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Interview mit Jens Heppner beim Münsterland Giro
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05.10.2011

Interview mit Jens Heppner beim Münsterland Giro

Info: Transfer-Übersicht des Team NetApp | Berichte vom Team NetApp
Autor: Interview & Bilder: Stefan Dechert (stefdech)



Am Rande vom Münsterland Giro traf ich wieder mal Jens Heppner, der gerade als Prominenter am 60 km Jedermann-Rennen teilgenommen hatte. Wir verabredeten uns gleich danach zu einem schönen und nachdenklichen Interview direkt am Rande des Münsteraner Schlosses.
Er verriet mir auch, dass er gar nicht so oft dazu kommt, ins Internet zu schauen, aber vielleicht kann er das im Winter ändern, um unsere Seite zu besuchen.



Mit Jens Heppner führte LiVE-Radsport.com schon zwei frühere Interviews,
bei der DM 2010 in Sangerhausen und der DM dieses Jahr in Neuwied.


LiVE-Radsport.com:
Vielen Dank Jens, dass Du uns jetzt schon zum dritten Mal die Gelegenheit gibst, um etwas Neues vom Team NetApp zu erfahren.
In unserem letzten Gespräch während der DM in Neuwied hast Du mir gesagt, dass Du für die neue Saison einige Neuverpflichtungen planst, um einige Lücken im Team zu schließen. Inwieweit ist eure Planung jetzt abgeschlossen?


Jens Heppner:
Defizite hatten wir vor allen Dingen bei den Klassikern, bei den flachen Rennen z.B. in Belgien, dort haben unsere Sprinter nicht die in sie gesetzten Erwartungen erfüllt. Das lag unter anderen an Stürzen und Krankheiten, so dass wir uns gerade in diesem Bereich verstärken wollen.
Da haben wir uns mit Grischa Janorschke (Nutrixxion Sparkasse) und Andre Schulze (CCC Polsat Polkowice) verstärkt, der viel Erfahrung mitbringt und in jeder Saison mindestens 3- 4 Rennen gewinnt, und mit einigen anderen Neuverpflichtungen, die unseren Sprinterzug optimieren.
Wir hoffen, dass sich bei Sprintrennen mehr Siege einstellen, denn mit den Rundfahrern waren wir sehr zufrieden, vor allem mit Leopold König, der drei hochklassige Rundfahrten (Österreich-Rundfahrt, Tour de l'Ain, Tour of Britain) zwischen Platz 2 und 5 abgeschlossen hat, bei der Tour of Britain war Jan Barta 3., also da haben wir uns wirklich gut gezeigt. Damit können wir eigentlich zufrieden sein, obwohl der ein oder andere Sieg noch besser gewesen wäre. Die Fahrer, die in den Rundfahrten gestartet sind, haben wir ganz langsam an die Weltspitze geführt.


Sind mit den zum jetzigen Zeitpunkt verpflichteten Fahrern eure Planungen abgeschlossen oder kommen noch Fahrer dazu?

2-3 Leute werden noch dazu kommen und wir werden mit 17 Fahrern in die neue Saison starten. Ich denke, dass wir uns in allen Bereichen verstärkt haben, um in der nächsten Saison gute Platzierungen einzufahren.


Als ich mich auf das Interview vorbereitet habe, kam in unserer LiVE-Box die kritische Frage auf, wie lange ein junger deutscher Nachwuchsfahrer Zeit hat, sich im Team zu bewähren?

Ja gut, ich denke, dass ein junger Fahrer 2 Jahre Zeit haben kann sich zu bewähren, sich anzupassen und natürlich auch nachweisen kann, dass er talentiert ist, wie zum Beispiel Michael Schwarzmann. Er fährt die 2. Saison für das Team NetApp, ist am Anfang ein paar Mal gestürzt, auf das Knie gefallen, war verletzt. Er weiß schon, dass er im nächsten Jahr mit Leistungen und Platzierungen aufwarten muss, um eben dabei zu bleiben. 2-3 Jahre hat ein Fahrer Zeit, wenn dann nichts kommt, müssen wir uns von dem Fahrer trennen.


Da müsst ihr schon knallhart sein?

Ja, das geht nicht anders, die Plätze im Team sind beschränkt. Wir haben 17 Fahrer unter Vertrag und der Markt ist sehr groß geworden.
Talentierte junge deutsche Fahrer haben wir genug, vielleicht hatten wir noch nie so viele Talente auf dem deutschen Markt wie zur Zeit und dann muss man halt den einen oder anderen austauschen, wenn die Leistung nicht stimmt.


Mit Eric Baumann bist Du, soweit ich weiß, noch bei Wiesenhof zusammen gefahren. Wie sehr schmerzt die Tatsache, dass er im nächsten Jahr keinen Vertrag erhält, er ist immerhin schon 31 Jahre alt?

Eric hat sich viel Mühe gegeben, er ist oft mit vorne gefahren.
Seine Sprintqualitäten haben irgendwie nachgelassen, wahrscheinlich auch durch die Stürze, die er in den letzten Jahren hatte, das merkt man. Nun gut, wir müssen gegenüber dem Sponsor auch Leistung garantieren und so mussten wir uns von Eric trennen. Eric wird wieder was finden, auch wenn es nicht im Radsport ist, dafür ist er viel zu „rührig“, ich denke der Eric wird das schon schaffen.


Mit der letzten Frage möchte ich etwas tiefer gehen.
Ihr habt bis zum jetzigen Zeitpunkt noch keinen Sieg eingefahren, wie stark muss Deine Aufmerksamkeit als Sportlicher Leiter bei den Fahrern sein, um zu spüren, dass sie sich zum Beispiel im Training nicht übernehmen, weil ein Fahrer auch spürt, dass der Druck immer größer wird (siehe die aktuellen Geschehnisse in der Fußball-Bundesliga, Stichwort Burnout)?


Jeder, der Profi ist weiß, dass er Leistung bringen muss, wenn er Profi bleiben will. Damit wächst jeder Radprofi auf und damit muss er auch umgehen können. Natürlich müssen wir auch Druck machen, dass die Leistung stimmt - (Jens zögert ein bisschen) - was aber in der heutigen Leistungsgesellschaft normal ist.


... aber Du hast die Fahrer schon im Blick, dass Du merkst, dass die Entwicklung des Fahrers vielleicht in die falsche Richtung geht, zum Beispiel ein Übertraining oder Ähnliches?

Aber das kann man nicht alles so genau nachprüfen, die Fahrer wohnen teilweise 1000 km auseinander, sie kommen mit Flugzeug oder Auto zum Rennen. Man sieht die Fahrer unter der Woche ja kaum oder weiß wie sie trainieren, jeder hat zuhause seine Trainer, die das übernehmen.
Wir als Team NetApp versuchen ja nur, das alles zusammen zu bringen und dass die Leistung stimmt. Wir machen zwei Trainingslager und nicht nur eins, damit sich die Fahrer besser kennenlernen und wir versuchen nach der Saison, schon im Herbst, Kurzweil zu schaffen, durch Volleyball oder Fußball das Team noch enger zusammen wachsen zu lassen. Darauf legen wir schon großen Wert und wer halt nicht in das Team hinein passt, der muss am Ende des Jahres gehen. Aber das ist bestimmt im „normalen“ Beruf genauso.


Vielen Dank Jens, für das sehr offene Gespräch





Jens Heppner beim Münsterland Giro vor dem Stand von Bioracer (Foto: Stefan Dechert/LiVE-Radsport.com)
Jens Heppner beim Münsterland Giro vor dem Stand von Bioracer (Foto: Stefan Dechert/LiVE-Radsport.com)



Leser-Kommentare
...unsympathisch
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