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Stijn Devolder wiederholt Sieg bei der Flandern-Rundfahrt - Heinrich Haussler Zweiter
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05.04.2009

Stijn Devolder wiederholt Sieg bei der Flandern-Rundfahrt - Heinrich Haussler Zweiter

Info: RONDE VAN VLAANDEREN
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Henning Witteborg (cycling-report.de)



Ninove, 05.04.2009 - Zum zweiten Mal in Folge hat Stijn Devolder die Ronde van Vlaanderen gewonnen und dabei die Taktik des überlegenen Quick Step-Teams mit dem größten Vorsprung seit Johan Museeuw 1995 in den insgesamt vierten Triumph des Rennstalls bei dem legendären Frühjahrsklassiker umgesetzt. Einen hervorragenden zweiten Platz belegte Heinrich Haussler (Cervélo TestTeam), vor Philippe Gilbert (Silence-Lotto).

Gutes Wetter zur 93. Austragung
Am heutigen Sonntag war es wieder so weit. Flandern war angesichts der 93. Ronde van Vlaanderen von Brügge über 261 Kilometer nach Ninove im Ausnahmezustand, unzählige Zuschauer säumten Start und Strecke und feuerten die 197 Starter an, die sich auf den von mythischen Hellingen wie dem Koppenberg, Valkenberg, Eikenmolen und Bosberg und Kopfsteinpflasterpassagen gesäumten Weg machten, welcher insgesamt 16 solcher kleinen und giftigen Anstiege beinhaltete. Im belgischen Team Quick Step um Topfavorit Tom Boonen hatte man sich für dieses Highlight etwas ganz besonderes überlegt und wollte mit Retrotrikots an den Start gehen. ProTour-Manager Alain Rumpf und UCI-Anwalt Philippe Verbist verboten die Aktion aber. Lefevre habe nur mit einer Strafe von 2500 Schweizer Franken gerechnet, die er gerne bezahlt hätte. Die Funktionäre drohten aber gar mit einem Startverbot, so dass Quick Step heute in den gewohnten Trikots antrat.

Schwierige Gruppenbildung
Bei trockenen äußeren Bedingungen begann das Rennen erwartungsgemäß schnell und hektisch, was durch die Taktik vieler Mannschaften bedingt war, möglichst einen Fahrer in die Gruppe des Tages zu bringen um sich möglichst viele Möglichkeiten im späteren Rennverlauf offen halten zu können. Diese bei vielen Teams vorhandene Interessenslage sorgte allerdings auch dafür, dass immer wieder Vorstöße neutralisiert wurden und sich keine dauerhaft beständige Spitzengruppe bilden konnte. Sogar der zum weiteren Favoritenkreis zählende Belgier Nick Nuyens (Rabobank) scheiterte kurz vor der ersten Helling, dem Molenberg, mit einem Vorstoß. Mit der Paddensatraat stand kurz zuvor allerdings der bis dato längste Kopfsteinpflasterabschnitt mit einer Länge von 2400 Metern auf dem Programm, der zum einen ca. 40 Fahrer in Schwierigkeiten brachte und zum anderen den nächsten Angriff mit Aleksandr Kuschynski (Liquigas), Filip Meirhaeghe (Landbouwkrediet), Sébastien Turgot (Bouygues Telecom) und Wim De Vocht (Vacansoleil) hervorrief. Zudem brachten mehrere Stürze Unruhe ins Feld, das schon zuvor Mirco Lorenzetto verloren hatte, welcher ins Krankenhaus hatte gebracht werden müssen. Derweil war es besagtem Quartett als erste Gruppe vergönnt, einen respektablen Abstand zwischen sich und das nach dem Molenberg über eine Minute zurückliegende Feld zu legen und sich vorerst vorne präsentieren zu können. Über den Wolvenberg hinweg spaltete sich die Gemeinschaft an der Spitze und Kuschynski setzte mit De Wocht die Flucht als Duo fort. Im Laufe der folgenden Kilometern entpuppte sich die Spaltung an der Spitze als Vernichtung jeglicher Hoffnungen für Meirhaeghe und Turgot, deren Rückstand zum Spitzenduo fortan wuchs und das Feld wieder näher rückte. Bei noch 102 zu fahrenden Kilometern versuchte man im Team Milram mit Servais Knaven eine Verfolgergruppe zu initieren, doch der Kapitän der deutschen Mannschaft wartete vergeblich auf Mitstreiter und beendete seine Flucht wieder. Nach der Einholung Tugrots und Meirhaeghes versuchte die gleiche Variante der bereits schon zwischenzeitlich sehr aktive Steven Cozza von Garmin-Slipstream, ohne jedoch auf mögliche Begleiter zu warten, den er aber im Gegensatz zu Knaven in Person des Niederländers Roy Curvers von Skil-Shimano bekam. Noch vor Beginn des Kwaremont, einem der wichtigsten Punkte im ganzen Rennen, war ihr Vorstoß aber auch schon wieder beendet und es begannen die Positionkämpfe für die beste Bewältigung der mit 2,2 Kilometern Länge längsten Steigung des Tages, was gleichzeitig auch den Vorsprung der Ausreißer schmelzen ließ. In der bis zu 11,8 Prozent schwierigen Steigung waren es vor allem die Mannschaften Saxo Bank, Cervélo und Columbia mit mehreren Fahrern in Front, welche versuchten das Renngeschehen zu kontrollieren, auch wenn immer wieder einzelne Fahrer nach vorne stießen um nicht in einen Stau im hinteren Teil der ersten großen Gruppe zu geraten.

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Quick Step mit glänzender Ausgangsposition
Auch am Paterberg zeigte sich die schweizer Cervélo-Mannschaft maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Selektion weiter voranschritt und sich eine Verfolgergruppe mit Sylvain Chavanel (Quick Step), dem bereits dreifachen Zweiten Leif Hoste (Silence-Lotto), Manuel Quinziato (Liquias), Marco Bandiera (Lampre), Frederic Guesdon (Fdjeux) und Daniel Lloyd (Cervélo), die noch vor dem Koppenberg zu Kuschynski und De Vocht aufschloss, formierte. Im Feld gab sich Quick Step nicht mit der guten Ausgangsposition Chavanels zufrieden und führte mit Tom Boonen eine weitere Verschärfung herbei, der nur der Auftaktsieger der drei Tage von de Panne, Filippo Pozzato (Katusha) zu folgen vermochte, auch wenn die beiden Topfavoriten nur kurze Zeit später wieder auf die nachfolgenden Fahrer warteten, zu denen auch der Vorjahressieger Stijn Devolver gehörte, der sich ebenso wie Boonen ganz vorne zeigte. Unterdessen beendete der Schweizer Fabian Cancellara (Saxo Bank) das Rennen, nachdem er sein durch einen Kettenriss defektes Specialized-Rad den Koppenberg hatte hinauftragen müssen. An der siebten Helling nach 198 Kilometern, dem Taaienberg, glich sich das Bild bei den Verfolgern dem des Koppenbergs, als Boonen erneut von vorne die Pavés mit einem hohen Tempo hinauf fuhr und Pozzato am Hinterrad blieb. Diesmal versuchte der 2005 bei der Ronde siegreiche Belgier konsequent den Vorstoß in einen Vorsprung umzuwandeln, was aber auch diesmal misslang. Im Verlauf der nächsten Hellingen wie Eikenberg und Tarent beruhigte sich die Rennsituation wieder etwas, während Wim De Vocht nach einer langen Zeit an der Spitze des Rennens in die Gruppe um Boonen, Devolder und dem oft in erster Reihe sichtbaren Haussler zurückfiel, was durch einen Defekt sogar noch beschleunigt wurde. Über den Leberg bei Kilometer 213,8 hatten Bernhard Eisel (Team Columbia), Bert Scheirlinckx (Landbouwkrediet) und Roger Hammond (Cervélo TestTeam) versucht die Lücke von 1:30 min nach vorne zu überbrücken, doch die Gruppe zeigte sich sehr aufmerksam und holte sie zurück. Am Berendries fünf Kilometer später war es das altbekante Duo Pozzato und Boonen, das erneut auf einige Meter enteilte, diesmal erstmals auf Initiative des Italieners. Zu ihnen stieß Stin Devolder hinzu und spannte sich vor Boonen, damit sich dieser schonen konnte. Als noch 40 Kilometer zu fahren waren, kam es auch ganz vorne zu einer Spaltung, als sich Hoste, Quinziato und Chavanel von ihren bald von dem Trio um Boonen gestellten ehemaligen Begleitern trennten.

Chavanel und Quinziato an der Spitze
Letztlich hielten sich von ihnen noch Chavanel und Quinziato vorne, Hoste setzte die Karte nun auf die aus Boonen, Devolder und Pozzato so wie den Resten der ehemaligen Spitzengruppe bestehende Gruppe, deren Dynamik nun verloren ging, da Quick Step kein Interesse mehr hatte, das Tempo hoch zu halten. Bis zur 13. Steigung 30 Kilometer vor dem Ende, dem Tenbosse, schlief das Tempo so weit ein, dass aus der Verfolgergruppe schon fast wieder ein Verfolgerfeld wurde. An dem darauffolgenden Eikenmolen war es Devolder, der an der gleichen Stelle wie im Vorjahr seine Attacke platzierte und zu dem kurz vorher ausgerissenen Preben Van Hecke (Topsport Vlaanderen) hinfuhr, mit dem er zu seinem Teamkollegen Chavanel und dem Liquigas-Profi Quinziato 21 Kilometer vor dem Ende aufschloss.

Devolder ab Muur von Geraardsbergen als Solist unterwegs
Bis zur Muur von Geraardsbergen konnte das Spitzenquartett eine halbe Minute auf eine Verfolgergruppe mit Ivanov (Katusha), Hoogerland (Vacansoleil), Spilak (Lampre) und Tosatto (Quick Step) herausholen, wo nun Devolder versuchte eine Vorentscheidung herbeizuführen und die Zitadelle an der Kuppe mit Vorsprung erreichte. Während die Spitzengruppe sich so auflöste und aus den Mitgliedern zunächst Einzelkämpfer und dann wieder ein Trio wurden, sahen im Feld Favoriten wie Hoste, Boonen und Pozzato ihre letzte Chance gekommen noch um den Sieg zu kämpfen, konnten aber keinen entscheidenden Boden gutmachen. Dem 29-jährigen Devolder stand hingegen nur noch der Bosberg auf dem Weg zum zweiten Triumph in Folge im Weg, den er mit mit relativ großem Vorsprung seine ehemaligen Mitstreiter Van Hecke, Quinziato und Chavanel bewältigte. Spätestens als er die letzten sieben Kilometer mit einer Minute Vorsprung erreichte, war es nur noch schwer vorstellbar, dass es nicht für den zweiten Sieg reichen könnte. Unter dem Jubel der enthusiastischen Zuschauer hielt der belgische Zeitfahrmeister den Abstand bis zur Überquerung der Ziellinie auf 59 Sekunden zu seinen Verfolgern, die nicht mehr von dem Trio um Chavanel repräsentiert wurden, sondern vom Deutschen Heinrich Haussler, der sich nach der Einholung der zweien Gruppe kurz vor dem Ziel abgesetzt hatte und so nach Mailand-San Remo zum zweiten Mal bei einem großen Klassiker einen sehr guten zweiten Platz belegte.

Auf den dritten Rang kam der Belgier Philippe Gilbert, vor Martijn Maaskant von Garmin-Slipstream und Filippo Pozzato. Einen guten sechsten Platz und damit wie für Gilbert sein mit Abstand bestes Resultat bei einer Flandern-Rundfahrt erreichte mit einer unauffälligen Fahrweise der Deutsche Marcus Burghardt vom Team Columbia-High Road, gefolgt von Björn Leukemans (Vacansoleil) und dem Schweizer Martin Elmiger (Ag2r-La Mondiale). Mit Platz zehn errang Bert de Waele vom Pro Continental Team Landbouwkrediet-Colnago einen Achtugnserfolg für seinen Rennstall und fügte seiner Sammlung von guten Resultaten bei Früjahrsklassikern wie einem fünften (2005) und einem zweiten Rang (2006) beim Omloop Het Volk so wie einem vierten Platz beim E3 Preis von Harelbeke ein weiteres gutes Ergebnis hinzu. Im Sprint der Verfolgergruppe war es an der Bande noch zu einem Sturz gekommen, in den unter anderem der Schwiezer Gregory Rast und Reg Van Avermaet involviert waren.

Devolder: „Es war ein sehr seltsames Rennen“
„Ich habe hart mit den Leuten gearbeitet, die immer an mich geglaubt haben. Ich sagte, ich würde gerne gewinnen und ich hab es geschafft. Es war ein sehr seltsames Rennen. Ich konnte Boonen und Pozzato nach dem Berendries erreichen und dann zog ich nach vorne zu den Führenden durch. Ich erholte mich und an Muur spielte ich meine letzte Karte aus,“ beschrieb der Triumphator nach dem über sechs Stunden andauernden Rennen seine Sicht der Dine und wagte zugleich einen Ausblick: „Ich plane in den nächsten paar Jahren weiterhin auf dieses Rennen fokussiert zu bleiben, weil die Ronde van Vlaanderen das wichtigste Rennen für mich bleibt.“

Dessen am Ende auf Platz 20 klassierter Teamkollege Boonen beschrieb die taktische Konstellation und das Duell mit Pozzato so: „Jeder sah, dass wir uns gegenseitig neutralisierten. Ich konnte ihn nicht distanzieren und er nicht mich. Wenn wir attackieren, haben wir jeden hinter uns gelassen, aber er wollte nicht weitermachen. So war für mich die Tür zu, aber offen für Stijn und Sylvain.“

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