d’Italia eingeladen wird, darf bezweifelt werden.

3. Zum ersten Mal gewann ein Costa-Ricaner eine Etappe beim Giro
Von Andrey Amador Bikkazakova war oben schon einmal die Rede. Der mittlerweile 26-Jährige erzielte an jenem Tag, an dem er Jan Barta den Sieg vor der Nase wegschnappte, ein historisches Resultat für Costa Rica. Amador, der 2009 bei Caisse d’Epargne Profi wurde und auch in 2013 für Nachfolger Movistar unterwegs sein wird, ist der erste Giro d’Italia-Etappengewinner aus dem mittelmerikanischen Land. Natürlich war es zugleich für ihn persönlich der bislang größte Erfolg. Zuvor gewann er, noch als Amateur, 2007 eine Etappe der Vuelta a Navarra und 2008 den Prolog der Tour de l’Avenir. Viele Costa-Ricanische Profis oder zumindest Halb-Profis gibt es freilich ohnehin nicht. Außer Amador eigentlich nur noch Gregory Brenes aus der Continental-Abteilung von Movistar. Andreys älterer Bruder Ivan war ebenfalls im Radsport aktiv, wenn auch nur auf nationaler Ebene. 2005 wurde er Gesamtdritter der Landesrundfahrt.

4. Zum ersten Mal wurde ein Kanadier Gesamtsieger der Italienrundfahrt
Jene 14. Etappe, die nun schon zweimal erwähnt wurde, erwies sich auch noch in einer anderen Hinsicht als Schlüsselmoment. Ryder Hesjedal (Garmin-Sharp) eroberte an diesem Tag kurzzeitig das Rosa Trikot zurück, welches er bereits nach der siebten und bis zur neunten Etappe getragen hatte, und signalisierte damit, dass er den Gesamtsieg des Giro d’Italia noch lange nicht abgeschrieben hatte. Auch wenn Joaquin Rodriguez schon auf der 15. Etappe einen kleinen Vorsprung herausfuhr und wieder an Hesjedal vorbeiging, blieb der Kanadier auf Tuchfühlung. So richtig ernst hatte ihn am Anfang noch keiner genommen. Sicherlich, er war 2010 Siebter in der Gesamtwertung der Tour de France geworden und hatte damals schon überrascht. Doch in Umfragen zum voraussichtlichen Giro-Sieger 2012 lag er ziemlich weit hinten. Vor seinem Start in Italien war Platz neun bei Lüttich-Bastogne-Lüttich eines der bemerkenswertesten Saison-Resultate.
Auf der 19. Etappe gelang es dem ehemaligen Mountainbiker und XC-Vizeweltmeister (2003), von seinen 30 Sekunden Rückstand auf Rodriguez 13 abzubauen – doch die monströse Bergetappe mit Ankunft auf dem Stelvio warf ihn erneut zurück. Erst das Einzelzeitfahren am letzten Tag brachte dann die Entscheidung in einem außergewöhnlich spannenden Giro d’Italia. Rodriguez zeigte zwar ein für seine Verhältnisse exzellenten Kampf gegen die Uhr und Ryder Hesjedal, ein solider Zeitfahrer und ehemaliger kanadischer Meister, wurde „nur“ Sechster. Dennoch verwandelte er 31 Sekunden Rückstand in 16 Sekunden Vorsprung und kürte sich zum ersten kanadischen Gesamtsieger des Giro d’Italia. Die Nation mit dem Ahornblatt hatte es vorher nicht einmal aufs Podest irgendeiner Grand Tour geschafft. Übrigens wird Ryder Hesjedal am 9. Dezember 32 Jahre alt – ein Grund, warum wir diesen Beitrag heute platzieren. Happy Birthday, Maglia Rosa-Winner!

5. Zum ersten Mal gewann ein Brite die Tour de France
Verlassen wir nun den Giro d’Italia und widmen wir uns der zweiten großen Landesrundfahrt des Jahres. Kurioserweise und ganz zufällig verzeichnete die Tour de France heuer ebenfalls einen Premierensieg: den ersten Gesamterfolg eines Briten seit Bestehen der Frankreichrundfahrt. Natürlich hatten Männer von der Insel zuvor das Gelbe Trikot getragen, zuerst Tom Simpson im Jahr 1962. Aber in der Gesamtwertung hatte es nicht einmal fürs Podium gereicht. Im Gegensatz zu Hesjedals Triumph beim Giro kam Wiggins‘ Erfolg keineswegs überraschend, vielmehr schien er von langer Hand vorbereitet. Anfang 2009 gab das neu gegründete Sky Professional Cycling Team bekannt, man plane einen britischen Tour-Sieg bis 2014. Volltreffer, möchte man da nur sagen. Ebefalls 2009 platzierte sich Bradley Wiggins, damals noch in Reihen von Garmin fahrend, sensationell als Vierter und galt spätestens seit diesem Zeitpunkt als nicht mehr ganz geheimer Geheimkandidat. 2010 wechselte er zu Sky und erlitt mit Rang 24 einen Rückschlag, bevor er 2011 das Rennen mit Schlüsselbeinbruch vorzeitig verlassen musste.
Aber 2012 kehrte er als Top-Favorit neben Titelverteidiger Cadel Evans zurück nach Frankreich und ließ von Anfang an keine Zweifel an seiner Überlegenheit, und vor allem auch an der seiner Mannschaft. Auf der siebten Etappe übernahm er das Maillot Jaune als dessen zweiter Träger und brachte es auf seinen Schultern bis Paris. Sechs Etappensiege verzeichnete Sky, darunter die beiden Zeitfahr-Triumphe des späteren Gesamtersten. Viele sind der Auffassung, dass Wiggins‘ stärkster Konkurrent im eigenen Team fuhr – es handelt sich um Chris Froome – und der Erfolg des 32-Jährigen daher umso ungefährdeter war. Diese Tatsache zusammen mit Wiggins‘ Zeitfahrqualitäten, seiner Pedanz, die nichts dem Zufall überlasst, und dem relativ moderaten Profil summierten sich zu einem klinischen, souveränen Tour-de-France-Sieg, dem man Respekt zollen muss, auch wenn die Spannung auf der Strecke blieb. Wenige Tage nach der Frankreichrundfahrt begannen die Olympischen Spiele in London, wo Wiggins höchstpersönlich mit einer Goldmedaille für die Fortsetzung des britischen Sommermärchens sorgte.





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