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Borut Bozic düpiert André Greipel zum Auftakt der Polenrundfahrt
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02.08.2009

Borut Bozic düpiert André Greipel zum Auftakt der Polenrundfahrt

Info: TOUR DE POLOGNE
Autor: H.O.



Warschau, 2.8.09 - Der Überraschungssieger der Kriterium-ähnlichen Auftaktetappe bei der Polen-Rundfahrt heißt Borut Bozic (Vacansoleil Procycling Team). Trotz einer perfekt kontrollierten Nachführarbeit von Columbia-HTC hatte der Slovene zum Schluss des neunmal zu durchfahrenden, 12 km langen Stadtrundkurses die Nase vorne vor dem Deutschen André Greipel, der in dieser Saison im Massensprint noch nicht viele Niederlagen hatte hinnehmen müssen. Platz drei ging an den Italiener Francesco Gavazzi (Lampre-NGC). Etwas anders verteilen sich die Spitzenpositionen der ersten Gesamtwertung: Hier führt Bozic vor Gavazzis Teamkollegen David Loosli, einem der Ausreißer des Tages, und Greipel.

Hintergründe zur 66. Austragung
Zum ersten Mal findet die Polen-Rundfahrt, die in den letzten Jahren ihrem Ruf als Schlechtwetter-Tour alle Ehre gemacht hatte, nicht im September, sondern Anfang August statt – eine Terminverlagerung, die sich angesichts des Wegfalls der Deutschland-Tour geradezu anbot. Die Tradition des in Polen äußerst beliebten Events geht bis ins Jahr 1928 zurück; allerdings findet erst seit 1952 eine jährliche Austragung statt. Seit 1990 handelt es sich um ein Rennen für Profi-Radsportler, seit 1993 wird die Tour de Pologne professionell vermarktet und eine weitere Aufwertung erfolgte im Jahr 2005 durch die Aufnahme in den Pro-Tour-Kalender. Die diesjährige 66. Auflage zählt 1253,6 km, verteilt auf vier Flach- und drei eher gebirgige Etappen. Ein Einzel- oder gar ein Mannschaftszeitfahren wie im letzten Jahr steht nicht auf dem Programm.
Dementsprechend hat das Aufgebot der Mannschaften – alle 18 Pro-Tour-Teams, zwei Professional-Teams (Vacansoleil und ISD) und die polnische Nationalmannschaft – eine Tendenz hin zu Sprintern und Klassikerfahrern. Edvald Boasson Hagen, André Greipel (Columbia), Allessandro Ballan, Angelo Furlan (Lampre), Philippe Gilbert (Silence-Lotto), Assan Bazayev, Maxim Iglinskiy (Astana), Graeme Brown, Nick Nuyens (Rabobank), Allan Davis (Quickstep), Danilo Napolitano (Katjusha), Borut Bozic (Vacansoleil), Daniel Martin (Garmin), Sébastian Chavanel (FdJeux) und Robert Förster (Milram) lauten die Namen, die es in Sachen Etappen- bzw. Gesamtsieg zu beachten gilt, um nur einige zu nennen – aber auch der ehemalige Giro-Sieger Ivan Basso findet sich auf der Startliste. Nur wenige Fahrer haben die Tour de France in den Beinen, die meisten werden die Polen-Rundfahrt wohl auch als Vorbereitung oder als Empfehlung für die Vuelta nutzen. Das Team Saxobank, das heute in Person von Jakob Fuglsang seine Heimatrundfahrt gewann, muss im Übrigen auf Vorjahressieger Jens Voigt verzichten, der an den Folgen seines schlimmen, doch glücklicherweise glimpflich ausgegangenen Sturzes bei der Frankreichrundfahrt laboriert.

Columbia-HTC kontrolliert
Am ersten Tag stand ein Kriterium-ähnliches Spektakel inmitten der polnischen Hauptstadt Warschau an. Ein bis auf eine zur Kat.3-Bergwertung erklärte Bodenwelle flacher, 12-Kilometer-Rundkurs musste neunmal durchfahren werden, was einer Gesamtlänge von 108 km entsprach. Mit drei Zwischensprints konnten unterwegs auch gleich ordentlich Punkte verdient werden. Das ließen sich der Schweizer David Loosli von Lampre und der im Nationaltrikot fahrende Błażej Janiaczyk nicht zweimal sagen und starteten früh eine lange andauernde Flucht, an der sie auch den etliche Kilometer auf der Verfolgung befindlichen Euskatel-Profi Andres Sergio de Lis nicht teilhaben lassen wollten. Der Spanier gab sein Vorhaben nach etwa der Hälfte der Strecke auf. Unterdessen war der Vorsprung des Duos an der Spitze auf über fünf Minuten angewachsen, dann auf vier und schließlich auf drei Minuten beim zweiten Sprint gesunken, wobei vor allem Columbia-HTC für das Tempo im Feld verantwortlich zeichnete. Als Loosli und Janiaczyk die Bergwertung erreichten, hatte sich auch Saxobank in die Verfolgunsarbeit eingeschaltet und prompt weiter an Boden gutgemacht. Bei noch 25 zu fahrenden Kilometern betrug der Abstand nur noch 60 Sekunden.
Die letzte Sonderwertung ging zwar ebenfalls an die Ausreißer, doch war kurz darauf die Flucht beendet. Unverändert zeigte sich Columbia-HTC zum Sieg ihres Sprinters André Greipel wild entschlossen und holte jeden Angriffswilligen sofort zurück, sodass alles andere als ein erster Platz eine herbe Enttäuschung für die von Erfolg zu Erfolg fahrende Mannschaft gewesen wäre.

Borut Bozic gewinnt
Doch genau das geschah: Im hektischen Finale, in das sich mit Quickstep und Rabobank noch weitere Teams einmischten, verlor man offenbar kurz den Überblick. Diese Chance ergriff der Slowene Borut Bozic (Vacansoleil) beim Schopf und eroberte sich den ersten Sieg seiner Karriere bei einem Protour-Rennen. Der ehemalige Landesmeister, der am Samstag 29 Jahre alt wird, war schon bei der Ster Elektrotoer im Juni zweimal auf dem Podest vertreten gewesen, hatte sich dort aber stets André Greipel geschlagen geben müssen. Am Ende hatte er durch seine durchgehend couragierte Fahrweise die niederländische Rundfahrt auf dem dritten Platz beendet. Auch konnte er im Mai bei zwei Etappen der Ronde van België triumphieren.
Der deutsche Top-Sprinter vom Team Columbia wurde heute „nur“ Zweiter, vor dem Italiener Francesco Gavazzi, der den vom Fluchtversuch seines Lampre-Teamkollegen geprägten Auftakt somit passend abrundete – und das einen Tag nach seinem 25. Geburtstag. Gavazzi scheint in dieser Saison auf den dritten Platz abonniert zu sein. Dieses Resultat erzielte er auch einmal bei der Tour de Suisse, gleich zweimal beim Giro d’Italia und einmal bei der Baskenland-Rundfahrt. Mit Jacopo Guarnieri (Liquigas) fuhr ein Landsmann Gavazzis auf Platz 4, vor dem Belgier ). Ebenso kamen zwei Belgier - Jürgen Roelandts (Silence-Lotto, 5.) und Igor Abakoumov (ISD, 7.) - sowie zwei Australier - Christopher Sutton (Garmin, 6.) und Graeme Brown (Rabobank, 8.)- unter die Top Ten. Bester einheimischer Fahrer wurde Maciej Paterski auf Rang neun.

Wegen der Bonifikationen unterwegs sieht die erste Gesamtwertung etwas anders aus als das Etappenresultat: Hier liegt Mit-Ausreißer David Loosli an zweiter Position (+ 1 Sek.) zwischen Bozic und Greipel (+ 4 Sek.). Sein Begleiter Blazej Janiaczyk ist Vierter, und selbst der glücklose Verfolger de Lis befindet sich unter den Top 10. Bozic führt die Punktewertung, Janiaczyk die Bergwertung und die polnische Heimmannschaft die Teamwertung an. Es war zwar erst der erste Tag der Rundfahrt, dennoch wurden unterwegs mit Robert Kiserlovski, Iker Camano und Eros Capecchi (alle Fuji-Servetto) bereits drei Aufgaben vermeldet.

Die zweite Etappe führt die Fahrer über ca. 220 km von Serock nach Białystok nahe der weißrussischen Grenze. Das Profil ist beständig leicht ansteigend, dennoch sollte es sich nicht um eine fürs Gesamtklassement vorentscheidende Etappe, sondern um eine Sache für die Sprinter handeln.

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