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Nibali kämpft, doch Horner siegt und Elissonde gewinnt auf dem Angliru
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14.09.2013

Nibali kämpft, doch Horner siegt und Elissonde gewinnt auf dem Angliru

Info: VUELTA A ESPAÑA 2013
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Felix Griep (Werfel)



Alto de L‘Angliru, 14.09.2013 – Morgen wird in Madrid Geschichte geschrieben, Christopher Horner (RadioShack-Leopard) wird der älteste Fahrer sein, der jemals eine Grand Tour gewonnen hat. Vincenzo Nibali versuchte, dies auf der finalen Bergetappe zu verhindern, konnte den 41-jährigen US-Amerikaner aber nicht in die Knie zwingen. Trotz ihres denkwürdigen Kampfes im Nebel des Alto de L’Angliru konnte ein Ausreißer die 20. Etappe der Spanien-Rundfahrt gewinnen. Kenny Elissonde wiederholte für FDJ den Erfolg von Peyragudes, als Alexandre Geniez auf dieselbe Art und Weise siegte.

Nibali schickt drei Teamkollegen voraus
142,2 Kilometer und vier Berge immer weiter ansteigender Schwierigkeit – dritte, zweite, erste Kategorie und die wohl speziellste „Especial“-Bergankunft, die es in Spanien gibt. Den Alto de L’Angliru hatte die Vuelta a España seit 1999 fünfmal erklommen, aber noch nie so spät wie auf dieser 20. Etappe, am vorletzten Tag der Rundfahrt. Die Voraussetzungen für den großen Showdown hätten spannender kaum sein können, nur drei Sekunden trennten den überraschend starken Oldie Christopher Horner (RadioShack-Leopard), der am Vortag erst wieder das Rote Trikot übernahm, und Vincenzo Nibali (Astana), der die Hoffnung noch nicht aufgegeben hatte, seinen Gesamtsieg von 2010 wiederholen zu können. Wenngleich Nibalis Schwächen der dritten Woche, während der er in Aramón Formigal, Peña Cabarga und am Alto del Naranco insgesamt 53 Sekunden auf seinen Kontrahenten verlor, ihn klar in die Außenseiterrolle drängten. Dass er mit einem Angriff nicht bis zu den letzten Kilometern warten wollen würde, konnte man bereits ahnen, als sich mehrere seiner Teamkollegen als potentielle „Relais-Stationen“ einer Fluchtgruppe anschlossen. Jakob Fuglsang, Andriy Grivko und Paolo Tiralongo waren nur drei von 32 Fahrern in einer Ausreißergruppe, die mehr als einem Fünftel des im Rennen verbliebenen Fahrerfeldes entsprach. Mit dem Deutschen Dominik Nerz (BMC Racing Team) und den beiden Caja-Rural-Fahrern David Arroyo und Andre Cardoso waren dort auch drei Vertreter aus den Top20 der Gesamtwertung dabei. Horner dagegen behielt alle seine Helfer bei sich.

Attacken am Cordal nur bei den Ausreißern
Bis zu sieben Minuten fiel das Peloton hinter das „Ausreißerfeld“ zurück, bevor Euskaltel aus Sorge um die Mannschaftswertung den Rückstand reduzierte. Zur Spitzengruppe gehörte einmal mehr Nicolas Edet (Cofidis), der die ersten beiden Bergwertungen auf dem Alto de la Cabruñana und dem Alto de Tenebredo gewann, aber auch ohne diese Punkte das Bergtrikot behalten hätte. Dem Franzosen ist es damit tatsächlich gelungen, in die Fußstapfen von David Moncoutié zu treten, der für Cofidis von 2008 bis 2011 viermal in Serie Vuelta-Bergkönig wurde. Edet hatte sich zwischenzeitlich mit einigen anderen Fahrern aus der großen Gruppe abgesetzt, knapp 50 Kilometer vor dem Ziel rollten aber 26 der Ausreißer wieder zusammen und kamen später gut fünf Minuten vor dem Hauptfeld an den Fuß des Alto del Cordal, dessen im Mittel 9,6%-ige Steigung einen Vorgeschmack auf das Etappenfinale gab. Gleich zu Beginn der gut fünf Kilometer langen Steigung ließen Tiralongo und Kenny Elissonde (FDJ) die wieder zerfallende Gruppe hinter sich. Katusha führte eine etwa 30-köpfige Gruppe um die Favoriten zur Bergwertung, an deren Spitze in der Abfahrt Samuel Sanchez (Euskaltel) und Nibali ihre Künste demonstrierten, ohne dadurch einen wirklichen Vorteil zu erlangen. Vor dem Angliru blieb weiter alles offen. Auf den ersten fünf Kilometern ist der Anstieg in Asturien noch nichts Besonderes, sechs bis neun Prozent Steigung reichten aber aus, um die Gruppe mit dem Roten Trikot auf elf Fahrer zu verkleinern.

Horner widersteht allen Attacken Nibalis
Daniel Moreno und Joaquin Rodriguez (Katusha) fuhren immer voran, Horner, Alejandro Valverde (Movistar) und Nibali dicht dahinter. Der Italiener blies sieben Kilometer vor dem Ziel zur Attacke, als eine 21%-ige Rampe den Teil des Angliru einläutete, der seinen Ruf als einen der schwersten Berge des Radsports begründet. Neun Sekunden weit kam er von Horner weg – Zeit, die im Ziel für den Gesamtsieg gereicht hätte, aber davon war man noch weit entfernt. Horner schloss die Lücke nach einer Weile. Neben den unzähligen Zuschauern am Straßenrand konnte nur noch Rodriguez das Duell der beiden Gesamtsieg-Anwärter aus nächster Nähe verfolgen. Horner testete den Gegner mit einem kurzen, schnellen Antritt und verringerte sein Tempo umgehend wieder, als diese Aktion bei Nibali keine Wirkung zeigte. Es kehrte die sprichwörtliche „Ruhe vor dem Sturm“ ein, woraufhin Valverde zurückkam. Zugleich holten sie zwei der Astana-„Relais“ ein: Fuglsang – und Tiralongo. Der hatte für seinen Kapitän die eigenen Ambitionen aufgeben, Elissonde ziehen lassen und warten müssen. Fuglsang und Tiralongo verrichteten zwar einige Führungsarbeit, stellten Horner aber vor keinerlei Probleme. Nibali wusste, dass er es auf den letzten gut drei Kilometern alleine würde schaffen müssen, Horner zu distanzieren. Bei bis zu 23,5 Prozent Steigung, im immer dichter werdenden Nebel und einem Spalier aus enthusiastischen Radsportfans griff Nibali mehrmals an, erhöhte immer wieder den Druck und war doch nicht in der Lage, Horner zu bezwingen, dessen Kraft in seiner Ruhe lag, mit der er die Vorstöße seines Herausforderers ein ums andere Mal parierte.

Solist Elissonde gewinnt auf dem Angliru
Valverde war kurz davor, wieder einmal zu Horner und Nibali aufzuschließen, als der Gesamtführende sich endgültig zum Gesamtsieger machte. Mit seinem Antritt ließ er Nibali stehen, der das erträumte Rote Trikot im wahrsten Sinn des Wortes aus den Augen verlor. Horner überholte Nerz und Cardoso, die sich auf der Verfolgung von Elissonde befunden hatten, kam an den 22-jährigen aber nicht mehr heran. Dem jungen Franzosen, der 2012 Etappensieger bei Paris-Corrèze war, glückte in seinem zweiten Profijahr bei seiner ersten dreiwöchigen Rundfahrt ein nicht für möglich geglaubter Erfolg. Die 26 Sekunden Rückstand und der verpasste Etappensieg konnten Horner völlig egal sein, sein Triumph war natürlich noch viel größer. Valverde, Nibali, Cardoso und Nerz folgten erst weitere 28 Sekunden danach. So steht der Gesamtsieg Horners – vorbehaltlich einer Schlussetappe ohne außergewöhnliche Vorfälle – mit 37 Sekunden Vorsprung auf Nibali fest. Valverde (+1:36) verteidigte souverän Rang drei, nahm Rodriguez (+3:22) noch einmal fast eine Minute ab. Für die einzigen Platzierungsveränderungen in den Top10 sorgte Leopold König (NetApp-Endura), der von Rang sieben auf neun abrutschte und damit Thibaut Pinot (FDJ) und Sanchez erfreute, die an ihm vorbeizogen. Nerz profitierte auf ähnliche Art von einer Schwäche Michele Scarponis (Lampre-Merida) und rückte von Platz 15 auf 14 vor.

Alle Entscheidungen gefallen
Mit 41 Jahren, 10 Monaten, 3 Wochen und 2 Tagen wird sich Horner morgen zum ältesten Grand-Tour-Sieger aller Zeiten küren lassen dürfen. Diesen inoffiziellen Titel hielt seit der Tour de France 1922 der Belgier Firmin Lambot, der damals im Vergleich mit 36 Jahren geradezu blutjung war. Horner wird zudem das Weiße Trikot der Kombinationswertung gewinnen, das pikanterweise Nibali nach Madrid tragen muss. 16 Jahre jünger als Horner ist Edet, der seine Teilnahme an der finalen Siegerehrung als Gewinner des Bergtrikots ebenfalls sicher hat. Die Punktewertung ist theoretisch noch nicht endgültig entschieden, doch ist Valverdes Vorsprung auf die anderen Bergspezialisten so groß, dass einer von ihnen auf der letzten Etappe schon an Zwischensprints punkten und im Ziel die Sprinter schlagen müsste, was ruhigen Gewissens ausgeschlossen werden darf. Euskaltel büßte im Kampf der Mannschaften viel Boden ein, hatte sich aber zuvor ein Polster angehäuft, das den Verlust auffangen konnte und noch 1:02 Minute Vorsprung auf Movistar und 1:30 Minute auf Astana übrigließ.

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Nur noch 109,6 vollständig flache Kilometer stehen zwischen Horner und dem Vuelta-Sieg. Die 21. Etappe endet in Madrid auf einem 5700 Meter langen Kurs, der von den Fahrern achtmal umrundet wird und normalerweise einen Sprinter für das Überstehen der Berge mit dem letzten Tagessieg belohnen sollte.





Horner schlägt Nibali im finalen Kampf um den Gesamtsieg - Elissonde gewinnt auf dem Angliru
Horner schlägt Nibali im finalen Kampf um den Gesamtsieg - Elissonde gewinnt auf dem Angliru
Foto: Sabine Jacob

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