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Italienischer Hattrick bei der lombardischen Klassiker-Trilogie

21.08.2009

Italienischer Hattrick bei der lombardischen Klassiker-Trilogie

Info: Tre Valli Varesine (1.HC) | Coppa Agostoni (1.1) | Coppa Bernocchi (1.1)
Autor: H.O.

Region Lombardei, 18.-20.8.09 - An den vergangenen drei Tagen fand wie jedes Jahr in der zweiten Augusthälfte der sogen. Trittico Lombardo statt, drei klassische Eintagesrennen, ausgetragen in der oberitalienischen Region Lombardei. Aufgrund ihrer Einstufung als 1.HC bzw. Kategorie 1.1 nehmen daran auch einige Protour- und zahlreiche Professional-Teams teil und das Starterfeld präsentiert sich durchaus international, wenn auch die Gastgeber traditionell im Mittelpunkt stehen. Im Gegensatz zum letzten Jahr gelang ihnen diesmal auch wieder der Hattrick. Mit Mauro Santambrogio (Lampre), Giovanni Visconti (ISD) sowie Luca Paolini (Acqua & Sapone) stand an allen drei Tagen ein Italiener ganz oben. Santambrogio ist zudem Sieger in der inoffiziellen Gesamtwertung.

Tre Valli Varesine: Santambrogio vor Masciarelli und Botcharov
Den Auftakt bildete das durch seine Einstufung (1.HC) als besonders wichtig ausgezeichnete und schon zum 91. Mal veranstaltete Rennen Tre Valli Varesine, das über knapp 190 km von Luino in die letztjährige WM-Stadt Varese und schließlich in die italienische Enklave auf Schweizer Boden Campione d’Italia führte. Die interessanteste Schwierigkeit des ansonsten relativ gleichmäßig welligen Profils kam zum Schluss auf den letzten 3 km, die eine durchschnittliche Steigung von 7,6 % aufwiesen. Und hier war es auch, wo sich die diesjährige Auflage der Tre Valli entschied: Der Italiener Mauro Santambrogio (Lampre) setzte 250 m vor dem Ziel eine Attacke und fuhr 3 Sekunden vor seinem Landsmann Francesco Masciarelli (Acqua & Sapone) bzw. 7 Sekunden vor dem Russen Alexandre Botcharov (Team Katusha) über die Ziellinie. Die drei hatten sich aus einer ursprünglich zwölf Mann umfassenden und bereits ca. 30 Kilometer nach dem Start zustande gekommenen Spitzengruppe abgesetzt. Die restlichen Ausreißer, darunter mit dem Slowenen Gorazd Stangelj (Liquigas) nur ein einziger Nicht-Italiener belegten hinter dem Spitzentrio die Plätze vier bis zwölf. Auf Rang 13 mit über sieben Minuten Rückstand landete Davide Torosantucci (Centri della Calzatura), der den ganzen Tag als einsamer Verfolger zwischen Spitze und Hauptfeld zugebracht hatte. Bester deutschsprachiger Fahrer war der Österreicher Martin Schöffmann (ELK Haus) auf Platz 20.
Für den 24-jährigen Santambrogio, der seit 2006 schon für Lampre fährt, war es der erste große Triumph nach viereinhalb sieglosen Jahren. Zuletzt hatte er bei der Portugal-Rundfahrt einen zweiten sowie zwei dritte Tagesränge herausfahren können, bevor er auf der neunten Etappe das Rennen beenden musste. Weniger glücklich als der strahlende Sieger zeigte sich Francesco Masciarelli, der im Schlussanstieg die entscheidende Selektion initiiert hatte, dieser Tempoverschärfung letztlich aber Tribut zollen und seinen Landsmann vorbeiziehen lassen musste. Dennoch war es für ihn genauso wie für den Drittplatzierten Botcharov das bislang beste Saisonresultat.

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Coppa Agostoni - Giro delle Brianze: Sieg für Visconti, Santambrogio erneut stark
Die Coppa Agostoni am nächsten Tag, benannt nach dem Mailand-San-Remo-Sieger Ugo Agostoni mit Zielankunft in dessen Geburtsort Lissone, erlebte heuer ihre 63. Auflage und umfasste 197 km, die meisten davon in Form eines sechsmal zu absolvierenden Rundkurses. Bei jeder Umrundung war dabei der Lissolo zu bezwingen, der eine mittlere Steigung von acht und eine maximale Steigung von 15 Prozent aufweist. Auf 2,2 km müssen 142 Meter in der Höhe überwunden werden. Die Zweitbezeichnung des Rennens „Giro delle Brianze“ bezieht sich auf die Gegend, in der dieser Abschnitt der Coppa lokalisiert ist.
Die ungewöhnlich lange Startliste umfasste 24 Teams mit 190 Fahrern. Die Vorentscheidung fiel am vorletzten Anstieg zum Lissole, als sich sechs Fahrer absetzen konnten. Erst auf dem letzten Kilometer kam von hinten der Italiener Pasquale Muto (Miche) noch heran und eröffnete auch gleich den finalen Sprint, jedoch ohne großen Erfolg: Am Ende musste er den anderen sechs den Vortritt lassen, allen voran seinem Landsmann Giovanni Visconti, der hier seinen dritten Saisonsieg einfuhr, nach einem Tageserfolg bei der Slovenien-Rundfahrt und dem Gewinn des Mannschaftszeitfahrens bei der Settimana Coppi e Bartali durch sein Team ISD.
Der 26-jährige ehemalige italienische Meister, der letztes Jahr noch zu Quick Step gehörte, war bei den Tre Valli nur 44-ter geworden; darum ist die Leistung von Mauro Santambrogio (Lampre) bei der Coppa Agostoni beinahe noch bemerkenswerter: Nach dem Vortagessieg ersprintete er sich auch hier noch den zweiten Platz – ein Erfolg, für den er sich herzlich bei seinem Team und namentlich bei Weltmeister Ballan bedankte. Mit dem spanischen Drittplatzierten Francisco Ventoso (Carmiooro - A Style), dem Gesamtsieger von Paris – Corrèze Anfang des Monats, blieben die Italiener auch am zweiten Tag keineswegs allein auf dem Podest. Vierter wurde Alessandro Bertolini (Serramenti), der bei den Tre Valli Rang sechs belegt hatte. Nachdem im letzten Jahr mit Linus Gerdemann ein Deutscher die Coppa nach Hause tragen konnte, war diesmal nicht mehr drin als der – zweifelsohne hervorragende – neunte Platz von Philipp Mamos (Amore & Vita), der ebenso wie die anderen Fahrer des großen Verfolgerfeldes 18 Sekunden Rückstand auf den Sieger hatte.

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Coppa Bernocchi: Ein Deutscher auf Rang zwei bei Sieg von Paolini
Den Abschluss der Trilogie bildete die 91. Austragung der Coppa Bernocchi, die den Namen eines verstorbenen Lokalpolitikers trägt. Insgesamt waren 200 Kilometer auf einem Rundkurs mit Start und Ziel in Legnano zurückzulegen, wobei fünfmal die Steigung hinauf nach Morazzone bewältigt werden musste. Wie am Vortag brachte der vorletzte Anstieg die entscheidende Weichenstellung, als sich wiederum sieben Fahrer an die Spitze setzten, darunter zwei von Barloworld und zwei von Lampre. Doch die beiden Duos konnten ihre zahlenmäßige Überlegenheit taktisch nicht nutzen: Zwar tat Geraint Thomas alles, um seinem britischen Teamkollegen und Landsmann Steve Cummings eine Wiederholung des Vorjahreserfolgs zu ermöglichen, doch die anderen gingen alle Tempoverschärfungen mit.
Es war der PSK-Whirlpool-Fahrer Danilo Hondo, der den Schlusssprint eröffnete, sich aber letztlich dem Sieger Luca Paolini (Acqua & Sapone) geschlagen geben musste. Dennoch liefert der 35-jährigen Deutsche damit einen erneuten Formnachweis wie schon vor kurzem bei der Portugal-Rundfahrt, bei der er eine Etappe gewinnen konnte und lange im Gesamtklassement unter den Spitzenreitern zu finden war. Hinter Hondo und somit erst auf Platz drei folgte mit Enrico Gasparotto, dem in diesem Jahr noch kein Sieg vergönnt war, einer der beiden Profis von Lampre. Cummings verpasste knapp das Podium. Das Feld traf mit fast zweieinhalb Minuten Rückstand ein, darunter auf Platz neun der Vortagessieger Visconti.
Damit ging auch der letzte der drei Klassiker an einen heimischen Fahrer. Es war der zweite Sieg für den 32-jährigen Paolini in diesem Jahr: Im April hatte er die sechste Etappe der Settimana Lombarda, also ebenfalls auf lombardischem Boden, gewinnen können. „Das Rennen war schnell und verlief vom Start weg unkontrolliert. Doch wir haben es in die Hand genommen“, sagte der Dritte der italienischen Meisterschaften, der die Tre Valli Varesine auf Rang 12 beendet hatte, nach dem Rennen und bedankte sich bei seinen Teamkameraden. Paolini kann diesem Erfolg umso mehr Bedeutung bemessen, als das Abschneiden bei der Coppa Bernocchi dem Leiter der italienischen Nationalmannschaft Ballerini üblicherweise als Entscheidungshilfe bei der Auswahl des WM-Kaders dient. Die Gastgeber dürfen sich zudem über den Gewinn der inoffiziellen Gesamtklassifikation freuen, denn Mauro Santambrogio war mit seinem ersten, zweiten und abschließenden 27. Platz über alle drei Rennen hinweg der Stärkste.

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