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LiVE-Radsport.com Statistik-Spezial: Gesamtwertung 101. Tour de France - Nibali dominiert in alle Bereichen
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29.07.2014

LiVE-Radsport.com Statistik-Spezial: Gesamtwertung 101. Tour de France - Nibali dominiert in alle Bereichen

Info: TOUR DE FRANCE 2014
Autor: Felix Griep (Werfel)



29.07.2014 – Am Sonntag endete die 101. Frankreich-Rundfahrt mit einem überlegenen Sieg von Vincenzo Nibali. Es war das zehnte Mal, dass ein Italiener die Tour gewann, allerdings das erste Mal seit Marco Pantani 1998. Noch ein Jahr länger war es her, dass zuletzt ein Franzose auf dem Podium stand, diesmal schafften es mit Jean-Christophe Péraud und Thibaut Pinot gleich zwei. Die Gesamtwertung der Tour de France steht im Fokus des ersten Teils des auf diversen Statistiken basierenden Rückblicks von LiVE-Radsport.com.



Statistik-Spezial zur Tour de France 2014:
Gesamtwertung | Bergwertung | Punktewertung | Mannschaftswertung

Das Endergebnis der Tour de France 2014

Fast die komplette Tour über befand sich das Gelbe Trikot im Besitz von Vincenzo Nibali. Sonst durften nur Marcel Kittel nach seinem Sieg auf der 1. Etappe und Tony Gallopin, der es in den Vogesen „geschenkt“ bekam, als eine Ausreißergruppe fahren gelassen wurde, das Maillot Jaune für je einen Tag tragen. Nibalis finaler Vorsprung von 7:37 Minuten ist der größte eines Tour-Gewinners seit 15 Jahren. Lance Armstrong hatte 1999 beim ersten seiner mittlerweile aberkannten sieben Siege ebenfalls einen Vorsprung von 7:37 Minuten auf Alex Zülle. Für wesentlich mehr Spannung sorgte das Rennen um die Plätze zwei bis vier, das sich erst am vorletzten Tag im Zeitfahren entschied.


Die Top10 der Gesamtwertung
 1. Vincenzo Nibali        89:59:06
 2. Jean-Christophe Péraud +   7:37
 3. Thibaut Pinot          +   8:15
 4. Alejandr Valverde      +   9:40
 5. Tejay van Garderen     +  11:24
 6. Romain Bardet          +  11:26
 7. Leopold König          +  14:32
 8. Haimar Zubeldia        +  17:57
 9. Laurens ten Dam        +  18:11
10. Bauke Mollema          +  21:15



Nibali erhält Einzug in einen erlesenen Club

An der Tour de France hatte Nibali erstmals in den Jahren 2008 und 2009 teilgenommen, erreichte die Plätze 20 und 7. 2010 ließ er die Frankreich-Rundfahrt aus und startete bei der Vuelta a España, wo ihm auf Anhieb der Gesamtsieg gelang. Erst 2012 kehrte er zur Tour zurück, wo hinter dem Sky-Duo Bradley Wiggins/Chris Froome der 3. Platz heraussprang. 2013 konzentrierte sich Nibali wieder auf eine andere Grand Tour und gewann den Giro d'Italia. Sein vierter Start an der Frankreich-Rundfahrt brachte dem 29-Jährigen nun auch dort den Sieg und machte seine Sammlung an dreiwöchigen Rundfahrten komplett – und ist erst der sechste Fahrer, der sowohl bei Tour als auch Giro und Vuelta ganz oben auf dem Treppchen stand. Sein Name wird daher in Zukunft mit anderen Großen der Geschichte des Radsports in einem Atemzug genannt: Anquetil, Gimondi, Merckx, Hinault, Contador.


Fahrer, die alle 3 Grand Tours gewannen
Fahrer            Tour  Giro  Vuelta
Jacques Anquetil  1957  1960  1963  
                  1961  1964        
                  1962              
                  1963              
                  1964              
Felice Gimondi    1965  1967  1968  
                        1969        
                        1976        
Eddy Merckx       1969  1968  1973  
                  1970  1970        
                  1971  1972        
                  1972  1973        
                  1974  1974        
Bernard Hinault   1978  1980  1978  
                  1979  1982  1983  
                  1981  1985        
                  1982              
                  1985              
Alberto Contador  2007  2008  2008  
                  2009        2012  
Vincenzo Nibali   2014  2013  2010  



Nibali in allen Bereichen besser als die Konkurrenz

Einen Rückblick auf die Tour de France 2014 könnte man mit vielen Konjunktiven durchziehen, sind doch mit Vorjahressieger Chris Froome und Alberto Contador die beiden im Vorfeld als Topfavoriten angesehenen Fahrer frühzeitig ausgeschieden. Doch schon als beide noch dabei waren, hatte Nibali in Sheffield die 2. Etappe gewonnen und das Gelbe Trikot erobert und Contador bei der 5. Etappe auf Kopfsteinpflaster fast drei Minuten abgenommen. Nibali zeigte – und genau das zeichnet einen Champion aus – überall, auf jedem Terrain und in jedem einzelnen Gebirge, Top-Leistungen, wie der nachfolgende Vergleich mit den weiteren Fahrern zeigt, die in Paris unter den Top10 rangierten.

Auf der richtungsweisenden Kopfsteinpflaster-Etappe siegte zwar Lars Boom, Nibali nahm seinen späteren Konkurrenten aber mindestens zwei Minuten ab. Auf den drei Vogesen-Etappen unterstrich er seine Überlegenheit, bevor er in den Alpen die letzten Zweifel wegfegte. Auch in den Pyrenäen und im Zeitfahren war Nibali besser als die restlichen Top10-Fahrer. Dass Nibali auf den "sonstigen Etappen" ein paar Sekunden einbüßte, liegt übrigens einzig und allein an den Abständen, die das letzte Teilstück auf den Champs-Élysées mit sich brachte.


Zeitabstände der einzelnen Abschnitte der Tour im Vergleich
(Alle Abstände auf Nibali gerechnet. Wenn er nicht der Beste war,
ist der Erstplatzierte mit seinem Zeitgewinn auf Nibali angegeben.)

Kopfsteinpflaster (5.)    Vogesen (8./9./10.)     
  1. Boom         -0:19     1. Navarro      -2:33 
  3. Nibali                 2. Nibali             
 24. Pinot        +2:09     3. Pinot        +0:23 
 26. Valverde     +2:09     4. Péraud       +0:28 
 27. Bardet       +2:09     7. Valverde     +0:36 
 31. van Garderen +2:09     8. van Garderen +0:42 
 34. Mollema      +2:25    10. Bardet       +0:50 
 45. König        +3:27    15. Mollema      +1:41 
 46. Péraud       +3:27    22. ten Dam      +3:29 
 54. Zubeldia     +3:57    23. König        +3:40 
 66. ten Dam      +3:57    25. Zubeldia     +4:02 
   
Alpen (13./14.)           Pyrenäen (16./17./18.)  
  1. Majka        -0:14                           
  2. Nibali                 1. Nibali             
  3. König        +1:07     2. Péraud       +1:15 
  4. Pinot        +1:19     3. Pinot        +2:04 
  5. Bardet       +1:49     4. Valverde     +2:48 
  6. Valverde     +1:50     5. ten Dam      +4:14 
  7. van Garderen +1:53     6. Bardet       +4:37 
  8. Péraud       +2:11     7. König        +5:05 
  9. ten Dam      +2:19     8. Zubeldia     +5:15 
 11. Zubeldia     +3:09     9. Mollema      +5:23 
 13. Mollema      +4:25    10. van Garderen +5:45 

Zeitfahren (20.)          sonstige Etappen        
  1. Martin       -1:58     1. Sagan        -0:22 
  4. Nibali                 2. Bardet       -0:18 
  5. König        +0:04     3. Péraud       -0:13 
  6. van Garderen +0:10     3. Valverde     -0:13 
  7. Péraud       +0:29     3. Zubeldia     -0:13 
 12. Pinot        +1:14     6. Mollema      -0:07 
 21. Zubeldia     +1:47     7. Nibali             
 26. Bardet       +2:19     9. ten Dam      +0:07 
 28. Valverde     +2:30    11. van Garderen +0:45 
 55. ten Dam      +4:05    12. Pinot        +1:06 
140. Mollema      +7:28    13. König        +1:09 



Die besten Franzosen seit langem: Eine „gelbe“ Generation?

Seit Bernard Hinault 1985 seinen fünften Gesamtsieg feierte, konnte kein Franzose mehr die Tour de France gewinnen. Im nächsten Jahr jährt sich dieses Ereignis, bei dem viele der heute aktiven Profis noch gar nicht auf der Welt waren, bereits zum 30. Mal. Die Hoffnung, dass diese Durststrecke in nicht allzu ferner Zukunft enden könnte, ist wohl jetzt so groß wie lange nicht mehr. Richard Virenque war 1996 und 1997 der letzte Franzose auf dem Podium, doch diesmal schafften es mit Péraud und Pinot gleich zwei aufs Treppchen. Während Péraud im Alter von 37 Jahren seinen Zenit längst erreicht haben sollte, ist der 24-jährige Pinot ein Mann, dem die Zukunft gehören könnte. Wie zuletzt der heute 27-jährige Pierre Rolland 2011 gewann er das Weiße Trikot. Auch Romain Bardet, im letzten Jahr bester Franzose und diesmal 6. der Gesamtwertung, muss mit 23 Jahren noch nicht am Ende seiner Entwicklung sein.


Beste Platzierungen von Franzosen seit dem letzten Sieg
(Angegeben ist das jeweilige Endergebnis, ohne Berücksichtigung späterer
Änderungen etwa durch Streichung von überführten Doping-Sündern)

 Jahr  Pl. Fahrer                 Rückstand 
 2013  15. Romain Bardet          +  26:42  
 2012   8. Pierre Rolland         +  16:26  
 2011   4. Thomas Voeckler        +   3:20  
 2010  19. John Gadret            +  24:04  
 2009  10. Christophe Le Mével    +  14:25  
 2008  14. Sandy Casar            +  19:23  
 2007  27. Stéphane Goubert       +1:06:30  
 2006   7. Cyril Dessel           +   8:41  
 2005  11. Christophe Moreau      +  16:26  
 2004  12. Christophe Moreau      +  24:36  
 2003   8. Christophe Moreau      +  12:28  
 2002  13. David Moncoutié        +  21:08  
 2001   6. François Simon         +  17:22  
 2000   4. Christophe Moreau      +  10:34  
 1999   8. Richard Virenque       +  17:28  
 1998   4. Christophe Rinero      +   9:16  
 1997   2. Richard Virenque       +   9:09  
 1996   3. Richard Virenque       +   4:37  
 1995   4. Laurent Jalabert       +   8:24  
 1994   4. Luc Leblanc            +  10:03  
 1993  15. Jean-Philippe Dojwa    +  30:24  
 1992   5. Pascal Lino            +  14:37  
 1991   4. Charly Mottet          +   7:37  
 1990  14. Fabrice Philipot       +  15:49  
 1989   2. Laurent Fignon         +   0:08  
 1988   5. Eric Boyer             +  14:04  
 1987   3. Jean-François Bernard  +   2:13  
 1986   2. Bernard Hinault        +   3:10  
 1985   1. Bernard Hinault                  



„Rote Laterne“ Ji Cheng mit dem größten Rückstand seit 60 Jahren

Besondere Aufmerksamkeit wurde bei dieser Tour de France Ji Cheng zuteil, und das nicht nur, weil er als erster Chinese überhaupt an einer Frankreich-Rundfahrt teilnahm. In der ersten Woche verdiente sich der 27-Jährige den Spitznamen „breakaway killer“, weil er bei Giant-Shimano stets der erste Mann war, der Tempo machte, um Ausreißer zu verfolgen. Die viele Arbeit an der Spitze des Pelotons machte sich im Laufe der Rundfahrt bemerkbar und Ji Cheng sorgte als „lanterne rouge“ für weitere Schlagzeilen. Mit letztlich über 6 Stunden Rückstand wurde er Letzter der Gesamtwertung. Einen größeren Rückstand hatte zuletzt der Luxemburger Marcel Dierkens 1954, als er 6:07:29 Stunden hinter Sieger Louison Bobet lag. Die Karenzzeit war allerdings nie ein wirkliches Problem für das Schlusslicht. Am knappsten wurde es ausgerechnet auf der letzten Etappe, als er in Folge eines Sturzes bei seiner Zielankunft noch 2:38 Minuten Puffer hatte. Ji Cheng war übrigens auch bei seiner ersten Grand Tour, der Vuelta a España 2012, Letzter (+4:32:35). Beim Giro d'Italia 2013 war er nach fünf Etappen ausgestiegen.


Rückstände der Tour-Letzten in den letzten 10 Jahren
(Aufgeführt sind jeweils der Rückstand auf den Tour-Sieger und
in Klammern der Rückstand auf den Vorletzten der Gesamtwertung)

 Jahr  Letzter             Rückstand         
 2014  Ji Cheng            +6:02:24 (+50:26) 
 2013  Svein Tuft          +4:27:55 (+ 3:30) 
 2012  Jimmy Engoulvent    +3:57:36 (+ 0:32) 
 2011  Fabio Sabatini      +3:57:43 (+ 3:08) 
 2010  Adriano Malori      +4:27:03 (+ 4:02) 
 2009  Yauheni Hutarovich  +4:16:27 (+22:19) 
 2008  Wim Vansevenant     +3:55:45 (+ 0:53) 
 2007  Wim Vansevenant     +3:52:54 (+ 6:03) 
 2006  Wim Vansevenant     +4:02:01 (+ 1:56) 
 2005  Iker Flores         +4:20:24 (+10:59) 



Nibali auch in der „Platzierungspunktewertung“ unangefochten

Vor einigen Jahren gab es auf LiVE-Radsport.com die „Platzierungspunktewertung“: eine Statistik, welche die Summe aller Platzierungen der Fahrer während einer Grand Tour addiert. Auch in diesem Ranking hat Nibali eindeutig die Nase vorn. Nimmt man die letzte Etappe, bei der er als 81. ins Ziel trudelte, aus der Betrachtung heraus, war Nibali an keinem einzigen Tag schlechter als Platz 34. Der Italiener erreichte neun Top10-Klassierungen, was einzig Peter Sagan (11) noch übertreffen konnte. Große Konstanz zeigten auch van Garderen, Valverde, und Péraud, deren schlechtesten Platzierungen 45., 50. bzw. 52. waren. Jeder Fahrer, der es bis nach Paris schaffte, kann mindestens eine Top100-Platzierung vorweisen – nur nicht Ji Cheng. Platz 145 auf der 16. Etappe war für ihn das beste Tagesergebnis.


Die Top20 und die letzten Drei der Platzierungspunktewertung
(Punktzahl entspricht Summe der Platzierungen aller 21 Etappen)
  Pl. Fahrer                 Punkte 
   1. Vincenzo Nibali         365   
   2. Alejandro Valverde      428   
   3. Tejay van Garderen      496   
   4. Jean-Christophe Péraud  515   
   5. Romain Bardet           525   
   6. Thibaut Pinot           601   
   7. Bauke Mollema           607   
   8. Geraint Thomas          696   
   9. Jurgen van den Broeck   705   
  10. Haimar Zubeldia         726   
  11. Leopold König           756   
  12. Laurens ten Dam         820   
  13. Pierre Rolland          871   
  13. Fränk Schleck           871   
  15. Mikel Nieve             893   
  16. Greg van Avermaet       912   
  17. Christopher Horner      932   
  18. Richie Porte            934   
  19. Peter Velits            942   
  20. Yury Trofimov           944   
      ...                           
 162. Vladimir Isaichev      2980   
 163. Jean-Marc Marino       3143   
 164. Cheng Ji               3583   





Vincenzo Nibali, Gewinner der Tour de France 2014, flankiert von Jean-Christophe Péraud (l.) und Thibaut Pinot (r.) (Foto: Veranstalter/letour.fr)
Vincenzo Nibali, Gewinner der Tour de France 2014, flankiert von Jean-Christophe Péraud (l.) und Thibaut Pinot (r.) (Foto: Veranstalter/letour.fr)

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