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Schweizermeister Fabian Cancellara überlegener Sieger der 94. Ronde van Vlaanderen. Belgier geschlagen
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04.04.2010

Schweizermeister Fabian Cancellara überlegener Sieger der 94. Ronde van Vlaanderen. Belgier geschlagen

Info: RONDE VAN VLAANDEREN
Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)



Meerbeke, 04.04.10 - Fabian Cancellera (Saxo Bank) hat für den zweiten Schweizer Sieg in der Geschichte der Flandern-Rundfahrt gesorgt. Der 29-jährige Olympiasieger und Weltmeister im Zeitfahren erreichte nach über 260 Kilometern das Ziel in Meerbeke als Erster mit 1:15 Minuten Vorsprung auf den zweimaligen Ronde-Gewinner Tom Boonen (Quick Step), den er an der Mauer von Geerardsbergen abgeschüttelt hatte. Der Sprint eines Verfolgerduos um Platz drei ging zugunsten von Philippe Gilbert (Omega Pharma Lotto) aus, der seinen belgischen Landsmann Björn Leukemans (Vacansoleil Pro Cycling Team) vom Podest fernhielt. Bester Deutscher wurde Danilo Hondo (Lampre) als Neunter.

Nur zwei Wochen nach dem ersten Radsport-Monument der Saison, Mailand-San Remo, war es schon wieder Zeit für das zweite, die Ronde van Vlaanderen, die "legendär" zu nennen fast schon untertrieben wäre. 261,5 Kilometer, 15 Hellinge - diesmal allerdings in einer etwas anderen Reihenfolge als gewöhnlich -, die meisten davon mit Kopfsteinen gepflastert, dazu das nass-kalte, windige flandrische Frühlingswetter, das auch diesmal laut Vorhersage wieder zu erwarten war - das alles ergibt eine Mischung, der nur ein ganz spezieller Typ von Fahrer gewachsen ist. Die Favoritenliste war in den letzten Tagen allerdings zusammengeschrumpft nach Absagen von u. a. Filippo Pozzato, Heinrich Haussler und Edvald Boasson Hagen; gleichwohl blieben natürlich noch genug Kandidaten übrig, denen ein Sieg bei der 94. Auflage der Ronde zuzutrauen war.

Acht Ausreißer mit bis zu 13 Minuten Vorsprung
Schon um viertel vor zehn fiel der Startschuss für die fast 200 Teilnehmer in Westflanderns Hauptstadt Brügge auf dem "Großen Markt". Wie nicht anders zu erwarten setzte sich auf der ersten, noch flachen Hälfte schnell eine Ausreißergruppe ab. Initiatoren waren der Franzose Nicolas Rousseau (Ag2r), der spanische Altmeister José Vicente Garcia Acosta (Caisse d'Epargne), der Italiener Michele Merlo (Footon), der sein Klassiker-Debüt gab, sowie die Niederländer Floris Goesinnen (Skil-Shimano), als notorischer Ausreißer bekannt, und Joost van Leijen (Vacansoleil). Es schlossen sich ihnen auch noch der Russe Mikhail Ignatiev vom gestern beim GP Indurain sehr erfolgreichen Team Katusha und ein weiterer Franzose, David Boucher von Landbouwkrediet, an, sodass nach 65 Kilometern acht Fahrer das Rennen anführten. Fast 13 Minuten gestand man ihnen zu, bevor vor allem Quick Step im Feld die Zügel anzog, also die Mannschaft, die mit Tom Boonen, dem Top-Favoriten in den Wettbüros, und dem schon zum zweiten Mal als Titelverteidiger antretenden Stijn Devolder gleich zwei besonders heiße Eisen im Feuer hatte. Bei zumindest zeitweise hervorbrechendem Sonnenschein zeigte sich bald auch das Team Sky (für Het-Nieuwsblad-Gewinner Juan Antonio Flecha) an der Spitze, und als es auf die erste Schwierigkeit Den Ast (450 m lang) zuging, schließlich Saxobank für den beim E3-Prijs siegreichen Fabian Cancellera und den dänischen Meister Matti Breschel.

Die Jagd durch die "flandrischen Ardennen" beginnt
Kaum war die zweite Hälfte der Ronde, waren die eigentlich interessanten, die schweren 120 Kilometer zwischen Oudenaarde und Meerbeke angebrochen, begann der Abstand zwischen Gruppe und Hauptfeld auch schon rapide in Richtung 0 zu sinken. Zugleich bekamen einige Fahrer ungewöhnlich früh Probleme, manche aufgrund der größeren Steigungsprozente und des erhöhten Tempos, manche aber auch weil sie in Stürze verwickelt waren oder sie das Defektpech ereilte. Die Gruppe vorne hatte am Kluisberg (6,8-14,5% auf 925 m) noch 3:30 Minuten Vorsprung und noch etwas über 2 Minuten, als sie sich an den Knokteberg (8,0-13,0% auf 1100 m) machte, der erstmals seit einigen Jahren wieder auf dem Programm stand.
Am Oude Kwaremont, der ersten wirklich großen Herausforderung (4-11,6 %, 1500 m KSP), machte zusätzlich das Cervelo Testteam um Thor Hushovd Tempo, die Positionskämpfe begannen, derweil die Spitzengruppe sich auf nur noch vier Männer glatt halbierte. Goesinnen, Van Leijen, Garcia Acosta und Ignatiev überquerten den extrem steilen Paterberg (12,9-20,3%, 360 m KSP) ca. 70 Sekunden vor ihren Jägern. Ohne den Spanier ging es dann zu dritt über den noch schwereren Koppenberg (11,6-22,0%, 600 m KSP) - dahinter eine von Breschel und Boonen angeführte Gruppe, die aus den ersten Spreu-vom-Weizen-Trennbewegungen hervorgegangen war. Bis zum Taaienberg, der achten Helling (6,6-15.8%, 520 m KSP), hielten sich die letzten Flüchtlinge noch als Einzelkämpfer vorne, aber im Anstieg zum Eikenberg (6,2-10,0%, 1200 m KSP) war es dann um sie geschehen. Zu diesem Zeitpunkt drückte vor allem Sky an der Spitze der Favoritengruppe aufs Tempo, in der sich, anders als viele vorausgesagt hatten, auch immer noch Lance Armstrong (Radioshack) befand.


Weiterer Bericht: Grace Verbeke gewinnt Flandern-Rundfahrt der Frauen vor Marianne Vos

Boonen und Cancellara sorgen für Vorentscheidung
Am Molenberg mit seinen zwischen 7 und 14 Prozent Steigung (300 m KSP) erfolgte eine weitere Reduktion und zugleich wagten der zweimalige Ronde-Sieger Tom Boonen sowie der Schweizer Meister Fabian Cancellara, der ebenso wie Teamkollege Breschel kurz zuvor durch einen Defekt zum Radwechsel gezwungen worden war, einen Vorstoß. Es gelang ihnen, einen deutlichen Abstand zwischen sich und eine Gruppe von ca. 25 Verfolgern zu legen, die allerdings ihrerseits kurz darauf in Stücke gerissen wurde, wofür hauptsächlich Philippe Gilbert, Kapitän und Favorit von Omega Pharma Lotto, verantwortlich zeichnete. Unter denen, die bei ihm bleiben konnten, fanden sich keine Überraschungen - abgesehen von David Millar (Garmin-Transitions), der bislang noch nicht als Klassiker-Liebhaber von sich reden gemacht hatte. Aber eben der Brite war es, der eine weitere Vorentscheidung herbeiführte, als er sich in Richtung des Spitzenduos absetzte und nur der Belgier Björn Leukemans (Vacansoleil Pro Cycling) sowie wiederum Gilbert zum Konter in der Lage waren. Gemeinsam gingen sie in die Abfahrt vom Berendries (7,0-12,3% auf 940 m), immer auf den Spuren von Boonen und Cancellara, deren Vorsprung bei nur noch 30 zu fahrenden Kilometern fast 50 Sekunden erreichte.

Schweizer Meister lässt belgischen Meister in der Mauer stehen
Fast ebenso viele Sekunden Differenz waren es auch eingangs Muur-Kappelmuur, besser bekannt als "Mauer von Geerardsbergen", wo wie schon oft so auch heute die Entscheidung fallen sollte. Erklommen der belgische Meister und sein Schweizer Pendant die 2004 renovierte Kopfsteinpflaster-Rampe zunächst noch einträchtig, als könne sie kein Wässerchen trüben, so löste sich Cancellara im oberen, dem mit Spitzenwerten von fast 20 Prozent Steigung steilsten Abschnitt scheinbar mühelos von Boonen, der, sichtlich in Schwierigkeiten, aus dem Sattel ging und dennoch den Anschluss verlor. An der letzten Helling, dem Bosberg (5,8-11,0%, 400 m KSP), musste der Berner zwar auf die Zähne beißen, doch er brachte auch dieses Hindernis hinter sich und auf einmal lag keines mehr zwischen ihm und dem Ziel. Der seit einigen Wochen 29-jährige Zeitfahrweltmeister und -olympiasieger beendete seine Triumphfahrt nach 6 Stunden, 25 Minuten und 32 Sekunden mit einer eidgenössischen Fahne in der Hand und von der Konkurrenz gänzlich unbelästigt. Nach Bernhard Eisels Coup bei Gent-Wevelgem vor einer Woche war es heuer bereits der zweite Sieg eines Deutschsprachigen bei einem der flandrischen Klassiker, zugleich der zweite eines Schweizers bei der Ronde nach Henri Suter 1923. Der eingebürgerte Steffen Wesemann, Sieger des Jahres 2004, war zu jenem Zeitpunkt noch deutscher Staatsbürger.


Weiterer Bericht: Stimmen des Team MILRAM zur 94. Auflage der „Ronde“


Gilbert wiederholt Platz drei. Hondo mit 2:35 Minuten Rückstand Neunter
Tom Boonen, der Champion von 2005 und 2006, rettete 1:15 Minuten hinter Cancellara seinen zweiten Platz vor den Verfolgern. Nur acht Tage nach dem E3-Prijs zog er erneut im direkten Duell gegen den Schweizer den Kürzeren. Spannend wurde es eine weitere Minute darauf noch um Rang drei, den Leukemans und Gilbert untereinander aussprinten mussten - nachdem Millar schon an der "Muur" zurückgefallen war - mit dem besseren Ende für den Wallonen, der somit seinen dritten Platz aus 2009 wiederholt und nicht ganz an die Top-Leistung seiner Team-Kollegin Grace Verbeke heranreicht, die einige Stunden zuvor die Ronde der Frauen für sich entschieden hatte. Mit 2:35 Minuten Rückstand erreichte die erste große Verfolgergruppe den Zielstrich, angeführt von Tyler Farrar (Garmin-Transitions), der seinen US-amerikanischen Landsmann George Hincapie auf Platz sechs verwies. Hinter dem Briten Roger Hammond (Cervélo Testteam) und dem Kasachen Maxim Iglinskiy (Astana) erkämpfte sich der Deutsche Danilo Hondo (Lampre Farnese Vini) einen erfreulichen neuten Rang, bevor der Franzose William Bonnet (Bbox Bouygues Telecom) die Top 10 abrundete. Maximalresultat des Team Milram war der 21. Platz von Roy Sentjens. Außer ihm erreichte von den Fahrern der Nordmilch-Truppe nur noch Niki Terpstra (45-ter, + 5:13) das Ziel.

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