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Frauen hinter den Dernys und doppelte Doubletten in der langen Nacht der Bremer Sixdays
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13.01.2013

Frauen hinter den Dernys und doppelte Doubletten in der langen Nacht der Bremer Sixdays

Info: Sixdays: Bremer 6-Tage-Rennen 2013
Autor: Thorsten Schmidt (www.sixdaysinfo.de)



Bremen, 13.01.2012 – Auch nach dem langen Samstag mit Kindernachmittag und Abendprogramm haben sich Franco Marvulli/Marcel Kalz die Führungsposition bei den Bremer Sixdays bewahrt, sind mit 180 Punkten die Besten eines Quartetts, das am Ende der 3. Nacht in der Nullrunde liegt. Peter Schep/Robert Bartko (164), Leif Lampater/Luke Roberts (162) und Andreas Müller/Marc Hester (160) folgen mit nur geringem Rückstand auf die Spitzenreiter. Die Fünftplatzierten Christian Grasmann/Nick Stöpler (94) sind noch ohne Bonus und liegen daher eine Runde zurück. Robert Bengsch/Tristan Marguet verbesserten einmal mehr ihren Rekord über 500 Meter.

Im UIV-Cup wurden am Samstag gleich zwei Etappen gefahren. Samuel Horstmann/Nico Heßlich, die in der ersten Jagd einen Solosieg feierten, führen nun auch mit Rundenvorsprung die Gesamtwertung an. Bei den Sprintern hat sich Sebastian Döhrer bis auf zwei Punkte an Platz eins, auf dem weiterhin John Paul liegt, angenähert. Das Omnium der Frauen wird nach dem ersten von zwei Renntagen durch die Dänin Julie Leth angeführt, die zwei Rangpunkte weniger aufweisen kann als die Niederländerin Kelly Markus.



Resultate: Profis | UIV-Cup | Sprinter | Frauen
Berichte: 1. Nacht | 2. Nacht | 3. Nacht | 4. Nacht | 5. Nacht | 6. Nacht


Bericht zu den Wettbewerben vom Samstagnachmittag:
-> Volle Bahn am Kindernachmittag der Sixdays Bremen



Zu Beginn des Abends am langen Samstag des 49.Bremer Sechstagerennens gingen die Jungprofis im UIV-Cup auf die Piste. Die Favoritenteams belauerten sich gegenseitig und ließen Phillip Zwingenberger / Kevin Feiereisen entwischen. Durch den Tagessieg mit Rundenvorsprung konnten sie auf Platz fünf im Gesamtklassement vorrutschen. Gesamterste blieben Horstmann / Heßlich als einziges Team in der Nullrunde

-> Zu allen Resultaten und dem Stand im UIV-Cup

Im Wettbewerb der Frauen gab es zunächst ein Ausscheidungsfahren, in dem Kelly Markus und Julie Leth bis ins Finale fuhren. Diese beiden schälen sich als erste Favoritinnen um den Gesamtsieg heraus. Diesmal konnte sich die Holländerin durchsetzen, in der Gesamtwertung blieb die Dänin vorne. Als beste Deutsche belegte Charlene Delev in diesem Wettbewerb den dritten Platz. Das Rad von Lucy Garner war inzwischen wieder aufgetaucht – in Köln. Doch sie kam auch mit dem Ersatzrad immer besser klar und ließ mit Platz vier im Ausscheidungsfahren ihre Klasse aufblitzen.
Derny-Wettbewerbe für Frauen sind eine Wundertüte, da Frauen kaum hinter dem Derny trainieren und einige Starterinnen ohne jede Derny-Erfahrung nach Bremen angereist waren. So kam es einem ungewöhnlichen Sturz, als ein Derny einer Fahrerin ausweichen musste und von der Bahn rutschte. Verletzt wurde zum Glück niemand, aber die Zimmerleute hatten gut zu tun, um die Löcher in der Bahn zu flicken. Der Sieg im Derny-Wettbewerb war dann allerdings keine Überraschung mehr. Hinter dem Derby ihres Vaters Ron zeigte sich Nicky Zijlaard deutlich überlegen. Da nach dem Reglement der Gesamtsieg morgen in einem Derny-Finale ermittelt wird, ist Nicky Zijlaard plötzlich zu einer weitern Top-Favoritin geworden.

-> Zu allen Resultaten und dem Stand der Frauen

Bei den Sprintern zauberte John Paul in 9,109 für die 166m-Runde die bislang beste Zeit auf das Lattenoval. Im Sprintfinale konnten jedoch die beiden Deutschen Sebastian Döhrer und Philipp Thiele den Spieß umdrehen. Da Philipp Thiele den Keirin-Wettbewerb gewann und die Deutschen diesmal auch wieder im Team-Sprint die Nase vorn hatten, schmolz der Vorsprung von John Paul auf nur noch zwei Punkte. Der Sprint-Wettbewerb bleibt also weiterhin spannend.

-> Zu allen Resultaten und dem Stand der Sprinter

Bei den Sixdays-Profis gilt der lange Samstag in Bremen traditionsgemäß als der Tag der Vorentscheidungen. Fünf Teams kämpfen noch um den Sieg oder zumindest um die drei Podiumsplätze. Im Ausscheidungsfahren zeigten Lampater / Roberts gleich zu Beginn des Abends, dass sie nicht nur ums Treppchen, sondern um den Sieg mitfahren. Sie kassierten volle Punkte und schoben sich in der Gesamtwertung weiter an die Spitze heran.

Luke Roberts wusste man vor den Sixdays nicht so recht einzuschätzen. In den beiden letzten Jahren fuhr er in der WorldTour bei Saxo Bank und hatte kaum Gelegenheit, bei Sechstagerennen zu starten. Der Veranstalter hatte ihm im Programmheft gar die Bahn-Erfahrung absprechen wollen. Und das einem Olympiasieger und 3fachen Weltmeister in der Mannschaftsverfolgung! Doch Sonnyboy Luke zerstreute vom ersten Start weg alle Bedenken. Im Dezember hatte er auf einer Pressekonferenz im Vorfeld der Sixdays angekündigt: „Wenn ich nach Bremen komme, will ich gewinnen und Leif ist der ideale Partner an meiner Seite.“ In der Tat harmoniert er gut mit Leif Lampater und zeigt besonders in den Jagden Schnelligkeit und Rennübersicht.

In der Kleinen Jagd verdienten sich Andreas Müller und Marc Hester weitere Sympathiepunkte beim Publikum. Immer wieder gingen sie in die Offensive und drückten dieser Jagd ihren Stempel auf. Das hatte ihnen vor Beginn der Sixdays trotz ihres vierten Platzes vom Vorjahr keiner so richtig zugetraut. Aber Andreas hatte ja am Donnerstag schon seine Siegambitionen verkündet. Und einem Berliner soll man glauben, selbst wenn er scherzt. Marvulli / Kalz holten sich die Blumen für die Kleine Jagd. Müller / Hester, Grasmann / Stöpler und Bengsch / Marquet blieben ebenfalls in der Nullrunde, was Lampater / Roberts und Bartko / Schep trotz eines gemeinsamen Ausreißversuches kurz vor Schluss verwehrt blieb.

Die anschließende Mannschaftsverfolgung machte deutlich, dass nunmehr keine Punkte mehr verschenkt werden. Die vier Gesamt-Führenden teilten sich die Punkte mit dem dicken Ende für Bartko / Schep.

Beim 500m-Zeifahren hatten sich die Experten gestern über eine unglaubliche Zeit von Tristan Marguet verwundert die Augen gerieben. Die Zeit wurde auf 27,840 korrigiert - immer noch Bahnrekord und Maßstab für den heutigen Wettbewerb. Müller / Hester warfen als Erste der Konkurrenz den Fehdehandschuh hin und legten mit 28,906 ihre erste Zeit unter 29 Sekunden auf die Bahn. Marvulli / Kalz unterboten diese Zeit und übernahmen mit 28,336 die Spitze. Doch gegen Tristan Marguet ist bei den Zeitfahren in diesem Winter kein Kraut gewachsen. Robert Bengsch mit seiner jahrelangen Erfahrung als Anfahrer im deutschen Bahnvierer konnte seinen Partner ideal auf Tempo bringen, dann ein perfekter Schleudergriff und die Uhr hielt bei 27,734 an. Wieder ein Bahnrekord!

Es war schon nach Mitternacht und die Halle war immer noch gut gefüllt, als der Startschuss zur Großen Jagd über 60 Minuten fiel. Von früheren Hallensprechern gern als „die Nacht der langen Messer“ tituliert, hielt diese lange Jagd alles, was man sich von ihr versprach. Die Favoriten ließen die Muskeln spielen und griffen zudem tief in die Trickkiste der Psycho-Spielchen. Franco Marvulli und Marcel Kalz legten vor und brachten die Konkurrenz damit unter Druck. Doch Robert Bartko und Peter Schep konterten souverän – mit einer Doublette. Auch Müller / Hester war noch lange nicht die Puste ausgegangen. Sie zeigten sich oft an der Spitze des Feldes und hielten das Tempo hoch. Bei eigenen Attacken fehlte allerdings zwei Mal das Quentchen Glück und sie wurden vom Feld wieder zurückgeholt.

Nolan Hoffmann war nach seiner Neutralisation vom Vortag wieder auf die Bahn zurückgekehrt und musste erkennen, dass ein Fieber oft schnell kommt, aber langsam wieder geht. Das hohe Tempo der langen Jagd war noch zu viel für ihn und er musste mehrfach abreißen lassen, was sich zu 11 Verlustrunden summierte. Aber er kämpfte sich durch und bekam dafür einen Sonderapplaus vom Publikum.

Bei einer Jagd über eine Stunde gilt es, die Kräfte gut zu dosieren und kleine Pausen zwischendurch geschickt zu platzieren. Lampater / Roberts wählten eine andere Taktik und hielten sich in der ersten Rennhälfte merklich zurück, um dann am Ende mächtig aufzudrehen. Und Bartko / Schep fuhren kurz vor Schluss ihre zweite Doublette in dieser Jagd und zeigten damit eindrucksvoll, wer Chef im Ring ist. Wenige Runden vor Schluss fuhren auch Lampater / Roberts mit einem Soloritt in die Nullrunde, aber sie kamen nicht mehr am Feld vorbei und Bartko / Schep sicherten sich ungefährdet den Sieg in der Jagd der Jagden.

Am Ende der Nacht lagen vier Teams in der Nullrunde und auch Grasmann / Stöpler trennen nur wenige Punkte von der Nullrunde, so dass noch fünf Teams für die drei Plätze auf dem Podium in Frage kommen. Franco Marvulli und Marcel Kalz bleiben an der Spitze der Gesamtwertung und konnten ihren Punktvorsprung im Laufe des Abends noch weiter ausbauen. Der Drops ist also noch lange nicht gelutscht und angesichts der starken Konkurrenz will Robert Bartko seine Siegambitionen derzeit nicht an die große Glocke hängen. Dies wäre gestern Abend – um das Wortspiel weiter fortzuspinnen – auch keine gute Idee gewesen, denn die große Glocke am Start und Ziel bekam Risse und gab nur noch ein klägliches Bimmeln von sich. In jeder anderen Sixdays-Stadt wäre ein solches Malheur eine mittlere Katastrophe gewesen, aber nicht so in der Hafenstadt Bremen. Mit Hilfe der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger - in diesem Jahr erstmals Werbepartner der Bremer Sixdays – konnte umgehend eine Glasenglocke von einem Museumsschiff geholt werden, so das die letzte Glocke des dritten Wettkampfabends um kurz vor zwei Uhr in gewohnter Lautstärke ertönte.

-> Zu allen Resultaten und dem Stand der Profis





Team 6 Lampater/Roberts in Verfolgerstellung (Foto: ENS Michael Heckel)
Team 6 Lampater/Roberts in Verfolgerstellung (Foto: ENS Michael Heckel)

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