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Neapolitanischer Auftakt des Giro bringt Cavendish Sprintsieg und Maglia Rosa
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04.05.2013

Neapolitanischer Auftakt des Giro bringt Cavendish Sprintsieg und Maglia Rosa

Info: GIRO D´ITALIA 2013
Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)



Neapel, 04.05. 2013 - Auf dem ersten Teilstück des 96. Giro d'Italia hat sich Mark Cavendish (Omega Pharma-Quick Step) den von vielen erwarteten Etappensieg gesichert - seinen 11. bei der Italienrundfahrt. Nach 130 Kilometern, die über verwinkelte Rundkurse durch Neapel führten, verwies der ehemalige Weltmeister den Italiener Elia Viviani (Cannondale) und den französischen Meister Nacer Bouhanni (FDJ) knapp auf die Plätze. Andere Favoriten waren durch einen Sturz kurz vor dem Ziel um ihre Chancen gebracht worden. Cavendish trägt damit zum dritten Mal in seiner Karriere das Rosa Trikot des Giro-Gesamtführenden.

Stadtrundfahrt statt Zeitfahren zum Auftakt
Zum ersten Mal seit 50 Jahren nahm der Giro d'Italia in Neapel seinen Ausgang, zum ersten Mal seit 17 Jahren ging eine Etappe in der drittgrößten Stadt Italiens zu Ende und zum ersten Mal seit 10 Jahren startete die Rundfahrt nicht mit einem Zeitfahren. Stattdessen ging es für das Fahrerfeld mit seinen 23 Mannschaften (eine mehr als üblich ist) über zwei städtische, kurvige Rundkurse (4 x 16,4km + 8 x 8,1km), durch Straßenschluchten und über Küsten-Promenaden, vorbei an schmucken Bürgerhäusern und prächtigen Akazien, und das alles unter der warmen mediterranen Sonne. Mit anderen Worten: Die Beinahe-Millionenstadt Neapel, die sonst oft mit mafiösen Strukturen und Müllbergen von sich reden macht, konnte sich heute von einer anderen Seite zeigen. Einzig der stellenweise schlechte Straßenbelag, welcher nicht wenige Stürze und Defekte zur Folge hatte, ließ erkennen, dass diese Metropole infrastrukturelle Probleme hat.

Schon kurz nach dem Start kam eine Fluchtgruppe zustande, der sich insgesamt sieben Fahrer anschlossen: Neben dem Initiator Cameron Wurf (Cannondale) waren das Guillaume Bonnafond (Ag2r), Marco Canola (Bardiani Valvole), Ricardo Mestre (Euskaltel), Brian Bulgac (Lotto-Belisol), Martijn Keizer (Vacansoleil) - fast ein Dauergast in Fluchtgruppen des Giro - und Giovanni Visconti (Movistar), die wohl prominenteste Gestalt des Septetts. Der ehemalige italienische Meister nutzte auch gleich die große Bühne, um gemeinsam mit dem Portugiesen Mestre eine Weile vor der Gruppe herzufahren. Unterdessen konzentrierte sich Omega Pharma-Quick Step im Hauptfeld darauf, den Vorsprung nicht wesentlich über zwei Minuten steigen zu lassen.

Wurf nach der Sprintwertung als Letzter eingeholt
Die Situation änderte sich, als die Ausreißer sich der ersten Bergwertung nach 23,3 Kilometern näherten. Ein 5,2km langer Anstieg an der Via Petrarca, bis zu 8 Prozent steil, wurde nämlich bei der zweiten und dritten Passage als Bergwertung der vierten Kategorie zur Erstellung des ersten Bergklassements herangezogen. Hier ging Guillaume Bonnafond in die Offensive, wurde aber kurz vor der Kuppe noch von Visconti und Canola abgefangen, sodass dem Franzosen nur ein mickriger Punkt blieb. Eine Runde später (km 39,6) versuchte der Mann von Ag2r erneut sein Glück, doch diesmal war es Wurf, der sich als Erster über die Wertungslinie schob. Der 29-jährige Australier zog seine Attacke weiter durch und blieb auch dann noch als Solist an der Spitze des Rennens, als das Peloton seine ehemaligen Begleiter kurz vor der vierten Zieldurchfahrt eingeholt hatte. Wurfs Hoffnung musste es jetzt sein, die Sprintwertung nach 105,7 Kilometern an vorderster Front zu erreichen. Deren Bonussekunden würden ihm den besseren Platz in der Gesamtwertung und damit das Bergtrikot vor dem punktgleichen Visconti sichern - eine gleichzeitige Zielankuft mal vorausgesetzt. Kurz danach, bei noch 20 ausstehenden Kilometern, wurde aber auch er eingeholt.

Cavendish kann's auch ohne Anfahrer
Die Züge, die Omega Pharma-Quick Step (für Mark Cavendish) und das Team Sky (zum Schutz des Klassementsfavoriten Bradley Wiggins) aufbauten, verhinderten weitere Attacken. Bei der unmittelbaren Sprintvorbereitung drängten dann andere Mannschaften, etwa Orica-GreenEdge und Cannondale, in den Vordergrund, während Omega Pharma von der Bildfläche weitgehend verschwand. Ein Sturz an der 2000 Meter Marke riss ein großes Loch ins vordere Peloton, sodass nur wenige endschnelle Männer den Kampf auf der Zielgeraden ausfechten konnten. Unter diesen hatte Matthew Goss (Orica) mit noch zwei Helfern die komfortabelste Ausgangsposition, und in der Tat eröffnete der Australier mit viel Selbstbewusstsein den eigentlichen Endspurt. Mark Cavendish war in einer denkbar ungünstigen Lage; er hatte nur noch einen Anfahrer und konnte nach einem Defekt von Gert Steegmans auch auf diesen nicht mehr zählen. Zudem wurde der Brite von Danilo Hondo (Radioshack), der Giaccomo Nizzolo am Hinterrad mit sich brachte, eingeklemmt. Es blieb ihm also nur der lange Weg außenherum, um seinen zehn Giro-Etappensiegen einen weiteren hinzuzufügen. Während Goss die Quittung für seinen frühen Antritt bekam und von Elia Viviani (Cannondale) überholt wurde, jagte Cavendish von der rechten Seite heran und schaffte es tatsächlich, noch vor dem Italiener das Rad über die Ziellinie zu stoßen. Auch Nacer Bouhanni (FDJ) kam mit nach vorne und belegte hinter dem sichtlich verärgerten Viviani den dritten Platz.

Visconti sichert sich erstes Bergtrikot
Goss musste sich noch hinter Nizzolo mit Rang fünf begnügen; es folgten Francisco Ventoso (Movistar), Adam Blythe (BMC), Leigh Howard (Orica) und mit Hondo der beste Deutsche auf Rang neun. John Degenkolb (Argos-Shimano) war von dem Sturz aufgehalten worden und wurde hinter Brett Lancaster (Orica) Elfter. Auch die starken Sprinter Luca Paolini (Katusha), Robert Ferrari (Lampre-Merida), Robert Hunter (Garmin-Sharp) und Marco Marcato (Vacansoleil) hatten sich aufgrund der Umstände mit Plätzen weiter hinten in den Top20 abzufinden. Mark Cavendish erhielt für seinen Sieg 20 Bonussenkunden und führt das Gesamtklassement 8 Sekunden vor Viviani und 12 Sekunden vor Bouhanni an. Morgen wird sein insgesamt vierter Tag in der Maglia Rosa sein. Schon 2009 (zwei Tage) und 2011 (ein Tag) kam er in den Genuss des Leadertrikots der Italienrundfahrt. Die Rechnung von Cameron Wurf ging übrigens nicht auf. Der ehemalige Ozeanienmeister im Zeitfahren verlor im rasanten Finale noch so viel an Boden, dass die Bonussenkunden des Sprints nicht ins Gewicht fielen. Visconti übernimmt also die Maglia Azzurra; Viviani ist der Nachwuchsbeste (weißes Trikot), Bouhanni trägt stellvertretend für Cavendish die Maglia Rossa (Punktetrikot). Alle 207 gestarteten Fahrer haben die erste Etappe beendet, auch die Sturzopfer.

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Morgen steht das erste von insgesamt drei Zeitfahren beim diesjährigen Giro auf dem Programm. Es handelt sich um ein Mannschaftszeitfahren über 17,4 Kilometer, das technisch anspruchsvoll ist und von den Teams daher nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollte. Schauplatz ist Ischia, eine malerische Insel im Golf von Neapel.





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