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Belkov für mutige Solo-Flucht mit erstem Profisieg belohnt - Pirazzi übernimmt Bergtrikot des Giro
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12.05.2013

Belkov für mutige Solo-Flucht mit erstem Profisieg belohnt - Pirazzi übernimmt Bergtrikot des Giro

Info: GIRO D´ITALIA 2013
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)



Florenz, 12.05.2013 - Maxim Belkov (Katusha) hat auf der neunten Etappe des Giro d'Italia seinen ersten Profi-Sieg errungen. Der 28-jährige Russe gehörte zu einer anfänglich zwölfköpfigen Spitzengruppe, setzte sich in einer regennassen Abfahrt ab und bestritt fast 70 Kilometer alleine an der Spitze. Platz zwei mit 44 Sekunden Rückstand ging an Carlos Betancur (Ag2r), der an der letzten Steigung angegriffen hatte. Die bergige Etappe in Richtung Florenz bot außerdem genug Anlass zu einem Kampf ums Blaue Trikot, aus dem Stefano Pirazzi (Bardiani) als zumindest vorläufiger Sieger hervorging.

Toscana bei Regenwetter
Das 370.000 Einwohner zählende Florenz ist nicht nur eine der geschichtsträchtigsten und kunsthistorisch bedeutsamsten Städte weltweit, es ist auch einer der vom Giro d'Italia am häufigsten besuchten Etappenorte. Zwischen 1909 und 2009 fanden hier allein 30 Zielankünfte statt. Die neunte Etappe, welche in Sansepolcro gestartet wurde, war dem dreifachen Giro-Champion Gino Bartali gewidmet, der nahe Firenze - wie die Stadt in der Landessprache heißt - geboren wurde und starb. Außerdem konnte sie natürlich als eine Art Generalprobe für die kommende Weltmeisterschaft gelten - wenn auch nur im übetragenen Sinne, da die heutige Strecke, vom letzten Anstieg einmal abgesehen, mit dem WM-Kurs wenig gemein hatte. Das Wetter machte dem Ruf der Toscana, ein besonders idyllischer und freundlicher Landstrich zu sein, keine Ehre. Es war den ganzen Tag über regnerisch, grau und ungemütlich.

Fluchtgruppe mit Visconti
Da auf den insgesamt 170 Kilometern bis Florenz nicht weniger als vier Bergwertungen auf dem Programm standen - von jedem Schwierigkeitsgrad eine -, dauerte es etwas länger, bis sich eine akzeptable Fluchtgruppe herausgeschält hatte. In der Tat kehrte erst dann Ruhe ein, als auch der aktuelle Träger der Maglia Azzurra vorne fuhr. Doch zu Giovanni Viscontis (Movistar) Unglück hatten es auch der Bergwertungsdritte und der Bergwertungsfünfte, nämlich Stefano Pirazzi (Bardiani Valvole) und Robinson Chalapud (Colombia), in die Gruppe geschafft. Der Kolumbianer brachte in Person von Jarlinson Pantano sogar einen Teamkollegen mit. Ansonsten waren mit Juan Manuel Garate (Blanco), dem polnischen Meister Michal Golas (Omega), Fabio Felline (Androni) und Tobias Ludvigsson (Argos) weitere recht gute Bergfahrer dabei. Evgeny Petrov (Saxo), Alessandro Proni (Vini Fantini), Maxim Belkov (Katusha) und Ricaro Mestre (Euskatel), der schon am allerersten Tag zu den Ausreißern gehört hatte, machten das Dutzend voll.

Belkov als lachender Dritter
Nachdem der Vorsprung auf das Hauptfeld auf über vier Minuten angewachsen war, kam es schon an der ersten Bergwertung, dem über 1000 Meter hohen Passo della Consuma (Kat.2), zu einem Zweikampf zwischen Pirazzi und Chalapud, die dem erstaunlich widerstandslosen Visconti die Schau stahlen. Pirazzi sicherte sich die maximale Zahl von neun Punkten und fuhr damit jetzt schon virtuell im Blauen Trikot. Er und Chalapud warteten nach dem Gipfel keineswegs auf ihre ehemaligen Begleiter, sondern nahmen Fahrt für die Kat.1-Bergwertung auf, die nach 106,7 Kilometern anstand. Als es ernst wurde, teilten die Streithähne unaufhörlich Nickligkeiten aus und lieferten sich wahre Stehversuche, sodass Maxim Belkov von hinten aufschließen konnte. Nachdem sich Pirazzi mit einem schier endlosen Antritt, der fast noch von Chalapud gekontert worden wäre, wieder die volle Punktzahl einverleibt hatte, entpuppte Belkov sich erst recht als lachender Dritter. Nicht nur schaffte der Russe es wieder nach vorne, er konnte sich auf der Abfahrt in Richtung Pontassieve auch ein gutes Stück absetzen. Bei zu diesem Zeitpunkt strömendem Regen legte der frühere Zeitfahr-Europameister ein dermaßen halsbrecherisches Tempo vor, dass den Zuschauern der Atem stockte.

Brenzlige Situation für Bradley Wiggins
Dass die Talfahrt keineswegs ohne war, zeigte wenig später auch der Ruf, der durchs Peloton schallte: "Bradley Wiggins abgehängt". Der Brite, der als unsicherer Abfahrer, zumal bei regennasser Straße, gilt, gondelte eine Minute hinter dem Hauptfeld her. Garmin, BMC und Astana verschärften für ihre Kapitäne Ryder Hesjedal, Cadel Evans und Vicenzo Nibali das Tempo zusätzlich, um den Gesamtvierten aus den Pantinen zu fahren. Nur eine konzertierte Hilfsaktion von Sky Procycling, das wohl nach wie vor ganz auf Wiggins setzt, konnte den Tour-Champion wieder an die Maglia Rosa-Group heranbringen. Unterdessen hatte Belkov schon über zweieinhalb Minuten Vorsprung vor Pirazzi und Chalapud gesammelt, zu denen sich nach und nach weitere Fahrer der früheren Spitzengruppe gesellten. Ganz sicher konnte der Katusha-Mann sich seines Tagessiegs aber noch längst nicht sein. Zwei Berge - Vetta le Croci (Kat.3) und Fiesole (Kat.4) - hatte er auf den letzten 30 Kilometern noch zu überstehen. Und außerdem machten Jarlinson Pantano Gomez und der Schwede Tobias Ludvigsson sich auf die Verfolgung.

Hesjedal muss sich vom Gedanken an die Titelverteidigung verabschieden
Am letzten Anstieg, etwa 11 Kilometer vor dem Ziel, zündete Carlos Alberto Betancur (Ag2r-La Mondiale) eine Rakete, die ihn sowohl an Pantano wie an Ludvigsson vorbeiziehen ließ. Der 23-jährige Kolumbianer dachte sogar, er hätte die Etappe gewonnen - doch weit gefehlt. 44 Sekunden vor ihm hatte schon der total erschöpfte, aber überglückliche Belkov seinen ersten Profi-Sieg gefeiert. 2009 hatte er bei ISD-Neri die Laufbahn des Berufsradfahrers eingeschlagen, doch weder dort noch bei Vacansoleil noch bei Katusha, für das er seit 2012 fährt, hatte es bislang zu mehr als dritten Plätzen oder zu Erfolgen im Mannschaftszeitfahren gereicht. Pantano und Ludvigsson kamen mit 46 und 54 Sekunden Rückstand noch solo ins Ziel, alle anderen Ausreißer wurden vom Feld gestellt, das seinerseits keine 40 Fahrer mehr umfasste. Prominentester Ausfall war Vorjahresgewinner Ryder Hesjedal, der hinauf nach Fiesole in Schwierigkeiten geriet und dann unter dem gnadenlosen Tempodiktat von Michele Scarponis Lampre-Merida Team vollends abgehängt wurde. Der Kanadier verlor etwa zwei Minuten auf die anderen Gesamtklassements-Anwärter, z. B. auf Cadel Evans, welcher 1:03 Minuten nach Belkovs Ankunft den "Sprint" um Platz fünf gewann.

Berg- und Punktetrikot wechseln den Besitzer
Hesjedal fiel also aus den Top10 zurück, wodurch Tanel Kangert als zweitbester Astana-Mann einen Platz vorrückte. Alle anderen Positionen und Zeitabstände an der Spitze der Maglia-Rosa-Wertung blieben unverändert. Abgesehen vom Wechsel im Bergtrikot kam es aber auch zu einer Wachablösung, was das Punkteklassement angeht. Mark Cavendish (Omega Pharma) musste Rot an Evans abtreten. Hingegen behält Wilco Kelderman (Blanco) das Weiße Trikot und Cameron Wurf (Cannondale) behält Platz eins in der Sprintwertung, da die beiden von Belkov gewonnenen Zwischensprints nicht ins Gewicht fielen. 197 Fahrer haben die neunte Etappe beendet. Mit Francesco Chicchi (Vini Fantini) war einer der Sprinter gar nicht mehr angetreten. Außerdem stiegen der Venezolaner Tomas Aurelio Gil (Androni) und der Franzose Arnold Jeannesson (FDJ) heute vorzeitig vom Rad.

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Auf den ersten Ruhetag folgt die erste Bergankunft. Am Dienstag geht es im Rahmen der zehnten Etappe über 167 Kilometer quer durch Friaul - von Cordenons auf die bis zu 20 Prozent steile Montasio-Hochebene. 50 Kilometer zuvor muss außerdem der Passo Cason di Lanza - ebenfalls erste Kategorie - bezwungen werden.





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