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Bahnradsport Marvulli / Aeschbach werfen Bartko / Bengsch den Fehdehandschuh hin |
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17.01.2011 | ||
Marvulli / Aeschbach werfen Bartko / Bengsch den Fehdehandschuh hinInfo: Sixdays: 6-Tage-Rennen BremenAutor: Thorsten Schmidt (www.sixdaysinfo.de) Wer befürchtet hatte, das 47. Bremer Sechstagerennen wäre vorzeitig zugunsten von Robert Bartko und Robert Bengsch entschieden und jede Spannung sei flöten, musste sich am sonntäglichen Familiennachmittag eines Besseren belehren lassen. Die Schweizer Franco Marvulli und Alexander Aeschbach kommen von Tag zu Tag besser in Fahrt und gewannen erstmalig die Tageswertung aller drei Zeitfahren, die ja in Bremen bekanntlicherweise mit einer Bonusrunde belohnt wird. Das Wochenende ist lang beim Bremer Sechstagerennen. Nach dem Kindernachmittag am Samstag beginnt schon knapp drei Stunden später die lange Samstagnacht und am Sonntag um zwölf Uhr mittags sitzen die Rennfahrer schon wieder im Sattel. Für so manches Team geriet der Sonntag zu einem „High noon“, einem Moment der Entscheidung. Kommt die zweite Luft? Gibt es noch Chancen, weiter nach vorn zu kommen? Oder schwinden die Kräfte und man wird langsam nach hinten durchgereicht? Dieser Sonntag sorgte endlich für das Durcheinander im Gesamtklassement, das sich der Sportliche Leiter Patrick Sercu von Anfang an gewünscht hatte. Von Schniefnasen und geplatzten Knoten Zu den Gewinnern des Tages gehören die Schniefnasen im Feld. Danny Stam war für seinen Sieg in Rotterdam ans Limit gegangen und die Erkältungsviren nahmen seinen ausgezehrten Körper dankend an. „An den ersten beiden Abenden ging bei mir gar nichts“, erzählte er mir beim Sponsorenbankett. „Ich habe mich nur durchgeschleppt und bin froh, dass uns Leon wenigstens einigermaßen im Rennen gehalten hat.“ Ob die beiden denn noch einmal in den Kampf ums Treppchen eingreifen wollen, nachdem sie heute in der Großen Jagd eine Runde gutmachen konnten und auf den vierten Platz vorgefahren sind? „Wollen schon“, sagt Danny ernst. „Aber das Reglement ist nicht für uns gemacht.“ „Drei Zeitfahren am Abend sind langweilig“, spöttelt Leon, „weil alle immer so lange warten müssen, bis wir endlich im Ziel sind.“ Auch Leif Lampater war erkältet aus Rotterdam nach Bremen angereist. Doch auch bei ihm läuft es von Tag zu Tag besser. Und Christian Grasmann verbreitet Optimismus: „Ich bin Dernyfahrer, ich bin hinten raus stark.“ Die beiden Irschenberger wollen unbedingt auch in diesem Jahr aufs Podium. Ihnen gelang ebenfalls in der Großen Jagd ein Rundengewinn auf die Konkurrenz und mit dem Sprung auf den dritten Platz sind sie ihrem Ziel einen großen Schritt näher gekommen. Als drittes Team waren Kenny van Ketele / Tim Mertens in der Großen Jagd mit Rundenvorsprung vorn dabei. Die beiden Belgier gewannen diese Jagd und außerdem die Einzelausscheidung und liegen dennoch weiterhin nur auf dem siebten Platz. Aber es fehlen ihnen nur zwei Punkte zur zweiten Bonusrunde, die sie bis auf Platz vier nach vorn schieben wird. Damit wären sie keineswegs schon zufrieden, obwohl Kenny ein Handicap gut sichtbar mit sich herumträgt. Seit gestern ist sein linker Arm bandagiert. Keine Sturzverletzung, sondern eine Entzündung im Ellenbogen. Das schmerzt bei jeder Ablösung. Beim Sponsorenbankett kommt mir Kenny mit Brille entgegen. Ob er im Rennen mit Kontaktlinsen fährt, frage ich ihn. „Nein, so schlimm ist das nicht“, flachst er, „solange ich das Hinterrad des Vordermanns gut erkennen kann. Nur die Ergebnisse auf der Anzeigentafel kann ich nicht lesen. Aber das ist manchmal auch besser so.“ Ein weiteres Team brachte sich heute in Erinnerung. Die frischgebackenen Europameister Blaha / Hochmann waren bereits im letzten Jahr in Bremen dabei. Von ihrem elften und vorletzten Platz waren sie selbst am meisten enttäuscht. Doch auch in diesem Jahr fuhren sie bislang so, dass es keinerlei Anlass gab, sich ihre Trikotfarbe zu merken. Heute platzte der Knoten. Sie gewannen den Scratch-Wettbewerb und nahmen als Gewinner der Kleinen Jagd dem gesamten Feld eine Runde ab. Damit schoben sie sich auf den neunten Platz nach vorn. Zu viel mehr wird es wohl nicht mehr reichen. Immerhin freute sich das Publikum bei zwei Siegerehrungen über das Lied von der Biene Maja. Thorsten Schmidt von www.sixdaysinfo.de ist täglich vor Ort und berichtet für LiVE-Radsport.com wie in den letzten Jahren von den Bremer Sixdays. Von Handbremsen und Hamstern im Käfig Wo es Gewinner gibt, gibt es auch Verlierer. Zu denen gehörten heute die Dänen. Marc Hester und Jens-Erik Madsen hatten sich gestern wohl etwas zu sehr für ihre dänischen Fans ins Zeug gelegt. Die heutige Punkteausbeute von 27 Zählern darf man getrost als Durchhänger bezeichnen. Von Rang vier ging es zurück auf Platz sechs. Auch Eric Mohs und Marcel Barth ging heute die Puste aus. Zwar konnte Mohsi endlich mal wieder ein Rundenrekordfahren für sich entscheiden, aber ansonsten hatten die beiden die Handbremse angezogen. Seit Beginn der Sixdays am Donnerstag lagen sie ständig auf einem Podiumsplatz, doch jetzt sind sie auf Platz fünf abgerutscht. Robert Bartko und Robert Bengsch hatten viele schon vorzeitig als Sieger von Bremen ausrufen wollen. Robert Bartko scheint in der Form seines Lebens und Robert Bengsch zeigte sich keineswegs als Sozius auf dem Beifahrersitz, sondern agierte mutig und offensiv in den Jagden. Überlegen gewannen sie die bisherigen drei Tageswertungen in den Zeitfahren und haben dadurch auch die meisten Punkte aller Teams gesammelt. Am Samstag waren es allein 112 Zähler. Vom Startschuss an liegen sie an der Spitze in der Gesamtwertung und ihr Auftreten in allen Disziplinen strahlte eine große Souveränität aus. Bis gestern. Gleich zu Beginn des Abends gelang der Sprung über die 300 Punkte und mit dieser Bonusrunde lagen Bartko / Bengsch nun gar schon zwei Runden vor dem Rest des Pelotons. Damit macht man sich keine Freunde im Feld. Für den Rest des Abends hieß die Taktik „Alle gegen Robert“ und den beiden Roberts gelang auch nicht mehr viel. Nur ein Sieg (im 500m Zeitfahren) und magere 55 Punkte – das waren nicht mal halb so viel wie gestern. Franco Marvulli und Alexander Aeschbach witterten eine unverhoffte Chance. Sie kurbelten wie ein Hamster im Käfig und kamen Punkt um Punkt heran. Siege in den Wertungssprints und in der Mannschaftsausscheidung gleich zu Beginn des Abends zeigten, dass Franco seine Erkältung von Rotterdam inzwischen gänzlich überwunden hat. Der große Coup kam ganz zum Schluss. Die beiden Schweizer konnten ihre Zeit im 1000m-Zeitfahren von Tag zu Tag steigern. Diesmal blieb die Uhr bei 1:02,095 stehen. Diese Zeit hätte an keinem der bisherigen Tage zum Sieg gereicht. Aber sie machte Bartko / Bengsch sichtlich nervös. Schon ihr Start geriet halbherzig und dieser liegengelassenen Zeit fuhren sie in den weiteren sechs Runden vergeblich hinterher. In 1:02,984 waren sie über zwei Sekunden langsamer als bei ihrer Bestzeit am Freitag. Das reichte gerade mal zum dritten Platz. Und es kam noch dicker. Die beiden Schweizer gewannen erstmals die Tageswertung und bekamen dafür eine Bonusrunde gutgeschrieben. Dadurch verkürzten sie ihren Rückstand auf 35 Punkte. Noch werden sie mit einer Runde Rückstand notiert, doch es fehlen morgen nur 14 Punkte bis zu nächsten Bonusrunde und dann schließen sie zu Bartko / Bengsch in die Nullrunde auf. Gerd Dörich war am Wochenende zu Besuch in Bremen und mit seiner Erfahrung aus 168 Sechstagerennen analysierte er die Situation punktgenau: „Ein Sechstagerennen dauert sechs Tage.“ Das Rennen ist Bremen ist wieder offen. -> Zu Ergebnissen und Gesamtstand der 4. Nacht |
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17.01.2011 | ||
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