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Bartko / Bengsch führen nach zwei Nächten souverän in Bremen
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15.01.2011

Bartko / Bengsch führen nach zwei Nächten souverän in Bremen

Info: Sixdays: 6-Tage-Rennen Bremen
Autor: Thorsten Schmidt (www.sixdaysinfo.de)



Bremen, 15.01.2011 - Am zweiten Abend des 47.Bremer Sechstagerennens legten die Spitzenfahrer allmählich ihre Karten auf den Tisch. Robert Bartko / Robert Bengsch verteidigten souverän ihre Führungsposition in der Gesamtwertung. Da sie erneut eine Bonusrunde für die Tageswertung aller drei Zeitfahren einheimsen konnten, liegen sie mit der höchsten Punktzahl und allein in der Nullrunde einsam an der Spitze.


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Am zweiten Abend kann man kein Sechstagerennen gewinnen, aber man kann es bereits verlieren. Danny Stam und Leon van Bon haben ihren Sieg von Rotterdam wohl ein bisschen zu lang gefeiert und fahren in Bremen nur hinterher. Am ersten Abend kam Leon van Bon nicht in die Puschen, gestern stotterte der kleine Diesel. Zwei Runden Rückstand sind allein noch kein Beinbruch, aber mit nur 49 Punkten auf dem Konto ist ihre erste Bonusrunde noch in weiter Ferne. Zumal sich den beiden Holländern mit ihrer Zeitfahrschwäche nur wenig Chancen bieten, überhaupt in die Punkte zu fahren.

Derweil sorgt die neue Bonusrunden-Regel für die Tageswertung der Zeitfahren weiterhin für Diskussionen. Auf einer Pressekonferenz Anfang Januar (wir berichteten) erläuterte der Sportliche Leiter Patrick Sercu, den veränderten Wertungsmodus habe man im Blick auf den neuen olympischen Omnium-Wettbewerb entwickelt. Die Sprinter sollen zusätzliche Anreize bekommen und auch in der Gesamtwertung eine Chance auf eine vordere Platzierung erhalten. Sercu seinerzeit: „Beim Sechstagerennen kommt es auf die Schnelligkeit an. Die Sprinter sind immer im Vorteil. Sechstagerennen werden im Sprint gewonnen.“


Thorsten Schmidt von www.sixdaysinfo.de ist täglich vor Ort und berichtet
für LiVE-Radsport.com wie in den letzten Jahren von den Bremer Sixdays.


Abschied von Peter Post

Vor der großen Jagd versammelten sich alle Fahrer bei Start und Ziel und Chefsprecher Christian Stoll erinnerte an Peter Post, der am Vormittag in Amsterdam im Alter von 77 Jahren verstorben war. Das Publikum erhob sich für eine Schweigeminute und erwies damit dem „Langen“ die letzte Ehre. Peter Post hatte drei Mal das Bremer Sechstagerennen gewinnen können: 1967 mit Fritz Pfenninger und 1969 und 1970 jeweils mit Patrick Sercu.

„Ich bin sehr traurig“, sagte mir Patrick Sercu in einer Wettkampfpause, „aber ich habe damit gerechnet. Peter war sehr lange krank. Er hatte Krebs.“ Vierzehn Sechstagerennen hat Patrick Sercu zusammen mit Peter Post gewonnen, so viele wie mit keinem anderen Partner. „Als ich anfing, war Peter Post der König von den Sechstagerennen,“ erinnerte sich Sercu an frühere Zeiten. „Und als er sich mit seinem Standardpartner Fritz Pfenninger zerstritten hatte, da hat er mich als neuen Partner ausgewählt. Ich war damals gerade mal 24 Jahre alt. Wir haben gleich das erste gemeinsame Rennen gewonnen. Ich verdanke Peter Post sehr viel. Er hat mich in die Weltspitze hineingeführt. Und er blieb für mich immer der Größte. Ich habe immer zu ihm heraufgesehen. Und ich bin dankbar für unsere jahrelange Freundschaft.“

Formcheck der ersten Fünf von Bremen

Fünf Bonusrunden für zusammengesammelte 100 Punkte wurden am zweiten Abend verteilt und diese fünf Teams scheinen in Bremen am besten in Form zu sein. Fangen wir hinten an: Der fünfte Platz von Marc Hester / Jens-Erik Madsen liegt eigentlich unter Wert. Wie bereits am Eröffnungsabend gehörten die beiden Dänen mit ihrer offensiven Fahrweise zu den auffälligsten Teams. Marc Hester überraschte zudem mit einem zweiten Platz im Rundenrekordfahren. Und doch fehlte der letzte Kick, um in die großen Punkte zu kommen. Sie konnten gestern keinen Wettbewerb für sich entscheiden. Das kann am Samstagabend anders werden, wenn ein Bus voll dänischer Radsportfans für Stimmung sorgen wird.

Zwei Punkte mehr auf dem Konto haben Leif Lampater und Christian Grasmann und sie liegen damit derzeit auf Platz vier. „Wir haben einen Podiumsplatz fest im Visier“, lässt Lampater keinen Zweifel an seinen Ambitionen. Die beiden Irschenberger ließen es sich nicht nehmen, in der ersten Jagd, die sie aufgrund der neuen Punkteregel bereits vorzeitig gewonnen hatten, noch einen fulminanten Endspurt zu fahren. Tief über den Lenker gebeugt und mit hängender Zunge flog Grasmann auf der Zielgeraden am ganzen Feld vorbei und sorgte zum ersten Mal für Sixdays-Stimmung auf den Rängen. Ob das nicht Körner gekostet hat, fragte ich ihn in der Pause in seiner Koje, während über uns Rudolf Rock und Hugo Egon Balder die Halle rockten. „Ach was“, grinste der Grasi mich an, „das gehört sich doch so: Wenn man eine Jagd gewinnt, fährt man als Erster über den Strich. Für mich war das eine Riesen-Gaudi.“ So hast du aber nicht ausgesehen, wende ich ein. Und da verrät mir der Grasi ein Geheimnis des Sechstagesports: „Früher habe ich immer lächelnd meine Runden gedreht, auch wenn ich am Limit war und schon fast vom Rad gefallen bin. Weil mir das Radfahren so ein Spaß bringt. Aber dann hat mich Patrick Sercu mal bei Seite genommen und gesagt: Wenn du immer nur lächelst, dann glauben dir die Leute nicht, dass du dich richtig anstrengst. Und da habe ich kapiert: Wenn ich möchte, dass meine Quälerei honoriert wird, dann muss ich ab und zu auch mal so aussehen.“

Mit Eric Mohs und Marcel Barth auf dem dritten Platz hat wohl keiner gerechnet, zumal es für „Mohsi“ der erste Sechstageeinsatz dieses Winters ist und Marcel in Zürich keine Bäume ausgerissen hat. Doch in Bremen zeigen sich die beiden als gut eingespieltes Team. Mohs ist nicht ganz so spritzig wie in den vergangenen Jahren, als er die Rundenrekord-Zeitfahren in Bremen dominierte und den Bahnrekord gleich mehrfach verbesserte. Gestern reichte es für ihn nur zum dritten Platz. Marcel Barth ist schon vom Naturell her der auffälligere Fahrer. Im Scratch initiierte Baller-Barth eine La-Ola-Welle und sorgte für Stimmung auf den Rängen und war dann im Finale voll konzentriert zur Stelle, um in einem langen Sprint gegen Marc Hester den Wettbewerb zu gewinnen.

Franco Marvulli und Alexander Aeschbach konnten sich auf Platz zwei der Gesamtwertung vorarbeiten. Aeschbi trägt immer noch seine Souvenirs vom Sturz in Zürich mit sich herum. Großflächige Narben von Schürfwunden verteilen sich über den ganzen rechten Arm. „In Zürich hatte ich bei jeder Ablösung Schmerzen“, verrät er mir, „und danach war die Haut noch wochenlang bei jeder Berührung empfindlich.“ Doch mittlerweile ist das Erinnerung. Aeschbi fährt in Bremen mit gewohntem Biss und zeigte sogar Sprinterqualitäten, als er sich in der kleinen Jagd in einem hartnäckigen Endspurt gegen Kenny de Ketele um Reifenstärke durchsetzten konnte. Und das Bremer Publikum liebt es, wenn während der Ehrenrunde der „Heidi Heidi“-Song ertönt.

Robert Bartko und Robert Bengsch betrachten die Gesamtwertung souverän von vorn. Nach dem zweiten Abend liegen sie als einziges Team in der Nullrunde. Dies verdanken sie der neuen Bonusrunden-Regel für den Tagessieg im Zeitfahren. „Diese Regel wurde für Robert gemacht“, murren schon die ersten Kontrahenten. Und jeder hat inzwischen verstanden, warum sich Bartko für Robert Bengsch als Ersatzmann für Iljo Keisse stark gemacht hat, anstatt sich einen schnellen Sprinter an die Seite zu holen. Es ist ein ästhetischer Genuss, den beiden Roberts auf dem langen 1000m-Zeitfahren zuzuschauen. Sie sitzen ideal auf dem Rad und fahren zentimetergenaue Wechsel in den Kurven. Ihre Zeit vom Donnerstag konnten sie gestern noch einmal um drei Zehntel verbessern. Ein Vorsprung von 1,25 Sekunden auf die Zweitplatzierten Marvulli / Aeschbach ist schon fast ein Klassenunterschied. Und das ist die Krux am neuen Wertungsmodus: Im langen Zeitfahren lassen sich derart große Zeitvorsprünge herausfahren, dass das Ergebnis der beiden kürzeren Zeitfahrstrecken fast ohne Auswirkungen bleibt. Dabei war doch die Aufwertung der Zeitfahren als Ansporn für die Sprinter gedacht gewesen. Doch der Kaiser wäre kein Kaiser, wenn er seine Analysen nicht blitzschnell umdeuten könnte. Und wir wissen inzwischen: Beim Sechstagerennen kommt es auf die Ausdauer an. Die Ausdauerfahrer sind immer im Vorteil. Sechstagerennen werden über die Ausdauer gewonnen.

-> Zu Ergebnissen und Gesamtstand der 2. Nacht





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