3559,5 Kilometer gilt es in diesem Jahr für die Teilnehmer der Tour de France 2008 von Brest nach Paris zurückzulegen und der Streckenverlauf verspricht nicht nur durch die wieder ins Programm genommene Bergankunf in L'Alpe d'Huez jede Menge Spannung. LiVE-Radsport stellt euch die Strecke vor.
In der letzten Woche vor der Tour de France bringt Euch LiVE-Radsport täglich interessante Berichte und Analysen, um Euch das Warten bis zum Start der Große Schleife zu erleichtern. Morgen werfen wir als Nächstes einen Blick auf die an der Tour teilnehmenden Mannschaften.Teil 1: Die Strecke | Teil 2: Die Teams | Teil 3: Die Favoriten | Teil 4: Deutschspr. Fahrer
Das erste Teilstück der diesjährigen Tour de France ist seit langem erstmals kein Prolog oder Zeitfahren und somit werden am 5. Juli auch die nicht so zeitfahrstarken Fahrer eine Chance auf das begehrte gelbe Trikot zu Beginn der Rundfahrt haben. Für alle Sprinter könnte die Ankunft in Plumelec nicht wie geschaffen sein, eher schon antrittsstarke Fahrer wie Klassikerspezialisten oder bergfeste Sprinter wie Thor Hushovd oder Erik Zabel werden die Favoritenrolle inne haben. Schon etwas früher am Tag dürfte es vielleicht für die französischen Teams wichtig werden, die in der Vergangenheit immer Anstrengungen unternahmen das Bergtrikot zu Beginn der Rundfahrt in ihren Reihen zu haben. Da insgesamt vier Bergwertungen der vierten Kategorie auf dem Programm stehen ist es daher unerlässlich in der Spitzengruppe vertreten zu sein.
Auch am zweiten Tag der Tour könnte der Kampf ums Bergtrikot erneut entbrennen, denn mit den vier Bergwertungen des Tages bietet sich auch für die Fahrer die Möglichkeit sich ihren Traum zu erfüllen, die es am Vortag nicht in die Gruppe geschafft haben. Insgesamt ist das Profil sehr wellig und die letzte Steigung nach 164,5 Kilometern könnte noch mal ein idealer Nährboden für Attacken sein.
Nach zwei Etappen mit kleineren Schwierigkeiten zum Ende hin ist die dritte Etappe von Saint-Malo nach Nantes erstmals eine reine Flachtetappe, die sehr wahrscheinlich in einem Massensprint enden wird. Für die Ausreißer des Tages bieten sich unterwegs nur drei Sprintwertungen, in sofern wird der zu jenem Zeitpunkt in der Bergwertung Führende einen Tag verschnaufen können.
Am vierten Tag wird es erstmals richtig ernst für die Favoriten, die bisher nur beschützt von ihrem Teamkollegen im Feld versuchten möglichst viele Körner zu sparen und Stürzen aus dem Weg zu gehen. Der 29,5 Kilometer lange und vor allem überwiegend flache Kurs dürfte Zeitfahrer mit guten Rollerqualitäten bevorzugen, wie beispielsweise Fabian Cancellara, der zuletzt bei der Tour de Suisse seine gute Form unter Beweis stellte, wenn auch nicht im Zeitfahren. Auch das erstmals bei der Tour startende Team Garmin-Chipotle dürfte sich mit David Millar einiges ausrechnen, ebenso wie Silence-Lotto, wo man hoffen dürfte, dass Cadel Evans vor den Bergen schon ein wenig Zeit zwischen sich und die Konkurrenten legen kann.
Für die Favoriten bietet sich am Tag nach dem Zeitfahren ein Tag zum Erholen an, da die Sprinterteams wohl die Verantwortung im Feld übernehmen dürften. Auf den 232 zu absolvierenden Kilometer wird es daher im Hinblick auf die kommende erste Bergankunft besonders auf die Regenerationsfähigkeit der Gesamtfavoriten ankommen.
Mit Etappe 6 und der damit verbundenen Bergankunft in Super-Besse folgt die zweite wichtige Prüfung für die Favoriten in der ersten Tourwoche. Der Berg der zweiten Kategorie wird zwar nicht für Minutenabstände sorgen, aber verlorene Sekunden aus dem Zeitfahren lassen sich dort wieder gutmachen. Bei einer Schwäche kann aber auch gleichzeitig eine gute Ausgangsposition schnell wieder verloren gehen.
Die erste Tourwoche schließt mit einem Teilstück von Brioude nach Aurillac über 159 Kilometer, welches eine typische Ausreißeretappe werden könnte. Fahrer, die nach dem Zeitfahren und der ersten Bergankunft bereits weit im Gesamtklassement zurückliegen, würden keinerlei Gefahr mehr darstellen und durch die vielen Berge auf dem Weg ins Ziel dürften sich die Sprinter nur wenig ausrechnen, ebenso wie Bergfahrer, denen das Terrain wiederum zu leicht sein dürfte.
Auf Etappe 8 bietet sich in Toulouse wieder für die Sprinter eine Möglichkeit vielleicht einen Triumph zu feiern, denn die Erhebungen im ersten Teil sollten keine größeren Hindernisse darstellen und könnten eher von Ausreißern dazu genutzt werden sich abzusetzen. Die letzten beiden nicht als Bergwertung klassifizierten Hügel bei Kilometer 150,5 und 159,5 liegen zudem zu weit vor dem Ziel, als dass eine Attacke dort Erfolg haben könnte.
Mit dem 224 Kilometer langen Teilstück vom Zielort der Etappe 8, Toulouse, nach Bagnères-de-Bigorre steht wohl die bisher schwierigste Etappe der Tour an, welche mit dem Col de Peyresourde und dem Col d’Aspin zum Ende hin mit zwei Bergen der ersten Kategorie aufwartet. Da vom letzten Gipfel allerdings eine 26 Kilometer lange Abfahrt bis ins Ziel folgt, werden sich einige Favoriten ein wenig zurückhalten und keine unnützen Körner verschießen wollen. Besonders wichtig ist die neunte Etappe aber für die Fahrer mit Ambitionen auf das Bergtrikot, denn die Chancen stehen nicht schlecht, mit einer Gruppe nicht nur die ersten fünf kleineren Bergwertung als Erster zu erreichen, sondern auch die beiden schwersten Berg des Tages.
Mit Etappe 10 steht die komplette Offenbarung der Tourfavoriten an, denn ein Verstecken ist auf der 156 Kilometer langen und mit zwei HC-Bergen gespickten Etappe nicht möglich. Vor dem 14 Kilometer langen Schlussanstieg nach Hautacam ist dabei bereits der Col du Tourmalet ein wichtiger Faktor im Rennen, den einige Fahrer bereits zu einer frühen Attacken nutzen könnten um die Konkurrenten in Zugzwang zu bringen. Gleichzeitig werden aber auch erneut auch die Favoriten auf die Bergwertung gefragt sein, die versuchen werden sich zu Beginn der Etappe zu lösen um den Col du Tourmalet noch an der Spitze zu überqueren und die Bergpunkte einzusammeln.
Auch Etappe 11 von Lannemezan nach Foix ist bergig geprägt, ist im Vergleich zur schweren Prüfung au der vorherigen Etappe allerdings eher eine Möglichkeit Kräfte zu sparen. Hingegen wird für Fluchtgruppenspezialisten nach dem ersten Ruhetag die Stunde der Wahrheit kommen, denn das elfte Teilstück ist wie geschaffen für den Erfolg einer Spitzengruppe.
Auch die zwölfte Etappe präsentiert sich wellig und könnte somit ebenfalls für Ausreißergruppen gut sein. Viel wird davon abhängen, in wie weit die wenigen Topsprinter bereit sind ihr Team für einen Massensprint arbeiten zu lassen.
Das 13. Teilstück sollte normalerweise eine Angelegenheit für die Männer mit den schnellen Beinen werden, bei denen es darauf ankommt, wer am besten die bisherigen Strapazen überstanden hat. Sollten kaum noch Sprinter im Rennen sein und kein Team alleine die Verantwortung übenehmen wollen, ergäbe sich erneut die Möglichkeit für eine Gruppe.
Die Etappe Nummer 14 vom Zielort der vorherigen Etappen, Nimes, nach Digne-les-Bains könnte erneut eine Chance für mutige Ausreißer darstellen, da einige Sprinterteams angesichts des nur wenige Kilometer vor dem Ziel gelegenen letzten Hügels eher auf Sparflamme fahren werden. Auch Klassikerfahrer wie Fabian Cancellara, Kim Kirchen oder Riccardo Ricco könnten hier nochmal ihre Chancen suchen.
Nach 58 gefahrenen Kilometern führt die 15. Etappe der Tour auf italienisches Gebiet und endet auch dort mit einer Bergankunft in Prato Nevoso. Der noch in Frankreich liegende Col Angel dürfte aufgrund seine Lage weit vor dem Tagesziel unter den Favoriten für keinen Schlagabtausch sorgen, eher wird sich am Berg der HC-Kategorie eine Ausreißergruppe bilden. Der Schlussanstieg stellt eine Schwierigkeit der Kategorie 1 dar und wird so selektiv genug sein um für Abstände zwischen den Favoriten sorgen zu können.
Nach dem zweiten Ruhetag folgt die zweite schwere Alpenetappe mit zwei Bergen der HC-Klassifizierung. Da nach der Passierung des letzten Gipfels noch 23,5 Kilometer Abfahrt zu bewältigen sind, könnte es sein, dass sich die Favoriten im Hinblick auf die folgende Etappe etwas zurückhalten werden und die Kletterer mit den Aspiranten auf das Bergtrikot das Etappenbild bestimmen werden.
Die 17. Etappe von Embrun hinauf zum legendären Skiort L'Alpe d'Huez über 210,5 Kilometer ist mit drei Bergen der höchsten Kategorie und klangvollen Namen wie Col du Galibier und Col de la Croix de Fer unumstritten die Königsetappe der Frankreichrundfahrt 2008. Mit insgesamt 60 Kilometern bergauf und einer bereits langen Tour ist die Einbruchsgefahr ziemlich hoch und in gewissem Rahmen noch alles offen. Keiner der Anwärter auf den Gesamtsieg sollte hier Schwäche zeigen, möchte er in Paris ganz oben auf dem Podium stehen.
Im Vergleich zum Vortag ist das viertletzte Teilstück schon fast als einfach zu bezeichnen und im Hinblick auf das vielleicht alles entscheidende Zeitfahren werden sich die Favoriten wohl zurückhalten. Optimale Voraussetzungen also für eine Fluchtgruppe. Falls es in der Bergwertung noch nicht zu einer Vorentscheidung gekommen sein sollte, stellt dieser tag die noch größte Chance Punkte zu sammeln dar.
Auch für Etappe 19 stehen die Zeichen auf Fluchtgruppenerfolg, sollte sich nicht ein unersättliches Sprinterteam finden, welches nach 165,5 Kilometern einen Massenspurt herbeiführt.
Sollte es noch keine Klarheit über den Sieger der 95. Ausgabe der Tour de France geben, kommt dem letzten Zetifahren noch eine enorme Bedeutung zu, denn nach den Strapazen der vergangenen Wochen kann es auf den 53 Kilometern noch zu großen Abständen kommen.
Die letzte Etappe stellt wie jedes Jahr die Triumphfahrt für alle verbliebenen Teilnehmer der Tour dar und wird, sollte es keinem Fahrer wie Alexandre Vinokourov 2003 gelingen sich auf den Champs-Elysées abzusetzen, wohl in einem Massensprint enden, der nach drei Wochen vielleicht auch noch das Finale um das grüne Trikot darstellen könnte.