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Nibali verteilt in Chamrousse keine Geschenke - dritter Tagessieg auf erster Alpen-Etappe der Tour
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18.07.2014

Nibali verteilt in Chamrousse keine Geschenke - dritter Tagessieg auf erster Alpen-Etappe der Tour

Info: TOUR DE FRANCE 2014
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Felix Griep (Werfel)



Chamrousse, 18.07.2014 – Erst zweimal trug bei dieser Tour de France ein anderer Fahrer als Vincenzo Nibali (Astana) das Gelbe Trikot. An beiden Tagen, in Sheffield und La Planche des Belles Filles, siegte der Italiener. Was ihm noch fehlte, war ein Erfolg im Maillot Jaune, den er sich auf der 13. Etappe in Chamrousse holte. Zum Leidwesen von Leopold König (NetApp-Endura), der die Möglichkeit hatte, seinen Vuelta-Coup vom letzten Jahr zu wiederholen. Von Nibalis unterlegenen Gegnern gaben Alejandro Valverde (Movistar) und Thibaut Pinot (FDJ.fr) noch die beste Figur ab, während das Team Sky nach einem Einbruch von Richie Porte die Hoffnungen auf einen dritten Gesamtsieg in Folge begraben muss.

De Marchi kommt solo über den ersten großen Alpenpass
Die Hügel von Yorkshire, das Kopfsteinpflaster und die Vogesen sorgten bei der 101. Tour de France schon für einiges Spektakel. Aber wirklich ernst wurde es erst heute mit Erreichen des Hochgebirges. Die 13. Etappe führte bei brütender Hitze in die Alpen. Die 197,5 Kilometer wurden in Saint-Étienne gestartet, wonach es bald auf den Col de la Croix de Montvieux ging. An diesem noch vergleichsweise einfachen Anstieg der 3. Kategorie entstand und etablierte sich eine neunköpfige Ausreißergruppe, die später im weiteren, lange Zeit flachen Rennverlauf bis zu fünf Minuten Vorsprung herausfuhr. 60 Kilometer vor dem Ziel kamen sie an das erste große Hindernis, den 14 Kilometer langen Anstieg zum Col de Palaquit (1. Kategorie). Brice Feillu (Bretagne-Séché Environnement) fiel dort als Erster wieder zurück, dann wurden Giovanni Visconti (Movistar), Kristijan Durasek (Lampre-Merida), Daniel Oss (BMC Racing) und Bartosz Huzarski (NetApp-Endura), etwas später auch Rudy Molard (Cofidis) und Alessandro De Marchi (Cannondale) abgehängt. Es war Blel Kadri (Ag2r La Mondiale), der den stärksten Eindruck machte, und nur Jan Bakelants (Omega Pharma-Quick Step) konnte mithalten. Doch De Marchi erholte sich schnell, feierte ein Comeback an der Spitze und zog daraufhin alleine bis zum Gipfel durch.

Enttäuschung für Sky: Schwacher Porte verliert extrem viel Zeit
Eine knappe Minute vor Bakelants erreichte De Marchi die Bergwertung. Nach eineinhalb Minuten folgte Luis Angel Maté (Cofidis), der einzige von mehreren Angreifern, der sich am Col de Palaquit vom Hauptfeld lösen konnte. Dieses folgte mit einem Rückstand von zweieinhalb Minuten – doppelt so viel wie die Stoppuhr am Fuß des Berges gemessen hatte. Katusha und Europcar hatten zuvor für ordentlich Tempo gesorgt, das bergauf aber fast komplett einschlief. Der Vorsprung De Marchis stieg sogar noch deutlich weiter an, am Zwischensprint im Tal lag er 3:40 Minuten vor den Favoriten. Dennoch reichte das nicht einmal ansatzweise, um am Schlussanstieg nach Chamrousse irgendeine in Erinnerung bleibende Rolle spielen zu können. Schon nach vier von 18 Kilometern wurde er eingeholt. FDJ.fr und Movistar hatten gleich zu Beginn des Berges mächtig Dampf gemacht. 22 Fahrer bildeten jetzt noch die Hauptgruppe, aus keiner Mannschaft mehr als zwei. Das Team Sky war mit Richie Porte und Mikel Nieve vertreten, die aber gleich darauf von der Bildfläche verschwanden. Porte, der das schwere „Froome-Erbe“ auf seinen Schultern trug, hatte einen miserablen Tag, kam offenbar mit den hohen Temperaturen nicht zurecht. Der Australier erreichte schlussendlich mit seinen Teamkollegen Nieve und Geraint Thomas, der von hinten dazustieß, das Ziel mit einem Rückstand von 8:48 Minuten.

König lässt NetApp vom Etappensieg träumen – bis Nibali kommt
Eine zweifellos bessere Tagesform als Porte hatte Leopold König (NetApp-Endura), der bei der Vuelta a España 2013, seiner ersten Grand Tour, auf Anhieb eine Bergankunft gewonnen hatte. Einem solchen Erfolg kam er heute wieder sehr nahe. Als 19. der Gesamtwertung hatte er genügend Rückstand, dass man ihn bei seiner Attacke elf Kilometer vor Schluss ziehen ließ. Nicht optimal war dagegen der Pole Rafal Majka (Tinkoff-Saxo) als jegliche Mithilfe verweigernder Begleiter, der sich vom Tschechen wohl zum Etappensieg ziehen lassen wollte. Allzu groß wurde ihr Vorsprung aber nicht, da wenig später Alejandro Valverde (Movistar) mit einem Angriff die Favoritengruppe aufmischte. Vincenzo Nibali (Astana) reagierte unaufgeregt, ja fast schon aufreizend locker. Vom Rest konnte nur Thibaut Pinot (FDJ.fr) mitgehen. Das starke Trio sammelte Laurens ten Dam (Belkin) ein, der sich ohne Erfolg auf die Jagd nach König und Majka gemacht hatte, die etwa zwanzig Sekunden vorausfuhren. Nibali fühlte sich stark und wollte ein Zeichen setzen, was er 6,7 Kilometer vor dem Ziel tat – ein explosiver Antritt und die Hoffnungen seiner Gegner auf eine Schwäche des Italieners waren endgültig zerstört. Es dauerte nicht lange, bis Nibali zu den beiden Führenden aufschloss, denen er keine Geschenke verteilen wollte. Den dritten Etappensieg bei dieser Frankreich-Rundfahrt ließ er sich nicht entgehen.

Kampf der Franzosen: Bardet behält kleinen Vorsprung auf Pinot
Auf den letzten drei Kilometern war Nibali alleine unterwegs und erreichte das Ziel zehn bzw. elf Sekunden vor Majka und König, der das bisher beste Ergebnis eines Fahrers aus einem der Wildcard-Teams erzielte. Valverde und Pinot, die schon mehr mit einem Kampf gegeneinander als gegen Nibali beschäftigt schienen – immerhin ging es um Portes zweiten Platz in der Gesamtwertung, der für beide wohl auch das Maximum des Erreichbaren darstellt –, verloren 50 und 53 Sekunden. Valverde liegt nun in der Summe aller bisherigen Etappen 3:37 Minuten hinter Nibali, Pinot 4:40 Minuten. Das Gesamtklassement erweckt immer mehr den Eindruck, als wäre die Tour 2014 schon frühzeitig entschieden. Zu souverän agierte Nibali, dessen wichtigster Helfer Jakob Fuglsang in der Abfahrt vom Col de Palaquit gestürzt war, was aber letztlich keine Auswirkungen auf den Erfolg des Kapitäns hatte. Die nächsten Fahrer im Ziel hinter Nibali, Majka und König sowie Valverde und Pinot waren Tejay van Garderen (BMC Racing) und Romain Bardet (AG2R La Mondiale), der um sein Weißes Trikot bangen musste, als ihm Pinot davongefahren war. 16 Sekunden seines Vorsprungs auf den Landsmann konnte er verteidigen, ist daher mit 4:24 Minuten Rückstand Gesamtdritter und weiterhin bester Nachwuchsfahrer.

König kommt in die Top10, Nibali überholt Rodriguez in Bergwertung
Eigentlich veränderte sich in der Gesamtwertung – bis auf die größer gewordenen Abstände – gar nicht besonders viel. Durch Portes Absturz auf Rang 16, rückten Valverde, Bardet und Pinot genauso wie van Garderen (+5:19), Jean-Christophe Péraud (Ag2r La Mondiale/+6:06), Bauke Mollema (Belkin/+6:17) und Jurgen van den Broeck (Lotto-Belisol/+6:27) jeweils einen Platz nach oben. Die drei letzten Fahrer in dieser Aufzählung kamen gemeinsam mit Fränk Schleck und Haimar Zubeldia (beide Trek Factory Racing) 2:09 Minuten nach dem Sieger ins Ziel. Neu in den Top10 und die größten Aufsteiger des Tages sind Rui Costa (Lampre-Merida/+8:35) und König (+8:36), die sich von Platz 13 auf neun bzw. von 19 auf zehn verbesserten. Stärkstes Team des Tages war einmal mehr AG2R mit Bardet und Péraud auf dem siebten und neunten und Ben Gastauer auf einem guten 18. Platz. Nur Belkin konnte da annähernd mithalten und liegt in der Mannschaftswertung mit 9:24 Minuten jetzt auf Rang zwei. Die Vergabe von doppelten Punkten an der HC-Bergwertung kostete Joaquin Rodriguez (Katusha/53 Punkte) seine Führung, das Gepunktete Trikot trägt er morgen nur noch als Stellvertreter von Nibali (70). Für vier Fahrer endete die Tour de France auf der ersten Alpenetappe: Janier Acevedo (Garmin-Sharp), Arthur Vichot (FDJ.fr) und der bedauernswerte Daniel Navarro (Cofidis) an seinem 31. Geburtstag mussten aufgeben, Alexander Porsev (Katusha) geriet über das Zeitlimit.

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Die 14. Etappe führt über zwei der bekanntesten Alpen-Pässe, Col du Lautaret (34,0 km à 3,9%) und Col d’Izoard (19,0 km à 6,0%). In Risoul (12,6 km à 6,9%) gibt es eine weitere Bergankunft, ehe am Sonntag eine Flachetappe folgt.





Vincenzo Nibalis dritter Tour-Etappensieg, der erste im Gelben Trikot (Foto: Veranstalter/letour.fr)
Vincenzo Nibalis dritter Tour-Etappensieg, der erste im Gelben Trikot (Foto: Veranstalter/letour.fr)

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