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Jan Bakelants auf zweiter Tour-Etappe im Stile eines Finisseurs erfolgreich
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30.06.2013

Jan Bakelants auf zweiter Tour-Etappe im Stile eines Finisseurs erfolgreich

Info: TOUR DE FRANCE 2013
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)



Ajaccio, 30.06.2013 - Weil er vor dem heranrauschenden Feld nicht klein beigab, sondern seine Attacke mutig durchzog, hat Jan Bakelants (Radioshack-Leopard) völlig überraschend die zweite Etappe der Tour de France gewonnen. Nach 156 bergigen Kilometern zwischen Bastia und der korsischen Hauptstadt Ajaccio lag der 27-jährige Belgier wenige Radlängen vor Peter Sagan (Cannondale) und Michal Kwiatkowski (Omega Pharma-Quick Step). Es war Bakelants erster Profi-Sieg überhaupt, welcher zugleich mit der Übernahme des Gelben Trikots belohnt wurde. Marcel Kittel (Argos-Shimano) hatte keine Chance, das begehrte Kleidungsstück zu verteidigen, da er relativ früh abgehängt wurde über 17 Minuten verlor.

Keine Nicht-Starter auf der zweiten Etappe
Am zweiten Tag wagte der Tour-de-France-Tross sich ins bergige korsische Hinterland. Von Bastia im Nordosten ging es nach Ajaccio im Südwesten einmal schräg über die Insel und sozusagen mitten hinein in ihr wild-romatisches Herz. Alle 198 Teilnehmer traten zu dem anspruchsvollen Ritt an, darunter sämtliche Sturzopfer des turbulenten gestrigen Tages und auch Tony Martin (Omega Pharma), der sich trotz Schnitt- und Schürfwunden, trotz Lungenquetschung und Verpflasterung am ganzen Körper weiter durchkämpfen wollte. Eine CT-Untersuchung hatte Brüche beim Zeitfahrweltmeister immerhin ausgeschlossen. Aufgrund des Jury-Entscheids begann in Sachen Gesamtwertung heute alles bei 0 - Marcel Kittel (Argos), der erste deutsche Gesamtführende seit 2008, trug dennoch stolz das Maillot Jaune und hatte sich sogar das gelbe Lenkerband und die gelben Socken nicht nehmen lassen. Es dauerte wieder nicht lange, bis eine Fluchtgruppe entkommen konnte, welche diesmal aus vier Fahrern bestand. Lars Boom (Belkin) versuchte erneut sein Glück, außerdem waren Ruben Perez (Euskaltel), der seit 2007 kein Tour auslässt, und Blel Kadri (Ag2r) sowie der Kanadier David Veilleux (Europcar) dabei. Die beiden Letztgenannten konnte in diesem Jahr schon einmal als Ausreißer triumphieren: Kadri bei Roma Maxima, Veilleux zum Auftakt des Critérium du Dauphiné.

Vierköpfige Spitzengruppe zerfällt nach 70 Kilometern
Die Chancen, dass sich derartige Erfolge wiederholen ließen, standen heute aber von vornherein schlecht. Der Abstand zum von Argos-Shimano geführten Hauptfeld pendelte lediglich zwischen zwei und drei Minuten. Bei hervorragenden äußeren Bedingungen mit viel Sonnenschein und enormem Zuschaueraufkommen ging es zwar vom Start weg bergauf, die erste Bergwertung (Kat.3) wurde aber erst nach 70 Kilometern am Col de Bellagranajo abgenommen. Hier lag Lars Boom vorne - ebenso wie einige Kilometer zuvor schon beim Zwischensprint von Castello-di-Rostino. Vielleicht um den allzu ehrgeizigen Niederländer zu stoppen, legte David Veilleux jetzt einen Zahn zu und setzte sich gemeinsam mit Blel Kadri von Boom und Perez ab. Die beiden strebten der zweiten Bergwertung, dem Col de la Serra bei km 85, entgegen, als plötzlich Thomas Voeckler (Europcar) aus dem Hauptfeld attackierte. Der Bergtrikot-Gewinner des vergangenen Jahres trug so nolens volens maßgeblich dazu bei, dass sich der Vorsprung der Ausreißer verringerte und dass sein Teamkollege Veilleux kurz hinter dem Gipfel gestellt wurde. Blel Kadri lag nunmehr allein in Führung und wurde dafür später als kämpferischster Fahrer ausgezeichnet. Dem Franzosen folgte ein zerrupftes Feld, aus dem mehrere Sprintspezialisten, aber auch der Leader der Rundfahrt bereits zurückgefallen waren.

Rolland gewinnt schwerste Bergwertung des Tages
Die Europcar-Mannschaft zeigte sich weiter sehr aktiv. Noch vor dem höchsten Punkt der Etappe, dem Col de Vizzavona (1163 m), einer Bergwertung der zweiten Kategorie, machte Pierre Rolland sich allein auf die Verfolgung von Veilleux. Binnen kürzester Zeit hatte er den Kanadier, der zudem von einem Kettenproblem aufgehalten worden war, überholt und die maximale Bergpunktzahl eingefahren. In der endlos langen und teils sehr steilen Abfahrt übernahm Sky Procycling das Kommando von FDJ und fing den Alpe d'Huez-Sieger und Nachwuchsbesten von 2011 wieder ein. Kittel lag zu diesem Zeitpunkt bereits so weit zurück, dass an Aufholen nicht mehr zu denken war. Ähnlich wie ihm erging es Mark Cavendish (Omega Pharma) und André Greipel (Lotto). Von den endschnellen Männern hatte im Prinzip nur Peter Sagan überlebt - und so zeigte sich bald auch Cannondale, neben einzelnen Helfern von BMC, an der Spitze des Pelotons. Als man die Küstenstraße in Ajaccio erreichte, wo man das azurblaue Meer und die weißen Sandstrände zur Linken hatte, hielt Garmin-Sharp das Tempo zusätzlich hoch. Aber nicht hoch genug, um weitere Attacken zu verhindern.

Fünf Männer geben zu früh auf
An der letzten Bergwertung des Tages (Kat.3), der Côte du Salario etwa 12 Kilometer vor dem Ziel, sprang zunächst Juan Antonio Flecha (Vacansoleil) davon. Cyril Gautier - also ein weiterer Mann von Europcar - setzte als Einziger nach, wurde aber kurz hinter der Kuppe von Sky-Kapitän Chris Froome höchstpersönlich wieder zurückgeholt. Froomes Vorstoß wurde seinerseits von Nicolas Roche (Saxo), einem Helfer Alberto Contadors, und von Cadel Evans (BMC) vereitelt. 7 Kilometer vor dem Ziel versuchte es Geburtstagskind Sylvain Chavanel (Omega Pharma), der eine Gruppe mit Astana-Chef Jakob Fuglsang, Manuele Mori (Lampre), Gorka Izaguirre (Euskaltel), dem nimmermüden Flecha und mit Jan Bakelants (Radioshack) lossprengte. Der Vorstoß sah vielversprechend aus, zumal das Hauptfeld an der 4 Kilometer-Marke durch einen Hund auf der Fahrbahn irritiert wurde. Doch keine 1,5 Kilometer vor dem Ziel war die Luft raus. Bakelants war der Einzige, der nicht aufstecken wollte und mit dem Mute der Verzweiflung durchzog.

Bakelants überrascht sich selbst mit fantastischem ersten Profi-Sieg
Tatsächlich gelang es dem 27-jährigen Belgier, der 2008 die Tour de l'Avenir gewann, daraufhin Profi bei Topsport Vlaanderen wurde und bis heute ohne Sieg blieb, sich den Verfolgern um wenige Meter zu entziehen. Es war der 16. Saisonerfolg für Radioshack, das in der kommenden Saison unter dem Namen des Rahmenherstellers Trek unterwegs sein wird. Als könne er es selbst nicht glauben, schlug Bakelants sich gegen den Helm. Fassungslos waren vermutlich auch Peter Sagan und Michal Kwiatkowski (Omega Pharma), die die Plätze dahinter belegten und ebenso wie alle anderen Verfolger mit einer Sekunde Rückstand gewertet wurden. Der Etappensieger übernahm somit auch das Gelbe Trikot noch vor David Millar (Garmin) und Julien Simon (Sojasun), die aufgrund ihrer Platzierungen gestern eigentlich in einer aussichtsreichen Position gewesen wären. Der polnische Meister Kwiatkowski schlüpfte ins Trikot des Nachwuchsbesten; allein die Führung in der Punktewertung blieb Marcel Kittel noch erhalten. Pierre Rolland konnte sich, da er mit Blel Kadri gleichgezogen und den hochwertigeren Bergpreis gewonnen hatte, über das Maillot à pois freuen.

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Auf der morgigen Etappe müssen zwischen Ajaccio und Calvi lediglich 145,5 Kilometer zurückgelegt werden. Doch diese haben es in sich. Wieder müssen mehrere nicht klassifizierte Anstiege und vier Bergwertungen absolviert werden - die schwerste (Kat.2) nur 13 Kilometer vor dem Ziel.





Jan Bakelants auf zweiter Tour-Etappe im Stile eines Finisseurs erfolgreich (Foto: letour.fr/Veranstalter)
Jan Bakelants auf zweiter Tour-Etappe im Stile eines Finisseurs erfolgreich (Foto: letour.fr/Veranstalter)

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