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Rückblick auf den Giro d´Italia 2008 - Teil 1: Die Verlierer/Flops
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03.06.2008

Rückblick auf den Giro d´Italia 2008 - Teil 1: Die Verlierer/Flops

Info: GIRO D´ITALIA
Autor: Jörg Schröder (Links2003)



Paderborn, 03.06.2008 - 2007 Top, 2008 Flop: Danilo DiLuca (Foto). Mit dem Giro d’Italia ging am Sonntag die erste der drei großen Landesrundfahrten in diesem Jahr zu Ende. Neben dem Gesamtsieger Alberto Contador (Astana) gab es noch eine Reihe weiterer Gewinner, aber natürlich auch einige Verlierer. An dieser Stelle möchten wir uns mit den Tops und Flops beziehunsgsweise den Gewinnern und Verlierern der diesjährigen Italienrundfahrt beschäftigen und dabei einen Blick auch abseits der sportlichen Leistungen werfen. Beginnen wollen wir heute mit den Verlierern, morgen wollen wir dann mit einem Blick auf die Gewinner den Giro für dieses Jahr weitestgehend abschließen und uns den kommenden Ereignissen zu wenden.


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Unsere Flops und Verlierer des Giro 2008


Erst Top, dann leider Flop
Das Team Gerolsteiner

Die Einordnung des Gerolsteiner-Teams fällt schwer. Die Sprudeltruppe von Hans-Michael Holczer könnte durchaus auch ihren Platz bei den Gewinnern finden. Nach sehr viel Licht am Anfang des Giros überwog am Ende jedoch mehr der Schatten.
Von Etappe 2 bis 12 schaffte es immer mindestens ein Fahrer des Teams in die Top 10 (außer auf Etappe 10), was eine sehr bemerkenswerte Leistung ist, da auf diesen Etappen sowohl Sprintankünfte, Ausreißerentscheidungen und kleine Bergankünfte anstanden. Zudem fielen 4 Podestplätze in diese Zeit und Matthias Russ hatte großes Pech, als er nach Etappe 6 zeitgleich mit dem Maglia Rosa in der Gesamtwertung lag und nur wegen schlechterer Etappenplatzierungen den Sprung in das begehrte Leaderleibchen verpasste. Nach Etappe 12 gab es allerdings keine Top-Platzierung mehr für das Team aus der Eifel, stattdessen schied ein Fahrer nach dem anderes aus dem Rennen aus. Es begann auf Etappe 11, als neben Volker Ordowski auch Andrea Moletta aus dem Rennen ausschied – allerdings unfreiwillig. Dessen Vater wurde bei einer Dopingrazzia in einem Auto mit verdächtigen Inhalten angehalten, in wieweit und ob er in Dopingmachenschaften verstrickt ist, ist bisher noch nicht geklärt. Moletta wurde aber sicherheitshalber aus dem Rennen genommen. Nach dem dann beim Bergzeitfahren auf Etappe 16 Thomas Fothen aus dem Zeitlimit fiel, bestand das Rumpfteam schließlich nur noch aus Johannes Fröhlinger und Sven Krauss. Alleine konnten die beiden jungen Deutschen natürlich nicht mehr viel ausrichten, kämpften sich aber immerhin wacker bis nach Mailand und verhinderten am Ende eine totale Demütigung für das Team, dessen Giro 2008 so verheißungsvoll begonnen hatte.


Die tragische Figur
Der Amerikaner David Zabriskie

Der Begriff Verlierer ist für David Zabriskie eigentlich das falsche Wort. Großer Pechvogel passt wohl besser. Im Mannschaftszeitfahren zum Auftakt erreichte er mit seinem Slipstream-Team gleich den Sieg und fuhr dabei hinter seinem Teamkollegen Christian Vandevelde als Zweiter über die Linie. Damit hatte er beste Aussichten, wenigstens für ein paar Etappen das Maglia Rosa tragen zu können. Doch der Amerikaner stürzte auf der zweiten Etappe und schied mit Schlüsselbeinbruch aus. Und genau das lässt Erinnerungen an das Jahr 2005 und die Tour de France wach werden: Im gelben Trikot fahrend, er hatte das 19 Kilometer lange Auftaktzeitfahren gewonnen, stürzte er beim Mannschaftszeitfahren auf der 4. Etappe 2 Kilometer vor dem Ziel. Dadurch kam sein damaliges CSC-Team aus dem Tritt und es verlor nach Zwischenbestzeiten noch um 2 Sekunden die Etappe – was aber viel schlimmer wirkte war der Verlust des Gelben Trikots. Zabriskie erreichte zwar zunächst noch das Etappenziel, aber trotz guter Leistung musste er einen Tiefschlag erleben – wie beim Giro 2008! Zabriskie und gute Positionen in großen Rundfahrten, das scheint sich leider nicht so gut zu vertragen...

Es fehlt der Turbo
Robbie McEwen

2008 ist bisher nicht das Jahr des schnellen Australiers. Mit nur einem Etappensieg bei der Tour de Romandie zum Giro d’Italia angereist, schaffte er es trotz eines auf ihn abgestimmten Teams, nicht wie in den Vorjahren einen Erfolg zu verbuchen. Zwei 3. Plätze stellen den aus den letzten Jahren erfolgsverwöhnten Mitdreißiger nicht zufrieden. Vor den großen Bergen strich er die Segel und hofft nun bei der Tour de France auf Besserung. Wäre nicht sein junger Teamkollege Van Den Broeck gewesen, Silence-Lotto wäre kaum aufgefallen.

Lediglich Franzose Buffaz zeigt sich
Das Team Cofidis

Im Gegensatz zu den anderen ProTour-Teams aus Frankreich stellte sich die Cofidis-Mannschaft immerhin den schweren drei Wochen in Italien. Allerdings musste man schon im Resultat der Etappen genau hinschauen, wollte man bemerken das Cofidis überhaupt am Start gewesen war. Einziger Lichtblick war Mickaël Buffaz. Der Franzose zeigte sich immer wieder in Ausreißergruppen und verpasste so am Ende nur um 4 Kilometer den Sieg in der Trofeo Fuga Cervelo (Ausreißerwertung). Auf den Etappen Etappen 3 (135 km), 9 (200 km) und 13 (129 km) war er vor dem Feld zu finden, seine Teamkollegen fielen dagegen gar nicht auf. So war am Ende ein 26. Platz das beste Tagesresultat eines Fahrers von Cofidis. Enttäuschend.

Alles riskiert - und alles verloren
Vorjahressieger Danilo di Luca

Gekämpft und doch verloren. Eigentlich schon ein bisschen unfair, das man den Vorjahressieger Danilo di Luca als Verlierer bezeichnet. Ein 8. Endrang mit 7.15 Minuten Rückstand auf den Sieger kann aber nicht als Erfolg verbucht werden. Auch wenn der Italiener nicht mit bester Form an den Start ging und in diesem Jahr für das zweitklassige Team LPR Brakes startet. Dabei war es di Luca, der bei den Favoriten immer wieder die Initiative ergriff, sein Team das Tempo machen ließ oder selbst für Tempoverschärfungen sorgte. Das muss man dem Italiener lassen, gekämpft hat er. Besonders auf der 19. Etappe setzte er noch einmal alles auf eine Karte. Bereits 50 Kilometer vor dem Ziel attackierte er den Mann im Maglia Rosa, Alberto Contador. Zwischenzeitlich schnupperte er schon an der Gesamtführung, am Ende holte er sich Etappenrang 2 und schob sich in der Gesamtwertung bis auf 21 Sekunden an die Spitze heran. Doch auf der folgenden Etappe musste er seinen Kraftanstrengungen Tribut zollen und verlor dort alle Chancen auf einen neuerlichen Platz auf dem Podest in Mailand.

Erik Zabel...und sonst?
Das Team Milram

Groß aufgefallen ist das Milramteam bei diesem Giro nicht. Lediglich auf den Sprintetappen zeigte sich die deutsche Mannschaft oft vorne im Feld und Erik Zabel unterstrich, das er immer noch zu den Topsprintern gehört.
Ansonsten spielte das Team keine Rolle, 5 Fahrer erreichten immerhin Mailand. Richtig Aufsehen machte man dagegen vor dem Start, als ihr Topsprinter Alessandro Petacchi wegen Dopings gesperrt wurde und nach seinen dominanten Sprintsiegen beim letzten Giro in diesem Jahr zuschauen musste. Dafür sprang „Ete“ Zabel kurzfristig ein – doch auch beim Giro spielte das Thema Doping im Team eine Rolle. Die Teamleitung schickte Igor Astarloa vorzeitig nach Hause. Nach der 2. Etappe hatte man teamintern auffällige Blutwerte festgestellt und den Spanier direkt seine Koffer packen lassen. Vielleicht passt die Situation beim Giro zu den Problemen des Hauptsponsors Nordmilch - schließlich gibt es in Deutschland momentan auch Probleme mit den Milchlieferanten...
Ein kleiner Erfolg wurde aber am Ende doch noch errungen: Markus Eichler schaffte bei seiner ersten Grand-Tour-Teilnahme den letzten Gesamtrang und trug daher tagelang die wieder eingeführte schwarze Rückennummer – auch in dieser Wertung gibt es oft einen heißen Kampf den der Deutsche für sich entschied.

Veranstalter gehen fragwürdigen Weg
Die Glaubwürdigkeit

Die Giroveranstalter hatten sich in diesem Jahr vorgenommen: „Wir wollen die schwerste Rundfahrt in Italien haben!“ Und das haben sie auch geschafft. Sehr schwere Bergetappen, das spektakuläre Zeitfahren hinauf auf den Kronplatz. Alles schön anzusehen – es stellt sich nur die Frage, was der Preis dafür ist. Der Radsport kämpft mit dem Dopingproblem, die Tour de France versucht den Anspruch etwas zu senken, vor allem die Vuelta setzt auf deutlich kürzere Etappen, die dafür meist umso spannender sein können. Die Giroverantwortlichen dagegen scheint das nicht zu stören. Kurzfristig nominierten sie die anfangs nicht eingeladene Astana-Mannschaft noch zum Giro nach, die das schließlich mit dem Sieg in der Gesamtwertung dankte. Die Frage bleibt, ob so super schwere Etappen sein müssen. Ein Großteil der Fahrer kämpfte sich in den Bergen im Gupetto ins Ziel, selbst bei den Favoriten konnten am Ende kaum noch echte Attacken gefahren werden, da die vielen schweren Kilometer zuvor die Fahrer ermüdet hatten. Dazu dann ein mörderisches Bergzeitfahren, an dem auch viele Fahrer stark Kritik übten – schließlich standen an den Tagen zuvor ebenfalls richtig schwere und lange Bergetappen auf dem Programm. Und nach den Etappen mussten die Fahrer auch noch lange Transfers in Kauf nehmen. Ein Zeichen den Radsport sauberer zu bekommen war das mit Sicherheit nicht – und wer immer noch nicht erkannt hat das im Radsport was passieren muss, der spielt mit dem Feuer und kann am Ende nicht nur sich selber die Finger verbrennen...

Ein nasser Flop
Das Wetter

Wie war das? Man fährt nach Italien in den Urlaub um die Sonne zu genießen? Das hatte sicherlich auch der ein oder andere Fahrer gehofft. Doch während man in Deutschland und anderswo mit der Hitze zu kämpfen hatte, war es in Italien immer wieder der Regen, der das harte Rennen zusätzlich erschwerte und besonders bei den ohnehin schon sehr schweren Bergetappen eine Rolle spielte. Ganz klar, das Wetter in Italien war ein Flop - immerhin durften die im Rennen verbliebenen 141 Fahrer bei Sonnenschein in Mailand einfahren.

9 schuldlose Verlierer
Das Team NGC Medical - OTC

Das kleine mit schweizer Lizenz fahrende Team musste kurzfrisitg vor dem Giro dem Team Astana weichen. Damit entging Piergiorgio Camussa, Donato Cannone, Marco Cattaneo, Massimiliano Maisto, Francesco Reda, Bruno Rizzi, Enrico Rossi, Francesco Tizza sowie Volodymyr Zagorodniy die einmalige Chance, sich auf der großen Bühne zu präsentieren. Sie haben unser Mitgefühl, doch sie sind leider auch Verlierer des Giro 2008 ohne am Ende dabei gewesen zu sein...(Unser Bericht zur damaligen Entscheidung zum Nachlesen)





Rückblick auf den Giro d´Italia 2008 - Teil 1, Die Verlierer/Flops,  Vorjahressieger Danilo DiLuca Foto: Sabine Jacob
Rückblick auf den Giro d´Italia 2008 - Teil 1: Die Verlierer/Flops: Vorjahressieger Danilo DiLuca hat alles riskiert und alles verloren. 91. Giro d´Italia. Foto: Sabine Jacob, Fotobestellungen unter www.eventfoto-jacob.de



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