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Doch nicht auf Sand gebaut: Niels Albert rettet Saison mit WM-Titel. Belgier außer Rand und Band
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29.01.2012

Doch nicht auf Sand gebaut: Niels Albert rettet Saison mit WM-Titel. Belgier außer Rand und Band

Info: RADCROSS-WELTMEISTERSCHAFT 2012 IN KOKSIJDE
Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)



Koksijde, 29.01.2012 - Der Belgier Niels Albert hat sich zum zweiten Mal nach 2009 zum Weltmeister der Radcross-Elite gekrönt. Der 25-Jährige erwischte einen Traumstart, setzte sich vom Feld ab und ließ sich seinen Vorsprung nicht mehr nehmen. Neben Albert standen Rob Peeters und Gesamtweltcupsieger Kevin Pauwels auf dem Podium. Der Wettkampf auf dem Sand-Parcours in Koksijde glich einer nationalen Meisterschaft: Das siebenköpfige belgische Team belegte die Plätze 1 bis 7. In Anbetracht dieser Umstände dürften der Deutsche Philipp Walsleben und der Schweizer Simon Zahner mit Rang neun bzw. zehn mehr als zufrieden sein.


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Er kam, sah (sich nicht mehr um) und siegte
Ausgerechnet Niels Albert, der notorisch schlechte Starter, kam heute am besten aus den Blöcken. Es dauerte keine halbe Runde, bis sich eine deutliche Lücke zwischen ihm und den ersten Verfolgern auftat. Zunächst waren es 13 Sekunden, dann 25, dann 34 und schließlich 42. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war klar, dass nur ein Defekt oder ein anderes Unglück dem 25-Jährigen die Goldmedaille noch nehmen könnte. Runde um Runde fuhr er sein eigenes Rennen auf dem unvorstellbar schweren 2,9km-Parcours, der zu einem Drittel aus bis zu 20cm dicken Sandstücken besteht und an seiner steilsten Stelle 45 Grad Steigung haben soll. Schon beim Superprestige Zonhoven hatte Albert bewiesen, dass er auf Sand der Konkurrenz technisch haushoch überlegen ist. Beim Weltcup in Koksijde konnte er dann nicht mehr an den Start gehen, denn kurz zuvor hatte er sich bei einem Trainingsunfall das linke Handgelenk gebrochen. Es war jener Schicksalsschlag, der ihm einen Großteil der Saison verdarb, ihm jede Hoffnung auf eine Wiederholung des Weltcupgesamtsiegs nahm und auch seine Aussichten in den beiden anderen Serien zunichtemachte. Mit Siegen in Diegem und Loenhout startete Albert ein Comeback, doch eine schwere Nebenhöhleninfektion warf ihn erneut zurück. Anfang des Monats musste er das belgische Meistertrikot an Sven Nys abtreten. Nur der WM-Titel würde seine Saison noch retten - das sagten nicht nur die neutralen Beobachter, das sagte Albert auch von sich selbst. "Manchmal ist es alles oder nichts", verkündete er nach dem Rennen. "Heute war es alles." So einfach kann Sport sein.


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Ein Deutscher und ein Schweizer top bei offener belgischer Meisterschaft
Aber nicht nur Niels Albert hatte etwas gutzumachen. Scheinbar auch alle anderen belgischen Elite-Fahrer. Bislang waren sämtliche Goldmedaillen (Junioren, U23, Frauen Elite) in Koksijde an die Niederlande gegangen. Und in den vergangenen beiden Jahren hatte ein Tscheche das Regenbogentrikot getragen. So konnte es nicht weitergehen. Unter dem ohrenbetäubenden Geschrei von Abertausenden Zuschauern - es sollen 61.000 Karten verkauft worden sein - überraschten sechs in hellblau gekleidete Männer mit einer spannenden Wiederauflage der belgischen Meisterschaft. Zwar sah es mehrere Runden lang so aus, als hätte ein Verfolgerduo, bestehend aus Sven Nys und Kevin Pauwels, Silber und Bronze so gut wie in der Tasche. Doch in der Schlussphase kamen alle anderen Belgier wieder heran: Rob Peeters, Tom Meeusen, Bart Aernouts und Klaas Vantornout. Die Reihenfolge wechselte beständig - längere Zeit lag Meeusen in Führung -, bis Peeters auf der letzten Runde der perfekte Antritt gelang. 24 Sekunden hinter Albert wurde er Vizeweltmeister und fügte seiner überaus erfolgreichen zweiten Saisonhälfte ein weiteres Spitzenresultat hinzu. Pauwels fing Meeusen noch ab und sicherte sich Bronze (+0:30) - eine starkes Zubrot für den Weltcup-Endsieger und Weltranglistenersten, der die gesamte Saison dominiert hatte. Hinter Aernouts und Vantornout trug ausgerechnet Landesmeister Nys die rote Laterne ins Ziel (+1:11) - quasi ein Debakel für den 35-jährigen Superstar, der seit 2008 bei jeder WM auf dem Podium stand. Apropos Debakel: Der beste Ausländer war ein Tscheche - aber nicht der entthronte zweifache Weltmeister Zdenek Stybar, der unglücklicher Dreizehnter wurde -, sondern Radomir Simunek mit über zwei Minuten Rückstand. Philipp Walsleben und Simon Zahner komplettierten die Top10 (+2:30), verbuchten also ein in Anbetracht der Umstände erstaunlich starkes Resultat.

-> Zum Resultat

König Albert ehrt König Albert
Klarer Sieger des Tages neben dem neuen Weltmeister ist Rudy de Bie, der Coach der belgischen Nationalmannschaft, der bei seiner wie immer heftig umstrittenen Auswahl ein golden-silbern-bronzenes Händchen bewiesen hat. Drei Belgier auf dem Podest, das gab es zuletzt 2005 in St. Wendel. König Albert, der bei der Siegerehrung anwesend war, wird es gefreut haben - zumal ein Mann seines Namens ganz oben auf dem Treppchen stand. Zum vierten Mal trägt Niels Albert, der übrigens in genau einer Woche 26 Jahre alt wird, nun das Regenbogentrikot: 2004 war er Weltmeister der Junioren, 2008 siegte er in der Kategorie U23, im Jahr darauf bei der Elite. Der WM-Austragungsort Koksijde bleibt somit gewissermaßen in belgischer Hand: 1994, als die Welttitelkämpfe erstmals hier veranstaltet wurden, siegte Paul Herijers. Die Gastgeber haben mit dem heutigen Podiumssweep ihre Edelmetallbilanz auf einen Schlag verdoppelt. Sechs Medaillen - eine goldene, drei silberne und zwei bronzene stehen zu Buche. Am glänzendsten freilich fällt das Fazit für die Niederländer aus: dreimal Gold, einmal Silber, einmal Bronze. Hinzu kommt eine bronzene Medaille für Frankreich. Was die Sponsorenteams angeht, so kommt Rabobank am besten weg: Sowohl Weltmeisterin Marianne Vos wie Nachwuchsweltmeister Lars van der Haar gehören dieser Mannschaft an. Aber auch die Bilanz von BKCP-Powerplus kann sich sehen lassen dank Alberts goldener, Wietse Bosmans silberner und Sanne Cants bronzener Medaille.

-> Zum Medaillenspiegel

In einem Jahr erleben wir eine absolute Premiere: Dann findet die Radcross-WM erstmals außerhalb Europas, nämlich in Louisville in den USA statt. Aber auch die laufende Saison ist noch nicht beendet. Es stehen nun die Entscheidungen im Superprestige und in der Gazet van Antwerpen Trofee an.





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