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Deutschland-Tour Die Neuauflage der Deutschland-Tour – ein Resümee |
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29.08.2018 | |||||
Die Neuauflage der Deutschland-Tour – ein ResümeeInfo: BildergalerieInfo: Deutschland Tour 2018 (2.1) Autor: Christine Kroth (Cofitine) Die Geschichte der Deutschland-Tour ist eine etwas löchrige. Denn immer wieder wurde das Rennen um einige Jahre ausgesetzt. Sobald es mit dem Radsport wieder aufwärts ging in Deutschland wurde das Rennen ausgetragen, ließ die Begeisterung und damit auch der Zahlungswille der Sponsoren nach, verschwand das Rennen wieder aus dem Kalender. 1999 auf dem Höhepunkt der Radsportbegeisterung in Deutschland kam das Rennen nach langer Pause wieder zurück, 10 Jahre und einige Skandale später verschwand es nach der Austragung 2008 wieder von der Bildfläche. Bis letzte Woche! Die Deutschland-Tour ist zurück und bleibt hoffentlich diesmal länger als 10 Jahre dem Radsport erhalten! Unser Fazit zur Neuauflage des Rennens. Veranstalter zieht positive Bilanz Zum Ende der Deutschland-Tour zog der Veranstalter am Sonntag eine positive Bilanz. Das Rennen ist gut angekommen bei Fahrern und Fans. Veranstaltet wurde das Rennen von der „Gesellschaft zur Förderung des Radsports GmbH“, dem deutschen Tochterunternehmen der ASO, das seit letztem Jahr auch für den Radklassiker Eschborn-Frankfurt verantwortlich zeichnet. Für 10 Jahre hat man einen Vertrag, dieses Rennen auszurichten, mit Option für weitere 10 Jahre. Optimal erwies es sich klein anzufangen, in der UCI-Kategorie 2.1 und mit „nur“ vier Etappen. So konnte man sehen, wie das Rennen von den Fans angenommen wurde. Das Konzept überzeugte, auch weil das Publikum einbezogen wurde. Dazu die „Newcomer Tour“ in Merzig und am Sonntag eine Jedermann-Veranstaltung in Stuttgart. Dazu täglich die Kids-Tour, eine gute Möglichkeit, Kinder an den Sport heranzuführen. Landschaftliche Höhepunkte und nahezu perfekter Termin Die Etappenorte waren gut besucht. Bereits zur Teampräsentation in Koblenz am Abend vor dem Start des Rennens kamen zahlreiche Radsportbegeisterte ans Deutsche Eck, ein durchaus clever gewählter Platz, denn auch der Start erfolgte am Donnerstag hier und so machte man gleichzeitig Werbung für die Schönheit Deutschlands. Genau wie am Samstag, als der Start vor der berühmten Porta Nigra in Trier erfolgte. Die Tour de France hat es vorgemacht. Landschaftliche Höhepunkte gehören zu einem Radrennen genauso dazu wie die Schwierigkeiten einer Strecke. Da das Rennen zunächst nur über vier Etappen ausgetragen wurde, konnte man natürlich nicht ganz Deutschland miteinbeziehen. Man beschränkte sich auf den Südwesten, besuchte dabei aber immerhin fünf Bundesländer. Sollte sich das Rennen weiter etablieren können, ist eine Ausweitung auf bis zu einer Woche denkbar und somit würden dann auch noch mehr Teile Deutschlands mit einbezogen werden können. Auch der Termin Ende August erwies sich als Glücksfall. Wobei das Rennen schon bei den letzten Austragungen vor der großen Pause zu diesem Zeitpunkt im Jahr stattfand, der Kalender damals aber noch etwas anders gestaltet war. Auch für nächstes Jahr hat der Veranstalter diesen Termin bei der UCI beantragt, Ende September soll der Termin endgültig feststehen. Geraint Thomas und das Team Lotto-Kern Haus Die Deutschland-Tour kommt bei den Fahrern an Auch ist eine Aufwertung der UCI denkbar. In diesem Jahr ist man in der Kategorie 2.1. klassifiziert gewesen, eine Aufwertung in die Kategorie HC scheint wahrscheinlich, wenn auch vielleicht noch nicht gleich im nächsten Jahr. Doch auch diese Klassifizierung war zunächst sehr günstig, denn so gab man einheimischen Continental-Teams die Chance, hier an den Start zu gehen und sich dem breiten Publikum zu zeigen. Dass das zurzeit beste deutsche Continental-Team Bike Aid keine Einladung erhielt, war sicher etwas unglücklich und warf einige Fragen, besonders bei der internationalen Presse auf. Auch international war das Rennen gefragt. Auch aufgrund des Termins waren viele WorldTour-Teams am Start. Insgesamt 11 Teams der höchsten Kategorie hatten für die Neuauflage der Deutschland-Tour gemeldet. Dazu kamen dann noch sechs Teams der Kategorie Pro-Continental und eben die fünf deutschen Continental-Teams. Ein großes Plus und ein Magnet für die Zuschauer waren nicht nur die einheimischen Profis, sondern auch die internationalen Stars der Szene. So waren der Erste und der Zweite der diesjährigen Tour de France am Start. Während Tour-Sieger Geraint Thomas (Team Sky) eher als Helfer in Erscheinung trat und im Rennen selbst keine Rolle spielte, sorgte der Tour-Zweite Tom Dumoulin (Team Sunweb) für Aktion im Rennen und verpasste das Podium in Stuttgart als Gesamtvierter nur knapp. Mit Romain Bardet (Ag2R) war ein weiterer Hochkaräter am Start, der auf der 2. Etappe in Bonn das Herz der Fans mit einem Interview auf Deutsch im Sturm eroberte. Bardet beendete die Deutschland-Tour als Achter. Auch die deutschen Stars lockten die Fans an die Strecke und vor den Fernseher. Der deutsche Meister Pascal Ackermann (Bora-Hansgrohe) war nicht nur ein gefragter Interviewpartner, sondern stand auch bei Selfies und Autogrammen bei den Fans hoch im Kurs. In Bonn verpasste er den Sieg auf der 1. Etappe nur knapp. Maximilian Schachmann und Nils Politt sorgten auf den Etappen zwei und vier dann für deutsche Siege, beiden gelang zudem hinter Gesamtsieger Matej Mohoric (Bahrain-Merida) der Sprung aufs Podium, Politt als Zweiter, Schachmann als Dritter. Insgesamt äußerten sich die Profis, die am Start waren, egal welcher Nation sie angehörten, durchweg positiv über die Veranstaltung, die Strecken und die Resonanz beim Publikum. Fans als Teil des Konzepts Die Deutschland-Tour sorgte bei den Fans und den Medien für große Begeisterung und Aufmerksamkeit. Zudem wurde das Rennen in 190 Länder übertragen. Auch das ZDF, das sich lange aus der Radsportberichterstattung zurückgezogen hatte, zeigt eine Etappe, die 3., live. Allerdings wurden die ersten beiden Etappen, anders als bei der Tour de France, nur in den dritten Programmen der ARD übertragen. Hier ist sicherlich noch Verbesserungspotential, um noch mehr Zuschauer zu erreichen, sollten auch die Etappen unter der Woche ins Hauptprogramm. Allerdings muss man anmerken, dass die Berichterstattung sehr breit gefächert war, Live-Streams und Übertragungen in den sozialen Medien ergänzten das Angebot, was heute allerdings als Standard anzusehen ist. 125000 Zuschauer besuchten die Deutschland-Tour laut Veranstalter an den fünf Tagen (inklusive Teampräsentation am Mittwoch) in den Etappenorten. Nicht mitgezählt die vielen Zuschauer am Rande der Strecke. Bei der Einschreibung am vergangenen Freitag in Bonn etwa standen die Zuschauer in 10er-Reihen und mehr gegenüber der Einschreibebühne. Und das an einem Freitagvormittag außerhalb der Urlaubszeit! Das war durchaus erstaunlich und zeigte, wie das Rennen von den Menschen in Deutschland angenommen wurde. Zum Konzept der neuen Deutschland-Tour zählte aber ohnehin von Anfang an, die Radsportfans mit einzubeziehen. So konnte man schon lange vorher selbst Vorschläge für Etappenorte und Streckenführung abgeben. Soweit möglich wurden diese Vorschläge von den Streckenplanern um den ehemaligen Radprofi Fabian Wegmann berücksichtigt. Man dankte es den Fans damit, dass das rote Leadertrikot mit vielen Namen derer, die Vorschläge abgegeben hatten, bedruckt war. Ein Rennen für die Fans und mit den Fans! Eine großartige und bislang einzigartige Idee. Und auch der Name ist Programm, denn das Rennen nannte sich offiziell „Deutschland – Deine Tour“. Auch so wurden alle mit einbezogen. Pascal Ackermann und Maximilian Schachmann Aufwertung auch durch die Politik Ein weiterer wichtiger Aspekt ist auch die Anerkennung aus der Politik. Was die Sportler noch bei der Leichtathletik-EM kürzlich in Berlin beklagten, nämlich dass kein ranghoher Politiker vor Ort war, war bei der Deutschland-Tour nicht gegeben. Am Samstag zeigte sich ein sehr begeisterter Bundesaußenminister als einer der Ehrengäste am Ziel in Merzig. Okay, Heiko Maas ist Saarländer, doch das Beispiel Berlin zeigte, dass es nicht selbstverständlich ist, dass Politiker eine Veranstaltung besuchen. Auch der Besuch des Außenministers verschaffte dem Rennen eine nicht ganz unbedeutende Aufwertung. Abschließendes LiVE-Radsport-Fazit Die Neuauflage der Deutschland-Tour war ein großer Erfolg. Sie wurde von den Zuschauern und von den Profis gut angenommen. Das Rennen muss sich aber erst langsam wieder etablieren, man sollte den Erfolg dieser Austragung jetzt nicht zu sehr strapazieren und in den nächsten Jahren langsam wachsen. Ein schneller Aufstieg z.B. in die WorldTour täte dem Rennen nicht gut. Eine Erweiterung auf bis zu eine Woche wäre aber wünschenswert, da so mehr Regionen in Deutschland miteinbezogen werden könnten. Auch sollte der Termin Ende August beibehalten werden. Zwischen Tour de France und Straßen-WM ist dieser Termin gerade für Fahrer, die nicht die Vuelta a España bestreiten, ein perfekter Zeitpunkt und es würde dem Rennen, wie bereits in diesem Jahr, hochkarätige Starter garantieren. Die Berichterstattung ist noch etwas verbesserungswürdig, so sollten auch die Etappen an Werktagen im Hauptprogramm und nicht in den dritten Programmen übertragen werden. Alles in allem war es ein sehr guter Wiedereinstieg und eine sehr gelungene Re-Premiere der Deutschland-Tour. Fortsetzung im nächsten Jahr bereits garantiert! Wir freuen uns drauf!
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29.08.2018 | |||||
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