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De Gendt siegt auf Königsetappe am Stilfser Joch und schnuppert am Giro-Podium
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26.05.2012

De Gendt siegt auf Königsetappe am Stilfser Joch und schnuppert am Giro-Podium

Info: GIRO D´ITALIA 2012
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Felix Griep (Werfel)



Passo dello Stelvio, 26.05.2012 – Für den vorletzten Tag hatte sich der Giro d’Italia seine Königsetappe aufgehoben, die über den legendären Mortirolo führte und mit der Cima Coppi auf dem Stilfser Joch endete. Es siegte dort aber keiner der großen Favoriten, sondern Thomas De Gendt (Vacansoleil-DCM), der mit einer beeindruckenden Leistung in die Geschichtsbücher und sogar fast aufs Giro-Podium fuhr, das für den kriselnden Ivan Basso (Liquigas) außer Reichweite geriet. Joaquin Rodriguez (Katusha) konnte die Maglia Rosa nicht nur verteidigen, er vergrößerte auch seinen Vorsprung gegenüber Ryder Hesjedal (Garmin-Barracuda) um ein paar wenige, wertvolle Sekunden.

Gewinner des Bergtrikots und gestriger Sieger in Ausreißergruppe
Um 10:26 Uhr begann in Caldes die 20. Etappe der Italien-Rundfahrt, so früh hatte sich das Peloton für kein anderes Teilstück in Bewegung setzen müssen. Es waren immerhin 219 Kilometer zu fahren und mit 5974 Höhenmetern wurde eine Dimension erreicht, die in den letzten Jahren nur die von Mikel Nieve (Euskaltel) gewonnene Königsetappe des Giro 2011 erreichte. Zur Einstimmung auf noch schwerere Aufgaben wurde schon nach 33 Kilometern der Passo del Tonale überquert – von einer höchst interessanten Ausreißergruppe. Einer von 14 Fahrern war Matteo Rabottini (Farnese Vini), der diese Bergwertung und die beiden nächsten in Aprica und Teglio gewann, womit ihm das Blaue Trikot auch rechnerisch nicht mehr zu nehmen war. Neben den beiden Schweizern Oliver Zaugg (RadioShack-Nissan) und Mathias Frank (BMC Racing Team) gehörte sogar Roman Kreuziger (Liquigas) zur Spitze, am Tag nach seinem Sieg in Alpe di Pampeago. Den 17. der Gesamtwertung empfand Colnago-CSF Inox als eine Bedrohung und sorgte dafür, dass nach 150 Kilometern nicht ganz drei Minuten zwischen Gruppe und Feld lagen. Es begann der Anstieg zum Mortirolo, auf einer neuen Strecke, die aber wie alle anderen auf den gefürchteten Berg enorme Steigungsgrade aufweist.


Mortirolo
(11,4 km à 10,5%)
Zaugg und Scarponi prägen das Geschehen am Mortirolo
Schnell zerfielen sämtliche Bande zwischen den Ausreißern. Auslöser war eine Tempoverschärfung von Zaugg, der sich eine Zeitlang alleine an der Spitze befand, bis er mit Damiano Caruso (Liquigas), Christian Vande Velde (Garmin-Barracuda), José Serpa (Androni Giocattoli) und Andrey Amador (Movistar) erneut Gesellschaft bekam. Diese Gäste blieben aber nicht lange beim überlegenen Schweizer, der den Berg schließlich im Alleingang erklomm, an der Bergwertung allerdings noch mehr als 50 Kilometer Strecke vor sich hatte. Der Mortirolo ist kein Berg, über den ein Favoritenfeld gemeinsam hinweg rollen kann und so tat sich auch weiter hinten einiges. Noch bevor die Hälfte des Anstieges absolviert war, verlangte Joaquin Rodriguez (Katusha) seinen Kontrahenten mit zwei aggressiven Vorstößen Reaktionen ab, die einen Eindruck ihrer Verfassung gaben. Ryder Hesjedal (Garmin-Barracuda) und Michele Scarponi (Lampre) antworteten souverän auf die Attacken des Mannes in Rosa, während bei Ivan Basso (Liquigas) schon eine gewisse Schwerfälligkeit zu beobachten war, die sich später noch deutlicher zeigen sollte. Für den Moment ging alles gut aus, weil keine weiteren Angriffe folgten und eine kleine Ansammlung der besten Bergfahrer um die Top4 der Gesamtwertung geschlossen den Gipfel überquerte. Kurz vorher hatte sich ein gewisser Thomas De Gendt (Vacansoleil-DCM), der trotz seines achten Gesamtranges nicht groß beachtet wurde, ein wenig Vorsprung geholt und bahnte sich in der Abfahrt seinen Weg in Richtung Spitze.

Mortirolo-Abfahrt spült De Gendt und Cunego nach vorne
Was in der Abfahrt passierte war für niemanden wirklich zu kontrollieren und noch eine ganze Weile herrschten Zustände vor, die nur sehr schwer zu überblicken waren. Serpa, Amador und Caruso hatten sich als erste Verfolger etabliert, lagen aber teils zwei Minuten hinter Zaugg, der sein Solo durchzog. De Gendt hatte sich mit Damiano Cunego (Lampre) und zwei eingeholten Ausreißern, seinem eigenen Teamkollegen Matteo Carrara und Alberto Losada (Katusha), zusammengeschlossen und vereinigte sich dann mit dem Trio. Nieve und Jon Izaguirre (beide Euskaltel) schafften danach ebenfalls den Anschluss an diese Gruppe, was einem Quintett aus Frank, Johann Tschopp (beide BMC Racing Team), Serge Pauwels, Dario Cataldo (beide Omega Pharma-Quick Step) und Hubert Dupont (Ag2r-La Mondiale) nicht mehr gelang. 30 Kilometer vor dem Ende der Etappe waren es sechs der erwähnten Fahrer, die sich an Zaugg herangepirscht hatten: Cunego, De Gendt, Nieve, Izagirre, Amador und Kangert. Sie profitierten von einer allgemeinen Abneigung gegen Führungsarbeit, die sich in der Hauptgruppe um Rodriguez breitgemacht hatte. Nur Garmin-Barracuda hatte mit Peter Stetina und Vande Velde zwei Fahrer aufzubieten, die sich wenigstens bemühten und den Rückstand bis zum Fuß des Schlussanstieges nur auf vier Minuten anwachsen ließen.


Passo dello Stelvio
(22,4 km à 6,9%)
De Gendt auf dem Weg zum Etappensieg fast in Rosa
Nicht so steil wie der Motirolo aber 22 Kilometer lang war der Anstieg auf das Stilfser Joch, den Passo dello Stelvio. Zaugg musste dort den Preis für seine bisherigen Anstrengungen zahlen und war rasch kein Teil der Spitzengruppe mehr. De Gendt fühlte sich stark und wartete nicht lange darauf, seine Chance auf den Etappensieg zu suchen. Cunego und Nieve, die in der Gesamtwertung auf den Positionen zehn und 13 lagen, hielten noch etwas mit, bis sich De Gendt endgültig absetzte und eine zwölf Kilometer lange Alleinfahrt auf den höchsten Punkt des Giro 2012 ablieferte, die für große Spannung sorgte. Nicht etwa, weil die Gefahr aufgekommen wäre, irgendjemand könnten ihn einholen. Im Gegenteil, der Vorsprung auf die Favoritengruppe vergrößerte sich auf 5:30 Minuten und es fehlten ihm nur zehn Sekunden zum virtuellen Rosa Trikot. Zwei Angriffe John Gadrets (Ag2r La Mondiale) verpufften, erst als Scarponi auf den letzten drei Kilometern seine Kräfte enfesselte, musste jeder der Favoriten für sich alleine bestehen und der Rückstand wurde geringer. Hesjedal und Rodriguez hielten sich wacker, wohingegen sich Basso die bittere Wahrheit offenbarte, dass ihm ein kleiner Prozentsatz zu seiner Bestform fehlte. Als es schon aussah, als würde Scarponi den vierten Platz hinter De Gendt, Cunego (+0:56) und Nieve (+2:50) holen, legte Rodriguez noch einen „Endspurt“ hin, der ihm eben diese Position einbrachte, dank welcher er nun auch, einen Punkt vor Mark Cavendish (Sky ProCycling), die Punktewertung anführt. Viel wichtiger war aber ohne Frage der Erhalt des Rosa Trikots.

Hesjedal verliert Zeit auf Rodriguez, Lampre überholt Movistar
Rodriguez hatte den Verlust gegenüber De Gendt auf 3:22 Minuten begrenzt und gewann sogar noch 12 bzw. 14 Sekunden auf Scarponi und Hesjedal. Der Kanadier hat damit jetzt 31 Sekunden Rückstand, was Rodriguez‘ Aussichten im finalen Zeitfahren morgen nicht unerheblich verbessert. Scarponi (+1:51) hat nun einen neuen Herausforderer im Kampf um den dritten Platz auf dem Giro-Podium, denn De Gendt (+2:18) rückte auf Platz vier vor, den zuvor der nun eine Minute schlechtere Basso belegte. Der wurde Zehnter der Etappe, erreichte erst zweieinhalb Minuten nach Rodriguez das Ziel. Der Eidgenosse Tschopp, der Königsetappen-Sieger von 2010 rutschte um zwei Plätze ab und ist 13., was immer noch sein bestes Ergebnis bei einer dreiwöchigen Rundfahrt wäre. Ohne Etappensieg bei diesem Giro ist Lampre, eroberte sich aber heute durch die starken Leistungen von Cunego und Scarponi die Führung in der Mannschaftswertung vom Movistar Team, dessen beste Fahrer es mit elf Minuten Rückstand gerade noch in die Top20 des Tages schafften. Das Gruppetto musste das Zeitlimit bei weitem nicht ausreizen, doch es gab sechs Fahrer, welche die Etappe nicht zu Ende fuhren. Nur Jack Bobridge (Orica-GreenEdge) und Timon Seubert (Team NetApp) schieden auf „natürlichem Wege aus. Robert Hunter (Garmin-Barracuda), Andrea Guardini (Farnese Vini), Dominique Rollin (FDJ-BigMat) und Ivan Velasco (Euskaltel) wurden disqualifiziert – wohl weil sie sich während Anstiegen von Teamfahrzeugen ziehen ließen.

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Der Giro d'Italia 2012 endete morgen mit einem Zeitfahren in Mailand über gut 30 flache Kilometer.





Giro d´Italia: De Gendt gewinnt Königsetappe auf dem Stelvio, Rodriguez verteidigt Rosa
Giro d´Italia: De Gendt gewinnt Königsetappe auf dem Stelvio, Rodriguez verteidigt Rosa
Foto: Sabine Jacob

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