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Remco Evenepoel wird trotz Sturz U19-Doppelweltmeister – Mayrhofer holt Silber für Deutschland
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27.09.2018

Remco Evenepoel wird trotz Sturz U19-Doppelweltmeister – Mayrhofer holt Silber für Deutschland

Info: STRASSEN-WELTMEISTERSCHAFT 2018 IN INNSBRUCK-TIROL
Autor: Felix Griep (Werfel)



Innsbruck, 27.09.2018 – Ein richtiger Held kann nur werden, wer unerwartete Hindernisse überwindet und auch aus scheinbar aussichtlosen Lagen letztlich als Sieger hervorgeht. Mit derart viel Pathos werden in aller Herren Länder die Berichte zum WM-Straßenrennen der Junioren geschrieben, das vom Topfavoriten Remco Evenepoel gewonnen wurde, der nach einem Sturz einen erheblichen Teil des Rennens darum kämpfen musste, überhaupt wieder an die Spitze zu kommen, und schlussendlich doch allen seinen Gegnern haushoch überlegen war. Großes Lob verdienen aber auch die Leistungen des Deutschen Marius Mayrhofer, der die Silbermedaille holte, und des Schweizer MTB-Weltmeisters Alexander Balmer, der Bronze nur haarscharf verpasste.


Das Profil vom Straßenrennen der Junioren

Massensturz verschafft Evenepoel ein Handicap
Bei Sonnenschein und 22 Grad, zu dieser Jahreszeit wahrhaft weltmeisterlichem Wetter, machten sich 159 Junioren in Kufstein auf den Weg nach Innsbruck, wo nach insgesamt 131,8 Kilometern der neue U19-Weltmeister gekürt werden sollte, dessen Name eigentlich nur Remco Evenepoel lauten konnte. Der absolute Dominator dieser Saison, Gesamtsieger von Course de la Paix, Trophée Centre Morbihan, GP Général Patton, Aubel-Thimister-Stavelot und Giro della Lunigiana, der in Österreich bereits das Zeitfahren überlegen gewonnen hatte, galt als haushoher Favorit. Doch das Rennen hielt nach rund 60 Kilometern eine böse Überraschung für ihn bereit: ein tschechischer Fahrer hängte sich am Hinterrad eines US-Amerikaners auf und löste einen Massensturz aus. Von diesem war auch Evenepoel betroffen, der körperlich unversehrt blieb, aber auf ein neues Hinterrad warten musste. Zu allem Überfluss ereignete sich dieser Vorfall unmittelbar vor dem Anstieg nach Gnadenwald (2,6 km à 10,5%), den die Italiener mit ihrer in der Breite wohl stärksten Mannschaft des Rennens ausnutzten, um das Feld weiter auszudünnen. Evenepoels mühsame Aufholjagd sollte lange andauern, denn er lag noch gut eine Minute zurück, als der Berg erklommen war.

Mayrhofers Medaillenhagd beginnt 65 km vor dem Ziel
Auf der kurzen Hochebene nach dem Gnadenwald-Anstieg ereignete sich ein weiterer Moment von enormer Tragweite, als der Italiener Andrea Piccolo attackierte und sich ihm der Deutsche Marius Mayrhofer anschloss. Sie entfernten sich zügig von einer neunköpfigen Gruppe um zwei weitere Italiener, Gabriele Benedetti und Alessandro Fancellu, und den Schweizer Alexandre Balmer. Zu dieser Gruppe schlossen nach einiger Zeit dann weitere Fahrer auf, wodurch schließlich ein 35-köpfiges Hauptfeld entstand, in welchem sich auch drei Belgier befanden: Evenepoel hatte nach hartem Kampf den Anschluss geschafft, Aaron Van der Beken und Ilan Van Wilder unterstützten ihn bei der Jagd auf die beiden Ausreißer. Bei der ersten Passage der Ziellinie in Innsbruck verzeichneten Piccolo und Mayrhofer aber noch einen deutlichen Vorsprung von 56 Sekunden. Doch die schwerste Prüfung stand den Fahrern erst bevor, denn sie mussten noch zweimal den „Olympia-Rundkurs“ hinter sich bringen, auf dem alle Straßenrennen dieser Weltmeisterschaften enden. Und diese 23,8 Kilometer lange Strecke beinhaltet den langen, kräftezehrenden Anstieg nach Igls (7,9 km à 5,7%).

Mayrhofer hält am längsten Kontakt zu Evenepoel
Evenepoels Teamkollegen leisteten am Berg noch so lange Hilfe wie es ihre Kräfte zuließen – dann nahm der Kapitän in seiner unwiderstehlichen Manier das Zepter in die Hand. Rund drei Kilometer vor dem Gipfel legte er los und nur Benedetti und der Tscheche Karel Vacek konnten seinem Tempo folgen. Kurz darauf holt das Trio dann auch schon Piccolo und Mayrhofer ein. Evenepoel gab weiter den Takt vor, dem schließlich die beiden Italiener Tribut zollen mussten. Vacek verlor in der folgenden Abfahrt den Kontakt, so dass lediglich noch Mayrhofer an Evenepoels Hinterrad klebte. So gab es auch bei der nächsten Zieldurchfahrt wieder ein Duo, das knapp eine Minute vor seinen ersten Verfolgern lag. Benedetti und Tiberi lagen 55 Sekunden zurück, während Vacek in die nächste Gruppe zurückgefallen war, die 1:17 Minute Rückstand aufwies und neun Fahrer umfasste. Zu denen gehörten die beiden anderen Italiener, Piccolo und Fancellu, ebenso wie Balmer und das US-Duo Sean Quinn und Kevin Vermaerke. Außerdem waren Frederik Wandahl (Dänemark), Alois Charrin (Frankreich und Biniam Girmay Hailu (Eritrea) noch im Rennen um eine Medaille, während die nächsten Fahrer noch über eineinhalb Minuten weiter zurücklagen.

Vier Italiener in den Top11, einer auf dem Podium
Die endgültige Entscheidung um den Sieg war relativ unspektakulär: Zwanzig Kilometer vor dem Ziel fuhr Evenepoel Mayrhofer im Anstieg gen Igls einfach davon und verschaffte sich scheinbar mühelos einen Vorsprung von eineinhalb Minuten, mit dem er in der Abfahrt keinerlei Risiko mehr eingehen musste. Es wurde wie erwartet Saisonsieg Nummer 22 des 18-Jährigen, der im kommenden Jahr bei Quick-Step Floors bereits zum Profi wird. Mayrhofer hingegen musste am Ende noch um seine Silbermedaille fürchten, Fancellu und Balmer hatten nämlich kurz vor dem Ende des Anstiegs angegriffen und den Rest der Verfolgergruppe hinter sich gelassen und kamen Mayrhofer, obwohl sie zwischenzeitlich über eine Minute hinter ihm gelegen hatten, noch bedrohlich nahe. Der Deutsche erreichte das Ziel aber bei 1:25 Minute Rückstand gegenüber Evenepoel noch mit 13 Sekunden Restvorsprung auf seine Jäger. Im Sprintduell um Platz drei besorgte Fancellu den Italienern, die am Vormittag im Rennen der Juniorinnen bereits ähnlich stark präsent, aber leer ausgegangen waren, wenigstens eine Medaille an diesem U19-WM-Tag, womit der knapp geschlagene Balmer leer ausging. Wandahl, Benedetti, Charrin, Vermaerke, Tiberi und Quinn komplettierten fast dreieinhalb Minuten nach dem Sieger die Top10. Piccolo und Vacek wurden mit gut einer weiteren Minute Rückstand Elfter und Zwölfter.

-> Zum Resultat

Video der Zielankunft






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