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Hansen erlebt beim Giro den besten Tag seiner Karriere - Wiggins stürzt und Paolini verliert Rosa
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10.05.2013

Hansen erlebt beim Giro den besten Tag seiner Karriere - Wiggins stürzt und Paolini verliert Rosa

Info: GIRO D´ITALIA 2013
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Felix Griep (Werfel)



Pescara, 10.05.2013 – Adam Hansens (Lotto Belisol) Rolle ist normalerweise klar definiert. Der Australier, der in der vergangenen Saison als einziger Fahrer alle Grands Tours komplett absolvierte, ist ein klassischer Helfer, der selten einmal selbst ins Rampenlicht gerät. So war es aber ausnahmsweise einen Tag vor seinem 32. Geburtstag auf der 7. Etappe des Giro d’Italia, die er als Ausreißer begann und als Sieger beendete. Hinter Hansen spielten sich auf den zahllosen kurzen, steilen Anstiegen und Abfahrten bei Regenwetter die unvermeidbaren Dramen ab, die zu einem nicht unerheblichen Teil auch Folge immer neuer Stürze waren. Bradley Wiggins (Sky Procycling) verlor fast eineinhalb Minuten auf viele seiner Kontrahenten und Luca Paolinis (Katusha) vierter Tag in Rosa war der letzte. Neuer Leader ist nun Beñat Intxausti (Movistar).

Extrem hügelige Strecke an einem verregneten Tag
Bei dem langen Zeitfahren, welches morgen auf sie zukommt, hätten sich viele Fahrer sicher auf der 7. Etappe des Giro d’Italia eine leichtere Aufgabe gewünscht. Doch die Fahrt durch die Abruzzen von Marina di San Salvo nach Pescara war die bisher beschwerlichste der Rundfahrt. Sparsam wurden nur vier Bergwertungen (je zweimal 3. und 4. Kategorie) auf die 177 Kilometer verteilt, dabei hätten sich gut und gerne auch zehn Steigungen herauspicken lassen, die einen signifikanten Schwierigkeitsgrad aufwiesen. Die Strecke allein versprach schon ein spannendes Rennen, durch das Wetter wurde sie zudem gefährlich. Noch nicht lange waren die 201 Fahrer unterwegs, da fielen ihnen die ersten Tropfen vor die Räder, mit zunehmender Renndauer regnete es sich immer mehr ein. Einem Trio blieb dieses Erlebnis erspart, auch wenn sie darüber nicht glücklich waren. Der fiebrige Klaas Lodewyck (BMC Racing Team) und der nach einem Sturz gestern mit Schlüsselbeinbruch außer Gefecht gesetzte Leigh Howard (Orica-GreenEdge) waren nicht angetreten und Mattia Cattaneo (Lampre-Merida) kam nur drei Kilometer weit, bis ein Sturz seinen Giro beendete. Untersuchungen ergaben später wenigstens keine Brüche beim Italiener. Nach zwei Steigungen gleich zu Beginn gab es das einzige etwas längere Flachstück dieser Etappe, auf dem sich nach knapp 30 Kilometern sechs Ausreißer zusammenfanden. Zu ihnen gehörte nur ein Italiener, welcher sich zwischenzeitlich als „virtueller Leader“ fühlen durfte. Knapp über die 6:52 Minuten, welche für Emanuele Sella (Androni Giocattoli) als Rückstand in der Gesamtwertung notiert waren, stieg der Vorsprung während der Flucht. Die Niederländer Maarten Tjallingii (Blanco) und Pim Ligthart (Vacansoleil-DCM), Dominique Rollin (FDJ) aus Kanada, der Australier Adam Hansen (Lotto Belisol) und der Grieche Ioannis Tamouridis (Euskaltel) begleiteten Sella.

Sella jagt das Bergtrikot und stürzt - Hansen siegt mit Solo
Ligthart war ein kleines Stück nach Passage der Verpflegungszone kurzzeitig abwesend, weil er in einer der nassen Abfahrten stürzte. Er war nicht der Erste, dem dies passierte – und noch viel weniger der Letzte. Bei optimaler Ausbeute an den vier Bergwertungen wäre das von Giovanni Visconti (Movistar) getragene Bergtrikot für einen der Ausreißer in Reichweite gewesen, was Sella offensichtlich bewusst war. Die ersten beiden klassifizierten Anstiege (52,4 und 38,2 Kilometer vor dem Ziel), sicherte sich der Bergkönig des Giro 2008. An der nächsten steilen Rampe, deren Scheitelpunkt eigentümlicherweise mit einer Sprintwertung versehen war, ließ Hansen die Muskeln spielen und zeigte seinen Mitausreißern ihre Grenzen auf – allen bis auf Sella. Als dieser in der folgenden Abfahrt stürzte, war sich Hansen unsicher, ob es nicht sinnvoller wäre zu warten und hielt sich dann tatsächlich ein wenig in Zaum, um seinen letzten Begleiter wieder herankommen zu lassen. Sie nahmen die Zusammenarbeit wieder auf, welche allerdings bald darauf an der dritten Bergwertung unwiderruflich endete. 20 Kilometer vor dem Ziel war Sella geschlagen und der zweifellos überlegene Hansen auf dem Weg zum größten Sieg seiner Karriere. Mehr als einen Landesmeistertitel im Zeitfahren 2008 und einen Etappen- sowie den Gesamtsieg bei der Ster Elektrotoer 2010 gab es bislang im Palmarès des Mannes nicht, der morgen 32 Jahre alt wird. Hansen vergrößerte seinen Vorsprung auf das Hauptfeld vorübergehend sogar noch einmal von zwei auf drei Minuten und brachte am Ende 1:07 Minute ins Ziel. Sella dagegen verpasste das Bergtrikot, weil er an den Bergwertungen Nummmer drei und vier nur Zweiter werden konnten, um einen einzigen Punkt und stürzte überdies auf dem Weg ins Ziel ein weiteres Mal.

Vini Fantinis Angriffe versanden – Wiggins‘ Sturz kostet viel Zeit
Vom Sieg in Pescara hatte auch Fabio Taborre (Vini Fantini) geträumt, denn dort hatte er vor 28 Jahren das Licht der Welt erblickt. Dass dies in ihm ein besonderes Feuer entfachte, war schon früh zu erkennen, als er zu den ersten Angreifern gehörte und es nur haarscharf verpasste, die Sella-Gruppe zu erreichen, bevor deren Vorsprung in die Höhe schoss. Vini Fantini übernahm daraufhin die Aufgabe, das Peloton wieder auf Schlagdistanz zu bringen und hatte im Anstieg zur zweiten Bergwertung nur noch zwei Minuten aufzuholen. Dass Taborre bereits dort auf eigene Faust eine Verfolgungsjagd startete, war möglicherweise nicht die beste Taktik. Er kam den Führenden nicht näher und setzte sich auch kaum weit vom Feld ab. An der dritten Bergwertung, wo Momente zuvor Hansen Sella abgehängt hatte, attackierte Danilo di Luca und versuchte seinen Teamkollegen als Relaisstation zu benutzen, aber dieser Plan ging ebenfalls nicht auf. Das Rennen wurde immer hektischer und besonders Bradley Wiggins (Sky Procycling) gab keine gute Figur am, hing am Ende des stark geschröpften Hauptfeldes, als es über die letzte Bergwertung ging. Vincenzo Nibali (Astana) warf sich, in der Hoffnung auf den letzten sieben Kilometern Zeit zu gewinnen, verwegen in die Abfahrt – und wagte zu viel. Ein Sturz stoppte seinen Angriff. Dennoch erging es ihm besser als Wiggins, der ebenfalls stürzte, was für den da schon etwas weiter hinten platzierten Briten schmerzliche Folgen für das Ziel Gesamtsieg hatte. Als der Anschluss einmal verloren war und die Risikobereitschaft aufgrund des Vorfalles sank, geriet Wiggins über eine Minute in Rückstand.

Intxausti und Majka übernehmen Sondertrikots in Rosa und Weiß
Drei Tage nach seinem eigenen Etappensieg sprintete Enrico Battaglin (Bardiani Valvole) aus einer 27-köpfigen Gruppe auf den zweiten Platz, hinter ihm folgten di Luca und Mauro Santambrogio, die Vini Fantinis Tag mit zwei guten Platzierungen halbwegs retteten. Die weitere Besetzung der Gruppe war hochkarätig, reichte von Cadel Evans (BMC Racing Team) über Vorjahressieger Ryder Hesjedal (Garmin-Sharp) und Michele Scarponi bis hin zu Nibali. Es fehlten jedoch drei wichtige Namen, darunter jener von Wiggins, welche in der nächsten größeren Gruppe 2:31 Minuten auf den Sieger, also 1:24 Minute auf Hesjedal und Co. verloren. Die Männer in Rosa und Weiß – Luca Paolini (Katusha) und Fabio Aru (Astana) – mussten aufgrund dieses Verlustes heute der Siegerehrung fernbleiben. Neuer Gesamtführender ist weder Nibali noch Hesjedal, die mit fünf bzw. acht Sekunden die Plätze zwei und drei belegen, sondern Beñat Intxausti (Movistar), den man wegen seines zehnten Platzes bei der Vuelta a España 2012 auch in Italien für eine gute Endplatzierung auf der Rechnung haben muss. Wiggins, ist mit 1:32 Minute Rückstand nur noch 23., eine Kapitänsdiskussion muss bei Sky aber nicht aufkommen, weil seine Teamkollegen Rigoberto Uran und Sergio Henao im Ziel auch an seiner Seite und nicht in der vorderen Gruppe waren. 19. ist Rafal Majka (Saxo-Tinkoff), was an sich nicht beeindruckend wirkt und den Polen doch zum neuen besten Nachwuchsfahrer macht.

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Die 8. Etappe bietet Bradley Wiggins eine hervorragende Möglichkeit, seine Position wieder deutlich zu verbessern. Der Zeitfahr-Olympiasieger ist auf den 54,8 Kilometeern in seiner Spezialdisiziplin der große Favorit.





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