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John Degenkolb erfüllt sich in Roubaix zum zweiten Mal einen großen Traum
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15.07.2018

John Degenkolb erfüllt sich in Roubaix zum zweiten Mal einen großen Traum

Info: TOUR DE FRANCE 2018 (2.UWT)
Autor: Felix Griep (Werfel)



Roubaix, 15.07.2018 – In unmittelbarer Nähe des weltberühmten Velodroms, in dem ihm bei Paris-Roubaix 2015 der größte Triumph seiner Karriere gelungen war, konnte John Degenkolb ein zweites ganz großes Ziel verwirklichen: Im Sprint einer Dreiergruppe setzte sich der 29-jährige Deutsche gegen die Belgier Greg Van Avermaet und Yves Lampaert durch und feierte bei seiner sechsten Tour-Teilnahme erstmals einen Etappensieg. Die Favoriten konnten die gefürchtete Kopfsteinpflaster-Etappe trotz einiger Stürze und Defekte fast alle im oder wenige Sekunden hinter dem kleinen Hauptfeld beenden – doch Richie Porte wurde einmal mehr zur tragischen Figur und muss seinen Traum vom Gesamtsieg um ein weiteres Jahr verschieben.


Das Profil der 9. Etappe der Tour de France

Kopfsteinpflaster-Etappe ohne Tony Martin
Die 9. Etappe der 105. Frankreich-Rundfahrt war eine historische in der jüngeren Tour-Geschichte, denn seit 1993 hatte es auf keinem einzelnen Teilstück mehr so viel Kopfsteinpflaster gegeben wie diesmal: 21,7 der 156,5 Kilometer von Arras nach Roubaix führten über die routes pavées Nordfrankreichs. Eine ähnliche Etappe hatte es letztmals im Jahr 2015 mit 13,3 KSP-Kilometern gegeben. Der damalige Etappensieger Tony Martin (Katusha Alpecin) verpasste jedoch diese Neuauflage, da er sich bei einem Massensturz kurz vor dem Ende der gestrigen Etappe eine Wirbelkörperfraktur im Brustbereich zugezogen hatte, die ihn mehrere Wochen außer Gefecht setzt. An Spezialisten mangelte es trotzdem keineswegs, waren doch mit Niki Terpstra, John Degenkolb, Mathew Hayman, Greg Van Avermaet und Peter Sagan die letzten fünf Sieger des Klassikers Paris-Roubaix dabei. Die Teams wappneten sich für einen großen Kampf auch mit dem Einsatz zahlreicher zusätzlicher Helfer, die an den insgesamt 15 verschiedenen Kopfsteinpflaster-Passagen mit Laufrädern und Trinkflaschen bereitstanden. Vorreiter soll hier das Team Sky mit mehr als 40 extra eingesetzten Mitarbeitern gewesen sein.

Für Porte wiederholt sich das Drama vom Vorjahr
Anders als auf vielen vorherigen Etappen mangelt es diesmal nicht an Ausreißwilligen. Zwei Fünfergruppen, die gleich nach dem Start entstanden, – die erste mit Omar Fraile (Astana), Antwan Tolhoek (LottoNL-Jumbo), Thomas De Gendt (Lotto Soudal) sowie Jérôme Cousin und Damien Gaudin (beide Direct Energie) und die zweite mit Chad Haga (Sunweb), Reinardt Janse Van Rensburg (Dimension Data), Olivier Le Gac (Groupama-FDJ), Nicolas Edet (Cofidis) und Lilian Calmejane (ebenfalls Direct Energie) – vereinigten sich nach 20 Kilometern und fuhren mit einem Schnitt von 47,75 km/h in der ersten Rennstunde fast vier Minuten Vorsprung heraus. Im Peloton hatte es derweil, noch weit vor dem ersten Pflasterabschnitt, einen ersten folgenschweren Massensturz gegeben. Nach nur acht Kilometern endete die Etappe und damit auch die gesamte Tour de France für José Rojas (Movistar) und Richie Porte (BMC Racing). Bei Porte wurden im Nachhinein zwar wenigstens keine Knochenbrüche oder andere schweren Verletzungen diagnostiziert, aber es war trotzdem sein zweites körperlich und seelisch schmerzhaftes Tour-Aus in Folge nach dem verheerenden Sturz in der Abfahrt vom Mont du Chat vor einem Jahr.


Überblick der Kopfsteinpflaster-Sektoren

Noch wenig Action auf den ersten drei Sektoren
12 der 15 Pavé-Sektoren – all jene, die auch Teil der Strecke von Paris-Roubaix 2018 waren – lagen auf den letzten 70 Kilometern der Etappe. In der ersten Streckenhälfte traf man nach 47,5 Kilometern auf Sektor 15: Escaudœuvres à Thun (1600 m **), nach 53,5 Kilometern auf Sektor 14: Eswars à Paillencourt (1600 m **) und nach 69 Kilometern auf Sektor 13: Auberchicourt à Écaillon (900 m **), in denen jeweils Bora-Hansgrohe das Tempo im Hauptfeld vorgab und sich zunächst nur wenige kleinere Dramen abspielte. Tolhoek fiel nach einem Sturz aus der Spitzengruppe zurück und Romain Bardet (AG2R La Mondiale) kämpfte nach einem Defekt recht lange, um wieder Anschluss zu finden. Einen Schreckmoment hatte auch der zweifache Etappensieger Dylan Groenewegen (LottoNL-Jumbo) zu überstehen, der aber wie alle späteren Sturzopfer auch das Ziel der Etappe erreichte. Porte und Rojas blieben die einzigen „dnf“ des Tages.

Erste große Teilung des Feldes nicht von langer Dauer
Einen weiteren Massensturz gab es in Sektor 12: Warlaing à Brillon (2000 m ***), der das Peloton in viele Gruppen zersplittern ließ. Auch über Sektor 11: Tilloy à Sars-et-Rosières (2400 m ****) hinweg blieb diese Teilung bestehen und nur etwa zwanzig Fahrer bildeten das erste Teilfeld, in dem Sky und Movistar jeweils zu fünft vertreten waren. Sky gab zwar das Tempo vor, aber nicht unbedingt Vollgas, so dass vor und nach Sektor 10: Beuvry à Orchies (1400 m ***) nach und nach wieder einige Grüppchen aufschlossen, bis etwa die Hälfte aller im Rennen befindlichen Fahrer vereint waren. Die Spitzengruppe hatte unterdessen mit Cousin und Le Gac zwei weitere Fahrer verloren; die übrigen sieben wiesen gut 50 Kilometer vor dem Ziel noch zwei Minuten Vorsprung auf.


Etappenvorschau zum Nachlesen:
Eine holprige Fahrt ins Ungewisse über 21,7 km Pavé


“Gelber“ Van Avermaet attackiert im härtesten Sektor
Eine Art Startschuss für das „richtige“ Rennen erwartete man sich von Sektor 9: Auchy à Bersée (2700 m ****), dem längsten und schwersten Kopfsteinpflaster-Abschnitt der Etappe. Und tatsächlich attackierte dort, 50 Kilometer vor dem Ende, kein Geringerer als der Mann im Gelben Trikot. Greg Van Avermaet (BMC Racing) war nach Portes und Ausfall und dem kurz zuvor passierten zweiten Sturz von Tejay Van Garderen von allen eventuellen teamtaktischen Fesseln befreit. In dieser Phase, als das Feld erneut zerfiel, hatte Bardet abermals Pech und erlitt einen weiteren Defekt. Die Selektion setzte sich kurz darauf in Sektor 8: Mons-en-Pévèle (900 m **) fort, wo gleich zu Beginn Chris Froome (Sky) und drei seiner Teamkollegen zu Boden gingen. Bis nach Sektor 7: Mérignies à Avelin (700 m **) lief aber wieder einiges zusammen, so dass knapp 40 Kilometer vor dem Ziel gut 50 Fahrer gemeinsam 45 Sekunden hinter den Ausreißern lagen. Bardet folgte nochmals knapp eine weitere Minute dahinter.

Neben Bardet fallen auch Landa und Uran zurück
Unmittelbar vor Sektor 6: Pont-Thibault à Ennevelin (1400 m ***) setzten sich Janse Van Rensburg und der ehemalige Paris-Roubaix-Fünfte Gaudin aus der Spitzengruppe ab. Auf dem Pflaster attackierte im Feld dann Philippe Gilbert (Quick-Step Floors), der zuvor schon einige Male gezuckt hatte, jetzt aber vom diesjährigen Paris-Roubaix-Champion Peter Sagan (Bora-Hansgrohe) an die Leine gelegt wurde. In Sektor 5: Templeuve (Moulin de Vertain) (500 m **) übte dann erneut BMC Racing mit Damiano Caruso und Van Avermaet großen Druck auf die Konkurrenz aus. Mit Mikel Landa (Movistar), der zwischen diesen beiden Sektoren stürzte und Rigoberto Uran (Education-First), den es bei der Ausfahrt aus Sektor 5 erwischte, fielen zwei weitere für die Gesamtwertung hoch gehandelte Fahrer zurück, die nun wie Bardet um Schadensbegrenzung kämpfen mussten. 25 Kilometer vor Schluss hatten sie alle circa eine Minute Rückstand auf das etwa 50-köpfige Hauptfeld.


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Lampaerts Attacke bringt die Vorentscheidung
Mit dem 24 Kilometer vom Ziel entfernten Sektor 4: Cysoing à Bourghelles (1300 m ***) ging der Kampf um den Etappensieg in die heiße Phase. Jasper Stuyven (Trek-Segafredo) setzte sich alleine aus dem Feld ab und schloss wenig später am Ende von Sektor 3: Bourghelles à Wannehain (1100 m ***) zu Janse Van Rensburg und Gaudin auf. Ihr Vorsprung war aber so gering, dass sie kurz nach der 20-Kilometer-Marke alle eingeholt wurden. Es folgte dann in Sektor 2: Camphin-en-Pévèle (1800 m ****) die tatsächliche Vorentscheidung, als bei einer Attacke des belgischen Meisters Yves Lampaert (Quick-Step Floors) nur Leader Van Avermaet und John Degenkolb (Trek-Segafredo) mitgehen konnten. Das Trio harmonierte hervorragend, weil sich keiner von ihnen aus taktischen Gründen zurückhielt, und so hatten sie in Sektor 1: Willems à Hem (1400 m ***) acht Kilometer vor dem Ende schon fast eine Minute Vorsprung. Zwar verloren sie davon am Ende noch einiges, aber es bestand nie eine reelle Gefahr, eingeholt zu werden.

Uran einziger GW-Favorit mit größeren Zeitverlust
Die drei Führenden kamen gemeinsam nach Roubaix, wo ab der Flamme Rouge stets Degenkolb in der eigentlich eher unbeliebten ersten Position fuhr. Immer wieder drehte er sich um, um nicht von Attacken seiner Gegner überrascht zu werden, doch diese kamen nicht. 200 Meter vor Schluss trat Degenkolb dann selbst an und ließ Van Avermaet an seinem Hinterrad und Lampaert keine Chance. Mit 19 Sekunden Rückstand folgten Gilbert, Sagan, Stuyven und Bob Jungels (Quick-Step Floors) und nur acht weitere Sekunden dahinter das 27 Fahrer große Hauptfeld mit Sprintern wie André Greipel (Lotto Soudal), Alexander Kristoff (UAE Emirates) und Fernando Gaviria (Quick-Step Floors). Gegenüber diesem verloren Landa und Bardet, der wenige Kilometer vor Schluss nochmals einen Defekt gehabt hatte, nur sieben Sekunden, Uran hingegen mit 1:28 Minute deutlich mehr. In der Gesamtwertung hat Van Avermaet nun 43 Sekunden Vorsprung auf den Zweitplatzierten Geraint Thomas (Sky) sowie 44 bzw. 50 Sekunden auf Gilbert und Jungels. Titelverteidiger Froome liegt als 18. 1:42 Minute zurück, Uran als 22. 2:53 Minuten.

-> Zum Resultat

Nach den Anstrengungen auf dem Kopfsteinpflaster gibt es erst einmal einen Ruhetag, bevor es am Dienstag mit der 10. Etappe in die Alpen geht. Am selben Tag findet auf ähnlicher Strecke außerdem das Frauen-Rennen La Course statt.

Video der Zielankunft






John Degenkolb erfüllt sich in Roubaix zum zweiten Mal einen großen Traum
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