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Tour de France Sky bricht ein, doch Froome bleibt standhaft - Daniel Martin gewinnt Pyrenäen-Spektakel |
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07.07.2013 | ||
Sky bricht ein, doch Froome bleibt standhaft - Daniel Martin gewinnt Pyrenäen-SpektakelInfo: TOUR DE FRANCE 2013LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text Autor: Felix Griep (Werfel) Bagnères-de-Bigorre, 07.07.2013 – Von der gestern noch allzu realen Vorstellung eines erneuten Sky-Doppelsieges bei der Tour de France kann man sich nach der 9. Etappe verabschieden. Richie Porte war der große Verlierer des zweiten Pyrenäen-Tages und spielt in der Gesamtwertung nun keine Rolle mehr. Überhaupt war die Mannschaft Sky Procycling erstaunlich schwach, während vor allem Movistar und Garmin-Sharp wirbelten. Chris Froome war bei der spektakulären Fünf-Pässe-Fahrt schon sehr früh auf sich allein gestellt und schaffte es doch, alle Attacken der Konkurrenz abzuwehren und das Gelbe Trikot zu verteidigen. Den Tagessieg holte sich Daniel Martin (Garmin-Sharp) vor Jakob Fuglsang (Astana). Das Duo hatte sich am letzten Berg aus der Favoritengruppe abgesetzt und auf der langen Abfahrt ins Ziel einen kleinen Vorsprung verteidigt. Col de Portet d'Aspet, Col de Menté, Col de Peyresourde, Col de Val Louron-Azet und La Hourquette d'Ancizan – einmal 2. und viermal 1. Kategorie. Es war ein exquisites Fünf-Pässe-Menü, das den Fahrern auf den 168,5 Kilometern der 9. Etappe zwischen Saint-Girons und Bagnères-de-Bigorre dargeboten wurde. Einige waren so hungrig, dass sie sich ohne Zurückhaltung auf die Leckerbissen stürzten, weshalb anderen die Kost am Ende schwer im Magen liegen sollte. Froome wird durch chaotische Anfangsphase isoliert Besonders Garmin-Sharp hatte sich viel vorgenommen. Aus dem Angriffswirbel, der direkt nach dem Start begann, entsprangen David Millar und Jack Bauer als erstes Führungsgrüppchen, doch war dies nicht von langer Dauer. Denn ganz andere Kaliber machten die 28,5 Kilometer bis auf den Col de Portet d'Aspet zu einem Feuerwerk. Tejay van Garderen (BMC Racing Team), der die Schmach von gestern wettmachen wollte, Pierre Rolland (Europcar) im Bergtrikot und der Gesamt-15. Igor Anton (Euskaltel) gehörten zu den Aktivposten. Arnold Jeannesson (FDJ) fuhr als Erster über den einfachsten der fünf Anstiege, dicht gefolgt von einem neuen Garmin-Duo, Daniel Martin und Tom Danielson. Jeannesson, Danielson, Steve Morabito (BMC) und Ion Izagirre (Euskaltel) formierten sich kurzzeitig zu einer Spitzengruppe, bis die Hektik des Renngeschehens sie wieder mit zahlreichen anderen Fahrern vermischte. Am folgenden Col de Menté kam noch viel mehr Brisanz hinein, als Richie Porte (Sky Procycling) und Cadel Evans (BMC Racing Team) mit Rückstand von fast einer Minute auf die Gruppe um das Gelbe Trikot gemeldet wurden. Während bei Evans ein Defekt Schuld war und der Australier sich wieder nach vorne kämpfen konnte, war es beim gestrigen Zweiten Porte ein nicht für möglich gehaltener Schwächeanfall. Chris Froome (Sky Procycling) hatte außerdem nicht nur seinen Edelhelfer verloren, er war sogar bereits komplett isoliert und schon 130 Kilometer vor dem Ziel auf sich allein gestellt. Movistar fordert Froome auch in der Fläche heraus Aus dem bereits auf etwa 30 bis 40 Fahrer geschrumpften Hauptfeld ging am zweiten Anstieg erneut Garmin-Sharp in die Offensive. Zugegeben, der erste Angriff kam von Yury Trofimov (Katusha), aber dann setzte Danielson und wenig später auch noch Ryder Hesjedal nach. Das Trio kam zehn Sekunden vor den bald danach aufschließenden Anton und Rolland zur Menté-Bergwertung, wo die Hauptgruppe um Froome eine, Porte zwei Minuten Rückstand aufwies. Nach der Abfahrt gab es zwar zwanzig Kilometer lang keine Steigungen, doch kam weiterhin keine Stabilität in die Rennsituation. An der Spitze entstand um Hesjedal und Rolland eine neue, fünfköpfige Gruppe, zu welcher des Weiteren Thomas de Gendt (Vacansoleil-DCM), Bart de Clercq (Lotto Belisol) und Romain Bardet (AG2R La Mondiale) gehörten. Zahlreiche Verfolger kämpften vergeblich um den Anschluss. Noch ein Stück weiter hinten kamen die Favoriten und Movistar trat erstmals in Erscheinung. Ruben Plaza und Alejandro Valverde attackierten, was eine prompte Reaktion von Froome erforderte. Jonathan Castroviejo, ein weiterer Movistar-Fahrer, ließ sich zu dem Trio zurückfallen und half mit, es weiter nach vorne zu führen. Die nächste Gruppe um Alberto Contador (Saxo-Tinkoff), Evans und die bei der Bergankunft am Vortag starken Belkin-Fahrer konnte sich jedoch nach einiger Zeit wieder mit der Movistar-Froome-Gruppe vereinigen. Am Zwischensprint bei Kilometer 73 war somit erstmals etwas Ordnung und Übersichtlichkeit entstanden. Gruppe um Rolland wird von Clarke überholt In Führung lagen also Hesjedal, Rolland, de Gendt, de Clercq und Bardet, gut eine Minute dahinter folgte das Hauptfeld mit sämtlichen Favoriten – bis auf Porte, der mit zusätzlichen zwei Minuten Rückstand zu kämpfen hatte. Während die Topstars sich kurz sammelten und bemüht waren, ihren Puls wieder herunterzufahren, begaben sich am Zwischensprint Simon Geschke (Argos-Shimano), Jan Bakelants (RadioShack Leopard) und der französische Meister Arthur Vichot (FDJ) auf die Verfolgung des führenden Quintetts. Nun begann mit dem Col de Peyresourde der dritte und längste Anstieg. Die 13 Kilometer verliefen im Vergleich extrem ruhig, Movistar kontrollierte das kleine Hauptfeld und stellte sicher, dass Porte auf Distanz gehalten wurde. Geschke und Vichot fielen zurück, wohingegen Bakelants sich zu Rolland und Co. gesellte. Der Franzose schien leichtes Spiel zu haben, niemand zuckte, als er ein Stück vorfuhr, um die Peyresourde-Punkte abzugreifen. Zu seiner Überraschung sprintete dann de Gendt an ihm vorbei, mit dem niemand mehr rechnete, weil er zuvor schon zweimal den Kontakt zur Gruppe verloren hatte. Simon Clarke (Orica-GreenEdge) fuhr aus dem Feld heraus einen Konter und überholte alle sechs Vorausfahrenden im Verlauf der Abfahrt. Nach der Verpflegung im Tal hatte der Australier 1:45 Minute Vorsprung auf die Gruppe des Maillot Jaune, die ihrerseits immer noch gut zwei Minuten vor Porte fuhr. Der verlor gleich zu Beginn des nächsten Berges seinen Teamkollegen Peter Kennaugh, der ihm bis hierhin zur Seite gestanden hatte. Froome lässt sich von Quintana nicht kleinkriegen Auf dem Weg hinauf zum Col de Val Louron-Azet schien sich Porte erholt zu haben und schöpfte neuen Mut, als sein Rückstand zur Hauptgruppe auf 1:15 Minute sank. Movistar bekam Wind von der drohenden Wiederauferstehung des schon besiegt geglaubten Australiers. Castroviejo, Valverde, Nairo Quintana und Rui Costa erhöhten daraufhin das Tempo und raubten Porte das letzte Fünkchen Hoffnung. 1:03 Minute nach Clarke und erneut mehr als zwei Minuten vor Porte erreichten sie den vorletzten Gipfel. Rolland, Bardet und de Clercq hatten 20 Sekunden Rückstand auf den Führenden, den sie bergab einholten. Hesjedal hatte sich bereits im Anstieg wieder ins Feld eingliedern müssen, für Bakelants war es in der Abfahrt soweit. Auf der zehn Kilometer langen Klettertour zur endlich letzten Bergwertung, La Hourquette d'Ancizan, wurden auch die anderen Ausreißer eingefangen. Bardet wehrte sich am längsten und verdiente sich den Preis des kämpferischsten Fahrers. Der auffälligste Fahrer am finalen Berg war allerdings Quintana. Der antrittsstarke Kolumbianer sollte Froomes Belastbarkeit testen und tat dies in kurzen Abständen gleich mit vier Attacken. Froome ließ sich nicht überrumpeln und antworte ein ums andere Mal unverzüglich auf die Angriffe der heute wieder einmal schärfsten Waffe aus dem Movistar-Arsenal. In einer Gruppe von 20 Fahrern kamen sie zum letzten Gipfel, den vor ihnen aber schon drei Fahrer überquert hatten. Martin und Fuglsang verteidigen Vorsprung in der Abfahrt Zwischen Quintanas erstem und zweiten Vorstoß hatte Garmins Martin angegriffen und sich gemeinsam mit Jakob Fuglsang (Astana) abgesetzt. Mit 45 Sekunden gingen sie in die 30,5 Kilometer lange Abfahrt zum Ziel. Wout Poels (Vacansoleil-DCM) wollte sich ihnen anschließen, doch der Niederländer hatte zu spät nachgesetzt und wurde bald auch wieder von der Favoritengruppe aufgenommen. Dort war neben Movistar (Valverde, Quintana, Costa) Belkin (Bauke Mollema, Laurens ten Dam, Robert Gesink) das zahlenmäßig stärkste Team und probierte, das Duo einzuholen, aber der Rückstand konnte nur noch auf 20 Sekunden reduziert werden. Den Sprint um Platz drei gewann Michal Kwiatkowski (Omega Pharma-Quick Step) vor Daniel Moreno und Joaquin Rodriguez (beide Katusha), die ein auffallend unauffälliges Rennen fuhren. Der Ire Martin, der bei der Vuelta a España 2011, welche Fuglsang nach dem Mannschaftszeitfahren einen Tag lang anführte, eine Bergankunft gewonnen hatte, feierte seinen zweiten Grand-Tour-Etappensieg, spurtete vom Hinterrad des dänischen Kontrahenten los und wies diesen deutlich in die Schranken. Im Anschluss an die Favoritengruppe vergingen fast vier Minuten bis zur Ankunft der nächsten Fahrer, darunter Bardet, Anton und Michael Rogers (Saxo-Tinkoff). Es folgen Gruppen mit rund sieben, acht und elfeinhalb Minuten Verlust. Noch viel länger dauerte es, bis Portes Leiden sein Ende fand. Mit einem Rückstand von 17:59 Minuten ist das Kapitel Gesamtwertung für ihn geschlossen. Péraud der einzige Franzose in aussichtsreicher Position Portes zweiten Platz in der Gesamtwertung übernimmt Valverde (+1:25), der ebenso wie Mollema, ten Dam, Roman Kreuziger (Saxo-Tinkoff), Contador und Quintana eine Stufe nach oben rutschte. Tagessieger Daniel Martin verbesserte sich von Rang 13 auf acht. Rolland hatte zwar keine einzige der fünf Bergwertungen gewinnen, aber dennoch 16 Punkte mehr sammeln können als der gestern noch punktgleiche Froome. Da sich sein Zeitrückstand heute auf gut zwölf Minuten mehr als verdreifachte, sind die Voraussetzungen für weitere ertragreiche Fluchten in den Alpen gegeben. Die einzige französische Hoffnung auf ein Top10-Ergebnis am Ende der Tour ist Jean-Christophe Péraud (AG2R La Mondiale), der mit seinem Mannschaftskameraden Hubert Dupont mit den Topfahrern ankam. Als 14. liegt er nur 44 Sekunden hinter Rang zehn. Fast zwei Drittel der Fahrer hatten im Ziel einen Rückstand von mehr als zwanzig Minuten, die letzte große Gruppe kam aber noch gut zehn Minuten vor Kontrollschuss an. Verpasst wurde das Zeitlimit einzig von Vasil Kiryienka (Sky Procycling), der 1:11 Minute zu spät kam, um in der nächsten Woche weiterfahren zu dürfen. Auch andere Mannschaften verloren wertvolle Helfer: Benjamin Noval (Saxo-Tinkoff) und José Ivan Gutierrez (Movistar) stiegen aus, Rohan Dennis (Garmin-Sharp) und der Schweizer Meister Michael Schär (BMC Racing Team) traten nicht an. -> Zum Resultat So beeindruckend die Sky-Dominanz am Samstag war, so sehr bröckelte sie nur einen Tag späer. Legt man den Maßstab an der heutigen Etappe an, hat Movistar in den Bergen eindeutig das stärkste Team, was die Führung in der Mannschaftswertung belegt. Dessen ungeachtet geht Chris Froome als überragender Einzelfahrer in Gelb in den Ruhetag. Am Dienstag setzt sich die Frankreich-Rundfahrt mit der flachen 10. Etappe fort. |
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07.07.2013 | ||
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