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Aru und sein Team machen Dumoulin den Garaus – Plaza nach Solo über 117 km Sieger der letzten Vuelta-Bergetappe
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12.09.2015

Aru und sein Team machen Dumoulin den Garaus – Plaza nach Solo über 117 km Sieger der letzten Vuelta-Bergetappe

Info: VUELTA A ESPAÑA 2015
Autor: Felix Griep (Werfel)



Cercedilla, 12.09.2015 – Die letzte Bergetappe der 70. Vuelta a España geht zweifellos in die Geschichte der Spanien-Rundfahrt ein. Nicht nur, dass Ruben Plaza mit einem gewaltigen Soloritt von 117 Kilometern Länge den Tagessieg holte, die Gesamtwertung wurde noch einmal komplett umgestaltet. Tom Dumoulin konnte das Rote Trikot nicht verteidigen, fiel sogar auf Rang sechs zurück. Fabio Aru eroberte die Führung und hat den Gesamtsieg vor der Schlussetappe durch Madrid praktisch sicher. Eine entscheidende Rolle spielten die Teams der Protagonisten, denn Aru hatte, auch durch taktische Raffinesse des Astana-Rennstalls, starke Unterstützung, während Dumoulin ab dem Moment der Vorentscheidung am letzten Berg völlig auf sich allein gestellt war.

Die vom Papier her drittschwerste Strecke dieser Spanien-Rundfahrt nach den vermeintlichen „Königsetappen“ durch Andorra und zum Alto Ermita de Alba musste auf ihrer 20. Etappe absolviert werden. Die 175,8 Kilometer von San Lorenzo de El Escorial nach Cercedilla führten über den Puerto de Navacerrada und den Puerto de la Morcuera, anschließend nach einer Schleife in umgekehrter Richtung über diesen zweiten Berg und danach noch über den Puerto de Cotos, praktisch die Gegenseite des Navacerrada. Vier Anstiege der 1. Kategorie, 3585 Höhenmeter und packender Radsport machten diesen Tag letztlich zu dem, der von der Vuelta 2015 am besten in Erinnerung bleiben wird.

39 Ausreißer mit vielen Helfern der Favoriten
Nach dem Start gab es nur ein kurzes Flachstück, ehe sich das Gelände in Richtung Puerto de Navacerrada erhob, dessen Bergwertung nach 30 Kilometern erreicht wurde. Auf dieser Strecke entwickelte sich eine Situation, die nicht allein im Hinblick auf den Etappensieg, sondern auch den Kampf um das Rote Trikot von enormer Bedeutung sein sollte. Die Ausreißeraktivitäten nahmen ungeheure Ausmaße an, insgesamt 39 Fahrer fuhren dem Feld davon. Die Spitze des Rennens bildeten mit José Gonçalves (Caja Rural-Seguros RGA), Daniel Navarro (Cofidis), Lawrence Warbasse (IAM Cycling), Ruben Plaza (Lampre-Merida), Adam Hansen (Lotto-Soudal), Jaco Venter (MTN-Qhubeka), Moreno Moser (Cannondale - Garmin), Yukiya Arashiro (Europcar), Eduard Vorganov (Katusha) und Jay McCarthy (Tinkoff-Saxo) zehn Fahrer, die es doch vorrangig auf den Etappensieg abgesehen hatten. In der riesigen, 29-köpfigen Verfolgergruppe steckten mit Nicolas Roche (Sky), Alexis Gougeard (AG2R La Mondiale), Alessandro De Marchi (BMC Racing) und Nelson Oliveira (Lampre-Merida) vier Fahrer, denen sein solcher bei dieser Vuelta schon gelungen war. Desweiteren befanden sich bei ihnen aber auch viele Fahrer, die als spätere Helfer für die Topfavoriten vorausgeschickt wurden, die um die obersten Plätze der Gesamtwertung kämpfen wollten.

Eine Etappe für das Lehrbuch über Relaisstationen
Das im Radsport vielbenutzte Wort „Relaisstation“ wurde zum Motto des Tages und die in dieser Hinsicht wohl spektakulärste Vuelta-Etappe, seit Contador und Saxo Bank vor drei Jahren Rodriguez entmachteten. Der im Gesamtklassement an zweiter Stelle gelegene Fabio Aru (Astana) hatte mit Luis Leon Sanchez und Andrey Zeits zwei Teamkollegen nach vorne geschickt und der Drittplatzierte Joaquin Rodriguez (Katusha) mit Vorganov in der Spitzen- und Alberto Losada in der Verfolgergruppe ebenfalls zwei Mann unter den Ausreißern positioniert. Der Gesamtvierte Rafal Majka (Tinkoff-Saxo) hatte mit McCarthy immerhin einen Mann für eventuelle spätere „Verwendung“ ausgesandt – Movistar gleich deren vier. Andrey Amador, José Joaquin Rojas, Francisco Ventoso und Giovanni Visconti hatten sich alle in der großen Verfolgergruppe festgesetzt, um ihre Kapitäne Nairo Quintana und Alejandro Valverde zu einem späteren Zeitpunkt unterstützen zu können. Während alle seine Gegner also Relaisstationen auf den Weg geschickt hatten, war kein einziger Teamkollege von Leader Tom Dumoulin (Giant-Alpecin) vorausgefahren. Sie machten zwar über die ersten beiden Anstiege hinweg die Führungsarbeit im Feld, doch als es darauf ankam, sollte der Niederländer vollkommen hilflos auf sich allein gestellt sein.

Plazas tollkühner Angriff endet nach 117 km siegreich
Der Abstand zwischen den ersten zehn Ausreißern und den zahlreichen Verfolgern stabilisierte sich bei rund einer Minute. Ob dies auf Dauer zu verteidigen gewesen wäre, war fraglich, doch Plaza ging am Puerto de la Morcuera ein Wagnis ein, dessen erfolgreicher Ausgang noch viel unwahrscheinlicher gewesen sein dürfte. Am zweiten Berg des Tages fuhr der Spanier alleine aus der Spitzengruppe heraus – 117 Kilometer vor dem Ziel! Den Gipfel erreichte er mit stattlichen zweieinhalb Minuten Vorsprung auf die Verfolgergruppe, die seine ehemaligen Begleiter eingesammelt hatte. Elf Minuten nach dem Solisten folgte das Hauptfeld. Nach der Abfahrt gab es eine Art „Zwischenstück“ zwischen den Bergen, wo es nur eine kleinere Steigung ohne Bergwertung gab. Hier wurde Plazas Vorsprung zwischenzeitlich halbiert, er baute ihn bei der zweiten Morcuera-Auffahrt aber wieder auf drei Minuten aus. Erst als es Angriffe in der Verfolgergruppe gab und sich Visconti und De Marchi aus dieser absetzten, schmolz er wieder. Eineinhalb Minuten nach Plaza erreichten seine beiden Jäger die dritte Bergwertung, doch viel näher kamen sie ihm im weiteren Verlauf der Etappe auch mit der Hilfe von Gonçalves und Matteo Montaguti (AG2R La Mondiale) nicht. Der 35-Jährige zog diese Solofahrt tatsächlich bis zum Ende durch.

Aru und drei(!) Teamkollegen zwingen Dumoulin in die Knie
Als der jüngst bei der Tour de France in Gap und vor zehn Jahren schon einmal in einem Vuelta-Zeitfahren siegreiche Plaza gut eine Minute vor Gonçalves und De Marchi im Ziel ankam, war ihm zwar Hochachtung für seine extreme Solo-Leistung sicher, doch der Fokus längst auf den Umsturz der Gesamtwertung gerichtet. Diesen hatte Astana am dritten Berg eingeläutet, als Mikel Landa und Aru das Tempo extrem forcierten und Dumoulin ans Limit trieben. Eine energievolle Attacke Arus brachte den Mann, der sechs Sekunden vor ihm die Gesamtwertung angeführt hatte, endgültig darüber hinaus. Nur rund zwanzig Sekunden Rückstand wies Dumoulin auf dem Morcuera auf, doch bald schon sollte es viel mehr werden. Denn jetzt kamen die Relaisstationen ins Spiel. Bei Arus Attacke hatten nur Quintana und Majka mitgehen können. Landa kam aber, ebenso wie Rodriguez und Johan Esteban Chaves (Orica-GreenEdge) wieder heran. In der Abfahrt ließen sich zudem Sanchez und Zeits in diese Gruppe zurückfallen, ebenso Rodriguez-Helfer Vorganov. Gegen vier Mann von Astana und zwei von Katusha war Dumoulin, der nur den wenig hilfreichen Mikel Nieve (Sky) bei sich hatte, ohne Chance. Ohne Teamkollegen oder irgendwelche Verbündeten war er auf verlorenem Posten.

Rodriguez und Majka bei Arus erstem GT-Triumph auf dem Podest
Am Puerto de Cotos zeichnete sich schließlich ab, dass Dumoulin nicht nur das Rote Trikot, sondern überhaupt einen Platz auf dem Podium verlieren würde. Auf dieses wollte Quintana, der aber trotz der Eliminierung des Erstplatzierten nur von Rang fünf auf vier aufgerückt wäre. So griff der Kolumbianer drei Kilometer vor dem Gipfel des letzten Berges an und setzte sich, allerdings gemeinsam mit dem direkt vor ihm klassierten Majka, ab. In der Abfahrt zum Ziel kamen wieder Relaisstationen zum Einsatz, Amador für Quintana und McCarthy für Majka. Sie beendeten die Etappe knapp drei Minuten nach Plaza und fast eine Minute vor der Gruppe um Aru, Rodriguez und Chaves. Nach dieser vergingen weitere vier Minuten, bevor der geschlagene Dumoulin eintraf. Aru hatte es damit erfolgreich vermieden, nach dem Giro d’Italia wieder „nur“ Zweiter zu werden und bejubelt seinen ersten Grand Tour-Gesamtsieg. Majka (+1:29) und Quintana (+2:02) konnten trotz ihres Zeitgewinns Rodriguez (+1:17) nicht mehr überholen, der vor ihnen den zweiten Platz belegt. Dumoulin (+3:46) wurde auch noch von Chaves (+3:30) überholt und endete auf dem sechsten Rang. Alejandro Valverde (Movistar) spielte heute überhaupt keine Rolle und rutschte von Platz sechs auf sieben ab. Nieve tauschte mit Daniel Moreno (Katusha) Platz neun gegen acht, Louis Meintjes (MTN-Qhubeka) bleibt Zehnter. David Arroyo (Caja Rural-Seguros RGA), am Vortag als Ausreißer schon von Platz 19 auf 15 vorgerückt, gelang nochmals eine Verbesserung um drei Plätze.

-> Zum Resultat

Die Gesamtwertung ist entschieden, so dass man sich auf der 21. Etappe, dem Schlussakt der Vuelta in der spanischen Hauptstadt Madrid, voll und ganz auf die erwartete Sprintankunft konzentrieren kann. Zumindest fast, denn in der Punktewertung ist der Ausgang weiter offen, Rodriguez hat nur zwei Punkte Vorsprung auf Valverde.





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Foto: Sabine Jacob

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