<< älterer Bericht  | zurück zur News |  neuerer Bericht >>
Start > Radcross
Große Vorschau auf die Radcross-Saison 2010/2011 in Europa und den USA
Suchen </font size=2>Radcross</font> Forum  </font size=2>Radcross</font> Forum  </font size=2>Radcross</font>
17.09.2010

Große Vorschau auf die Radcross-Saison 2010/2011 in Europa und den USA

Info: Rennkalender Radcross-Saison 2010/11
Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)



17.09.10 - Wenn die Tage wieder kürzer werden, die Lebkuchen in die Supermärkte Einzug halten und die Straßenrad-Saison sich dem Ende neigt - dann steht die Radcross-Saison vor der Tür. Die Freunde des Querfeldeinsports freuen sich jetzt schon auf packende - je nachdem staubige, schlammige oder gar verschneite - Duelle Mann gegen Mann, Mann gegen Material oder Mann gegen Bodenbeschaffenheit (wobei "Mann" im Falle der weiblichen Crosser bitte gegen "Frau" auszutauschen ist.) LiVE-Radsport.com wirft einen Blick voraus auf die Saison, nennt die wichtigsten Wettbewerbe, Fahrer und Fahrerinnen - freilich ohne Anspruch auf Vollständigkeit, denn zweifelsohne wird es auch wieder Überraschungen geben.


Radcross: Kalender | Statistiken | Weltranglisten | Weltcup | Superprestige | News


Die europäische Saison und ihre Favoriten

Der Rennkalender: Deutschland und die Schweiz mit wichtiger Gastgeber-Rolle
Von Europa weitgehend unbemerkt begann die Radcross-Saison 2010/11 in den USA bereits am vergangenen Wochenende, mit dem Nittany Lion Cross, bei dem der junge Schweizer Valentin Scherz auf Anhieb aufs Podest fuhr. Auf unserem Kontinent fällt der Startschuss erst kommenden Sonntag beim Steenbergcross im belgischen Erpe-Mere. Natürlich findet das Gros der europäischen Rennen auf dem UCI-Kalender, welche in Weltcuprennen (CDM), "erstklassige" (C1) und "zweitklassige" (C2) Rennen eingeteilt sind, wie stets in Belgien und den Niederlanden statt. In dieser Saison wird darüber hinaus aber Deutschland eine besondere Rolle zukommen - als Gastgeber sowohl der Europameisterschaft (Frankfurt, 7.11.10, für Frauen Elite, Männer U23 und Junioren) wie auch der Weltmeisterschaft (St. Wendel, 29./30.1.11). Ebenso wird die Schweiz die Aufmerksamkeit der Radcross-Fans auf sich ziehen, denn zum ersten Mal seit vier Jahren wird in Aigle ein Weltcup ausgetragen - und zwar sogar das Auftaktrennen (17.10.) zur achtteiligen Serie, der wichtigsten von allen. Die anderen Termine - einer weniger als letzte Saison - sind Pilsen (24.10.), Koksijde (27.11.), Igorre (5.12.), Kalmthout (19.12.), Heusden-Zolder (26.12.), Pont-Château (16.1.), das Roubaix ersetzt, und Hoogerheide (23.1.). Die Frauen werden sieben von diesen Wettbewerben bestreiten, die Männer U23 und Junioren jeweils fünf. Nach dem Weltcup am bedeutendsten - aber älter als jener - ist die Superprestige-Serie. Sie beginnt am 10.10. in Ruddervoorde und umfasst ebenfalls acht Events (für die Elite, je 7 für U23 und Junioren, kein Frauen-Wettbewerb). Als drittwichtigste Serie wird stets die Gazet van Antwerpen (GvA)-Trofee genannt, ebenfalls achtteilig (bzw. für Frauen fünfteilig), mit Auftakt am 3.10. in Namur. Erstmals wird es dort neben der Gesamtwertung auch eine Wertung für die schnellste Runde geben - was einiges an Action verspricht.

Fortsetzung des Dreikampfs Stybar - Albert - Nys erwartet
Vieles spricht dafür, dass sich der Dreikampf, welcher in der letzten Saison die Fans in Atem gehalten hat - zwischen dem Tschechen Zdenek Stybar, dem Belgier Niels Albert und seinem Landsmann Sven Nys - 2010/11 fortgesetzt wird. Stybar (Telenet-Fidea) geht dabei als der Über-Favorit aller Favoriten ins Rennen; der 24-Jährige hat 09/10 beinahe alles abgeräumt, was es abzuräumen gab: Weltmeistertitel, Gesamt-Weltcup, Weltranglistenführung und Superprestige-Gesamtsieg. Sein einziges Handicap: Die vergangene Saison lief perfekt - wie soll der 3-fache tschechische Meister das noch toppen? Er wolle das Regenbogentrikot ehren, so Slowakei-Prologsieger Stybar kürzlich bei der Pressekonferenz zur Vorstellung seines Teams, aber er wolle auch nicht schon zu früh im Jahr in Topform sein. Für Niels Albert (BKCP Powerplus) kann es hingegen eigentlich nur besser werden: Der ehemalige Weltmeister, ebenfalls 24 Jahre alt, legte vor Vorjahresfrist einen Traum-Start hin, um im Laufe der Saison aber - durchaus auch mit Pech - außer Tritt zu geraten. Am Ende sprang für ihn kein einziger Titel heraus. Doch höchstwahrscheinlich schlägt Albert in diesem Jahr zurück. Von "Zurückschlagen" kann bei Sven Nys (Landbouwkrediet), der übrigens aus dem gleichen Ort stammt wie Albert, nämlich aus Bonheiden, eigentlich keine Rede sein. Nys hat alles gewonnen und fast alles vielfach (9x Superprestige, 7x Weltcup, 7x GvA, Weltmeister 2005). Seit letzter, vielleicht schon seit vorletzter Saison, ist seine Dominanz gebrochen - aber der 34-jährige, siebenfache belgische Meister gehört noch lange nicht zum alten Eisen. Letzte Saison schnappte er sich den einzigen Titel, den Stybar nicht holen konnte, die Gva-Trofee, und holte WM-Bronze - und ohne den Druck, als Topfavorit anzutreten, wird er den Jungen erst recht Paroli bieten können.

Und wer sonst noch?
Natürlich lautet die Frage, wer in der Lage sein könnte, in die Phalanx der "Großen Drei" einzubrechen. Am ehesten ist dies Stybars 26-jährigem Teamkollegen Kevin Pauwels zuzutrauen, der in der letzten Saison zunächst einige Male das Podium knapp verpasste, bevor er mit seinem Sieg in Zolder - übrigens dem einzigen Weltcup-Rennen, das nicht von Stybar, Albert oder Nys gewonnen wurde - seinen Durchbruch feierte. Auch Klaas Vantornout (Sunweb Revor) konnte schon 09/10 gelegentlich den Drei- zu einem Vierkampf erweitern und gewann, relativ überraschend, bei der Weltmeisterscahft Silber. Ob der ehemalige zweifache Weltmeister Bart Wellens (Telenet Fidea), der die vergangene Saison krankheitsbedingt fast komplett abschreiben musste, mit seinen nunmehr 32 Jahren wieder zu alter Stärke zurückkehrt, bleibt abzuwarten. Von großem Interesse wird außerdem sein, ob der 21-jährige Tom Meeusen, der in der Nachwuchsklasse ebenso abräumte wie Stybar in der Eliteklasse, von manchen schon als "der neue Sven Nys" tituliert wurde und heuer im starken Telenet-Team bei den "Großen" mitfahren wird, sich gleich konkurrenzfähig präsentiert. Bei all den genannten Athleten handelt es sich - fast möchte man sagen selbstverständlich - um Belgier. Andere Nationen haben zwar auch ihre Stars - die Niederländer setzen z. B. auf Gerben de Knegt, die Franzosen auf Francis Mourey, die Schweizer auf Christian Heule, die Italiener auf Enrico Franzoi - aber es sind wohl vor allem die Tschechen, die den Belgiern - zumindest was die Nationenwertung angeht - die Stirn werden bieten können, da sie nämlich neben Stybar noch über einige weitere vielversprechende Crosser verfügen (u. a. Martin Bina, Radomir Simunek, Martin Zlamalik). Für den Deutschen Philipp Walsleben, den treuen LiVE-Radsport-Tagebuch-Autor, wird es darum gehen, in seiner zweiten Saison bei der Elite die Lücke zu den Topfahrern ein bisschen mehr zu schließen, als ihm das im letzten Jahr naturgemäß möglich war.

Europas Favoritinnen
Anders als bei den Herren sind es bei den Damen vor allem die Niederländerinnen, die den Ton angeben. Die 23-jährige Allrounderin Marianne Vos, die 32-jährige elffache (!) niederländische Crossmeisterin Daphny van den Brand und Sanne Van Paassen belegten im Weltcupranking 09/10 die ersten drei Plätze - beim Weltcup-Finale in Hoogerheide gelang ihnen der Sweep. Insbesondere Welt- und Europameisterin Vos und Dauerbrennerin Van den Brand werden wieder für packende Duelle sorgen - in die am ehesten eine Nicht-Europäerin wird eingreifen können, nämlich die US-Amerikanerin Katherine Compton, Gewinnerin zweier Weltcups im letzten Jahr. Auch die Tschechin Katerina Nash, die allerdings einen Großteil ihrer Saison in Übersee bestreitet, ihre Landsfrau Pavla Havlikova, die Britin Helen Wyman, die Belgierin Sanne Cant, die Italienerin Eva Lechner oder die Französin Christel Ferrier könnten für Podestplätze gut sein. Was Deutschland angeht, so wurde die ehemalige Weltmeisterin Hanka Kupfernagel im letzten Jahr beachtliche Weltranglistendritte, doch die Karriere der 36-Jährigen neigt sich dem Ende entgegen und eine standesgemäße Nachfolgerin, die die Lücke schließen könnte, ist leider nicht in Sicht.

Die zweite Radcross-Welt in Übersee

Der Cyclocross-Kalender in den USA
Auf dem nordamerikanischen Kontinent - und vor allem in den Vereinigten Staaten - tummelt sich eine lebhafte Radcross-Szene, die ihre eigenen spannenden Wettkämpfe austrägt - in beinahe völliger Isolation gegenüber Europa, denn Berührungspunkte gibt es wenige. Mit 56 UCI-Events ist der US-Cross-Kalender so voll wie der keiner anderen Nation (zum Vergleich: Belgien hat 32). Die wichtigste Rennserie ist der US Grand Prix mit seinen auf vier Wochenenden verteilten acht Einzelwettbewerben (Beginn 25.9. in Sun Prairie). Wohl die meisten US-Crosser würden den USGP als bedeutsamer erachten als den europäisch dominierten Weltcup. Von den zahlreichen weiteren Rennserien - viele Regionen in diesem riesigen Land veranstalten ihre eigene - sei noch die New England Championship genannt, wo häufig die Stars von morgen antreten.

Top-Star Tim Johnson, Herausforderer Trebon und einige junge Wilde
Apropos Stars: Bei den US-amerikanischen Männer-Rennen führt kein Weg am aktuellen Landesmeister Timothy Johnson vorbei, der nicht nur zum dritten Mal das Stars-and-Stripes-Trikot, sondern in der vergangenen Saison generell die Szene dominierte. Sofern ihn eine Verletzung, die er sich während des Sommers zuzog, nicht zu sehr in seiner Vorbereitung gehindert hat, wird der 33-Jährige auch diesmal schwer zu schlagen sein. Konkurrenz droht ihm aus dem eigenen Lager, sprich aus seinem Team Cyclocrossworld.com, in Person von Jeremy Powers und Jamie Driscoll, mit denen zusammen Johnson schon so manchen Sweep feierte. Aber auch der 29-jährige Ryan Trebon (Kona), Gesamtsieger des USGP 09/10 und Vizemeister, sowie Dan Timmerman, der Gesamsieger der oben erwähnten NEC-Serie, werden Johnson herausfordern. Die jungen Fahrer sind ebenfalls groß im Kommen - so Lion Cross-Sieger Luke Keough, Justin Lindine oder Daniel Summerhill, der nach einer grandiosen U23-Zeit heuer in die Elite-Klasse wechselt. Viele Experten haben auch den Schweizer Valentin Scherz, der bereits 09/10 beachtliche Resultate erzielte und auch 2010 schon wieder aufmerken ließ (s.o.), auf der Rechnung. Ebenso wie Scherz ein Wandler zwischen den Welten ist Jonathan Page (Planet Bike) - aber in umgekehrter Richtung. Der US-Amerikaner bestreitet nur wenige Rennen in seiner Heimat, dafür viele in Europa, weswegen er eher dort unter den Favoriten zu nennen wäre - wenn nicht fraglich wäre, ob er mit seinen 34 Jahren noch zu großen Dingen in der Lage ist. Die letzte Saison verlief für den ehemaligen Vizeweltmeiser jedenfalls eher durchwachsen; immerhin wurde Page Dritter der US-Meisterschaft, aber auf diese wird er heuer wohl verzichten, um sich ganz dem Weltcup widmen zu können.

Compton, Nash und ihre - bislang oft chancenlose - Konkurrenz
Last but noch least die amerikanischen Frauen. Sie haben ein Problem - und das heißt Katherine Compton. Von der 31-Jährigen war oben schon einmal die Rede, denn sie bringt das Kunststück fertig, sowohl in Europa wie in ihrer Heimat top zu sein. Wenn sie hin und wieder in den USA antritt, dann um zu gewinnen, so bei den Meisterschaften, bei denen sie zum sechsten Mal in Folge Gold holte, aber auch bei dem einen oder anderen USGP-Wettbewerb. Der Grand Prix-Gesamtsieg freilich ging 09/10 an die (in Comptons Abwesenheit) nahezu unschlagbare Katerina Nash, jene 32-jährige tschechische Meisterin, die ebenfalls zweigleisig in den USA und Europa unterwegs ist - aber mit klarem Schwerpunkt in Übersee. Comptons und Nashs Hauptkonkurrentinnen dürften dieselben sein wie im letzten Jahr: Maureen Bruno Roy, Laura Van Gilder, die 36-jährige Vizemeisterin Meredith Miller, die 23 Jahre junge Amy Dombrosky, Dritte der US-Meisterschaften, oder Mary McConneloug, die die NE Championship in der letzten Saison gewann.





Große Vorschau auf die Radcross-Saison 2010/2011 in Europa und den USA
Große Vorschau auf die Radcross-Saison 2010/2011 in Europa und den USA

Zum Seitenanfang von für Große Vorschau auf die Radcross-Saison 2010/2011 in Europa und den USA



Radsportnews auf Twitter - Radsport, Cycling, Radrennen live