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Ausreißer Ratto jubiliert bei Bergankunft in Andorra - Schlechtwetteretappe prägt Vuelta-Klassement
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07.09.2013

Ausreißer Ratto jubiliert bei Bergankunft in Andorra - Schlechtwetteretappe prägt Vuelta-Klassement

Info: VUELTA A ESPAÑA 2013
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)



Collada della Gallina, 07.09.2013 - Als letzter Überlebender einer ursprünglich 5-köpfigen Ausreißergruppe hat Daniele Ratto (Cannondale) die Bergankunft im Rahmen der 14. Vuelta-Etappe gewonnen. Bei nasskaltem Schmuddelwetter triumphierte der 23-jährige Italiener auf dem Gipfel der Gallina fast vier Minuten vor dem Gesamtführenden Vincenzo Nibali (Astana) und dem neuen Gesamtzweiten Christopher Horner (Radioshack). Zugleich sicherte Ratto sich das Bergtrikot und verpasste seiner Mannschaft, die durch den plötzlichen Ausstieg von Teamkapitän Ivan Basso schwer getroffen wurde, ein willkommenes Trostpflaster. Was die Gesamtwertung angeht, so hatten auch Alejandro Valverde (Movistar), Joaquin Rodriguez (Katusha) und Nicholas Roche (Saxo-Tinkoff) Rückschläge in Form von Zeitverlusten zu verkraften.

Fluchtgruppe um Gilbert stellt sich dem Dauerregen
Nach einem Zeitfahren, einer Überführungs- und einer Ausreißeretappe waren am 14. Tag der Vuelta a España mal wieder die Kletterkünstler gefragt und man konnte sich ausrechnen, dass dass es in Sachen Gesamtwertung ernst werden würde. Zum zweiten Mal nach 2012 hatten die Streckenplaner die Collada de la Gallina (Kat.1) in Andorra als krönenden Abschluss einer Bergtappe angesetzt. Im Unterschied zum Vorjahr, als nur der Alto della Commella (Kat.2) vorgeschaltet war, fiel die Anfahrt heuer jedoch wesentlich brutaler aus. Mit dem "Dach der Vuelta", dem Port de Envalira (Kat. esp.), stellte sich das denkbar höchste Hindernis in den Weg. Hinzu kamen noch der Coll de Ordino (Kat.2) - und leider auch die nasskalten Vorboten des Herbstes, denen die spätsommerliche Witterung der letzten Tage gewichen war. Dafür blieb der Gesamtumfang mit 155,7 Kilometern im überschaubaren Bereich. Kaum war die neutralisierte Phase zu Ende, nutzten fünf Männer das anfänglich noch abschüssige Terrain zum Sprungbrett für einen Fluchtversuch. Belkin hatte mit Graeme Brown und Luis Leon Sanchez gleich zwei Fahrer dabei. Mehr Aufsehen aber erregte wohl die Anwesenheit von Weltmeister Philippe Gilbert (BMC), der vor zwei Tagen mit seinem ersten Saisonsieg den Bann des Regenbogentrikots gebrochen hatte. Hinzu kamen Daniele Ratto (Canndonale) und Steve Chainel (Ag2r), der die Radcross-Fans unter den Zuschauern gleichsam daran erinnerte, dass schon in einer Woche die europäische Saison beginnt.

L.L. Sanchez kommt nach Cima Fernandez zu Fall
Astana, die Mannschaft des Gesamtführenden Vincenzo Nibali, übernahm nur scheinbar lustlos die Nachführ-Verantwortung und so stieg der Vorsprung des Quintetts auf über acht Minuten. Im Anstieg zum Envalira wurden die zwei Sprintwertungen des Tages abgenommen, deren Ausgang - zunächst lag Chainel vorne, dann Gilbert - jedoch keine große Auswirkung auf Punkte- oder Kombinationswertung hatte. Die bis zu 15-prozentige Steigung forderte ihren Tribut: Bald lagen nur noch der Mann im Regenbogentrikot, Ratto und Sanchez vorne. Auf dem Kulminationspunkt in 2410 Metern Höhe sicherte Gilbert sich die am üppigsten dotierte Bergwertung, die ihm 20 Punkte einbrachte und ihn auf einen Schlag virtuell ins Bergtrikot versetzte. Die Cima Alberto Fernandez, mit dem der höchstgelegene Punkt einer jeden Spanienrundfahrt ausgezeichnet wird, erinnert an den Vuelta-Zweiten von 1984, der im selben Jahr im Alter von 29 bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. Mit einem Vorsprung von fast 12 Minuten machten sich das an der Spitze verbliebene Trio an die Abfahrt, doch sowohl der Weltmeister wie Luis Leon Sanchez mussten Daniele Ratto ziehen lassen. Vom Spanier hieß es wenig später, er sei gestürzt und habe das Rennen aufgegeben. Gilbert lag noch bis kurz vor Schluss zwischen dem Führenden und dem Verfolgerfeld, das sich immer mehr auf den harten Kern der Klassementsfahrer reduzierte.

Ivan Basso: Vom Podiumskandidaten zum DNF
Circa 30 Kilometer vor dem Ziel wurde ein Angriff einer neunköpfigen Gruppe um die Euskaltel-Fahrer Igor Anton, Egoi Martinez und Pablo Urtasun gemeldet, zu der auch zwei Vertreter von Caja Rural gehörten, die jedoch nichts auszurichten vermochte. Größere Wirkung entfaltete der Ausstieg des an Unterkühlung leidenden Gesamtsiebten Ivan Basso, der Cannondale vermutlich wie einen Donnerschlag traf und nun noch mehr auf ein Durchkommen von Daniele Ratto hoffen ließ. Die Chancen des Spitzenreiters erhöhten sich, als er die extrem glitschige Abfahrt vom Coll de Ordino heil überstanden hatte. Zwar drückte Katusha für Joaquin Rodriguez jetzt mächtig aufs Tempo, aber neun Minuten Vorsprung am Alto de la Comella rückten den Etappensieg in den Bereich des Möglichen und Wahrscheinlichen. Als die Favoritengruppe sich an die Schlusssteigung machten, fehlte mit Alejandro Valverde ausgerechnet jener Mann, der an selber Stelle 2012 die Lobeeren einheimste. Der eigentlich als guter Abfahrer bekannte Spanier hatte offenbar auch mit den niedrigen Temperaturen zu kämpfen und bereits in der vorletzten Abfahrt den Anschluss verloren. Zunächst unterstützt von Teamkollegen, dann alleine machte Valverde sich an die Schadensbegrenzung. Immerhin gelang es ihm, Nicholas Roche (Saxo-Tinkoff), Thibaut Pinot (FDJ) und Domenico Pozzovivo (Ag2r) zu überholen, die ihrerseits aus der Gruppe de Klassementsfahrer zurückgetaumelt waren.

Daniele Ratto rettet den Tag für Cannondale
Christopher Horners Teamkollege Robert Kiserlovski (Radioshack) schlug dort ein so horrendes Tempo an, dass neben den bereits genannten Fahrern auch Vasil Kiryienka (Sky), Andre Cardoso (Caja Rural), Samuel Sanchez (Euskaltel) und sogar Joaquin Rodriguez nicht mehr mithalten konnten. Die letzten drei Kilometer bestritten Horner und Vicenzo Nibali quasi Seit an Seit und erst in der Zielkurve zeigte der US-Amerikaner leichte Zeichen von Erschöpfung. Der Mann im roten Leadertrikot hatte sich mal wieder - wir alle erinnern uns noch an die Schneeschlachten des Giro d'Italia - als Spezialist für widrige Witterungsbedingungen entpuppt, nahm Horner zwei Sekunden ab und verbuchte 6 Sekunden Zeitbonifikation. Die maximale Zeitgutschrift - die für ihn freilich unerheblich war - hatte sich 3:53 Minuten zuvor der freudestrahlende Daniele Ratto gesichert. Der junge Italiener, der Anfang Oktober gerade mal 24 Jahre alt wird, riss vor lauter Überschwang das Vorderrad in Höhe und zupfte aufgeregt an seinem Trikot, als er die Ziellinie überquerte. 2010 - in seinem ersten Jahr als Profi - hatte er beim GP Industria & Artigianato einen großartigen Einstand gefeiert, doch seitdem war er ohne Sieg geblieben. Generell hätte man ihn auch eher bei einer Sprintankunft vorne erwarten können als ausgerechnet auf einer Bergetappe.

Gesamtklassement und Sonderwertungen erhalten ein neues Gepräge
Hinter Rodriguez (+4:11) und Sanchez (+4:19) kam auch schon Valverde auf der Collada Gallina in 1550 Metern Höhe an. Damit rettete er sogar seinen dritten Gesamtrang, auch wenn er statt unter einer Minute nun eine Minute und 42 Sekunden Rückstand auf Nibali hat. Chris Horner übernahm den zweiten Gesamtrang vom an Position sechs zurückgefallenen Roche und weist jetzt 50 Sekunden Rückstand auf. Rodriguez und Pozzovivo gewannen je einen Platz, liegen auf vier (+2:57) und sechs (+4:06). Der Ausfall von Ivan Basso machte sich auch zugunsten von Pinot bemerkbar, der an Rang sieben aufstieg (+4:34). Ebenso rückten Tanel Kangert (Astana) und Javier Moreno (Katusha) auf. Besonders erfreulich aus NetApp-Sicht: Leopold König verbesserte sich von elf auf acht (+5:42). Hingegen ist Rafal Majka (Saxo) aus den Top10 herausgefallen. Last but not least: Dominic Nerz (BMC) gelang der Sprung von Rang 18 auf 13. Das Bergtrikot übernahm der Etappensieger Ratto von Horner, welcher nunmehr die Führung in der Kombinationswertung innehat. In der Punktewertung liegt jetzt Alejandro Valverde vorne. Astana konnte in der Mannschaftswertung an Boden gewinnen und schraubte dank Nibali, Kangert und Fuglsang den Vorsprung auf über vier Minuten.

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Unterdessen wird das Teilnehmerfeld der 68. Vuelta immer kleiner. Sowohl Simon Gerrans wie Sam Bewley (beide Orica-GreenEdge) gingen heute nicht mehr an den Start. Neben Basso und LL Sanchez stiegen auch Ausreißer Steve Chainel, Wouter Poels, Lieuwe Westra (beide Vacansoleil), Roman Kreuziger (Saxo), Haimar Zubeldia (Radioshack), Cyril Bessy (Cofidis), Ramon Sinkeldam (Argos), Jurgen Van de Walle, Greg Henderson, Jelle Vanendert (alle Lotto), Michel Kreder und Nick Nuyens (beide Garmin) aus dem Rennen aus. Damit sind nur noch vier Teams (Astana, Euskaltel, Lampre, Sky) vollzählig. Lotto-Belisol ist gar nur noch als Quartett unterwegs.

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Der Auslandsaufenthalt der Spanienrundfahrt wird auf der morgigen 15. Etappe fortgeführt. Dann geht es von Andorra über 224,9 Kilometer nach Frankreich, wo an der Skistation Peyragudes (1620m) erneut eine Bergankunft auf die Fahrer wartet. Doch auch die Namen Col du Port de Balés und Col de Peyresourde klingen vertraut. Insgesamt müssen vier Anstiege der 1. Kategorie bezwungen werden. Außerdem ist es das längste Teilstück der diesjährigen Austragung.





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