|
||
Start >
Bahnradsport Souveränes Finale von Robert Bartko und Robert Bengsch in Bremen |
||
19.01.2011 | ||
Souveränes Finale von Robert Bartko und Robert Bengsch in BremenInfo: Sixdays: 6-Tage-Rennen BremenAutor: Thorsten Schmidt (www.sixdaysinfo.de) Viele der letzten Sechstagerennen wurden erst im letzten Sprint entschieden. Jüngst in Amsterdam lagen ganze 2 Punkte zwischen den Ersten und den Zweiten. Doch in Bremen waren es zwei Runden Vorsprung für die Sieger Robert Bartko / Robert Bengsch, die ihren Vorsprung in der 60-minütigen Finaljagd souverän ins Ziel brachten. Bislang war das Bremer Sechstagerennen eher für knappe Entscheidungen bekannt. Den knappsten Ausgang der Sixdays-Historie gab es hier 2001, als Scott McGrory / Matthew Gilmore mit einem Zähler Vorsprung vor Rolf Aldag / Silvio Martinello gewannen. Einen Vorsprung von zwei Runden hatte es bislang in Bremen überhaupt noch nie gegeben. Man muss sich schon einige Jahre zurückerinnern, damit einem ein ähnlich dominierendes Siegerpaar einfällt: Zuletzt 2006 in Dortmund konnten Bruno Risi / Erik Zabel den Zweitplatzierten Guido Fulst / Leif Lampater zwei Runden abknöpfen. In den letzten 60 Jahren europäischer Sechstagerennen waren klare Ergebnisse die Ausnahme. Rekordhalter sind Wilfried Peffgen / René Pijnen und Roger de Vlaemink, die 1980 in Antwerpen mit einem Vorsprung von 7 Runden gewannen. Ebenfalls in Antwerpen gewannen Constantin Khrabzov / Etienne de Wilde 1993 mit einem Vorsprung von 5 Runden. In Berlin hatten Danny Clark und Horst Schütz 1984 vier Runden Vorsprung. Absolute Ausnahmen. Weiterer Bericht: Erster Start-Ziel-Sieg seit mehr als drei Jahren Dennoch war der Finalabend in Bremen keineswegs langweilig. Noch sieben Teams hatten Chancen auf einen Platz auf dem Podium. Die wichtigsten Entscheidungen fielen bereits vor Beginn der abschließenden Jagd. Zunächst erreichten Bartko / Bengsch 400 Punkte und holten sich ihre vierte Bonusrunde. Dann übertrafen Stam / van Bon die 200 Punkte und kassierten ihre zweite Bonusrunde. Bartko / Bengsch gewannen die beiden Zeitfahren über 500m und 1000m, die Bonusrunde für den Tagessieg in den Zeitfahren ließ ihren Vorsprung auf drei Runden anwachsen. Marvulli / Aeschbach nutzten ihre letzte Chance im letzten Einzelwettbewerb. Durch den Sieg in der Einzelausscheidung verschafften sie sich mit einer Punktlandung auf 400 Punkten eine weitere Bonusrunde und verkürzten ihren Rückstand wieder auf zwei Runden. Der neue Wertungsmodus mit den täglichen Bonusrunden blieb und bleibt umstritten. Fünf zusätzliche Bonusrunden konnten die Sieger durch ihre Dominanz in den Zeitfahrwettberwerben einstreichen. Eine Bonusrunde kam den beiden Schweizern zugute. Bevor jetzt die Rechnerei nach dem Motto „was wäre wenn“ losgeht, zitiere ich lieber Franco Marvulli: „Spekulieren macht keinen Sinn. So ist das Reglement und alle müssen sich darauf einstellen. Ohne diese neue Bonusrunden-Regel wäre jeder mit einer anderen Taktik gefahren und es hätte ein völlig anderes Rennen gegeben. Bartko und Bengsch waren nun mal die Besten in den Zeitfahren. Sie haben diese Regel für sich zu nutzen gewusst.“ Thorsten Schmidt von www.sixdaysinfo.de war täglich vor Ort und berichtete für LiVE-Radsport.com wie in den letzten Jahren von den Bremer Sixdays. Die Finaljagd war von der Taktik geprägt Vor der Finaljagd führten Bartko / Bengsch mit zwei Runden Vorsprung vor Marvulli / Aeschbach und drei Runden vor Stam / van Bon. Dahinter folgten mit jeweils vier Runden Rückstand und nur um 16 Punkte auseinander Mohs / Barth, Madsen / Hester und Lampater / Grasmann. Mit fünf Punkten Rückstand hatten Mertens / de Ketele nur noch geringe Chancen auf einen Platz auf dem Treppchen. Die 60-minütige Jagd war mehr von der Taktik als durch spektakuläre Aktionen geprägt. Die Holländer und die Belgier schlossen frühzeitig eine Koalition und konnten drei Mal eine Runde gemeinsam herausfahren. Doch ihre drei Kontrahenten um den dritten Platz konterten jeweils gemeinsam, wobei insbesondere die Dänen - wie schon an all den Tagen zuvor - durch ihre offensive Fahrweise begeistern konnten. Dieses Trio konnte schließlich den Holländern eine entscheidende Runde abnehmen. Die beiden Oldies haben die Gesamtwertung der Jagden gewonnen. Insgesamt waren sie um drei Runden besser als die Sieger Bartko / Bengsch. Dennoch landeten sie am Ende auf Platz sechs. Marvulli / Aeschbach kämpften mit dem Mute der Verzweiflung, um ihre kleine Chance auf den Gesamtsieg zu nutzen. Doch jeder ihrer Angriffe wurde von Bartko / Bengsch gekontert. Wobei die späteren Sieger keineswegs nur passiv hinterherfuhren. Gezielt setzten sie ihrerseits ihre Attacken und zogen so den Schweizern allmählich den Zahn. In den letzten 60 Runden, als die Punkte verteilt wurden, zeigten die beiden Dänen die größten Reserven und konnten noch auf Platz drei vorfahren. Die goldene Ananas trugen Eric Mohs und Marcel Barth nach Hause. Sie haben mit ihrer attraktiven Fahrweise viele Fans dazugewonnen und mit ihren 24 Jahren gelten die beiden Polizisten wohl zu Recht als das deutsche Sechstagepaar der Zukunft. Diesmal standen jedoch die beiden Dänen auf dem Treppchen. Für Marc Hester war es in seinem 56.Sechstagerennen sein bislang größter Erfolg. Mit Tränen in den Augen stand er auf dem Podium, und als Chefsprecher Christian Stoll ihm das Mikrophon vor die Nase hielt, konnte er nur ein „It´s so great“ stammeln. Sein Partner Jens-Erik Madsen hat schon einige Medaillen an der Wand hängen und blieb wohl daher etwas cooler: „Wir konnten zuletzt mehrere Sechstagerennen zusammen fahren. Dadurch sind wir zu einem Team geworden, das sich blind versteht. Ein dritter Platz in Bremen ist eine schöne Belohnung für die gemeinsame Arbeit.“ Die beiden Schweizer waren am Ende gar nicht so unglücklich mit ihrem zweiten Platz. „Wir haben gekämpft bis zur letzten Runde, auch wenn es eigentlich schon aussichtslos war“, bedankte sich Franco Marvulli beim Publikum, „es bringt immer großen Spaß, in Bremen zu fahren, weil hier so eine tolle Stimmung ist.“ Für Robert Bartko war es der siebzehnte Sechstagesieg und der dritte in Bremen - nach 2005 mit Andreas Beikirch und 2008 mit Iljo Keisse. Für Robert Bengsch war es nicht nur der erste Sechstagesieg seiner Karriere, er stand auch das erste Mal überhaupt auf dem Treppchen. Wie sich das dann anfühlt? „Ich bin einfach nur stolz, dass ich das erreicht habe.“ Später verrät er noch, dass er die ganzen Tage schlecht geschlafen habe. Am Samstag hätte er realisiert, welch große Chance zum Greifen nahe war. Das habe ihn sehr nervös gemacht. Doch Robert Bartko habe ihn immer wieder beruhigt: „Robert hat mich durch die sechs Tage geführt.“ Vor dem Finale kamen die Männer auf der Bahn zusammen, die das Gesicht des Bremer Sechstagerennens in den letzten Jahren geprägt haben und feierten sich selbst. Einige Jubiläen kamen da zusammen. Klaus & Klaus sorgen seit 25 Jahren für die gute Stimmung, Christian Stoll gibt den Rennen seit 20 Jahren seine Stimme, für Patrick Sercu war es das 100. Sechstagerennen als Sportlicher Leiter und „Mister Sixdays“ Frank Minder steht bereits seit 40 Jahren an der Bande der Bremer Stadthalle, die inzwischen Bremen Arena heißt. Ob es ein Jubiläum war oder ein Abschied, das ist immer noch ungewiss. In naher Zukunft wird darüber entschieden werden, wer von den vier Bewerbern das 48. Bremer Sechstagerennen im Januar 2012 veranstalten darf. Bis dahin verabschiede ich mich von den Lesern und Leserinnen auf LiVE-Radsport.com und hoffe, dass ich das Motto des Bremer Sechstagerennens „Sssport, Ssspaß und Ssspannung“ weitergeben konnte. -> Zu Ergebnissen und Endstand der 6. Nacht |
||
|
||
19.01.2011 | ||
Mehr zu diesem Thema bei Google suchen |