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Edvald Boasson Hagen gewinnt die Tour of Britain 2009. Martin Reimer Dritter der Gesamtwertung
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19.09.2009

Edvald Boasson Hagen gewinnt die Tour of Britain 2009. Martin Reimer Dritter der Gesamtwertung

Info: Tour of Britain (2.1)
Autor: H.O.



London, 19.09.09 - Nach einer ereignisreichen Schlussetappe über 10 Runden im Herzen Londons hat der Norweger Edvald Boasson Hagen (Columbia-HTC) sein Gelbes Trikot sicher über die Ziellinie gebracht und somit seinen zweiten Rundfahrt-Erfolg in dieser Saison perfekt gemacht. 23 Sekunden trennen ihn in der Endabrechnung vom Zweitplatzierten, dem Australier Chris Sutton (Garmin-Slipstream), der mit Zeitbonifikationen unterwegs und im Ziel sich noch von Platz vier nach oben verbesserte. Der deutsche Meister Martin Reimer (Cervélo Test Team) beendet das Rennen auf dem dritten Rang, während Kai Reus (Rabobank) seinen Podestplatz einbüßte. Sieger in London wurde zum Abschluss der Italiener Michele Merlo (Barloword) vor dem Spanier Koldo Fernandez (Euskatel).

Die Ausgangslage
Was im letzten Jahr den Auftakt zur Tour of Britain gebildet hatte, schloss in diesem Jahr die achttägige Rundfahrt ab: ein spektakuläres Kriterium auf der ganz großen Bühne in der Innenstadt von London. Auf der 9,25 Kilometer langen Runde, die zehnmal zurückgelegt werden musste und zu einem Großteil entlang der Themse verlief, passierte man einige der berühmtesten Sehenswürdigkeiten der britischen Hauptstadt, darunter Big Ben, die Houses of Parliament, den Eingang der Downing Street, Somerset House und natürlich den Tower, wo sich der Wendepunkt befand. Dieses wohl weniger zur Unterhaltung der Fahrer als mehr zu Zwecken der touristischen Vermarktung zusammengestellte Programm beinhaltete je eine Sprintwertung auf der dritten, fünften und siebten Runde. Wegen der mit den Zwischenspurts und dem Zieleinlauf verbundenen Zeitbonifikationen waren kleinere Verschiebungen im teilweise recht eng zusammenliegenden Gesamtklassement durchaus denkbar, auch in den Top 10, allerdings nicht mehr in der Spitze, die Edvald Boasson Hagen (Columbia-HTC) mit 23 Sekunden Vorsprung so gut wie sicher war. Für ihn lautete die Devise im Grunde nur: ohne größeren Zeitverlust sturzfrei ins Ziel kommen.

Kampf um die Bonussekunden
Auch zu Beginn des letzten Tages wurde der Rückzug eines Fahrers vermeldet: Der Deutsche Tony Martin (Columbia) trat vorzeitig die Heimreise an, vermutlich um sich voll auf das WM-Zeitfahren am kommenden Donnerstag in Mendrisio konzentrieren zu können. Und offensichtlich war das Team der Ansicht, dass der Mann in Gelb auch mit einem Helfer weniger gut ins Ziel kommen würde.
In der ersten Runde setzte sich eine Dreiergruppegruppe um den Gesamt-Sechsten Geraint Thomas (Barloworld), der in den letzten Tagen zum Dauer-Ausreißer avanciert war, ab, aber ohne wirklichen Erfolg: Bereits in der zweiten Runde lief alles wieder zusammen. Als kurze Zeit später die erste Zwischenwertung anstand, kam zusätzlich Bewegung ins Feld. Das Herz eines jeden Radsport-Fans musste höher schlagen angesichts dessen, dass sich zwischen den Top-10-Fahrern ein wilder Kampf um die Bonussekunden entspann. Dabei gelang dem deutschen Meister Martin Reimer (Cervélo) die maximale Ausbeute von 3 Zusatz-Sekunden. So hatte er den ursprünglich zwei Sekunden vor ihm gelegenen Kai Reus (Rabobank) überholt und fand sich plötzlich auf Gesamt-Rang zwei wieder!

Wechselnde Spitzengruppen. Hagen im Finale zurückhaltend
Ab der vierten Runde hatten wieder Ausreißer das Sagen: Der Achte und der Siebte der Gesamtwertung, Simon Clarke (ISD) und Vorjahressieger Geoffroy Lequatre (Agritubel), Darren Lapthorne (Rapha Condor), ebenfalls ein dauer-aktiver Fahrer, sowie zwei weitere Begleiter legten über zwanzig Sekunden zwischen sich und das Feld, was Lequatre zum Gewinn der zweiten Sprintwertung verhalf, sodass er in der Gesamtwertung mit Geraint Thomas gleichzog.
Doch auch der Auftritt dieser Spitzengruppe neigte sich bald dem Ende zu. Praktisch auf der Linie des letzten Zwischensprints in Runde 7 flog das Feld an die Flüchtlinge heran und Boasson Hagen persönlich sicherte sich die Maximalbonifikation, wie um zu zeigen, dass er immer noch Herr des Geschehens war. Auch die nächste Ausreißertruppe mit u. a. dem irischen Meister Nicolas Roche (Ag2r) wurde gegen Ende des neunten Umlaufs wieder eingeholt. Auf der ersten Hälfte der letzten Runde zeigte sich dann noch einmal ein Lokalmatador vorne: Robert Hayles (Team Halfords) – ironischerweise der Schlechteste in der Gesamtwertung! Doch wie zu erwarten schoss das Fahrerfeld geschlossen und lang gestreckt auf die Zielgerade, wobei vor allem das Team Rabobank, das Reus’ Podestplatz retten wollte, und Euskatel das Tempo vorgaben. Columbia beschränkte sich darauf, Boasson Hagen abzuschirmen; der Norweger überließ den großen Auftritt im Massensprint nach fast zwei Stunden Fahrzeit heute anderen und rollte am Ende als 39-ter über die Linie.

Merlo hat das gute Ende für sich. Sutton überholt Reimer doch noch im GK
Nach zwei zweiten Plätzen auf der ersten und der dritten Etappe gelang Michele Merlo (Barloworld) somit zu guter Letzt doch noch der Sprung ganz nach oben aufs Podest. Es war der erste Profi-Sieg für den 25-jährigen Italiener. Der Spanier Koldo Fernandez bedankte sich bei seiner Mannschaft Euskatel für deren Tempoarbeit mit dem zweiten Platz. Bei vorangegangenen Etappen war er als Fünfter bzw. Vierter knapp am Podium gescheitert. Dritter des Abschlusstages wurde Chris Sutton (Garmin-Slipstream) – und das zum Unglück von Martin Reimer. Denn der Australier, der die erste Etappe gewonnen hatte und als Erster das Gelbe Trikot trug, holte sich damit noch 4 Sekunden Zeitbonifikation, sodass er die drei Sekunden, die er hinter Reimer zurückgelegen hatte, wettmachte. Auch die Bonussekunden, die der Deutsche unterwegs gesammelt hatte, halfen ihm zum Schluss nicht mehr, denn Sutton war es gelungen, am ersten und am dritten Sprint noch je 2 Sekunden abzugreifen. Somit stehen in der Endbilanz + 0:23 Sekunden für den Garmin-Profi, aber + 0:25 Sekunden für Reimer zu Buche.
Dennoch ist dieser dritte Platz in der Gesamtwertung für den erst 22-Jährigen, der heute als Vierzehnter das Ziel erreichte, ein gewaltiger Erfolg, vor allem wenn man die Konstanz seiner Leistungen über die acht Tage hinweg betrachtet. Der junge Mann von Cervélo, der im letzten Monat auch die Dänemark-Rundfahrt in den Top 10 beendete, hat somit gezeigt, dass sein Erfolg bei den nationalen Meisterschaften kein Zufall war, sondern der deutsche Verband wirklich ein vielversprechendes Talent in seinen Reihen hat. Nächste Station wird Mendrisio sein, wo er zum U 23-Aufgebot gehört.

Hagen mit vier Etappensiegen zum zweiten Rundfahrt-Erfolg in diesem Jahr
Der Fokus der Aufmerksamkeit lag aber natürlich auf Reimers Alterskollegen Edvald Boasson Hagen, der in Großbritannien seine zweite Rundfahrt in diesem Jahr gewinnt, nach der Eneco Tour vor wenigen Wochen. Nach holprigem Beginn – auf der ersten Etappe landete er abgeschlagen auf Platz 20 – kam er mit Platz 3 auf der zweiten Etappe schon besser ins Rollen und reihte in den darauffolgenden Tagen Sieg an Sieg. Einschließlich der drei Erfolge vom letzten Jahr hat er nun sieben Etappen bei der Tour of Britain für sich entscheiden können. Der norwegische Zeifahrmeister nimmt selbstverständlich auch das Punktetrikot mit nach Hause. Das Sprint- und das Bergtrikot war Thomas de Gendt (Topsport Vlaanderen), dem unermüdlichen Ausreißer der ersten Tage, bereits gestern sicher gewesen. Die Mannschaftswertung gewinnt Rabobank, vermutlich nur ein schwacher Trost für das Herausfallen von Kai Reus aus den Top 3 (+ 0:26). Bester einheimischer Fahrer wurde Russell Downing (Candi-TV), der Sieger der Irland-Rundfahrt, auf Rang fünf (+ 0:39). Der britische Meister Christian House landete auf einem beachtlichen zehnten Platz (+ 0:49).

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