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Was lange währt, wird endlich Gelb – Tony Martin holt Maillot Jaune mit Sieg auf Kopfsteinpflaster-Etappe
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07.07.2015

Was lange währt, wird endlich Gelb – Tony Martin holt Maillot Jaune mit Sieg auf Kopfsteinpflaster-Etappe

Info: TOUR DE FRANCE 2015
Autor: Felix Griep (Werfel)



Cambrai, 07.07.2015 – Im Zeitfahren war er fünf Sekunden langsamer als Rohan Dennis, am Tag danach schob sich Fabian Cancellara durch eine Zeitgutschrift an ihm vorbei und auf der Mur de Huy fehlte nur eine Sekunde zu Chris Froome. Bisher hatte Tony Martin bei dieser Tour de France stets hinter immer anderen Fahrern den zweiten Rang der Gesamtwertung belegt, doch auf der 4. Etappe konnte er sich endlich die Spitzenposition erkämpfen. Auf dem Kopfsteinpflaster gab der deutsche Zeitfahrmeister eine hervorragende Figur ab, war einer der Stärksten des auf gut 30 Fahrer geschrumpften Hauptfeldes, aus dem er sich mit einer Attacke 3400 Meter vor dem Ziel absetzte. Ein Solosieg, garniert mit dem Gelben Trikot, der wahrscheinlich einen Erfolg von Paris-Roubaix-Gewinner John Degenkolb verhinderte, der den Sprint der Verfolger gewann. Vincenzo Nibali trat wie im Vorjahr sehr offensiv auf, diesmal kamen die Topfavoriten auf den Tour-Sieg aber fast ausschließlich gemeinsam ins Ziel.


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Kopfsteinpflaster-Spezialist Cancellara nicht am Start
Nur noch 191 Fahrer starteten in der belgischen Stadt Seraing zur 4. Etappe, dem längsten Teilstück der Tour de France 2015. Die gestrigen Stürze auf dem Weg gen Huy hatten insgesamt sechs Opfer gefordert. Am heftigsten hatte es William Bonnet (FDJ) mit einem Bruch des zweiten Halswirbels getroffen, der nicht lebensgefährlich ist, aber operiert werden muss. Tom Dumoulin (Giant-Alpecin) brach sich die Schulter, Dmitriy Kozontchuk (Katusha) Schlüsselbein und Schulterblatt, Simon Gerrans ein Handgelenk. Fabian Cancellara (Trek Factory Racing) mit zwei gebrochenen Lendenwirbeln und Daryl Impey (Orica-GreenEdge) mit einem Schlüsselbeinbruch beendeten zwar die gestrige Etappe, konnten heute aber nicht mehr antreten; ebenso wie der Deutsche Andreas Schillinger (Bora-Argon 18), den ein Infekt zum Tour-Aus zwang. Trotz dieser Ausfälle begab sich immer noch eine Vielzahl angeschlagener Fahrer auf die 223,5 Kilometer Richtung Cambrai, dem ersten Etappenort auf französischem Staatsgebiet; nach 140 Kilometern überquerte man die Grenze. Sieben Abschnitte mit Kopfsteinpflaster wurden auf dieser Strecke befahren – eine Hommage an den großen Frühjahrsklassiker Paris-Roubaix, wie es sie schon im vorigen Jahr gegeben hatte, als Chris Froome ausschied, Vincenzo Nibali die restlichen Konkurrenten um den Gesamtsieg weit abhängte und sein heutiger Teamkollege Lars Boom die Etappe gewann.

Astana schickt Westra wie im Jahr 2014 auf die Flucht
Im Vorjahr hatte Astana in einer Ausreißergruppe Lieuwe Westra platziert, der seinem Kapitän Nibali am Ende eine enorme Hilfe war. Was einmal klappt, kann man ja durchaus wieder probieren, dachten sie sich wohl: Der Niederländer drängte nach dem scharfen Start sofort nach vorne und setzte sich gemeinsam mit dem Belgier Thomas De Gendt (Lotto Soudal) sowie den beiden Franzosen Perrig Quéméneur (Europcar) und Frédéric Brun (Bretagne-Séché Environnement) ab. Auf neun Minuten wuchs ihr Vorsprung, ehe eine Reaktion des Feldes erfolgte. Am ersten Kopfsteinpflaster-Sektor – offiziell dem 7., weil in bester Paris-Roubaix-Manier die Nummerierung in Form eines „Countdowns“ erfolgte –, der sich mit 120 Kilometern noch weit vom Ziel entfernt befand, rutschte der Abstand zum Feld sogar kurz unter eine Minute, doch bald darauf wurden es schon wieder drei bis vier Minuten. Das Team Sky hatte, zum Test, vor und auf dem Pflaster mal etwas Gas gegeben, doch richtig ernst wurde es noch nicht. Einige Zeit darauf folgte der Zwischensprint, welchen De Gendt gewann. Mark Cavendish (Etixx-Quick Step) war vor Bryan Coquard (Europcar) der Schnellste des Feldes, dahinter folgten André Greipel (Lotto Soudal) und Peter Sagan (Cannondale). Nur Sagan hätte, mit einem Etappensieg, Greipel das Grüne Trikot noch abnehmen können.

Ausscheidungsfahren über die Pavé-Sektoren in Frankreich
Die übrigen sechs Pavé-Sektoren und damit 11,5 der insgesamt 13,3 Kilometer Kopfsteinpflaster, befanden sich auf den letzten 50 Kilometern der Strecke. Pünktlich dazu setzte leichter Nieselregen ein, doch wirklich nass wurden die Fahrer heute nicht. Bei der Anfahrt auf Sektor 6 spannte Nibali seine Helfer ein, darunter Boom, der in den letzten Tagen für viele Schlagzeilen sorgte. Noch ernster ging Astana dann, nachdem die Ausreißer eingeholt worden waren, in Sektor 5 zu Werke, wo Boom und Nibali eine Attacke fuhren, der nur Zdenek Stybar (Etixx-Quick Step) sofort folgen konnte. Aber es reichte doch nicht, um Nibalis Klassements-Konkurrenten zu distanzieren. Neben Astana zeigten sich Etixx-Quick Step, LottoNL-Jumbo und BMC Racing sehr aktiv, alle hatten ihren Anteil an der fortschreitenden Verschlankung des Pelotons. Wie nicht anders zu erwarten, gab es Meldungen über Defekte en masse. In Sektor 4, etwa 35 Kilometer vor dem Ziel, traf es Alexander Kristoff (Katusha), der sich große Hoffnungen auf den Tagessieg gemacht hatte, aber nie mehr Anschluss an die Spitze fand. Kurz zuvor hatte es auch Boom erwischt. In Sektor 3 trat Nibali wieder in Erscheinung, fand aber niemanden, der sich seiner Offensive anschließen wollte, und Sektor 2 verging, abgesehen von einem Defekt, der Thibaut Pinot (FDJ) viel Zeit kostete, ohne besondere Ereignisse.

Selektion des letzten Pflaster-Abschnitts nicht von Dauer
Nach Sektor zwei, dem mit 3700 Metern längsten, der 20 Kilometer vor dem Ziel endete, hatte Tony Martin (Etixx-Quick Step) einen Defekt. Der Zweite der Gesamtwertung, der bis dahin schon zu den auffälligsten Fahrern gehört hatte, wurde auf einem längeren Straßenabschnitt von zwei Teamkollegen wieder an das Hauptfeld herangebracht, in dem nur noch circa 40 Fahrer übriggeblieben waren. 13 Kilometer vor dem Ziel ging es in den 2300 Meter langen Sektor 1, wo richtig die Post abging. Jakob Fuglsang (Astana) machte mächtig Tempo, bis Stybar übernahm und sich Lücken auftaten. Da beschleunigte auch Nibali, an dessen Hinterrad sich Chris Froome (Sky) festbiss. Bei der Rückkehr auf Asphalt hatte sich eine Gruppe gebildet, zu welcher neben Stybar, Nibali und Gelb-Träger Froome noch dessen Teamkollege Geraint Thomas, Degenkolb und Alejandro Valverde (Movistar) sowie Tejay Van Garderen und Greg Van Avermaet (beide BMC Racing) gehörten. Durch die Verfolgungsarbeit von Sagan, Roman Kreuziger und Alberto Contador (alle Tinkoff-Saxo) schloss sich das Loch acht Kilometer vor dem Ziel jedoch und es waren wieder gut 30 Fahrer zusammen. Greipel, der Träger des Grünen Trikots, war etwa zur selben Zeit zurückgefallen wie Kristoff, ansonsten waren aber noch auffällig viele Sprinter dabei.

Martins Solo lässt nur noch Platz zwei für Degenkolb
Es war eine trügerische Ruhe eingekehrt, während man sich dem Ziel näherte. Die Klassementfahrer hatten den Tag abgehakt, die Sprinter bereiteten sich mental auf das Finish vor. Und dann schlug Tony Martin zu: 3400 Meter vor dem Ziel attackierte der Mann, der schon fünf Tour-Etappen gewonnen hatte, 2014 in Mulhouse erstmals nicht in einem Zeitfahren – drei Sekunden Vorsprung brachte er ins Ziel. Paris-Roubaix-Gewinner Degenkolb, der mit Warren Barguil am Ende nur noch einen Helfer hatte, gewann den Sprint um Platz zwei, konnte sich aber verständlicherweise nicht darüber freuen, für einen deutschen Doppelsieg gesorgt zu haben. Sagan wurde Dritter, Van Avermaet Vierter, dann folgten Edvald Boasson Hagen (MTN-Qhubeka) und Nacer Bouhanni (Cofidis). Auch Martins Teamkollege Cavendish war dabei, beteiligte sich aber nicht mehr am Endspurt um die vorderen Plätze. Der kleine Zeitgewinn hätte schon gereicht zur Übernahme der Gesamtführung, durch den Bonus beträgt Martins Vorsprung gegenüber Froome nun zwölf Sekunden. Bei seiner siebten Frankreich-Rundfahrt schlüpfte der 30-Jährige erstmals ins Maillot Jaune. Der französische Hoffnungsträger Pinot gehörte dagegen zu den großen Verlierern des Tages, kam erst 3:20 Minuten hinter Froome und Co. an, liegt gesamt jetzt bereits mehr als sechs Minuten zurück.

-> Zum Resultat

Auf der 5. Etappe könnte nach einigen ereignisreichen Tagen erstmals so etwas wie „Normalität“ eintreten. Die 189,5 Kilometer lange Strecke weist keinerlei Bergwertungen und ein flaches Finale auf. Ein Massensprint ist daher wohl überaus wahrscheinlich.





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