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Nairo Quintana gewinnt und Team Sky dominiert Königsetappe der Dauphiné
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09.06.2012

Nairo Quintana gewinnt und Team Sky dominiert Königsetappe der Dauphiné

Info: CRITÉRIUM DU DAUPHINÉ
LiVE-Ticker zum Nachlesen: Flash | Text
Autor: Heike Oberfeuchtner (H.O.)



Morzine, 09.06.2012 - Bradley Wiggins ist der Wiederholung seines Vorjahreserfolgs beim Critérium du Dauphiné ein großes Stück nähergekommen. Auf der Königsetappe blieben die Attacken auf sein Gelbes Trikot weitgehend aus, zumal Team Sky massive Stärke demonstrierte, sodass der Brite mit 1:20 Minuten Vorsprung auf seinen eigenen Teamkollegen Michael Rogers in den morgigen Schlussabschnitt geht. Den prestigeträchtigen Tagessieg in Morzine sicherte sich der junge Kolumbianer Nairo Quintana (Movistar), der am Col de Joux Plane aus der Favoritengruppe heraus attackierte. Cadel Evans (BMC Racing) setzte nach und erreichte das Ziel einige Sekunden vor Wiggins als Zweiter, was dem Australier eine Verbesserung in der Gesamwertung auf Rang drei (+1:36) einbrachte. Tony Martin (Omega Pharma-Quick Step) hingegen musste sich aus den Top10 verabschieden.

Kampf ums Bergtrikot bleibt aus
Auch die Strecke der sechsten und insgesamt schwersten Etappe des Critérium 2012 weckte starke Tour-de-France-Assoziationen. Abgesehen von Col de Plainpalais (Kat.1), Col de Leschaux, Col des Essérieux und Côte de Châtillon (Kat.3) standen nämlich der Col de la Colombière (Kat.1), über den Linus Gerdemann 2007 ins Gelbe Trikot fuhr, sowie der Col de Joux Plane (HC) auf dem Programm, dessen Name wohl immer mit dem von Möchtegern-Toursieger Floyd Landis verbunden bleiben wird. Ebenso wie an jenem verhängnisvollen Tag des Jahres 2006 herrschte auch heute eitel Sonnenschein am blauen Himmel, als noch 158 Fahrer sich in Saint-Alban-Leysse auf die 167,5 km lange Vorschlussetappe machten. Über Nacht waren Arnold Jeannesson (FDJ), Anthony Delaplace (Saur-Sojasun) und leider auch der Österreicher Stefan Denifl (Vacansoleil) aus dem Rennen ausgestiegen.

Es dauerte nicht lange, bis sich eine Fluchtgruppe zusammenfand, die - wie es sich für eine Königsetappe gehört - stattlich ausfiel. Mit dem Träger des Bergtrikots Cayetano Sarmiento (Liquigas-Cannondale), dem im Berg-Klassement zweitplatzierten Blel Kadri (Ag2r) sowie den starken Bergfahrern David Moncoutié, Remi di Gregorio (beide Cofidis), Brice Feillu (Vacansoleil), Jesus Hernandez (Saxobank) und Egoi Martinez (Euskaltel) hätte man sich auf einen Kampf ums Maillot à pois einstellen können, zumal als noch Pierre Rolland in Begleitung von Thomas Voeckler (beide Europcar) hinzustießen. Doch überließ die Gruppe, zu der neben den genannten Fahrern auch Sylvain Chavanel (Omega Pharma), Petr Ignatenko, Alberto Losada, Yuri Trofimov (alle Katusha), Christophe Riblon (Ag2r), Tiago Machado (Radioshack) und Maciej Paterski (Liquigas) sowie Marco Marzano (Lampre), Alexandre Geniez (Argos) und Matteo Carrara (Vacansoleil) gehörten, dem Kolumbianer Sarmiento die maximale Punktzahl an den ersten vier klassifizierten Gipfeln mehr oder weniger freiwillig. Der 25-Jährige sollte am Ende des Tages 88 Zähler auf dem Konto haben und ein beruhigendes Polster von 27 Punkten gegenüber Blel Kadri aufweisen.

Feillu und Quintana attackieren - doch nur einer kommt durch
Erst am Anstieg zur Côte de Châtillon kam Bewegung in die Ausreißergruppe, der sich in der Abfahrt vom Colombière noch Andriy Grivko (Astana) angeschlossen hatte. Hier löste sich Brice Feillu von seinen 19 Begleitern, um nach seinem Tour-Etappensieg von 2009 einem weiteren Karrierehighlight entgegenzustreben. Zu diesem Zeitpunkt begann das Hauptfeld, in dem praktisch durchgehend Team Sky die Pace vorgab, mit dem ernsthaften Teil der Nachführarbeit. Schnell ließ man den Vorsprung, der maximal zwischen drei und vier Minuten betrug, zusammenschrumpfen. Im Anstieg zum Col de Joux Plane, der wegen seiner wechselnden Steigungswerte als besonders unangenehm gilt, wurden die Ausreißer - bis auf den enteilten Franzosen - nach und nach eingesammelt. Gnadenlos kurbelten Bradley Wiggins' Helfer - Boasson Hagen, Porte und Froome - an der Spitze, und schneller als so mancher erwartet hatte, platzen die Klassementsfahrer hinten weg. Es erwischte sowohl Alexandre Vinokourov (Astana) - der zugegeben ohnehin nicht mehr der Alte zu sein scheint - wie Vincenzo Nibali (Liquigas) und Jerome Coppel (Saur-Sojasun), Luis-Leon Sanchez (Rabobank) ebenso wie Tony Martin (Omega Pharma), der sich von Rang zwei in der Gesamtwertung verabschieden musste.

Sehr stark fühlte sich hingegen Nairo Alexander Quintana Rojas (Movistar), der in einer Rampe zum Angriff überging und bald den völlig erschöpften Feillu ein- und überholte. Der 22-jährige Kolumbianer, dessen Name durch den Gesamtsieg der Tour de l´Avenir 2010 einem breiteren Publikum bekannt geworden war und der 2011 bei der Katalonien-Rundfahrt das Bergtrikot geholt hatte, nahm ca. 25 Sekunden mit in die spektakuläre Abfahrt hinunter nach Morzine. Verfolgt wurde er von Cadel Evans (BMC), der somit als Einziger heute überhaupt etwas gegen Wiggins' und Skys Übermacht zu unternehmen versuchte. Der Australier erreichte das Ziel 15 Sekunden, nachdem Quintana, zuvor Etappen- und Gesamtsieger der Vuelta a Murcia seinen dritten Saisonsieg gefeiert hatte. 8 Sekunden trennten Evans von der Gruppe mit dem Gelben Trikot, aus der heraus Daniel Moreno (Katusha), Sieger der 2. Etappe, zu Platz drei sprintete.


BMC Racing Team: Evans nun Dritter - Etappensieg im Visier gehabt

Wiggins steht vor Gesamtsieg. Evans übernimmt grünes Trikot
Der amtierende Tour-Champion verbessert sich damit auf Rang drei des Gesamtklassements, liegt aber immer noch 1:36 Minuten hinter Wiggins und 16 Sekunden hinter seinem Landsmann Michael Rogers zurück. Wiederum nur 12 Sekunden hinter Evans hat es sich mit Chris Froome ein weiterer Mann des Sky-Superteams bequem gemacht - zu dem man auch Richie Porte auf Gesamtrang neun (+3:44) hinzuzählen muss. Jurgen van den Broeck (Lotto) ist jetzt Fünfter (+2:22) vor dem starken Weisrussen Vasil Kiryienka (Movistar, +2:58). Ebenso wie Janez Brajkovic (Astana) hat der Niederländer Wilco Kelderman seine Top10-Platzierung verteidigt - und mit ihr das Nachwuchstrikot, auf das allerdings auch der Gesamtzehnte Tejay van Garderen (BMC) Anspruch erhebt. Das einzige Jersey, das heute wechselte, war das des Punktbesten. Tony Gallopin (Radioshack) geriet am Joux Plane schnell ins Straucheln, sodass Cadel Evans ihm das Maillot Verd abnehmen konnte. Zu guter Letzt sei auf die "Opfer-Liste" der Königsetappe verwiesen, auf der sich neben Koldo Fernandez (Garmin) und Xavier Florencio (Euskaltel) ein höchst prominenter Name befindet: Andy Schleck (Radioshack), dem zuletzt 29 Minuten auf den Spitzenreiter fehlten, weil er sowohl in den Bergen wie im Zeitfahren scheiterte, sollte sein Dauphiné-Abenteuer ganz schnell abhaken.

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Angesichts des beträchtlichen Vorsprungs und der Stärke seines Teams dürfte für Bradley Wiggins auf der morgigen Schlussetappe von Morzine nach Châtel nichts mehr anbrennen. Dennoch ist der 125 Kilometer lange Abschnitt nicht ohne Reiz. Es stehen noch einmal fünf Bergwertungen inklusive des Col du Corbier (Kat.1) und der "kleinen" Bergankunft (Kat.3) auf dem Plan.





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