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Dowsett gewinnt erstes Giro-Einzelzeitfahren - Nibali erobert Rosa
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11.05.2013

Dowsett gewinnt erstes Giro-Einzelzeitfahren - Nibali erobert Rosa

Info: GIRO D´ITALIA 2013
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)



Saltara, 11.05.2013 - Ein kniffliges Einzelzeitfahren über 54,8 Kilometer hat das Gesamtklassement des 96. Giro d'Italia aufgemischt. Während Olympiasieger Bradley Wiggins (Sky Procycling) von den Zeitverlusten der letzten Tage einiges gutmachen und an Rang vier aufsteigen konnte, verschafften sich Cadel Evans (BMC Racing) und Robert Gesink (Blanco Pro) mit ansprechenden Leistungen sogar Zutritt zu den Top3. Neuer Rundfahrtführender ist Vicenzo Nibali (Astana), Viertplatzierter im Zeitfahren. Über den Verlust des Rosa Trikots hinwegtrösten konnte die Mannschaft Movistar der Tagessieg von Alex Dowsett: Der britische Meister lieferte einen unerwartet perfekten Kampf gegen Uhr und Streckenbeschaffenheit ab und lag nach stundenlangem Zittern auf dem "heißen Stuhl" 10 Sekunden vor seinem früheren Teamkollegen Wiggins sowie 14 Sekunden vor dem Überraschungsdritten Tanel Kangert (Astana).

Ein Zeitfahren für die Allounder
Das seit vielen Jahren längste Einzelzeitfahren des Giro d'Italia führte von Gabicce Mare, einem mehrfach preisgekrönten Badeort an der Riviera, über Pesaro (1. Zwischenzeit) und Calcinelli (2. Zwischenzeit) nach Saltara, wo Rik Verbrugghe 2006 seinen letzten von drei Giro-Etappensiegen gefeiert hatte. Das Ziel befand sich vor der sogen. Villa del Bali, einem prächtigen Gebäude aus dem 16. Jahrhundert, in dem heute ein Museum zu Hause ist. Die fast 55 Kilometer lange Strecke hatte es in sich: Passagen mit starkem Gefälle, mehrere knackige Anstiege - darunter eine steile Schlussrampe - sowie zahlreiche Kurven verlangten den noch 200 Teilnehmern (letzter Ausfall: Julien Berard, Ag2r, mit Schlüsselbeinbruch) neben Zeitfahrtalent und Stehvermögen auch Kletterfähigkeiten, Radbeherrschung und eine gewisse Risikofreudigkeit ab. Immerhin präsentierte das Wetter sich viel besser, als die Prognose hätte erwarten lassen. Nur wenige Fahrer bekamen es mit ein paar verträumten Regentropfen oder mit feuchten Stellen auf der Straße zu tun. Die dicken Wolken hielten sich zurück, bis alle wohlbehalten angekommen waren.

Patrick Gretsch als bester Deutscher auf Platz 13
Eine frühe vielversprechende Zeit fuhr Jesse Sergent (Radioshack), der nach einer Stunde, 18 Minuten und 27 Sekunden finishte und letztlich 15ter werden sollte. Derjenige, der diese Marke als Erster unterbieten konnte, war dann bereits der Mann des Tages: Alex Dowsett (Movistar), amtierender britischer Zeitfahrmeister und Europameister von 2010, der im letzten Jahr noch zu Sky Procycling gehörte. Er warf eine 1:16:27 in den Ring, die ihn für viele Stunden auf den wackligen Stuhl des Spitzenreiters brachte und wider Erwarten von niemandem mehr getoppt werden sollte. Der australische Meister Luke Durbridge (Orica-AIS) schob sich in 1:17:02 zunächst zwischen Dowsett und Sergent - dann kamen Manuele Boaro (Saxo-Tinkoff; 1:17:12) und erfreulicherweise auch Patrick Gretsch (Argos-Shimano) dazu. Mit einer Fahrzeit von 1:18:15 sollte der ehemalige U23-Vizeweltmeister am Ende 13ter und somit bester Deutscher werden. Anschließend gelang es dem Niederländer Stef Clement (Blanco Pro), sich mit 1:16:59 hinter dem Zeitbesten an Rang zwei zu schieben.

Dowsett vor Wiggins und Überraschungsmann Kangert
Danach blieb es lange ruhig an der Spitze der Tageswertung. Erst der fast zwei Stunden nach Dowsett gestartete Este Tanel Kangert (Astana) unterbot die Zeit von Clement um 18 Sekunden - was ihm letztlich einen überraschenden Platz auf dem Podium einbringen sollte. Als Bradley Wiggins wenige Minuten nach Kangert ins Rennen ging, fragten sich natürlich alle, ob der Olympiasieger seine Trumpfkarte ausspielen würde können. Eine Reihe von Faktoren hatte ihn in den letzten Tagen Zeit gekostet und auf Rang 23 in der Gesamtwertung absinken lassen. Zunächst sah es auch nicht so aus, als ob der Tour-Champion sich merklich verbessern würde, denn er ging das Rennen sehr verhalten an, wurde dann von einem Hinterradschaden aufgehalten und lag nach 26 Kilometern nur an Position acht. Doch auf dem zweiten und vor allem auf dem dritten Streckenabschnitt wusste Sir Bradley noch über 40 Sekunden gutzumachen - Platz zwei hinter seinem früheren Teamkollegen.

Wilco Kelderman übernimmt Maglia Bianca
Unterdessen hatten Wiggins' starke Helfer Sergio Henao und Rigoberto Uran sich im Ziel in den Spitzenrängen festgesetzt (1:17:20 bzw. 1:18:15) und Gretsch um zwei Plätze nach unten verdrängt. Henao beharkte sich unterwegs immer wieder mit dem eine Minute früher gestarteten Wilco Kelderman (Blanco Pro) und lieferte mit diesem ein unfreiwilliges Paarzeitfahren ab. Trotz des Zeitverlusts gegenüber dem Kolumbianer war Keldermans Marke von 1:18:24 am Ende genug, um sich in der Gesamwertung auf Rang 13 zu verbessern und das Weiße Trikot zu übernehmen. Michele Scarponi (Lampre-Merida) lieferte eines der besten Zeitfahren seiner Karriere ab, fuhr dieselbe Zeit wie Henao und klassierte sich letztlich als Zehnter. 29 Sekunden langsamer als der Giro-Sieger von 2011 war Robert Gesink (Blanco) unterwegs, der sich somit noch vor Uran und Gretsch schob.

Evans und Nibali gehen's schnell an
Sowohl Cadel Evans (BMC Racing) wie Vicenzo Nibali (Astan) sahen an den Zwischenzeiten so aus, als könnten sie Dowsetts Marke noch knacken. Evans präsentierte sich im ersten Streckenteil nahezu so fulminant wie beim Tour-Zeitfahren 2011, das ihm den Gesamtsieg eingebracht hatte. Doch dann dann baute der Australier ab, kam erst im schweren Schlussteil wieder in die Gänge, um letztlich Platz sieben zu belegen (1:17:06). Nibali fuhr in Pesaro sogar als Schnellster durch, er verlor jedoch im flachen Teil erheblich, war nach 51,5 Kilometern nur noch Sechster und musste auf seine Fähigkeiten im Schlussanstieg bauen. Eine Fahrzeit von 1:16:48 bedeuteten Platz vier hinter Kangert und vor Clement. Vor allem aber brachte sie ihn ins Rosa Trikot, das er 2010 schon einmal für drei Tage getragen hatte. Der 28-jährige Sizilianer liegt im neuen Gesamtklassement 29 Sekunden vor Evans, 1:15 vor Gesink, 1:16 vor Wiggins und 1:24 vor Scarponi.

Das Zeitfahren als Schlüsseletappe für den Giro
Sieht man von Nibalis positionsmäßig kleiner Verbesserung von Rang zwei auf eins ab, so wurde das Gesamtklassement mächtig durcheinandergewirbelt. Giampaolo Caruso (Katusha), Ivan Santaromita (BMC), Pieter Weening (Vacansoleil) und Robert Kiserlovski (Radioshack) mussten sich aufgrund schwacher Leistungen aus den Top10 verabschieden - genauso natürlich wie der ehemalige Leader Benat Intxausti (Movistar), dessen Zeitfahrfinale zum Spießrutenlauf geriet, weil er bis auf Platz 41 durchgereicht wurde. Mauro Santambrogio (Vini Fantini) belegte zwar auch nur Platz 25, konnte den Schaden aber in Grenzen halten und ist immerhin noch Gesamtachter. Enttäuschend schnitt Ryder Hesjedal (Garmin-Sharp) ab, der in keinster Weise an seine Performance vom Zeitfahren 2012 anknüpfen konnte und als Gesamtsechster nun schon über 2 Minuten Rückstand auf Nibali aufweist. Henao und Uran konnten sich auf die Ränge sieben und zehn verbessern, sodass Sky derzeit über drei Top10-Fahrer verfügt. Lampre hat mit dem neuen Gesamtneunten Przemyslaw Niemiec, 16ter des Zeitfahrens, ein weiteres Eisen im Feuer.

-> Zum Resultat

Morgen erreicht der Giro-Tross Florenz, jene Stadt also, in der im September die WM ausgetragen wird. Vorher geht es von Sansepolcro aus über 170 bergige Kilometer, auf denen erstmals die 1000-Meter-Marke geknackt wird. Am Montag steht der erste Ruhetag an.





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