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Déjà-vu auf schwerster Tour-Etappe: Costa erringt Etappensieg auf gleiche Weise wie 3 Tage zuvor
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19.07.2013

Déjà-vu auf schwerster Tour-Etappe: Costa erringt Etappensieg auf gleiche Weise wie 3 Tage zuvor

Info: TOUR DE FRANCE 2013
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Felix Griep (Werfel)



Le Grand-Bornand, 19.07.2013 – Vor drei Tagen in Gap: Das Feld lässt eine große Ausreißergruppe ziehen, Rui Costa (Movistar) attackiert am letzten Berg und verteidigt den Vorsprung in der Abfahrt. Auf genau dieselbe Art und Weise kam der Portugiese auf der 19. Etappe zu seinem zweiten Sieg bei der 100. Tour de France. Das Teilstück mit den meisten Höhenmetern bot desweiteren einen starken Auftritt von Pierre Rolland (Europcar), der morgen wieder im Bergtrikot fahren darf, aber trotzdem nicht vollends glücklich sein kann. Die ersten sieben Plätze der Gesamtwertung blieben unverändert. Bis auf Rang acht nach vorne schob sich Daniel Navarro (Cofidis), der nicht zum ersten Mal von einer Flucht profitierte, und auch auf den Plätzen dahinter tat sich einiges.

Am Tag nach dem zweimaligen Erklettern von Alpe d’Huez wurde den Teilnehmern der Frankreich-Rundfahrt eine Alpenetappe vorgesetzt, welche mit 204,5 Kilometern und rund 4600 Höhenmetern die Eckdaten des gestrigen Teilstücks bei weitem übertraf. Allerdings gab es trotz fünf schweren Pässen keine Bergankunft, was dazu führte, dass die Favoriten eher Nebenrollen spielten und Ausreißer für die größeren Geschichten auf der 19. Etappe sorgten.

Riesige Ausreißergruppe bestimmt die Etappe
Der Start zur längsten Etappe der Schlusswoche erfolgte in Bourg-d’Oisans, am Fuße des Anstiegs nach Alpe d’Huez. Lars Bak (Lotto Belisol) und Ion Izagirre (Euskaltel) fuhren als erste Angreifer rasch einen kleinen Vorsprung heraus. Dass es ihnen andere Fahrer nachmachen wollten, ist alles andere als unnormal, die Masse an Ausreißern darf aber getrost als ungewöhnlich bezeichnet werden. Nach einem kurzen Flachstück hatten sich zu Beginn des ersten langen Anstiegs zum Col du Glandon circa 40 Fahrer in einer „Spitzengruppe“ zusammengefunden, darunter die Deutschen Andreas Klöden (RadioShack-Leopard), Tony Martin (Omega Pharma-Quick Step), Marcus Burghardt (BMC Racing Team) und der Schweizer Steve Morabito (ebenfalls BMC). Aus Ryder Hesjedals (Garmin-Sharp) Sicht schienen die Erfolgsaussichten dieser Konstellation wohl nicht besonders hoch und der Kanadier griff in den ersten Rampen des 21,6 Kilometer langen Berges an. Nur Izagirre schloss sich ihm an und zu zweit stürmten sie den ersten Gipfel des Tages drei Minuten schneller als der Rest der Gruppe. In dieser befand sich niemand, der eine unmittelbare Bedrohung für das Tour-Podium darstellte, so dass sich das Peloton unter der lockeren Führung von Sky Procycling bereits acht Minuten Rückstand gönnte. Viel mehr Gewicht hatte die Flucht-Besetzung im Bergklassement, aus dem der Dritte, Vierte, Siebte und Achte zugegen waren: Christophe Riblon (AG2R La Mondiale), Mikel Nieve (Euskaltel), Moreno Moser (Cannondale) und Pierre Rolland (Europcar).

Rolland fährt ab dem Madeleine an der Spitze
Im Sprint um die Punkte auf dem Glandon hinter den beiden Führenden setzte sich Riblon vor Moser, Rolland und Nieve durch. Der Alpe-d’Huez-Sieger trug das Bergtrikot, weil die vor ihm klassierten Chris Froome (Sky Procycling) und Nairo Quintana (Movistar) schon in Gelb bzw. Weiß gekleidet waren. Riblon, Moser und Rolland hatten sich an der Bergwertung ein wenig vom Rest der Ausreißer abgesetzt und vergrößerten den Vorsprung in der Abfahrt, wo nach einer Weile erst Damiano Cunego (Lampre-Merida) und dann Juan Antonio Flecha (Vacansoleil-DCM) aufschloss. Trotz zwischenzeitlich einer Minute Vorsprung wurden sie wieder gestellt, als sich die Straße gerade zum Col de la Madeleine erhob. Doch halt – Rolland hatte sich vorher davongestohlen und blieb alleine auf der Verfolgung von Hesjedal und Izagirre. Der Baske fiel am zweiten Berg recht schnell zurück, wohingegen Rolland vier Kilometer vor dem höchsten Punkt der Strecke zu Hesjedal aufschloss und sich an der zweiten HC-Bergwertung die Maximalpunktzahl sicherte. Die Jagd nach dem Bergtrikot hatte für den 26-Jährigen, der das Maillot à pois bei dieser Rundfahrt schon elfmal trug, nun erst so richtig begonnen. Vier Minuten Vorsprung waren auf dem Madeleine zu verzeichnen, mehr als elf Minuten lag das Hauptfeld zurück. Es folgten 50 Kilometer Abfahrt und flache Strecke – der längste Abschnitt ohne nennenswerte Anstiege.

Bergtrikot, aber keine Führung für Rolland
Der nächste war der Col de Tamié (Kategorie 2), an dem Hesjedal förmlich einbrach. Rolland wurde zum Solisten und hatte auf dem dritten Berg noch knapp zwei Minuten Vorsprung auf nun 21 Fahrer. In etwa diesem Abstand ging es auch über den Col de l'Épine (Kategorie 1), der sich 40 Kilometer vor dem Ziel befand. Es blieb nur noch der Col de la Croix Fry (Kategorie 1), an dem sich das Blatt wenden sollte. Die Verfolger waren dank Euskaltel und Cofidis wieder näher herangekommen, als Daniel Navarro (Cofidis) zur Attacke blies. Nur Nieve, Bart de Clercq (Lotto Belisol), Rui Costa (Movistar) sowie Klöden und Jan Bakelants (beide RadioShack-Leopard) waren dem in der Gesamtwertung bestplatzierten Ausreißer gewachsen. Ein wie aus dem Nichts zuschlagender heftiger Regenschauer sorgte für eine düstere Atmosphäre. Costa machte sich aus dem Staub, überholte den ausgepowerten Rolland und ging als Erster in die 13 Kilometer lange Abfahrt zum Ziel. 55 Sekunden hatte er gegenüber Klöden herausgeholt, Bakelants, Navarro, de Clercq und Nieve hatten eineinhalb Minuten Rückstand. Rolland ging bei der letzten Punktevergabe leer aus, was für ihn fatal war. Ein Punkt fehlt zu Froome und für den Gewinn des Bergtrikots ist wohl morgen eine weitere Flucht nötig, für die es an Kraftreserven mangeln könnte.

Klöden ein weiteres Mal von Costa geschlagen
Ein besseres Ende gab es für Costa, der auf der regennassen Abfahrt stets Herr der Lage war und seinen bergauf eroberten Vorsprung souverän verteidigte. 48 Sekunden nach ihm wurde Klöden Zweiter, der schon bei Costas erstem Sieg auf der 16. Etappe zu den Geschlagenen gehörte. Rund eine Minute später belegte Bakelants vor Alexandre Geniez (FDJ), Navarro und de Clercq Platz drei. Rolland verlor noch mehr als sechs Minuten, gehörte aber zu den 17 Ausreißern, die das Ziel vor den Favoriten erreichten, die erst am letzten Berg miteinander kämpften und letztlich in einer Gruppe mit nur wenigen Abwesenden 8:40 Minuten hinter dem Sieger ankamen. Der nicht unerhebliche Zeitgewinn spülte Navarro vom 13. auf den achten Gesamtrang vor. Es war sein zweiter Coup dieser Art, denn auch er gehörte wie Costa und Klöden zur Fluchtgruppe der 16. Etappe. An beiden Tagen gewann er in der Summe 16:27 Minuten auf Froome und Co., ohne die er nicht Achter, sondern lediglich 17. wäre. In der Mannschaftswertung brachten die hohen Abstände ebenfalls große Veränderungen, allerdings gelang es RadioShack nicht, wie vor drei Tagen Saxo-Tinkoff die Führung abzuluchsen. Mehr als eine Verringerung des Rückstandes von 12:29 auf 3:39 Minuten war trotz Etappenplatz zwei und drei nicht möglich.

Nur Valverde stemmt sich gegen die Waffenruhe
Im Feld übernahm nach der Hälfte der Etappe Saxo-Tinkoff die Tempohoheit von Sky, ohne dass sich daraus ein Rhythmuswechsel ergab. An den ersten vier Bergen verhielten sich die besten Kletterer der Tour ganz ruhig und auch am Col de la Croix Fry hatte niemand den ganz großen Überraschungsschlag im Sinn. Alejandro Valverde (Movistar) beendete den Frieden, als er im Regen auszog, seinen elften Rang in der Gesamtwertung zu verbessern. John Gadret (AG2R La Mondiale) folgte dem Beispiel des Spaniers, obwohl es für ihn selbst kaum um etwas ging; der Etappensieg sowieso und selbst die Top20 waren außer Reichweite. Froome, Quintana, Alberto Contador (Saxo-Tinkoff) und Joaquim Rodriguez (Katusha) fanden bis zur Bergwertung Anschluss, woraufhin sich Valverde und Gadret erneut absetzen konnten. Bergab lief jedoch vieles wieder zusammen und neben anderen blieben auch Roman Kreuziger (Saxo-Tinkoff), Bauke Mollema (Belkin) und Jakob Fuglsang mit den Genannten zeitgleich. Auf den ersten sieben Plätzen des Klassements blieb daher alles beim Alten. Valverdes Einsatz hatte aber Erfolg, er zog an den um eineinhalb Minuten distanzierten Michael Kwiatkowski (Omega Pharma-Quick Step) und Laurens ten Dam (Belkin) vorbei auf Rang neun.

Böse Stürze und fünf ausgeschiedene Fahrer
In der Abfahrt vom Glandon hatte Kwiatkowski noch für Erstaunen gesorgt, als er mit seinen Teamkollegen Jérôme Pineau und Mark Cavendish aus dem Hauptfeld herausfuhr. Sie schafften es aber nicht einmal bis auf den Madeleine hinauf, bevor sie eingeholt wurden. Dass es trotzdem nicht schon an den ersten langen Pässen mächtig zur Sache ging, kam den Flachlandliebhabern entgegen, die mit dem Zeitlimit nicht in Konflikt gerieten. Dennoch schrumpfte das Teilnehmerfeld auf 170 Mann, weil fünf Fahrer ausschieden. Tom Veelers (Argos-Shimano) und Marcel Sieberg (Lotto Belisol) werden ihre Sprintern Marcel Kittel und André Greipel am Sonntag in Paris nicht mehr unterstützen können. Der Deutsche brach sich bei einem Sturz das Schlüsselbein. Noch dramatischer ging es bei Jack Bauer (Garmin-Sharp) zu, der mit dem Kopf voran in einen Stacheldrahtzaun fiel und sich schwere Wunden im Gesicht zuzog. Desweiteren endete die Jubiläums-Tour auch für Christophe Le Mevel (Cofidis) und Kris Boeckmans (Vacansoleil-DCM) vorzeitig.

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Das Ziel ist nahe und vor der „tour d‘honneur“ muss nur noch ein Tag in den Alpen überstanden werden. Die mit 125 Kilometern für viele sicher erfreulich kurze 20. Etappe weist sechs Bergwertungen auf. Vier kleinere in der hügeligen ersten Hälfte, eine 1. Kategorie bei Kilometer 78,5 und zu guter Letzt die HC-Bergankunft in Annecy-Semnoz (10,7 km à 8,5%).





Déjà-vu auf schwerster Tour-Etappe: Costa erringt Etappensieg auf gleiche Weise wie 3 Tage zuvor (Foto: letour.fr/Veranstalter)
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