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Rückblick: Das Duell Alberto Contador gegen Andy Schleck bei der Tour 2010
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26.07.2010

Rückblick: Das Duell Alberto Contador gegen Andy Schleck bei der Tour 2010

Info: TOUR DE FRANCE 2010
Autor: Felix Griep (Werfel)



26.07.2010 - Gestern ging sie zu Ende, nun ist die Tour de France 2010 Geschichte. In diese ging sie auch ein mit der fünftknappsten Entscheidung der bisher 97 Austragungen. Nur 39 Sekunden lagen zwischen Alberto Contador und Andy Schleck, die damit wie im Vorjahr Erster und Zweiter wurden. Für den Spanier war es schon der dritte Erfolg bei der Frankreich-Rundfahrt, sein Kontrahent sammelt dagegen zweite Plätze.

0'39"
Vorentscheidung im Prolog, Entscheidung durch Schlecks Kette
Es ist zwar purer Zufall, verschlimmert aber die Dramatik um Andy Schlecks Schaltproblem am Port de Balès noch zusätzlich. Jene 39 Sekunden, die er dadurch auf Alberto Contador verlor, sind am Ende auch sein Rückstand in der Gesamtwertung auf den erfolgreichen Titelverteidiger. Ohne diese hätte er bei Zeitgleichheit durch 64 Hundertstel Vorsprung aus den Zeitfahren gewonnen. Doch war es eben nicht auf dieser 15. Etappe, wo Schleck die Tour verlor, sondern im Kampf gegen die Uhr. Im langen Zeitfahren zum Abschluss war er zwar nur 31 Sekunden langsamer als Contador, hinzu kamen aber noch happige 42 Sekunden aus dem Prolog. Durch 1:13 Minute Zeitgewinn auf dem Kopfsteinpflaster der 3. Etappe konnte er dies jedoch exakt ausgleichen, so dass es dann im Endeffekt doch wieder auf die abgesprungene Kette hinausläuft. In den Bergen waren sich beide sonst ebenbürtig, nur zwei Mal gab es minimale Differenzen. Bei der ersten Bergankunft in Morzine-Avoriaz holte Schleck 10 Sekunden heraus, die Contador auf der 12. Etappe in Mende egalisieren konnte. In den Pyrenäen, bis hin zur Bergankunft am Tourmalet, die ebenfalls Schleck gewann, wichen sie sich nicht mehr von der Seite. Was bleibt, ist die Frage: Was wäre, wenn Schlecks Kette am Balès gehalten hätte?

Der Verlauf des Duells in der Übersicht
Prolog: Contador wird am ersten Tour-Tag Fünfter, nimmt Schleck auf nur 8,9 km gleich 42 Sekunden ab.
Etappe 3: Auf dem Kopfsteinpflaster verliert Contador 1:13 Minute auf Schleck, der an der Seite von Fabian Cancellara mit der Spitzengruppe ankommt.
Etappe 8: Schleck gewinnt mit einem späten Antritt die Bergankunft in Morzine-Arvoriaz und holt dabei 10 Sekunden auf Contador heraus.
Etappe 9: Der verletzte Cadel Evans bricht ein und verliert Gelb an Schleck, der gesamt 41 Sekunden vor Contador liegt.
Etappe 12: In Mende verpasst Contador einen Etappensieg gegen Joaquin Rodriguez, holt aber 10 Sekunden zu Schleck auf.
Etappe 14: Contador kann Schleck mit zwei Antritten bei der Bergankunft in Ax-3 Domaines nicht abhängen. Danach gibt es Stehversuche.
Etappe 15: Schleck scheint mit starkem Antritt Contador am Port de Balès distanzieren zu können, dann springt seine Kette ab. Nach der Abfahrt hat er 39 Sekunden verloren, Contador übernimmt mit 8 Sekunden Vorsprung Gelb.
Etappe 17: Schleck greift beim Schlussanstieg zum Tourmalet früh an, aber beide erreichen den Gipfel gemeinsam. Contador überlässt Schleck den Tagessieg.
Etappe 19: Im entscheidenden Zeitfahren beginnt Schleck stark, verliert aber doch 31 Sekunden auf Contador und mit 39 Sekunden Rückstand die Tour.


Alberto Contador - der nächste Seriensieger der Tour de France?
Die Bilanz des erst 27-jährigen Alberto Contador Velasco bei Grands Tours liest sich beeindruckend. Im Jahr 2005 fuhr er zum ersten Mal bei der Tour und wurde 31., es sollten nur noch Siege folgen. Der erste 2007 in Frankreich, wo er im Jahr darauf mit seinem Astana-Team nicht antreten durfte. Doch was machte der wohl beste Rundfahrer seiner Generation, er fuhr eben Giro d'Italia und Vuelta a España und gewann beide. 2009 gab er siegreich sein Comeback bei der Tour und holte nun schon seinen dritten Gesamtsieg bei der großen Schleife. Zu den Fünffach-Siegern Anquetil, Merckx, Hinault und Indurain könnte Contador schon bald aufschließen und auch Lance Armstrongs "Rekord für die Ewigkeit" von sieben Tour-Siegen könnte irgendwann durch den noch jungen Madrilenen gefährdet sein, der diesmal wie zuletzt vor vier Jahren Oscar Pereiro und zuvor nur ganz wenige Fahrer ohne Etappensieg das Gelbe Trikot holte.


Nächstes Jahr wird Schleck "erwachsen" und will endlich siegen
Wo es Seriensieger gibt, gibt es oft auch "ewige Zweite". Armstrong hatte seinen Jan Ullrich, verhindert Contador Erfolge für Schleck? Andy, der jüngere der Brüder, war schon bei seiner ersten dreiwöchigen Rundfahrt, dem Giro d'Italia 2007 Zweiter. Mit erst 21 Jahren war dies eine Sensation und sein Durchbruch. Bei der Tour debütierte er 2008 als Zwölfter und landete nun zwei Mal in Folge auf dem Platz hinter Contador. Sicher eine beeindruckende Bilanz, doch Schleck will endlich mehr. Bei allen vier GT-Starts gewann er die Nachwuchswertung, für die der noch 25-Jährige nächstes Jahr zu alt sein wird. Dann gibt es keine Weißen Trikots mehr für den Luxemburger. In den Bergen gehört Schleck bereits zur absoluten Weltspitze, doch um das Gelbe Trikot nach Paris zu tragen, muss er dringend den noch zu großen Rückstand im Zeitfahren aufholen. Seine sechs Tage im Leadertrikot in diesem Sommer haben die Lust auf mehr geweckt.





Gesamtsieger Alberto Contador bei der Siegerehrung der Tour de France 2010 (Foto: www.letour.fr)
Gesamtsieger Alberto Contador bei der Siegerehrung der Tour de France 2010 (Foto: www.letour.fr)

Andy Schleck gewinnt die Nachwuchswertung der Tour de France 2010 (Foto: www.letour.fr)
Andy Schleck gewinnt die Nachwuchswertung der Tour de France 2010 (Foto: www.letour.fr)

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