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Vogel ist die Sprint-Königin von Rio, Kenny und Trott schreiben mit Siegen im Keirin und Omnium Geschichte
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17.08.2016

Vogel ist die Sprint-Königin von Rio, Kenny und Trott schreiben mit Siegen im Keirin und Omnium Geschichte

Info: OLYMPISCHE SPIELE 2016 IN RIO DE JANEIRO - BAHNRADSPORT
Autor: Felix Griep (Werfel)



Rio de Janeiro, 16.08.2016 – Am letzten Tag der Bahnradsport-Wettbewerbe bei den Olympischen Spielen von Rio de Janeiro wurde noch einmal großer Sport geboten, versehen mit einigen kuriosen Ereignissen. Kristina Vogel holte die bisher einzige deutsche Radsport-Goldmedaille in Brasilien, setzte sich im Sprint-Finale gegen die Britin Rebecca James durch und verlor auf der Zielgeraden ihren Sattel. Im Keirin der Männer siegte nach zwei Abbrüchen Jason Kenny, der mit seinem insgesamt sechsten Gold nun gemeinsam mit Chris Hoy sowohl bester britischer Athlet als auch bester Radsportler in der Olympia-Geschichte ist. In historische Dimensionen stieß auch Kennys Verlobte Laura Trott vor, die im Omnium ihr viertes Gold holte, was sie zur alleinigen britischen Rekordhalterin machte und zur bisher besten Radsportlerin Leontien van Moorsel aufschließen ließ.


Zum Nachlesen: Vorschau Bahnradsport bei Olympia, Tag 6

Sprint Frauen
Vogel James Marchant

Vogel lässt sich von ihren schweren Gegnerinnen nicht aufhalten
Die Qualifikation gilt im Bahn-Sprint als sehr guter Indikator für das spätere Abschneiden im Kampf um die Medaillen. Meist ist es am Ende der Quali-Erste oder -Zweite, der triumphiert, auch weil man durch eine gute Startplatzierung im weitern Verlauf des Turniers leichtere Gegner bekommt. Dahingehend war Kristina Vogels sechster Platz aus der
Sprint-Qualifikation vom Sonntag nicht der idealste Auftakt. Am Montag im Achtelfinale traf Vogel zum letzten Mal auf eine in der Qualifkation schwächere Fahrerin, am Dienstag warteten nur noch vermeintlich stärkere Gegnerinnen auf die Deutsche. Doch die Weltmeisterin von 2014 und 2015 ließ sich von der grauen Theorie nicht einschüchtern und dominierte in der Praxis ihr Viertelfinale gegen Wai Sze Lee aus Hongkong und das Halbfinale gegen die Britin Katy Marchant, schlug die Dritt- und Zweitplatzierten der Qualifikation jeweils klar in zwei Durchgängen. Ein Durchmarsch von Quali-Platz sechs zur Goldmedaille war zum Greifen nahe – so etwas hatte bei großen Wettkämpfen letztmals Vogels Landsmann Andreas Bötticher bei der WM 2013 geschafft. Im Finale traf Vogel aber auf die mit Abstand schwerste Gegnerin: die Britin Rebecca James, die die Qualifikation mit olympischem Rekord gewonnen hatte.

Zwei knappe Siege gegen James bringen Vogel ihr zweites Olympia-Gold
James setzte sich im Viertelfinale in zwei Läufen jeweils knapp, aber doch relativ ungefährdet gegen die amtierende Weltmeisterin Tianshi Zhong aus China durch und degradierte im Halbfinale die Niederländerin Elis Ligtlee nach einem engeren ersten Lauf im zweiten Durchgang zur Statistin. Den ersten Lauf um Gold musste Vogel aus der hintern Position bestreiten, setzte James aber auf der letzten Runde stark unter Druck und konnte auf der Zielgeraden knapp um 16 Tausendstel an ihr vorbeiziehen. Noch viel spannender wurde es im zweiten Lauf, in welchem Vogel ihr Rad per Tigersprung vier Tausendstel vor James über die Ziellinie drückte – und dabei ihren Sattel verlor. Durch diesen ungewöhnlichen Vorfall, der ohne Folgen blieb, bekam das Ausrollen nach dem zweiten Olympiasieg ihrer Karriere nach dem Teamsprint von London 2012 und der zweiten Medaille in Rio nach Teamsprint-Bronze für Vogel eine witzige Note. James verpasste bei ihren ersten Olympischen Spielen zwar den ganz großen Wurf, zeigte sich nach zwei Silbermedaillen im Keirin und Sprint aber letztlich ebenfalls zufrieden mit ihrem Abschneiden. Auch Bronze ging im Sprint an Großbritannien, weil Marchant das Duell zweier weiterer Olympia-Debütantinnen gegen Ligtlee für sich entscheiden konnte.

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Keirin Männer
Kenny Buchli Awang

Nach zwei Abbrüchen im Finale holt Kenny sein drittes Gold in Rio
Vogels verlorener Sattel war nicht der einzige eigenartige Moment am letzten Tag im olympischen Velodrom. Was sich im Keirin-Finale der Männer abspielte, spottete jeder Beschreibung. Zweimal wurde der Kampf um die Medaillen abgebrochen, weil Fahrer zu früh am Schrittmacher-Derny vorbeigefahren waren. Ein Vergehen, das gemäß Reglement eigentlich eine Disqualifikation zur Folge hat, womit unter anderem Topfavorit Jason Kenny vom Rennen ausgeschlossen worden wäre. Allerdings hatte der Derny-Fahrer zweieinhalb Runden vor Schluss nur sehr zögerlich die Bahn verlassen und es gab offenbar keine Kamera, die den genauen Zeitpunkt der vermeintlichen Regelüberschreitungen aus einem aufschlussreichen Winkel festhielt. So wurde nach längeren Beratungspausen durch die Kommissäre entschieden, alle sechs Finalisten im Rennen zu belassen. Der dritte Versuch verlief dann reibungslos und Kenny konnte seine Dominanz in Rio de Janeiro nach Gold in Teamsprint und Sprint in einen dritten Sieg ummünzen – seinen sechsten insgesamt bei Olympischen Spielen nach zwei Erfolgen 2012 in London (Teamsprint und Sprint) und einem 2008 in Peking (Teamsprint). Der Niederländer Matthijs Buchli und Azizulhasni aus Malaysia bekamen Silber und Bronze.

Vierter Platz für Weltmeister Eilers, Levy scheitert in Hoffnungslauf
Kenny, Buchli und Awang hatten in genau dieser Reihenfolge auch im ersten Heat der 2. Runde den Einzug ins Finale geschafft. Den zweiten „Halbfinal“-Lauf hatte der Deutsche Joachim Eilers vor dem Polen Damian Zielinski und dem Kolumbianer Fabian Puerta für sich entschieden. Im Finale war Eilers gut zwei Runden vor Schluss sofort in die Offensive gegangen, verlor die Führung dann an Zielinski, holte sie sich aber eine halbe Runde vor Schluss zurück. Auf der Zielgeraden fehlten ihm dann allerdings die Kräfte, um sich an der Spitze zu halten und der amtierende Weltmeister wurde auf Rang vier durchgereicht und verpasste um 0,025 Sekunden eine zweite Medaille für Deutschland an diesem Tag. Während Eilers in der 1. Runde als Zweitplatzierter hinter dem Franzosen Michaël D'Almeida problemlos weitergekommen war, verpasste der zweite Deutsche Starter Maximilian Levy das direkte Weiterkommen durch einen dritten Platz hinter Kenny und Puerta und schied anschließend in einem Hoffnungslauf sang- und klanglos aus. Im selben Hoffnungslauf war übrigens auch Endstation für den Sprint-Zweiten von Rio, Callum Skinner. der Brite hatte ihn zwar gewonnen, wurde aber zurückgesetzt, weil er die Linie des US-Amerikaners Matthew Baranoski geschnitten hatte.

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Zum Resultat Keirin Männer

Omnium Frauen
Trott Hammer D'Hoore

Überragende Trott holt wie 2012 eine zweite Goldmedaille
Etwas weniger spannend als im Sprint der Frauen und Keirin der Männer ging es im Frauen-Omnium zu, weil Laura Trott eigentlich nie einen Zweifel aufkommen ließ, dass ihr wie vor vier Jahren in London erneute das Double aus Olympiasiegen in Mannschaftsverfolgung und Omnium gelingen würde. Nach ihrem fantastischen Start mit
118 von 120 möglichen Punkten aus den ersten drei Disziplinen zeigte die Britin auch am zweiten Wettkampftag keinerlei Schwächen. Im 500 Meter Zeitfahren musste sich Trott nur Annette Edmondson geschlagen geben, bei den 200 Metern mit fliegendem Start holte sie sich dann aber vor der Australierin den Sieg. Die Belgierin Jolien D'Hoore belegte in diesen beiden Zeitfahr-Disizplinen die Plätze vier und sieben, Sarah Hammer aus den USA wurde zweimal Fünfte. Sie starteten punktgleich mit vier Zählern Vorsprung gegenüber Edmondson ins Finale – hatten aber 24 Punkte Rückstand auf Trott. Diesen riesigen Vorsprung ließ sich die Führende im Punkterennen nicht mehr nehmen, behielt zu jeder Zeit die Kontrolle und machte das erneute olympische Doppel-Gold in beeindruckend überlegener Manier perfekt. 24 Punkte beträgt auch im Endstand ihr Vorsprung auf Platz zwei.

Hammer gewinnt Kampf um Silber sieben Punkte vor D'Hoore
Auch wenn Trott unangreifbar war, hatte das Punkterennen einiges zu bieten: während der 100 Runden wurden 18 Rundengewinne herausgefahren, stets in Gruppen von mindestens drei Fahrerinnen. Am erfolgreichsten waren in dieser Hinsicht die Neuseeländerin Lauren Ellis, die Dänin Amalie Dideriksen und die Kubanerin Marlies Mejias, die jeweils dreimal das Feld umrundeten und so am Ende die Plätze vier, fünf und sieben belegten, nachdem sie nur als Siebte, Neunte und Elfte ins Finale gestartet waren. Der erfrischend offensiven Dideriksen fehlten am Ende lediglich zehn Punkte zu einer Medaille, was daher unglücklich wirkt, weil sie über die 500 und 200 Meter jeweils Letzte war und dort möglicherweise entscheidende Punkte hat liegenlassen. Edmondson gelang im Punkterennen im Gegensatz zu allen anderen Topfahrerinnen nicht ein einziger Rundengewinn, womit sich ihre Chancen auf eine Medaille in Luft auflösten. Silber und Bronze entschieden sich so zwischen Hammer und D'Hoore, die vor der letzten Sprintwertung nur durch zwei Punkte getrennt waren. Mit einem starken Angriff auf der letzten Runde sicherte sich Hammer die Schlusswertung und mit letztendlich sieben Punkten Vorsprung auf D'Hoore Platz zwei des Omniums.

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Medaillenspiegel
Großbritannien

Großbritannien dominiert den Bahnradsport wie 2012 in London
Der Medaillenspiegel der Bahnradsport-Wettbewerbe von Rio de Janeiro ist eine klare Angelegenheit, mit sechs von zehn Goldmedaillen bleibt Großbritannien das Maß aller Dinge.
Im Vergleich zu London 2012 ist das zwar ein Sieg weniger, die Gesamtzahl der britischen Medaillen erhöhte sich aber von neun auf elf. Die herausragenden Akteure waren der dreifache Gold-Gewinner Jason Kenny und die zweimal erfolgreiche Laura Trott. Der Keirin-Sieg von Elis Ligtlee und Keirin-Silber durch Matthijs Buchli reichten den Niederlanden zu Platz zwei im Medaillenspiegel. Dahinter folgt Deutschland mit dem Sprint-Gold von Kristina Vogel und der Bronzemedaille, die sie gemeinsam mit Miriam Welte im Teamsprint eingefahren hatte. Vor drei Jahren hatte es noch drei deutsche Medaillen gegeben (Gold Teamsprint Frauen, Silber Keirin Männer, Bronze Teamsprint Männer).

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