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Karriereenden Tom Boonen: Eine der größten Klassiker-Karrieren in der Geschichte des Radsports |
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10.04.2017 | |||||
Tom Boonen: Eine der größten Klassiker-Karrieren in der Geschichte des RadsportsInfo: BildergalerieAutor: Felix Griep (Werfel) | Fotos: Christine Kroth (Cofitine) | Steckbrief: Eric Franke (Steels) 10.04.2017 – Mehr als ein Jahrzehnt lang hatten zwei Fahrer die Frühjahrsklassiker in Belgien und Frankreich geprägt und Historisches erreicht, doch nun ist die Ära dieser beiden Top-Radsportler endgültig vorbei. Nach unserem Rückblick auf die monumentalen Erfolge des Fabian Cancellara im Adventskalender 2016 wollen wir nun auch anlässlich seines Karriereendes die Laufbahn Tom Boonens umfassend würdigen, der gestern in der „Hölle des Nordens“ sein letztes Rennen bestritt. Wir blicken zurück auf die einmaligen Erfolge des Rekordsiegers von Paris-Roubaix, Flandern-Rundfahrt, Gent-Wevelgem, E3 Harelbeke und Kuurne-Brüssel-Kuurne, zeigen euch in Übersichten auch alle anderen seiner weit mehr als 100 Profi-Siege und öffnen das LiVE-Radsport Fotoalbum mit zahlreichen Bildern aus der Laufbahn eines der besten Radsportler seiner Generation. -> Zur Bildergalerie mit vielen weiteren Fotos Boonens radsportliches „Zuhause“ war zweifellos das Kopfsteinpflaster Belgiens und Nordfrankreichs, wo er seine größten Erfolge feierte und in die Geschichtsbücher einging. Aus diesem Grund wollen wir in unserem Rückblick auf Boonens Karriere den Klassikern einen besonderen Stellenwert einräumen. In der folgenden Übersicht sind alle seine Ergebnisse bei den wichtigsten Kopfsteinpflaster-Rennen aufgelistet, bei denen er insgesamt 21 Siege erringen konnte. Als erstem Fahrer gelang Boonen gleich zweimal, in den Jahren 2005 und 2012, das Double aus Siegen bei Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix. Eine Marke die Fabian Cancellara durch seine Erfolge 2010 und 2013 einstellen konnte. Unerreicht ist aber bis heute Boonens Siegesserie aus 2012, als er nicht nur die beiden Kopfsteinpflaster-Monumente, sondern zuvor auch schon E3 Harelbeke und Gent-Wevelgem gewann – Siege bei diesen vier Rennen in einem Jahr schaffte kein anderer Fahrer. 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Omloop Het Nieuwsblad 63. 5. - 2. 13. 3. 85. 10. Kuurne-Brüssel-Kuurne 7. - 9. 22. 3. 1. 4. 1. Dwars door Vlaanderen - 34. 28. 80. 5. 1. 37. 3. E3 Harelbeke - 12. 1. 1. 1. 1. 8. 2. Ronde van Vlaanderen 24. 25. 25. 1. 1. 12. 17. 20. Gent-Wevelgem 7. 3. 1. 26. 117. 27. 150. 71. Paris-Roubaix 3. 24. 9. 1. 2. 6. 1. 1. Scheldeprijs - - 1. 4. 1. - 2. 56. 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 Omloop Het Nieuwsblad 59. 35. 2. 84. 33. 3. 11. dnf Kuurne-Brüssel-Kuurne dnf 101. 42. - 1. 29. 69. - Dwars door Vlaanderen 20. 9. - - 14. - - - E3 Harelbeke 2. - 1. 7. 11. - 14. 8. Gent-Wevelgem dnf 1. 1. dnf 5. - 20. 6. Ronde van Vlaanderen 2. 4. 1. dnf 7. - 15. 37. Scheldeprijs 18. 116. 130. - 84. - 103. 43. Paris-Roubaix 5. dnf 1. - 10. - 2. 13.Anmerkung: Die Rennen sind von oben nach unten chronologisch angeordnet. Bis einschließlich 2009 fand die Ronde van Vlaanderen noch vor Gent-Wevelgem und Paris-Roubaix vor dem Scheldeprijs statt, 2010 wurden die Austragungstermine dann jeweils getauscht. Geburtsdatum: 15.10.1980 Geburtsort: Mol Teams: 2002: US Postal Service 2003-2017: Quick Step-Davitamon/Quick Step-Innergetic/Quick Step/Omega Pharma-Quick Step/Etixx-Quick Step/Quick Step Floors Karrieresiege: 123 Gesamterfolge: 148 (inklusive Mannschaftszeitfahren und Sonderwertungen) Hinter den folgenden drei Schaltflächen findet ihr Auflistungen über alle Siege, die Tom Boonen in seiner langen Karriere feiern konnte. Zu diesen gehören neben 7 Monumenten unter anderem auch der Weltmeistertitel im Straßenrennen von 2005 sowie acht Etappensiege bei Grand Tours, davon sechs bei der Tour de France, deren Grünes Trikot er 2007 gewann. Im letzten Teil unseres Rückblicks auf die Karriere von Tom Boonen blicken wir noch einmal genauer zurück auf seine Erfolge bei jedem der eingangs erwähnten Frühjahrs-Klassiker. Der Omloop Het Nieuwsblad ist gewissermaßen der „schwarze Fleck“ in Boonens goldenem Palmarès. Es ist der einzige belgische Kopfsteinpflaster-Klassiker, den er nie gewinnen konnte, auch wenn er immerhin viermal auf dem Podium stand. Zum ersten Mal war ihm das im Jahr 2005 gelungen, als er den Sprint des Hauptfeldes hinter seinem Teamkollegen Nick Nuyens gewann, der sich mit 14 Sekunden Vorsprung als Solist durchgesetzt hatte. Ärgerlicher waren da schon der dritte Platz von 2007, als Filippo Pozzato kurz vor dem Ziel aus einer Fünfergruppe attackierte und den Sieg holte, der zweite Platz von 2012, als er im Dreiersprint Sep Vanmarcke unterlag, und besonders der dritte Platz von 2015. In einer vierköpfigen Spitzengruppe mit seinen Teamkollegen Niki Terpstra und Stijn Vandenbergh ging der Sieg an den einzigen Gegner, Ian Stannard. alleiniger Rekordsieger Beim Sonntags-Rennen am ersten Klassiker-Wochenende der Saison war Boonen deutlich erfolgreicher, im Gegensatz zum Omloop gewann er Kuurne-Brüssel-Kuurne ganze drei Mal, was außer ihm noch niemand geschafft hat. Der sprinterfreundlichere Charakter der Strecke kam ihm sehr entgegen. 2007 feiert er seinen ersten Sieg in Kuurne im Massensprint vor Marcel Sieberg und 2010 verwies er im Sprint einer zehnköpfigen Gruppe Bernhard Eisel auf Platz zwei. Der Rekord-Sieg Nummer 3 war im Jahr 2014 einer überragenden mannschaftlichen Leistung von Omega Pharma-Quick Step zu verdanken. Boonens Team hatte schon weit vor dem Ziel das Feld auf zehn Mann reduziert, von denen es selbst die Hälfte stellte. So waren viele Gegner früh geschlagen und Boonen konnte im Sprint vor Moreno Hofland den Sieg holen – es war sein erster Klassiker-Erfolg seit der alles überragenden Saison 2012 und zugleich auch der letzte des damals schon 33-Jährigen. Es war auch ein Massensprint, der Boonen 2007 seinen ersten Sieg bei Dwars door Vlaanderen einbrachte, doch nach diesem Erfolg vor Nico Eeckhout gelang ihm kein zweiter, der ihn bei diesem Rennen in der Kreis der Rekordsieger gebracht hätte. Das Podium erreichte er noch einmal 2009 als Dritter, als Quick Step drei Mann in eine Fünfergruppe gebracht hatte, die ihre verbliebenen Gegenspieler im Finale abwechselnd attackierten. Am Ende war es Boonens Teamkollege Kevin Van Impe, der den Sieg einfahren konnte. alleiniger Rekordsieger Bei E3 Harelbeke – bzw. E3 Prijs Vlaanderen, wie das Rennen früher hieß – feierte Boonen 2004 den ersten Klassiker-Sieg seiner Karriere. Der damals erst 23-Jährige gab in einem Massensprint Jaan Kirsipuu das Nachsehen. In den Folgejahren entwickelte sich der E3 Prijs zu Boonens Lieblingsrennnen, das er vier Mal in Folge gewinnen konnte, wobei er sich die nächsten Siege härter erarbeiten musste. 2005 kämpften vor dem Feld sieben Mann um den Sieg, bis nur noch Boonen und Andreas Klier übrig waren und der Vorjahressieger sich gegen den Deutschen im Sprintduell behaupten konnte. Alessandro Ballan war 2006 der Gegner, mit dem Boonen sich am Ende des Rennen auseinandersetzen musste, und auch den Italiener konnte er hinter sich lassen. 2007 gewann Boonen dann den Sprint eines Quartetts vor keinem Geringeren als Fabian Cancellara. Nach zweiten Plätzen in den Jahren 2009 und 2010, einmal hinter Filippo Pozzato und einmal hinter Cancellara, glückte Boonen 2012 noch ein fünfter E3-Sieg. Diesen holte er sich wie den ersten bei diesem Rennen in einem Massensprint, verwies Oscar Freire auf Platz zwei. Rekordsieger mit Robert Van Eenaeme, Rik Van Looy, Eddy Merckx, Mario Cipollini Bei Gent-Wevelgem konnte Boonen seine Sprintstärke dreimal gewinnbringend nutzen, das erste Mal 2004 nur zwei Wochen nach seinem Premieren-Klassikersieg beim E3 Prijs. Auf Platz zwei hinter Boonen landete der Schwede Magnus Bäckstedt, der drei Tage später bei Paris-Roubaix triumphierte. Nach diesem ersten Sieg spielte Boonen jahrelang keine nennenswerte Rolle mehr bei Gent-Wevelgem, bevor er 2011 wieder zuschlug, diesmal im Sprint vor Daniele Bennati. 2012 gewann er dann erneut im Sprint eines diesmal etwas kleineren Feldes und verwies dabei Peter Sagan auf Platz zwei. Für den jungen Slowaken war dies das erste Podiums-Resultat bei einem größeren Klassiker. Rekordsieger mit Achiel Buysse, Fiorenzo Magni, Eric Leman, Johan Museeuw, Fabian Cancellara Am 3. April 2005 stieg Boonen in die Riege der Monuments-Sieger auf, als er zum ersten Mal die Flandern-Rundfahrt für sich entschied, und das auch noch als Solist. Im Finale setzte er sich aus einer sechsköpfigen Gruppe ab, die nach der Mauer von Geraardsbergen die Konkurrenz abgehängt hatte. Das T-Mobile-Duo Andreas Klier/Erik Zabel mühte sich vergeblich, den Angreifer wieder zurückzuholen; Klier wurde letztlich mit 35 Sekunden Rückstand Zweiter. Ein Jahr später, 2006, verteidigte Boonen seinen Ronde-Titel in einem Duell mit Leif Hoste. Das Paar hatte sich nach einer Attacke Hostes am Valkenberg abgesetzt und fuhr auf den letzten 30 km eine gute Minute Vorsprung heraus. Auf den dritten Sieg beim wichtigsten Klassiker in seiner belgischen Heimat musste Boonen lange warten. 2010 war es noch nicht so weit. Gut 40 Kilometer vor Schluss hatte er sich gemeinsam mit Fabian Cancellara abgesetzt, dem er aber in der Mauer von Geerardsbergen nicht mehr folgen konnte, woraufhin er mit einer guten Minute Rückstand Zweiter wurde. 2012 hatte er dann wieder das bessere Ende für sich und setzte sich aus einer Dreiergruppe vor Filippo Pozzato und Alessandro Ballan durch. Das Trio hatte sich 17 Kilometer vor Schluss am Oude Kwaremont gebildet. Boonens Haupt-Rivale Cancellara war bereits eine Weile zuvor nach einem Sturz ausgeschieden. Der Scheldeprijs ist zweifelsohne der sprinterfreundlichste der Frühjahrsklassiker, so dass es nicht überrascht, dass Boonen diesen in den frühen Jahren seiner Karriere ebenfalls gewinnen konnte. Den Massensprint von 2004 gewann Boonen vor Robbie McEwen. 2006 gehörte Boonen zu 22 Fahrern, die sich früh vom Feld abgesetzt hatten, das bei widrigen Wetterbedingungen letztlich komplett aus dem Rennen genommen wurde. Quickstep-Innergetic, das mit sieben Mann fast ein Drittel der Spitzengruppe stellte, behielt die Gegner gut unter Kontrolle, und feierte im Sprint durch Boonen und Steven de Jongh sogar einen Doppelsieg. Rekordsieger mit Roger De Vlaeminck Kein anderes Rennen ist so eng mit dem Namen Tom Boonen verbunden wie die „Hölle des Nordens“. Schon 2002 konnte er dort als absoluter Frischling auftrumpfen und schaffte es bei seiner Premiere als Dritter gleich aufs Podium. An den Sieg war damals noch nicht zu denken, denn Johan Museeuw finishte drei Minuten vor Steffen Wesemann und Boonen. 2005, eine Woche nach seinem ersten Sieg bei der Flandern-Rundfahrt, jubelte er dann auch erstmals im Velodrom. Knapp 20 Kilometer vor dem Ziel entstand durch einen Angriff von Juan Antonio Flecha die entscheidende Dreiergruppe mit dem Spanier sowie George Hincapie und Boonen. Den Sprint dieses Trios konnte Boonen vor dem US-Amerikaner für sich entscheiden. Das Unternehmen Titelverteidigung in 2006 endete mit einem zweiten Platz, weil Fabian Cancellara als Solist fast zwei Minuten Vorsprung herausgefahren hatte. Zwei Jahre später, 2008, fuhren Boonen und Cancellara gemeinsam mit Alessandro Ballan ins Velodrom ein, nachdem sich das Trio 35 Kilometer zuvor aller anderen Kontrahenten entledigt und in der Folge mehr als drei Minuten Vorsprung herausgefahren hatte. Im Sprint auf der Radrennbahn waren der Schweizer und der Italiener Boonen nicht gewachsen. Und diesmal gelang Boonen im Folgejahr die Titelverteidigung: 2009 beendete er das Rennen zudem erstmals als Solist. Im Sektor Mons-en-Pévèle 45 Kilometer vor dem Ende konnten ihm noch fünf Fahrer folgen, bevor wenig später nach einem Sturz der Anderen nur noch Thor Hushovd bei ihm war, der wenig später aber ebenfalls stürzte. Am Ende siegte Boonen, der das Glück auf seiner Seite zu haben schien, 47 Sekunden vor Filippo Pozzato. Den beiden Siegen hintereinander folgten ein fünfter Platz 2010, als Cancellara wieder einmal ein großes Solo hinlegte, und ein Ausscheiden 2011 nach Defekt im Wald Von Arenberg und Sturz bei der anschließenden Aufholjagd. Dafür meldete sich Boonen 2012 umso motivierter zurück und lieferte sein absolutes Meisterstück ab. Er feiert seinen vierten Roubaix-Erfolg 1:39 Minute vor einer Verfolgergruppe, nachdem er die letzten 53 Kilometer des Rennens alleine absolviert hatte. In einer hektischen Phase hatte ihm sein Teamkollege Niki Terpstra dabei geholfen, die ersten 20 Sekunden Vorsprung herauszufahren, bevor man eines der legendärsten Soli in der Klassiker-Geschichte bestaunen durfte. |
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