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Rückblick: Die Bilanz der deutschen Fahrer bei der Tour de France 2010
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28.07.2010

Rückblick: Die Bilanz der deutschen Fahrer bei der Tour de France 2010

Info: TOUR DE FRANCE 2010
Autor: Jörg Schröder (Links2003)



Paris, 28.07.2010 - Drei Wochen Tour de France, 20 Etappen, 1 Prolog und zwei Ruhetage liegen hinter den Fahrern und auch uns Zuschauern. Schon vor und während der Rundfahrt haben wir zwischendurch einen besonderen Blick auf die Leistungen der deutschsprachigen Fahrer bei der diesjährigen Frankreichrundfahrt geworfen. Nach dem Ende ist es nun an der Zeit, abschließend ein Fazit zu ziehen. In unserem ersten Teil gestern beleuchteten wir das Abschneiden der österreichischen und schweizerischen Fahrer sowie des einzigen Schweizer Teams bei der Tour, heute folgt der angekündigte zweite Teil mit den deutschen Teilnehmern – mit Ausnahme der Fahrer vom Team Milram, die wir morgen zusammen mit dem Team näher betrachten.


Marcus Burghardt (27) reiste mit zwei Etappensiegen von der Tour de Suisse nach Frankreich. Neben den Helferdiensten für Cadel Evans wollte er auch eigene Ambitionen verfolgen. Bereits auf der 2. Etappe in den Ardennen attackierte er, am Ende sparte er jedoch bei einem Antritt vom späteren Etappensieger Sylvain Chavanel Kraft, um bei einem Vorstoß seines Kapitäns Evans hilfreich zur Seite zu stehen. Zu diesem kam es jedoch nicht mehr, da das Feld auf Grund vieler Stürze geschlossen zu Ende fuhr. Nachdem der Australier mit einem Ellenbogenanbruch schließlich ganz aus dem Rennen um den Toursieg war, fuhr Burghardt wieder auf eigene Rechnung und zeigte sich als einer der wenigen Deutschen offensiv. Auf der 17. Etappe, die auf dem Col du Tourmalet endete, war er bis zum Schlussanstieg vorne. Gegen die Attacke der Klassementfavoriten Andy Schleck und Alberto Contador hatte er letztlich jedoch keine Chance. Den erhofften Etappensieg verpasste sowohl er als auch sein BMC-Team, immerhin konnte Burghardt dazu beitragen, Evans einen Tag in Gelb zu bringen. Dennoch wird er sicherlich ein durchwachsenes Fazit der Tour ziehen.

Die Arbeitsmaschine bei HTC-Columbia ist Bert Grabsch (35) . Genau zu diesem Zweck wurde der ehemalige Zeitfahrweltmeister ins Aufgebot berufen. Im Gegensatz zum Vorjahr wurden seine Dienste jedoch meist länger aufgespart und erst im späteren Verlauf der Etappen eingesetzt, dennoch verrichtete er seine Aufgaben gewohnt zuverlässig und trug so zu fünf Etappenerfolgen des Teams bei. Mit einem dritten Rang im Zeitfahren belohnte er sich selbst, zudem wurde er damit auch die Rote Laterne los und beendete die Tour damit als Vorletzter – was ihn jedoch nicht im Geringsten interessieren wird, das Team kann mit ihm zufrieden sein.

Im Kampf um das Grüne Trikot spielte Danilo Hondo (36) eine ganz wichtige Rolle – und das in zweierlei Hinsicht. Nach einem starken Frühjahr und hervorragendem Giro d’Italia wurde er von Alessandro Petacchi ins Tour-Team geholt. In Frankreich dann bestärkte der Deutsche den Glauben des Italieners daran, Chancen auf den Gewinn des Grünen Trikots zu haben. Hondo hängte sich rein, führte seinen Kapitän zu zwei Etappensiegen und am Ende zum Gewinn des Punktetrikots. Er machte sich so unverzichtbar, dass er nun gar zum Grand-Tour-Triple antreten soll mit einem Start bei der Vuelta a Espana. Neben seiner Teamarbeit bekam er auf bestimmten Etappen Freiheiten, auf der 5. Etappe wurde er als Anfahrer 13., auf der ersten Alpenetappe (7. Abschnitt) versuchte er eine ähnliche Aktion mit einer Gruppe wie beim Giro, diesmal wurde er jedoch noch vor der Bergankunft gestellt.


Weitere Rückblicke zur Tour de France im Laufe der Woche ...

Für viele Fahrer ist die Tour de France das Größte, sie wollen alle dabei sein. Andreas Klier (34) dagegen fühlt sich wohler bei den klassischen Eintagesrennen, wurde daher nur auf ausdrücklichen Wunsch von Carlos Sastre ins Tour-Aufgebot vom Cervélo TestTeam geholt. Der erfahrene Deutsche war auf den ersten Etappen wichtig für seinen Kapitän, der durch die Rennübersicht von Klier wenig Zeit verlor auf den ersten hektischen und schwierigen Etappen, insbesondere dem Kopfsteinpflaster. Danach verrichtete er gewohnt zuverlässig, aber unauffällig seine Arbeit. Die Berge sind nicht sein Terrain.

Bei der neuen Mannschaft Radioshack spielte Andreas Klöden (35) eine wichtige Rolle. Doch wie seine Teamkollegen Levi Leipheimer und Lance Armstrong konnte er in den Bergen nicht an alte Leistungen anknüpfen. Zwar fuhr der Deutsche eine gute Tour, doch Platz 14 war sicherlich nicht unbedingt das, was er sich vorgestellt hatte. Auch wenn er als Helfer zur Tour fuhr und am Ende nur 16 Minuten auf Contador verlor. Der Deutsche wäre gerne in die Lücke gestoßen, die seine Teamkollegen hinterließen und in den Bereich früherer Teilnahmen vorgestoßen, wo er bereits zweimal am Ende auf dem Podium gelandet war. Letztlich war er jedoch wieder mit Abstand der am besten platzierte deutschsprachige Fahrer bei der Tour. Sein bestes Etappenresultat war Platz 7 auf der 12. Etappe, als er sich mit einer großen Gruppe und einigen namhaften Fahrern absetzen konnte. Erst am letzten Anstieg wurde er als einer der Letzten eingeholt, konnte sich dennoch in den Top 10 halten. Auf einen Etappensieg bei der Tour muss er somit weiter warten.

Sebastian Lang (30) musste während der drei Wochen viel für seinen jungen Teamkollegen Jurgen Van den Broeck arbeiten, was er für die Überraschung in der Gesamtwertung dieser Tour sehr erfolgreich und ausgiebig tat. Darüber hinaus ergriff er jedoch auch seine eigene Chance, ohne sie am Ende erfolgreich nutzen zu können. Auf der 6. Etappe hatte sein Ausreißversuch keine Chance, gegen Ende der Rundfahrt hatte er für eigene Ambitionen keine Gelegenheit mehr. Dennoch eine gelungene Tourteilnahme.

Tony Martin (25) kann im Gegensatz zu den anderen Deutschen gleich zwei herausragende Etappenergebnisse vorweisen: Er wurde im Prolog und im langen Zeitfahren auf der 19. Etappe jeweils nur knapp vom Zeitfahrweltmeister Fabian Cancellara besiegt. Dennoch wird der junge Deutsche, der zu Beginn das Weiße Trikot tragen konnte, nicht zufrieden sein mit seiner Tour. Sein Team und er hegten Hoffnungen auf ein gutes Resultat in der Gesamtwertung nach einer guten Tour de Suisse, letztlich musste sich der Deutsche jedoch früh eingestehen, im Training etwas falsch gemacht zu haben. Danach konzentrierte sich Martin auf die Arbeit für die Teamkollegen Michael Rogers und Mark Cavendish. Vor allem am fünften Etappensieg von Cavendish hat Martin großen Anteil. Sein Vorhaben mit einem eigenen Etappenerfolg scheiterte, da er mehrmals trotz Versuchen die richtige Gruppe verpasste. Dies gelang erst auf der letzten Etappe in Paris, wo er jedoch wegen Cavendish´ Hoffnungen auf Grün keine Arbeit verrichtete. Nach dem Einholen war er bis zur Zielgeraden der wichtigste Helfer auf dem Weg zu Sprintsieg Nummer 5.

Eigene Ambitionen hegte Grischa Niermann (34) nicht. Genau dafür wird der Hannoveraner sehr geschätzt bei Rabobank. Auch in diesem Jahr verrichtete er wieder zuverlässig seine Arbeit, auch wenn er zwischendurch krankheitsbedingt etwas kürzer treten musste. Pünktlich zu den Pyrenäen war er für seine Kapitäne Denis Menchov und Robert Gesink eine wichtige Stütze und trug damit zu deren hervorragendem Abschneiden bei. Einmal mehr ist die Sportliche Leitung zu Recht mit ihm zufrieden. Nebenbei wurde er als 54. zweitbester Deutscher im Gesamtklassement.

Jens Voigt (38) ist der Routinier unter den deutschen Tourteilnehmern. Und so präsentierte sich der Berliner einmal mehr. Gewohnt zuverlässig verrichtete er viel Arbeit für sein Saxo Bank-Team. Zunächst zur Verteidigung des Gelben Trikots von Fabian Cancellara, später um mit Andy Schleck um den Toursieg zu kämpfen. Der frühere Ausreißerkönig versuchte sich diesmal nur einmal in der Attacke: Auf der 9. Etappe in den Alpen fuhr Voigt lange in einer Gruppe vor dem Feld, um am letzten Berg für seinen Kapitän Schleck noch wichtige Arbeit verrichten zu können. Das Vorhaben gelang, am Ende belohnte er sich gar noch mit dem 12. Etappenrang inmitten vieler Klassementfahrer. Alles in allem eine erneut starke Vorstellung in Frankreich. Auch nach seiner 14. Tour-Teilnahme kann sich der 38-Jährige einen weiteren Start vorstellen, hofft dann jedoch wohl auf einen Verzicht auf 16. Etappen: wie im Vorjahr stürzte er diesmal wieder auf diesem Abschnitt. Mit vielen Verletzungen, unter anderem an den Rippen, quälte er sich jedoch ins Ziel und letztlich bis nach Paris.

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Marcus Burghardt auf der 8. Etappe der Tour de France 2010, Foto: Christine Kroth
Marcus Burghardt auf der 8. Etappe der Tour de France 2010, Foto: Christine Kroth

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