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Nibali nach zweitem Etappensieg wieder in Gelb, verliert seinen stärksten Gegner Contador
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14.07.2014

Nibali nach zweitem Etappensieg wieder in Gelb, verliert seinen stärksten Gegner Contador

Info: TOUR DE FRANCE 2014
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Felix Griep (Werfel)



La Planche des Belles Filles, 14.07.2014 – Als Ausreißer ohne Erfolg, das Gelbe Trikot verloren, dafür Weiß übernommen, jetzt vier Mann in den Top8 der Gesamt- und ein Team in der Mannschaftswertung auf Rang eins. Die Bilanz der Franzosen an ihrem Nationalfeiertag liest sich durchwachsen, kann aber vor allem im Hinblick auf die Gesamtwertung als letztlich positiv gewertet werden. Der erste Tour-Triumph seit 1985 ist dennoch wenig realistisch, konnte doch Vincenzo Nibali auf der 10. Etappe eine bärenstarke Vorstellung abliefern und in La Planche de Belles Filles mit seinem zweiten Tagessieg das Maillot Jaune zurückerobern. Der Italiener ist jetzt der uneingeschränkte Topfavorit, zumal nach Chris Froome (Sky) heute auch Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) nach einem Sturz aufgeben musste.

Vier Franzosen am Nationalfeiertag in der Ausreißergruppe
Normalerweise ist der Montag zu Beginn der zweiten Woche bei der Tour de France ein Ruhetag, den die Fahrer sich nach neun anstrengenden Etappen auch redlich verdient hätten. Der Kalender machte diesen Planungen einen Strich durch die Rechnung, denn das Datum lautete 14. Juli – und am französischen Nationalfeiertag musste natürlich gefahren werden. Das dritte und letzte Vogesen-Teilstück setzte nochmals einen drauf, in die 161,5 Kilometer lange Strecke wurden sieben Bergwertungen gepackt, darunter vier der 1. Kategorie, wovon eine dem Schlussanstieg nach La Planche des Belles Filles gebührte. Nur die ersten 20 Kilometer waren flach und führten rasch zur Bildung einer Fluchtgruppe. In dieser hatten die Franzosen mit Christophe Riblon (AG2R La Mondiale), Amaël Moinard (BMC Racing), Thomas Voeckler (Europcar) und Arnaud Gérard (Bretagne-Séché Environnement) zunächst die Oberhand; Giovanni Visconti (Movistar), Lieuwe Westra (Aastana) und Markel Irizar (Trek Factory Racing) waren als einzige Ausländer dabei. Im ersten Anstieg auf den Col du Firstplan schloss aber noch ein Verfolgertrio mit je einem Spanier, Slowaken und Tschechen auf: Joaquin Rodriguez (Katusha), Peter Sagan (Cannondale) und Jan Barta (NetApp-Endura). Die für die Gesamtwertung vollkommen unbedeutende Gruppe hätte man ruhig fahren lassen können, doch zwei Mannschaften hatten etwas dagegen.

Martin ackert für Kwiatkowski – Rodriguez nimmt ihm das Bergtrikot
IAM Cycling verringerte den Rückstand bis zur ersten Bergwertung von gut vier auf weniger als drei Minuten und hängte sich dann in der Abfahrt an einen Angriff von Omega Pharma-Quick Step an. Es attackierten von OPQS Tony Martin und Michal Kwiatkowski, der Gesamtvierte und beste Nachwuchsfahrer, von IAM Marcel Wyss und Reto Hollenstein und mit ihnen Rein Taaramäe (Cofidis). Im Tal zwischen dem zweiten und dritten Berg des Tages liefen die Gruppen zusammen. Nur Gérard und Sagan, der zu diesem Zeitpunkt bereits den anvisierten Sieg am Zwischensprint eingetütet hatte, waren wieder zurückgefallen. Martin beeindruckte einen Tag nach seinem Parforceritt zum Etappensieg in Mulhouse als unerwartet kraftvoller Helfer für seinen Teamkollegen Kwiatkowski. Im Alleingang zog der Träger des Bergtrikots die Gruppe über einen Anstieg nach dem anderen und stellte alle eventuellen persönlichen Ambitionen zurück. Aus dem Kampf um die Punkte an den Bergwertungen hielt sich Martin komplett raus, während zwei andere Ausreißer sich duellierten, wer ihm das Maillot à Pois vom Leib reißen dürfe. Beim ersten Zweiersprint hatte Voeckler noch hauchdünn die Nase vorn, danach blieb ein ums andere Mal Rodriguez Sieger und erkämpfte sich so die höchste Gesamtpunktzahl. Martin wurde von der Jury trotzdem – oder gerade deshalb – zum zweiten Mal hintereinander mit der Auszeichnung für den kämpferischsten Fahrer geehrt.

Contador bricht sich das Schienbein – bei Machado wird ein Auge zugedrückt
Etwa zur selben Zeit, als Martin die Verfolger an die Spitzenreiter heranführte, erschütterten zwei Stürze das Peloton. In der Abfahrt vom Petit Ballon verlor Tiago Machado (NetApp-Endura) die Kontrolle über sein Rad. Der Portugiese, der sich gestern auf den dritten Platz des Gesamtklassements vorgeschoben hatte, rappelte sich auf und beendete die Etappe unter Mithilfe von Andreas Schillinger mit beinahe einer Dreiviertelstunde Rückstand – eigentlich sechs Minuten über dem Zeitlimit. Der Veranstalter machte eine Ausnahme und lässt beide weiter am Rennen teilnehmen, sofern ihnen dies körperlich möglich sein wird. Definitiv ausgeschieden ist, neben Edward King (Cannondale) und Mathew Hayman (Orica-GreenEdge), Alberto Contador (Tinkoff-Saxo). Als gerade die nächste, dritte Steigung zum Col du Platzerwasel begann, crashte der frühere Tour-Sieger und verletzte sich am rechten Bein. Erst nach längerer Behandlung, bei der ihm ein Verband angelegt wurde, konnte der Spanier weiterfahren, hatte nun aber vier Minuten Rückstand auf das Peloton. Sämtliche Teamkollegen ließen sich zu ihrem Kapitän zurückfallen, konnten jedoch kaum Zeit aufholen. Nicht weit nach dem Platzerwasel bedankte und verabschiedete sich Contador bei seinen Helfern, stieg vom Rad. Ein Schienbeinbruch stoppte den zweiten Topfavoriten der 101. Frankreich-Rundfahrt, nachdem der andere, Chris Froome (Sky), schon fünf Tage zuvor mit Knochenbrüchen in beiden Händen ausgeschieden war.

Kwiatkowski bricht am Schlussanstieg ein – Nibali fängt Rodriguez ab
Nach dem vierten Berg, ab etwa 50 Kilometer vor dem Ziel, begann Astana den Rückstand des Feldes von lange Zeit über vier Minuten zu reduzieren und hatte relativ leichtes Spiel, weil bei den Ausreißern weiterhin nur Martin Führungsarbeit verrichtete. Der Zeitfahr-Weltmeister hielt das noch eine Weile durch, am Col des Chevrères war sein Akku aber leer. An diesem vorletzten Anstieg, demjenigen mit der höchsten Durchschnittssteigung, flogen Spitzengruppe und Feld auseinander. Kwiatkowski versuchte die Vorarbeit seines Mannschaftskameraden fortzusetzen und griff an. Vor der Bergwertung überholten ihn Rodriguez und Visconti, Moinard holte den Polen ein. In der Abfahrt bildeten sie kurz ein Quartett, bevor sich Kwiatkowski und Rodriguez erneut absetzten. Sehr früh im sechs Kilometer langen Schlussanstieg nach La Planche des Belles Filles musste Kwiatkowski abreißen lassen. Rodriguez hatte noch eineinhalb Minuten Vorsprung auf die Hauptgruppe um Vincenzo Nibali (Astana), der drei Kilometer vor dem Ziel attackierte, noch vor der Flamme Rouge zu Rodriguez aufschloss und den neuen Bergpreisleader dann eiskalt stehenließ. Nach seinem Coup auf der 2. Etappe in Sheffield, wo Cleverness und Überraschungsmoment eine Rolle spielten, war der zweite Sieg des Italieners bei dieser Tour eine pure Demonstration seiner derzeitigen Form am Berg, die eines Rundfahrtsiegers würdig anmutet.

Starke Franzosen – Weißes Trikot
Als Nibali sich aus der Hauptgruppe verabschiedet, bildete sich hinter ihm ein Sextett, das den Schaden in Grenzen halten konnte. Thibaut Pinot (FDJ.fr), Alejandro Valverde (Movistar), Jean-Christophe Péraud, Romain Bardet (beide AG2R La Mondiale), Tejay Van Garderen (BMC Racing) und Richie Porte (Sky) belegten in der genannten Reihenfolge mit 15 bis 25 Sekunden Rückstand die Plätze zwei bis sieben. Der Achte Leopold König (NetApp-Endura), hinter dem Rodriguez folgte, hatte bereits 50 Sekunden Rückstand. Kwiatkowskis Flucht war letztendlich komplett nach hinten losgegangen, er verlor noch mehr als zwei Minuten und das Weiße Trikot. In der Gesamtwertung ist er gar nur noch 13. (+4:39). Nibali eroberte das Gelbe zurück und hat einen ordentlichen Vorsprung auf seine ersten Verfolger Porte (+2:23) und Valverde (+2:47). Auf den Positionen vier bis sechs des Klassements folgen drei Franzosen – Bardet (+3:01), Gallopin (+3:12), Pinot (+3:47) –, auf Platz acht der nächste – Péraud (+3:57). Tony Gallopin (Lotto Belisol) war erwartungsgemäß nicht in der Lage, die Führung zu verteidigen, hatte schon am Col des Chevrères den Anschluss verloren, danach aber aufopferungsvoll gekämpft. In der Nachwuchswertung sind nun zwei Franzosen vorne, Bardet führt 46 Sekunden vor Pinot. Kwiatkowski ist mit 1:38 Minute Rückstand aber noch längst nicht aus dem Rennen. AG2R La Mondiale zog in der Mannschaftswertung an Astana vorbei auf Rang eins.

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Nach drei harten Etappen in den Vogesen werden die noch 180 verbliebenen Fahrer mit einem Ruhetag belohnt. Am Mittwoch geht es bei der 11. Etappe mit einer ausreißerfreundlichen Strecke weiter. Auf den letzten 50 Kilometern gibt es vier Bergwertungen der Kategorien 3 und 4.





Vincenzo Nibali gewinnt in La Planche des Belles Filles seine zweite Etappe bei der Tour 2014 (Foto: Veranstalter/letour.fr)
Vincenzo Nibali gewinnt in La Planche des Belles Filles seine zweite Etappe bei der Tour 2014 (Foto: Veranstalter/letour.fr)

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