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Hushovd erstürmt in Barcelona den Montjuïc beim Ausflug der Tour de France nach Spanien
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09.07.2009

Hushovd erstürmt in Barcelona den Montjuïc beim Ausflug der Tour de France nach Spanien

Info: TOUR DE FRANCE
Autor: Henning Witteborg (cycling-report.de)



Barcelona, 09.07.2009 - In einem Sprint bergauf in der katalanischen Hauptstadt Barcelona hat der Norweger Thor Hushovd vom Cervélo TestTeam nach der Distanzierung des bisherigen Dominators Mark Cavendish am Ende des Montjuïc-Anstiegs einen Tageserfolg errungen und sich hauchdünn an das Grüne Trikot von Mark Cavendish herangebracht. Obwohl das Feld auf den letzten Kilometern nach Stürzen zersplitterte, blieben wichtige Abstände im Gesamtklassement aus, sodass sich Fabian Cancellara (Saxo Bank) erneut das Gelbe Trikot überstreifen konnte.

Sechstes Teilstück mit Zielankunft in Barcelona
Der sechste Tag hielt für die Teilnehmer 96. Tour de France den zweien Abstecher über die französischen Landesgrenzen bereit, wenngleich sich ein großer Teil der Fahrer auf den katalonischen Straßen durchaus heimisch fühlte, unter denen sich neben Spaniern auch viele englischsprachige Fahrer befanden, allen voran Lance Armstrong, der seine Europa-Basis für vier Fahre im Start Girona aufgeschlagen und das Team Garmin-Slipstream, das ihren Stützpunkt in die Stadt gelegt hatte. Insgesamt war das Teilstück zwischen Gérone und Barcelona von einem zackigen Profil mit vielen kleinen Anstieg geprägt, von denen der seit den Olympischen Sommerspielen 1992 als Hauptsportstätte bekannte Montjuïc den Schlusspunkt und die letzten Kilometer darstellte, womit der Fahrertypus eines Klassikerspezialisten oder eines hügelstarken Sprints bevorteilt war. Bis zum Jahr 2007 war der Schlussanstieg Austragungsort des am Ende der Saison terminierten Rennens Escalada a Montjuïc, das aus einem Rundstrecken und einem Zeitfahren an jener Steigung bestand und an einem Tag ausgetragen wurde. Neben dem Rekordsieger Eddy Merckx mit fünf Siegen trugen sich in den letzten Jahren des Rennens spanische Größen wie Joseba Beloki im Jahr 2004, der spätere Olympiasieger von Peking Samuel Sanchez im Jahr 2004 und 2005 und Igor Anton im Jahr 2006 in die illustre Siegerliste ein, ehe das Event nach dem Sieg von Daniel Moreno 2007 aus dem Rennkalender verschwand.

Trio an der Spitze
Bis zu jenem letzten Anstieg dem Rennen ihren Stempel aufzudrücken versuchten mit Schwenkung der Startflagge zahlreiche Fahrer, woraus sich mehrere Gruppenkonstellationen ergaben, die jedoch allesamt vorerst nicht zum Erfolg führten, sodass die erste von fünf Bergwertungen Schauplatz einer Attacke des Amerikaners David Zabriskie vom Team Garmin-Slipstream wurde, der zwar hinter dem Russen Alexandre Botcharov (Katusha) den zweiten Rang an jener Côte de Sant Feliu de Guixois belegte und seinen Kontostand auf fünf Punkte erhöhte, nicht aber dauerhaft sich den Verbleib an der Spitze sichern konnte. Nach 40 absolvierten Kilometern befand sich sogar der Mann in Gelb Fabian Cancellara in einer zwischenzeitlichen zehn Fahrer umfassenden Ausreißergruppe, die sobald von einem Trio mit George Hincapie von Columbia-HTC, David Millar von Garmin-Slipstream und Oscar Freire von Rabobank abgelöst wurde, deren Angriff ebenso vereitelt wurde. Der Brite Millar sah in diesem Fehlversuch nicht das Ende seiner Möglichkeiten und fuhr in Kooperation mit dem Franzosen Sylvain Chavanel vom Team Garmin-Slipstream einen kleinen Vorsprung heraus, den noch der letztjährige Mannschaftskollegen und bereits auf der zweiten Etappe aktive Stéphane Augé von Cofidis zu überbrücken und zum Duo aufzuschließen vermochte. Da man im Feld mit dieser Gruppe zufrieden war, sah Stéphane Augé in der Konstellation eine Chance auf die Eroberung des Bergtrikots und sicherte sich an der zweiten Bergwertung an der Côte de Tossa de Mar zusätzlich zu seinen bereits drei herausgefahrenen Zählern drei weitere Punkte und näherte sich dem Bergtrikotträger Jussi Veikkanen auf drei Punkte.

Noch vor den ersten beiden Sprintwertungen des Tages, die von Chavanel und Millar gewonnen wurde, fanden sich bei vor dem zweiten Spurt einsetzenden Regen an der Spitze des Feldes mit den Mannschaften Milram für Gerald Ciolek, Katusha für Filippo Pozzato und Rabobank für Oscar Freire einige Formationen mit Ambitionen auf den Tagessieg ein und hielten den Abstand bei dreieinhalb Minuten, was dennoch bedeutete, dass David Millar mit 1:07min Rückstand im Gesamtklassement als Bestplatzierter der Ausreißergruppe virtuell das Führungstrikot übernommen hatte. Einer Trikotübernahme kam auch Augé immer näher und realisierte diese mit vier hinzugewonnen Punkten der Côte de Sant Vicenc de Montalt 83,5 Kilometer vor dem Ziel schließlich, während sich aus dem nur 1:50min zurückliegenden Feld die Spanier Eduardo Gonzalo von Agritubel und Amets Txurruka von Euskaltel-Euskadi dem heimischen Publikum mit kleinen Vorstößen präsentierten und von denen Txurruka seien Vorstoß konsequent weiterführte. In dieser durch die Witterungsverhältnisse gefährliche Phase setzte das Team Astana auf Kontrolle und spannte sich vor das Feld, in dem einige Fahrer im bald zur zweiten Bergwertung der dritten Kategorie ansteigenden Terrain bereits Probleme bekamen.

Millar sucht Chance als Solist
Unter dem Druck des immer weiter schrumpfenden Vorsprungs und dem nahenden Txurruka entschied sich an der Spitze Augé dafür mit einer Tempoverschärfung seine Chancen auf einen weitere Punktegewinn am Collsacreu zu wahren. So blieb Txurruka erneut als Vierter nur ein Punkt, doch der Baske ließ sich davon nicht entmutigen und schloss die immer kleiner gewordene Lücke noch in der Abfahrt. Mit der letzten 22,5 Kilometer vor dem Ziel platzierten Bergprämie im Blick arbeiteten die vier Ausreißer zusammen und konnten über die dritte und letzte Sprintwertung 49 Kilometer vor dem Ende hinweg, die Chavanel für sich entschied, ein Guthaben von anderthalb Minuten mitnehmen, die angesichts der weiterhin intensiv vorangetriebenen Bemühungen im Feld, deren Federführung das Cervélo TestTeam übernommen hatte, als nicht ausreichend erschienen um Barcelona in Front liegend zu erreichen. Eine knappe Minute verblieb dem Spitzenquartett zum Fuße des letzten als Bergprämie klassifizierten Anstieges, an dem Millar der Einholung mit einem Angriff zu entgehen versuchte, während auf regennasser Fahrbahn in einem Kreisverkehr im Feld unter anderem Michael Rogers (Columbia-HTC) und Heinrich Haussler (Garmin-Slipstream) zu Fall kamen. Bei den Verfolgern setzte nach Uneinigkeit in der Nachführarbeit Txurruka dem führenden Briten nach, erreichte diesen jedoch bis zur Kuppe nicht mehr und musste sich mit zwei Bergpunkten begnügen. Derweil wurden der sicher im Bergklassement an der Spitze liegende Augé und sein Landsmann Chavanel vom Feld eingeholt. So versuchte Cofidis in Person von Rémi Pauriol den dritten Platz abzusichern, was ihm auch ebenso wie die vorläufige Fortführung seines Vorstoßes gelang. Sich in die Abfahrt und die letzten 20 Kilometer stürzend kämpfte an der Spitze Millar mit Txurruka und dem zum Basken aufschließenden Pauriol im Nacken weiter um die letzte verbliebene Chance, die sich mit einer Minute Vorsprung nicht besonders rosig darstellte. Der starke Zeitfahrer Millar war jedoch mit seiner Tempoarbeit in der Lage dieser Tendenz eine Ende zu bereiten und schaffte es sogar seinen Vorsprung wieder etwas auszubauen und unter dem Jubel unzähliger Zuschauer in Barcelona 1:10min auf die letzten zwölf Kilometer zu nehmen. Bei den Teams Milram, Quick Step, Rabobank, Caisse d‘Epargne und Katusha erkannte man die Brisanz und Dringlichkeit der Situation und forcierte die Aufholarbeit. Das hohe Tempo und die große Nervösität im Feld kam es achteinhalb Kilometer vor dem Ende zu einem Sturz, der das Feld zersplitterte, während sich Millar weiter tapfer schlug und 45 Sekunden als Guthaben auf die letzten sieben Kilometer nahm. Dieser Abstand reduzierte sich bei einer ausstehenden Distanz von vier Kilometern auf eine halbe Minute, sodass sich sein Schicksal am Montjuïc entschieden werden sollte.

Hushovd mit dem kraftvollsten Spurt
Bereits nach wenigen Metern zeigte dieser Schlussanstieg, dass es Millar nicht vergönnt sein würde, den Etappensieg einzufahren und so wurde dieser schnell gestellt. Da es Mark Cavendish nicht in die Gruppe geschafft hatte, fehlte ein organisierter Sprintzug, sodass Anthony Geslin von Fdjeux eine Attacke forcierte, die der beste Jungprofi Tony Martin von Columbia-HTC neutralisierte, während sein Landsmann Andreas Klöden vom Team Astana sich an seinem Hinterrad aufmerksam zeigte. Auch das Team Liquigas suchte nun seine Chance, konnte aber Daniele Bennati nicht in eine gute Position bringen. Für die Eröffnung des Sprints sorgte indes der Franzose Romain Feillu von Agritubel, war aber gegen ein Quartett in der Reihenfolge Freire, Hushovd, Rojas Gil und Ciolek chancenlos, das die Speerspitze im entscheidenden Spurt bildete. Vom Hinterrad Freires aus war es der Norweger Thor Hushovd, der seinen Sprint lancierte und deutlich am dreifachen Weltmeister vorbeizog. Rojas Gil und Ciolek büßten dabei Boden ein und verabschiedeten sich aus dem Kampf um den Etappensieg, während Hushovd seinen Kontrahenten Freire deutlich distanzieren und die Ziellinie als Erster passieren konnte. Mit einem befreienden Jubelschrei holte der 31-jährige Norweger so das nach, was er noch auf der vierten Etappe im Duell gegen Cavendish verpasst hatte, nämlich den ersehnten Etappensieg, der ihn zudem wieder im Kampf um das Grüne Trikot einen großen Schritt voran und an die zweite Position des Punkteklassements einen Zähler hinter dem als 16. mit zehn Punkten bedachten Cavendish brachte, dessen Gewinn er nach 2005 erneut anpeilt. Zudem war es der bereits sechste Tageserfolg für Hushovd bei einer Frankreichrundfahrt und fünfte in dieser Saison bei seinem neuen Arbeitgeber. Hinter Freire platzierte sich Joaquin Rojas Gil von Caisse d'Epargne auf dem dritten Rang und damit einen Platz für den erneut stark fahrenden Gerald Ciolek vom Team Milram. Auf den Rängen fünf bis acht folgen mit Franco Pellizotti von Liquigas, Filippo Pozzato von Katusha, dem Weltmeister Alessandro Ballan von Lampre und Rinaldo Nocentini von Ag2r-La Mondiale vier Italiener, die sich damit vor den Gesamtwertungsfahrern Cadel Evans von Silence-Lotto, dem Führenden Fabian Cancellara von Saxo Bank und Andreas Klöden von Astana platzierten.

Zahlreiche Klassementfahrer büßen Zeit ein
In dem durch den Regen und von Stürzen geprägten Finale schafften es beileibe nicht alle Favoriten sich so weit vorne wie Cancellara oder Klöden zu platzieren. So verlor der Gesamtsiebte Haimar Zubeldia vom Team Astana 50 Sekunden und musste seine Platzierung an den nachrückenden und sich im Weißen Trikot behauptenen Tony Martin abtreten, wenngleich der Baske in der Riege der Astana Fahrer ohnehin eher die Rolle eines Helfers inne hat. Weitaus schmerzlicher waren da die Zeitverluste des weiter zurückfallenden Denis Menchov vom Team Rabobank und des Kapitäns des Euskaltel-Teams, Mikel Astarloza, mit 1:02min und 1:10min. Der erneute Rückstand von Menchov war dabei nicht der einzige Rückschlag für das Team Rabobank, denn mit Juan Manuel Garate, Joost Posthuma und Laurens Ten Dam verloren mit knapp zwei bei erstgenanntem bzw. über sechs Minuten Rückstand bei den beiden folgenden gleich drei weitere gute Bergfahrer viel Zeit und verabschiedeten sich aus dem Rennen um eine gute Endplatzierung. Träume zerplatzten auch bei Michael Rogers, der nach seinem Sturz als drittletzter der Etappe mit über 13 Minuten Rückstand gewertet wurde.

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Thor Hushovd nach dem Rennen:
„Das war hervorragend. Ich habe immer gesagt, dass Mark nicht unschlagbar ist. Er ist sicherlich sehr schnell und gewiss auch der schnellste Sprinter der Welt, aber man kann ihn schlagen. Und heute habe ich genau das getan. Ich fühlte mich heute richtig gut. Mir war klar, dass es das perfekte Finale für Oscar Freire wäre, und dann noch mit der Zusatzmotivation eines Sieges auf spanischem Boden. Die Jungs von Rabobank sind für ihn gefahren, also habe ich sein Rad genommen, und das war perfekt. Beim Anblick des Etappenprofils habe ich mir insgeheim Chancen ausgerechnet. Also haben wir zwei Fahrer nach vorne entsandt, um an die Ausreißer heranzukommen. Das Team hat seine Arbeit erledigt, und ich bin mit meinem Sprint hochzufrieden. Mein Ziel war und ist noch immer das Grüne Trikot. Nach dem heutigen Etappensieg ist da sein erstrebenswertes zweites Ziel. Bald sind wir in den Bergen, und unser Team muss Carlos Sastre unterstützen. Deshalb werde ich die Dinge Tag für Tag angehen und sehen, was mit den Punkten geschieht.“





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