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LiVE-Radsport liest: Der Tour-de-France-Roman "Salz im Kaffee" von H. Blickensdörfer

19.06.2012

LiVE-Radsport liest: Der Tour-de-France-Roman "Salz im Kaffee" von H. Blickensdörfer

Info: Weitere Buchvorstellungen aus der Reihe LiVE-Radsport liest
Autor: Voigte

19.06.2012 - Für unsere neue Ausgabe von "LiVE-Radsport liest" hat Userin Voigte etwas Besonderes in petto: Sie stellt diesmal kein Sachbuch vor - sondern einen Radsport-Roman! Die erfundene Geschichte des ersten deutschen Tour-Siegers Ernst Budzinski erzählt von großen Triumphen, aber auch von den Schattenseiten und vom Verfall des Ruhms und mutet daher bei aller Fiktionalität durchaus realistisch an. Eine spannende Vor-Tour-Lektüre der etwas anderen Art. (H.O.)

Salz im Kaffee: Roman mit großer Fotoreportage

Inhalt: Tour-Sieg trotz Doping-Skandal, Starrummel, Abstieg - und ein Comebackversuch
Ernst Budzinski, von allen nur Bud genannt, schickt sich an, als erster Deutscher die Tour de France zu gewinnen (wir sind in der „Vor-Ulle-Zeit“). Alles sieht gut aus, aber am Ruhetag in Pau kommt der Paukenschlag. Eine positive Dopingprobe droht alles zunichtezumachen. Doch Buds väterlicher Freund, der Journalist Max Kollmann, deckt einen Betrug auf. Bud darf weiterfahren. Mit den Ratschlägen seines neu gewonnen Freundes, des alten baskischen Schmugglers Iribar, und auch mit der erneuten tatkräftigen Hilfe durch Kollmann gewinnt er im harten Kampf gegen den Mitfavoriten Antonelli die Königsetappe in den Pyrenäen und streift das Gelbe Trikot über.
Entlang dem Mittelmeer, über den Ventoux und durch die Alpen hat Bud noch harte Prüfungen zu bestehen, gewinnt am letzten Tag in Paris überlegen das Einzelzeitfahren und ist tatsächlich Sieger der Tour de France. Ernst Budzinski - der neue Stern am Radsporthimmel, die Welt liegt ihm zu Füßen.
Doch er kommt nicht klar damit. Das große Geld lockt in den Nach-Tour-Kriterien und bei den Sechstagerennen im Winter. Er nimmt alles mit. Die Warnungen seiner Freunde schlägt er in den Wind. Er ist der Star, die Fans wollen ihn sehen, der Rubel rollt. Einfacher wird alles mit ein paar verbotenen Mittelchen hier und da. Dopingkontrollen gibt es nicht.
Das Frühjahr kommt. Ein paar kleine Erfolge, aber der große Schlag bleibt aus. Für sein neues italienisches Team ist der Giro der erste große Höhepunkt des Jahres. Doch entkräftet muss er aufgeben. Nun setzt er alles auf die Tour, noch wenige Wochen bleiben ihm zur Vorbereitung. Es scheint wieder aufwärts zu gehen. Doch sein Körper ist nicht mehr der vom Vorjahr. Aber es herrscht Waffenstillstand zwischen den Favoriten und wieder kommt es zum Showdown am Tourmalet...!

Bewertung: Kenntnisreich geschriebener Roman vor dem Hintergrund der 70er Jahre
Um es vorwegzunehmen, es handelt sich bei „Salz im Kaffee“ von Hans Blickensdörfer († 1997) um einen Radsport-Roman! Und er spielt in den 70er Jahren. Ohne Internet und Mobiltelefon. Und so muten die Schilderungen der Arbeitsbedingungen des Journalisten Max Kollmann aus heutiger Sicht arg vorsintflutlich an. Aber so war es eben. Der Aufstieg und Fall eines Idols wird vom Bestseller-Autor ("Die Baskenmütze") und Sportjournalisten – er schrieb auch für die "L'Equipe" - Hans Blickensdörfer sehr eindringlich und doch unterhaltsam geschildert. Die Beschreibung der Etappenverläufe aus Sicht des Fahrers sowie die Geschehnisse rund um die Etappen spiegeln sein Fach- und Hintergrundwissen wider.

Fazit
Natürlich ist die Story vorhersehbar, aber doch eine unterhaltsame Lektüre für den Radsportfan. Das Buch macht richtig – nein, noch mehr - Lust auf die Tour! Zudem ist die Neuauflage anlässlich des 100. Geburtstages der Tour um eine Fotoreportage erweitert worden.
Ach ja, warum der merkwürdige Titel? Salz im Kaffee? Es heißt, im Juli schmeckt der Kaffee in Frankreich oft salzig, weil die Tränen der Damen hineinkullern, wenn der Liebling stürzt oder eine Panne hat. Hoffen wir auf wenig Salz im Kaffee dieses Jahr!

Titel: Salz im Kaffee
Autor: Hans Blickensdörfer
Verlag: Covadonga
Erscheinungsjahr: 1. Auflage 1980 / Neuauflage: Liebhaber-Edition 2003
Seitenzahl: 384 Seiten, gebunden
Preis: 22,80 €
ISBN: 978-3936973044

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