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LiVE-Radsport vor Ort: Teampräsentation Team Milram 2010
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08.01.2010

LiVE-Radsport vor Ort: Teampräsentation Team Milram 2010

Info: Bildergalerie
Info: Kader 2010 Team Milram
Autor: Florian Plock (Flill)
Bericht: Teampräsentation in Dortmund: Team MILRAM schaltet einen Gang höher



Dortmund, 08.01.2010 - Am gestrigen Donnerstag wurde das Team Milram im Dortmunder Signal-Iduna Park der Öffentlichkeit präsentiert. Karsten Migels führte die zahlreichen Journalisten und Gäste durch eine, erst mit einer halbstündigen Verspätung startende Präsentation, in welcher Teammanager Gerry van Gerwen und einige Fahrer zu Wort kamen. Unser User Flill (Florian Plock) war vor Ort und berichtet exklusiv für LiVE-Radsport.com.

Nach einer halbstündigen Verspätung, aufgrund einer defekten Anlage, konnte Karsten Migels, seinerseits Radsport-Kommentator beim Sender Eurosport, die Präsentation des Team Milram um 11:30 Uhr im feudalen Ambiente des Signal-Iduna Parks in Dortmund eröffnen.

Die Leitlinien der Mannschaft
„Back to Basics“ lautet die neue Teamphilosophie des Teams, welche Teammanager Gerry van Gerwen zur Eröffnung der Präsentation als Leitmotiv ausgab. Demnach sollen die Fahrer wieder Spaß daran haben, Profi zu sein, und mit einem freien Kopf an die kommenden Aufgaben gehen. Drei wesentliche Punkte gebe es für Van Gerwen als Profisportler zu beachten. Diese seien: gesund bleiben, Spaß haben und Profi sein. Jene Grundvoraussetzungen haben seine Fahrer in der letzten Saison zunehmend vermissen lassen („Einige Fahrer haben vergessen Spaß zu haben.“). Die Profis sollen sich nun aktiv in das Team einbringen und sich für Presse und Fans öffnen.

Van Gerwen stellte auch klar, dass in Deutschland ein immenses Potenzial für den Radsport liege. Deutschland sei ein Kernland in Europa. Mit Nachdruck sagte van Gerwen: „Wir wollen deutsch sein.“

Die neuen Teammitglieder
Als Nächstes kam Karsten Migels auf die Neuzugänge des Teams zu sprechen. Mit Roy Sentjens (Belgier) habe die Mannschaft einen „super Sprinter und einen super Klassikerfahrer“ (van Gerwen) verpflichtet. Dazu kommt mit Roger Kluge ein „super Athlet“. Ein Fahrer, von dem van Gerwen viel erwarte, welcher kräftig ist, Löcher zufahren und im Finale ein enorm hohes Tempo anschlagen kann. Neuzugang Nummer drei, Wim de Vocht, habe seine Qualitäten als Ausreißer. Neoprofi Dominik Nerz (Ex-Team Milram Continental) sei ein super Talent. Mit ihm müsse man aber „vorsichtig umgehen“. Der letzte Neuzugang weilt zurzeit am anderen Ende der Welt und war somit verständlicherweise nicht anwesend. Luke Roberts, welcher erst kürzlich die erste Medaille in der neuen Saison (3. Platz Zeitfahrmeisterschaften Australien) für das Team Milram gesammelt hatte, wurde von van Gerwen als „super Mann, mit einem super Teamgeist und ein super Profi“ beschrieben. Roberts sei ein Sportler, der sehr schnell Rad fahren könne. Luke Roberts hat eine deutsche Ehefrau und wohnt in Aachen. Er wechselt vom Team Kuota-Indeland in die ProTour.


Fotos: Bildergalerie von der Milram Teampräsentation

Ehrgeizige Ziele: 25 Siege... und Einkaufen im Supermarkt
Interessant wurde es im Nachhinein, als Karsten Migels auf die Ziele des Team Milram zu sprechen kam. Zur Überraschung vieler Journalisten im Saal peilt Gerry van Gerwen auch in dieser Saison 25 Siege an. „Das ist der Anspruch“, so der Niederländer. Nach dem deutlichen Scheitern dieser Zielvorgabe im letzten Jahr sicher eine mutige Aussage. Van Gerwen kam auf die umfangreichste Saisonvorbereitung seit Bestehen des Teams zu sprechen. Es gebe kein Einrollen mehr. „Mit 15 Saisonsiegen plus einem Klassikersieg und Etappensieg bei der Tour bin ich aber auch zufrieden“, so der Teammanager. „Bei 250 Renntagen muss es möglich sein 25 Rennen zu gewinnen“, setzt van Gerwen seinen Fahrern die Pistole sinnbildlich auf die Brust.

Van Gerwen habe sich auch gefragt, was man nach der enttäuschenden letzten Saison anders machen könne. Dabei ist er zu dem Entschluss gekommen, dass er die Mannschaft mehr zur eingeschworenen Gemeinschaft formen muss („mach mehr Mannschaft, mach ein Team“). Eingebettet in das „Back to Basic“-Konzept wird jeder Milram-Profi im Laufe der Vorbereitung mit einigen „Leidensgenossen“ in Appartements auf Mallorca einquartiert. Dabei müssen die Profis selber Essen kaufen und es zubereiten. Nebenher wird natürlich noch bis zu sechs Stunden am Tag auf der Straße trainiert. Die Profis sind also auf sich gestellt, fernab von luxuriösen 4-Sterne-Hotels. „Die Profis müssen lernen, wie ein Supermarkt funktioniert“, erläuterte van Gerwen seine Teambuilding-Maßnahmen und sorgte damit für einige Lacher im Saal. Der niederländische Teammanager ist sich sicher, dass die Profis nach dem Krisenmoment in den ersten Tagen zu einer Einheit finden werden. („Nach vier Tagen habe ich eine SMS erhalten mit positiven Rückmeldungen seitens der Fahrer.“)

Im Verlauf stellte sich für Karsten Migels die Frage, ob es beim Team Milram einen Strafenkatalog gebe. Van Gerwen konnte dies bejahen, stellte aber auch klar, dass er nicht viel von solchen finanziellen Bestrafungen hält. Kleinere Vergehen wie z.B. das Telefonieren oder das zu späte Erscheinen am Tisch werden mit 25 Euro geahndet. Die Strafen können sich allerdings summieren. Das Geld kommt dem SOS-Kinderdorf zugute.

Entwarnung in puncto Startrecht
Ein weiterer interessanter Punkt auf der Tagesordnung war die Saisonplanung. Demnach startet das Team Milram in den ersten Wochen der neuen Saison bei der Tour Down Under, der Katar-Rundfahrt und der neuen Oman-Rundfahrt. Die Rennphilosophie bleibt gleich. Laut van Gerwen soll das Team „attraktiv und aggressiv fahren. Wir wollen viel Präsenz zeigen und auch mal mit Auge fahren.“ Auf eine interessante Zwischenfrage von Karsten Migels nach dem Image des Radsports in Deutschland antwortete van Gerwen, dass der „Radsport in ein, zwei oder drei Jahren wieder die gleiche Akzeptanz wie der Fußball genießen wird. Dem bin ich mir zu 100% sicher. In Deutschland sind die Fans. Hier fährt fast jeder Rad. Radfahren ist cool.“

Bei der Planung der Saisonrennen kann van Gerwen die zahlreichen Radsportfans beruhigen. Da nur die besten 17 Teams der UCI-Rangliste für die großen Rennen sicher startberechtigt sind und das Team Milram nur auf Platz 18 steht, gab es in letzter Zeit viele Sorgenfalten bei Verantwortlichen und Fans. Laut van Gerwen habe das Team Milram aber eine Sondergenehmigung, solange man ethisch korrekt handle, und werde demnach auch zu den großen Rennen eingeladen wie z.B. zur Tour. „Ich sehe hier kein Problem“, sagt van Gerwen und gibt dennoch zu bedenken, dass „die Diskussion für die Saison 2011 spannend wird und wir in dieser Saison bei den Punkterennen konzentriert dabei sein müssen.“ Für die Saison 2011 ist angedacht, dass nur noch die besten 14 Teams ein Startrecht für die großen Rennen besitzen werden und der Rest um Wildcards buhlen muss. Hier stehen UCI und ASO noch in intensiven Gesprächen. Bei den nur noch wenigen deutschen Rennen gibt der Teammanger ein unmissverständliches Ziel aus: „Wir werden dort die beste Mannschaft am Start haben und ganz klar auf Sieg fahren“.

Im Funktionsbereich der Sportlichen Leitung gibt es für die Saison 2010 kleinere Änderungen. Demnach wird Ralf Grabsch verstärkt als Sportlicher Leiter fungieren (van Gerwen: „Ralf Grabsch ist sehr linear in seiner Aussage und hat ein großes Potenzial als Sportlicher Leiter.“) und Christian Henn eher für die Rennanalyse zuständig sein (van Gerwen: „Christian Henn bringt die meiste Erfahrung mit.“). Alle Rennfahrer haben in der neuen Saison ihre persönlichen Trainer. Jochen Hahn wird das Training der Fahrer weiterhin koordinieren.

Noch ein paar Worte zum Trikot. Wie es sicherlich schon aufgefallen ist, wird es beim Trikot keine Änderungen geben. Laut van Gerwen wird das Trikot von Fans und Medienvertretern gleichermaßen gut angenommen und Änderungen seien daher nicht nötig.


Weiterer Bericht: Präsentation in Dortmund: MILRAM schaltet einen Gang höher

Die Teamkapitäne: Gerdemann und Ciolek...noch Kommunikationsprobleme?
In Folge präsentierten sich die Fahrer, eingeteilt in ihre Spezialgebiete. Demnach werden Linus Gerdemann und Gerald Ciolek (dem am Montag noch zwei Weisheitszähne gezogen wurden) wieder die Kapitäne des Teams sein. Gerdemann wird als Ziel, nicht ganz überraschend, die Tour haben. Seine Vorbereitung hat er bereits früher angefangen als sonst: „Ich habe die Saison 2009 eher beendet und konnte daher in der Vorbereitung mehr trainieren. Mein Fitnesslevel ist besser als zum gleichen Zeitpunkt der letzten Saison.“ Gerdemann wird seine Saison bei der Mallorca-Challenge eröffnen.
Auch Gerald Ciolek war mit der letzten Saison nicht zufrieden. Das Selbstvertrauen sei aber wieder da. Ciolek möchte sich bei seinen Saisonzielen keine Zahlen setzen. „Wir wollen Rennen gewinnen, egal wie viele. Es hängt auch von der Qualität der Siege ab“, möchte sich einer der besten deutschen Sprinter nicht zu früh in der Saison unnötigen Druck auferlegen. Für den Spruch des Tages sorgte der gebürtige Kölner aber auch. Kurz nachdem van Gerwen 25 Siege als Saisonziel ausgegeben hat, antwortete Ciolek auf eine Frage von Karsten Migels diesbezüglich: „Keine Ahnung, von der Zahl weiß ich jetzt gar nichts.“ Zur Vorbereitung war der Sprinter bereits zwei Wochen in Südafrika und wird bei der Katar- und Omanrundfahrt in die Saison einsteigen. Für Gerry van Gerwen ist das Vertrauen in seine beiden Kapitäne ungebrochen.

Die endschnellen Männer
Die Sprinterfraktion wurde als Nächstes präsentiert. Zu jener zählen Robert Förster, Peter „Paco“ Wrolich, Gerald Ciolek, Thomas Fothen, Wim Stroetinga, Roger Kluge und Arthur Gajek. Peter Wrolich, erst kürzlich Vorsitzender des Radsportverbandes in Kärnten geworden, möchte sich in Zukunft für den Nachwuchssport einsetzen und sich neu orientieren. Dies soll aber keine Auswirkungen auf seinen Beruf als Profi haben. Robert Förster schaut nicht zurück, sondern nur noch nach vorne und Neuzugang Roger Kluge möchte sich schnell in das Team einfinden und Fuß fassen (Roger Kluge: „Das sollte mir relativ schnell gelingen.“). Kluge fährt aber auch weiterhin auf der Bahn und setzt sich Olympia als Fernziel. In dieser Saison soll aber das volle Straßenprogramm mitgenommen werden. Die Deutsche Meisterschaft in Cottbus im letzten Jahr (3. Platz bei der Elite) habe den Ausschlag gegeben, um sich nun verstärkt auf die Straße zu konzentrieren und weitere Erfolge zu feiern.

Fraktion der Rundfahrer
Zu den Rundfahrern gehören in diesem Jahr Thomas Rohregger, Linus Gerdemann, Markus Fothen, Johannes Fröhlinger, Mathias Russ, Dominik Nerz und Dominik Roels. Fröhlinger geht in sein viertes Jahr als Profi und möchte sich bei den Rundfahrten verbessern (Johannes Fröhlinger: „Ich habe ein gewisses Potenzial.“). Ein weiteres Ziel ist sein erster Profisieg. Fröhlinger wird bei der Mallorca-Challenge in die Saison starten und danach Tirreno-Adriatico und die Baskenlandrundfahrt bestreiten.
Mathias Russ, der Pechvogel des letzten Jahres, wird ebenfalls bei der Mallorca-Challenge in die Saison starten und über Tirreno-Adriatico am Giro teilnehmen. Neoprofi Dominik Nerz freut sich riesig auf die Saison und sieht seine Qualitäten bei schweren Bergrennen und Rundfahrten. Sein Sieg bei der Deutschen Meisterschaft in der U23-Klasse im letzten Jahr zählt zu seinen größten Erfolgen. Nerz möchte sich „unten ansiedeln und viel lernen.“ Für Gerry van Gerwen ist Nerz ein „Diamant, der noch geschliffen werden muss. Es ist selten solche Bergfahrer in den Reihen zu haben.“

Die Klassikerspezialisten...blutrünstig...
Die im neuen Jahr verstärkte Klassikerfraktion (primär Kopfsteinpflaster) besteht aus den Neuverpflichtungen Roy Sentjens und Wim de Vocht, Niki Terpstra, Servais Knaven, Markus Eichler und Björn Schröder. Voller Stolz erzählt van Gerwen über diesen Typ Rennfahrer: „Das sind Rennfahrer, die beim Start das Messer in den Mund nehmen und deren Augen mit Blut gefüllt sind.“ Servais Knaven, der Oldie im Team, wird voraussichtlich zum sechzehnten Mal bei Paris-Roubaix starten und das Traditionsrennen wahrscheinlich auch zum sechzehnten Mal beenden. Laut Knaven ist er selbst noch in der Lage ganz vorne zu fahren. Knaven möchte sich keinen festen Zeitpunkt für sein Karriereende setzen, er schaut von Jahr zu Jahr. Für van Gerwen ist Servais Knaven Dirigent bei Paris-Roubaix und der Flandern-Rundfahrt.


Übersicht: Der komplette Kader des Team Milram 2010

Männer für alles
Zu den Allroundern im Team zählen in diesem Jahr Fabian Wegmann, Christian Knees und Paul Voß. Fabian Wegmann ist „gut zufrieden“ mit seiner Vorbereitung. Bereits gestern Abend ist er mit einigen weiteren Mitstreitern in ein zweiwöchiges Trainingslager nach Zypern aufgebrochen. Wegmann, der aufgrund eines eingeklemmten Ischiasnervs in der zweiten Saisonhälfte des letzten Jahres nicht richtig in Fahrt kam, muss laut eigener Aussage immer noch Rückenübungen machen. Dies habe aber keine Auswirkungen mehr auf seine Saisonvorbereitung. Bei den Rennen Lüttich-Bastogne-Lüttich und der Flèche Wallonne möchte der Münsteraner ganz vorne mitmischen.
Christian Knees (übrigens mit kahlgeschorenem Haupt) hat in dieser Saison mehrere Ziele. Knees möchte sowohl bei den Klassikern wie auch bei der Tour gut abschneiden. „Jedes Rennen ist für uns ein Höhepunkt. Wir müssen überall glänzen. Ich persönlich möchte gerne ein Top-Resultat einfahren“, setzt einer der beständigsten Fahrer des Team Milram der letzten Jahr voll auf Angriff. Knees ist in der Vorbereitung weniger Rad gefahren und hat „mehr was anderes gemacht“. Der gebürtige Bonner sieht sich zum jetzigen Zeitpunkt gut vorbereitet. Van Gerwen zu Knees: „Er ist immer sehr gut.“
Paul Voß hat für sich erkannt, dass er im Cross-Sport nicht mehr dahin kommt, wo er gerne hin will. Deswegen konzentriert er sich in der neuen Saison voll auf die Straße. Voß wird auch bei der diesjährigen Cross-WM nicht starten – ein Fernziel bleibt aber die Cross-WM 2011 in St. Wendel. Mit Paul Voß und seiner Entwicklung ist van Gerwen „zu 100% zufrieden“.

Zum Schluss der Präsentation kam Karsten Migels auf die Partner und Sponsoren des Teams zu sprechen. Dabei erzählte van Gerwen, dass man sich als Beifahrer von Christian Henn immer wie beim Autorennen vorkommt. Darüber hinaus wurden auch die neuen, diesmal weiß lackierte, Teamräder präsentiert. Die neuen Räder seien eine „Symbiose aus Steifigkeit und Komfort“. Dominik Nerz zum neuen Rad: „Das ist ein super Teil.“

Um die Fans auf dem Laufenden zu halten, bedient sich das Team auf Wunsch von Gerry van Gerwen neuester Medien und wird in der kommenden Saison twittern (www.twitter.com/teammilram). Zudem wird es wieder einen SMS-Service bei der Tour de France geben.
Die Präsentation schloss mit dem Leitspruch: „Ein Sieger hat einen Plan, ein Verlierer eine Entschuldigung.“





Trikot Team Milram 2010
Trikot Team Milram 2010

Teamfahrzeuge Team Milram
Teamfahrzeuge Team Milram

Normalerweise trägt hier der BVB seine Heimspiele aus
Normalerweise trägt hier der BVB seine Heimspiele aus

Doch heute stand die Präsentation des Team Milram auf dem Programm
Doch heute stand die Präsentation des Team Milram auf dem Programm


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