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Gerrans-Sieg beendet das Kapitel Korsika - knapp geschlagener Sagan wieder in Grün
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01.07.2013

Gerrans-Sieg beendet das Kapitel Korsika - knapp geschlagener Sagan wieder in Grün

Info: TOUR DE FRANCE 2013
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Felix Griep (Werfel)



Calvi, 01.07.2013 – In ihrer Premierensaison 2012 hatte die australische Mannschaft Orica-GreenEdge große Erfolge gefeiert, doch ein Etappensieg bei der Tour de France war nicht gelungen. Diese Scharte auszuwetzen war das erklärte Ziel für die 100. Frankreich-Rundfahrt und gelang schon auf der 3. Etappe. Simon Gerrans gewann den Sprint des letzten Korsika-Teilstücks in einer knappen Entscheidung gegen Peter Sagan (Cannondale), dem das Grüne Trikot ein nettes Trostpflaster sein sollte. Die Topsprinter um Marcel Kittel (Argos-Shimano) hatten am letzten Anstieg 13,5 Kilometer vor dem Ende erwartungsgemäß den Anschluss verloren, wohingegen sich Leader Jan Bakelants (RadioShack-Leopard) dort nicht überrumpeln ließ. Gerrans‘ Teamkollege Simon Clarke forderte als Ausreißer Pierre Rolland (Europcar) heraus, der sein Bergtrikot mit einer Offensive im Finale jedoch verteidigen konnte.

Letzter Tag des Grand Départ auf Korsika
Die Insel Korsika sollte der 100. Tour de France einen unvergesslichen Auftakt bereiten – diese Erwartungen durften bereits nach zwei der drei Etappen als erfüllt angesehen werden. Das 3. Teilstück durch malerische Landschaften entlang der Westküste hatte mit seinen Postkartenmotiven zudem einen großen Werbewert für die Region, deren Schönheit in die weite Welt hinausgetragen werden konnte. Die eindrucksvollen Granitfelsen der „calanches de Piana“ und der idyllische Golf von Porto, beide gleichermaßen von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt, erfreuten das Auge des Zuschauers, konnten die Fahrer allerdings nicht von ihrer Arbeit ablenken. Sie hatten 145,5 Kilometer zu absolvieren, deren hügeliges Profil ihnen keine Zeit ließ, die Umgebung zu bewundern. Vier Bergwertungen und einige weitere nicht kategorisierte Anstiege versprachen eine kurze, aber intensive Etappe. Die ersten zwölf Kilometer führten gleich hinauf zu einer Bergwertung der 4. Kategorie auf dem Col de San Bastiano.

Clarke kämpft gegen Europcar ums Bergtrikot
So lange dauerte es gar nicht, bis die Gruppe des Tages stand, denn Lieuwe Westra (Vacansoleil-DCM) attackierte sofort, als Tourdirektor Christian Prudhomme die weiße Fahne schwenkte und das Rennen freigab. Zwei Pärchen begaben sich ohne nennenswerte Verzögerung auf die Verfolgung des Niederländers. Alexis Vuillermoz (Sojasun) und Sébastien Minard (AG2R La Mondiale) schafften schnell den Anschluss und wenige Momente später waren auch Cyril Gautier (Europcar) und Simon Clarke (Orica-GreenEdge) herangekommen. Zu fünft hatten sie rasch einen Vorsprung von mehr als vier Minuten erreicht, bevor RadioShack die Ärmel hochkrempelte und sich an die Arbeit machte. Immerhin lagen Gautier und Vuillermoz in der Gesamtwertung nur eine Sekunde hinter Jan Bakelants. Gautier hatte, mit bereits zwei Punkten auf dem Konto, aber vielmehr die Bergwertungen im Blick und wollte sicherstellen, dass das gepunktete Trikot auf alle Fälle in der Mannschaft bleibt. Getragen wurde es von seinem Teamkollegen Pierre Rolland. Gautier erwies sich aber als nicht sprintstark genug und war immer wieder chancenlos, als es um die Punkte ging. Auf dem San Bastiano und ebenso auf den einige Zeit später folgenden Kategorie-3-Anstiegen Col de San Martino und Côte de Porto setzte sich Clarke in engen Duellen gegen Vuillermoz durch. So war der Australier nun gleichauf mit Rolland.

Rolland führt die Attacken am letzten Berg an
Weil Rolland aber immer noch der einzige Fahrer war, der einen Sieg an einer Kategorie 2 vorweisen konnte, hatte er bei Punktgleichheit den Trumpf auf seiner Seite. Clarke, der Bergpreiskönig der Vuelta a España 2012 musste zwingend noch auf dem Col de Marsolino (Kategorie 2) punkten, der mit seiner geringen Distanz zum Ziel aber viel mehr war als nur ein weiterer Anstieg. Einige Kilometer vor der 3300 Meter langen und durchschnittlich gut acht Prozent steilen Steigung fiel der Vorsprung der Gruppe unter eine Minute und sie begann sich aufzulösen. Clarke zog mit Minard davon, den er gleich in der ersten Rampe abschüttelte. Doch er schaffte es nicht mehr bis oben. Mit zu wenig Durchschlagskraft für einen Erfolg eröffnete Igor Anton (Euskaltel) den Reigen der Angriffe, an dem sich auch Europcar beteiligte. Der gepunktete Rolland höchstpersönlich attackierte, anfangs unterstützt durch Teamkollege Davide Malacarne. Die Bergwertung 13,5 Kilometer vor dem Etappenende erreichte er als Erster mit gut zwanzig Sekunden Vorsprung auf das Feld. Dazwischen lagen noch Mikel Nieve (Euskaltel) und Lars Petter Nordhaug (Belkin), die in der Abfahrt ebenso wie Sylvain Chavanel (Omega Pharma-Quick Step) aufschlossen, dem besonders anzusehen war, wie die Kampfeslust in ihm brodelte.

Kein Siegerjubel bei Fotofinish-Entscheid
Jeder aus dem Quartett wollte Bakelants nacheifern, der gestern das Feld zum Narren hielt. Doch eine Wiederholung dieses Coups sollte es nicht geben, schon 3,5 Kilometer vor dem Ziel wurden sie eingefangen. Es waren nicht Omega Pharma-Quick Step, Argos-Shimano oder Lotto Belisol, welche für die Sprintankunft sorgten, denn Mark Cavendish, Marcel Kittel und André Greipel hatten den letzten Berg nicht überstanden. In dem auf 90 Fahrer geschrumpften Peloton gierten stattdessen Cannondale und Orica-GreenEdge nach dem Sieg. Die italienische Mannschaft für Peter Sagan und die australische für Simon Gerrans. Daryl Impey zog Gerrans den Spurt an, der Slowake beschleunigte aus dessen Windschatten heraus. Nach der Überquerung der Ziellinie schauten sich die Kontrahenten mit fragenden Gesichtern an, denn sie wussten beide nicht, wer vorne lag. Das Zielfoto machte Gerrans, der vor fünf Jahren in Prato Nevoso seinen bislang einzigen Tour-Etappensieg feierte, zum Gewinner und Sagan zum Geschlagenen. José Joaquin Rojas (Movistar), Michal Kwiatkowski (Omega Pharma-Quick Step) in seinem Weißen Trikot und Philippe Gilbert (BMC Racing Team) folgten auf den Plätzen drei, vier und fünf. Als 19. beendete Bakelants die Etappe und bleibt mit einer Sekunde Vorsprung Spitzenreiter der Gesamtwertung. Der Tagesneunte Julien Simon (Sojasun), Gerrans und Kwiatkowski belegen nun die Positionen hinter dem Belgier.

Sagan darf sich wieder in Grün kleiden
Ein sturzbedingt vermasselter Auftakt am Samstag und danach zwei zweite Plätze waren sicher nicht der Anspruch von Sagan, der sich auf Korsika Etappensiege und das Gelbe Trikot erträumt hatte. Mit gänzlich leeren Händen kehrt er aber nicht aufs Festland zurück, denn seine Bergfestigkeit bescherte ihm das Maillot Vert. Am Zwischensprint, bei dem nach 28,5 Kilometern die Ausreißer die großen Punktwerte mitnahmen, hatte aus dem Feld noch Kittel vor Greipel, Cavendish, Alexander Kristoff (Katusha) und Sagan die Oberhand behalten. Weil diese allesamt mit mehreren Minuten Rückstand finishten, ist Sagan nun aber auf Rang eins gesprungen. Mit 74 Punkten liegt der Titelverteidiger der Punktewertung 17 Zähler vor Kittel. Der Vorsprung auf Greipel und Cavendish ist mit 44 bzw. 49 Punkten schon um einiges deutlicher. Rolland (10 Punkte) verteidigte das Bergtrikot letztlich souverän vor Clarke (5) und in der Nachwuchswertung bleibt Kwiatkowski durch seine gute Etappenplatzierung unangefochten. Für die ersten zwei Fahrer ging die Jubiläums-Tour frühzeitig zu Ende, sie stiegen unterwegs vom Rad, jedoch nicht etwa aufgrund von Sturzverletzungen. Magen- und Verdauungsprobleme besiegelten das Aus von Yoann Bagot (Cofidis) und Andrey Kashechkin (Astana).

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Damit der gewaltige Tour-Tross genügend Zeit hat, den Transfer von der Insel aufs französische Festland zu bewältigen, wurde die Etappe so gelegt, dass die Zielankunft bereits eine Stunde früher als gewöhnlich erfolgte. Gestartet wird die 4. Etappe morgen auch erst 15:15 Uhr, denn die Rennaction beim Mannschaftszeitfahren wird insgesamt maximal zwei Stunden in Anspruch nehmen. Für die Gesamtwertung haben die 25 Kilometer durch Nizza natürlich trotzdem eine hohe Bedeutung.





Gerrans-Sieg beendet das Kapitel Korsika - knapp geschlagener Sagan wieder in Grün (Foto: letour.fr/Veranstalter)
Gerrans-Sieg beendet das Kapitel Korsika - knapp geschlagener Sagan wieder in Grün (Foto: letour.fr/Veranstalter)

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